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Agricola: Familienzuwachs gewinnt?

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ravn

Agricola: Familienzuwachs gewinnt?

Beitragvon ravn » 6. Februar 2008, 20:04

Letztens wieder bei einer Partie Agricola erlebt: Wer konsequent auf Familienzuwachs spielt und dazu frühzeitig die Voraussetzungen schafft, in dem er neue Räume baut, der hat die grössten Chancen, das Spiel auch zu gewinnen.

Wäre ja auch kein Wunder, da ein neues Familienmitglied eine neue Aktion pro Runde bringt und damit teils "Doppelzüge" möglich sind, die andere Spieler auf zwei Runden aufteilen müssen. Hatte dieses Schlüsselerlebnis, als ich mal wieder brav versucht hatte, mein Getreide vor der ersten Ernte anzubauen, um dann ggf. Brot zu backen. Dauert also viel zu lange in den Anfangsrunden.

Wer stattdessen konsequent erstmal nur auf Familienzuwachs spielt, und sieht, dass er als erster Spieler drei statt nur zwei Aktionen hat, eventuell sogar direkt zwei neue Räume in einem Zug bauen kann, der hat die Nase meist bis zum Spielende vorne. Weil er kann dann auch schneller weiter in Sachen Familienmitglieder wachsen und "fast nebenbei" die nötigen anderen Siegpunktmöglichkeiten einsammeln.

Ernährung als Problem wird da meist überschätzt. Habe bisher noch keine einzige Partie erlebt, wo jemand eine Bettelkarte hätte ziehen müssen (oder hatte eine Karte auf der Hand, um diese wieder abwerfen zu können).

Wie sind Eure Spielrundenerfahrungen? Reduziert sich Agricola nach der "Anfänger-Staun-oh-toller-Bauernhof-Phase" fast schon zu sehr auf Familienzuwachs?

Cu/Ralf

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Grzegorz Kobiela

Re: Agricola: Familienzuwachs gewinnt?

Beitragvon Grzegorz Kobiela » 6. Februar 2008, 21:19

Find ich jetzt nicht so spielentscheidend. Meist bin ich derjenige, der konsequent auf Familienzuwachs spielt, aber das dauert halt alles und ich verpasse in der Zwischenzeit andere Aktionen. Das gleich sich also alles etwas aus. ;)

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Ralph Bruhn
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Beiträge: 167

Re: Agricola: Familienzuwachs gewinnt?

Beitragvon Ralph Bruhn » 6. Februar 2008, 21:25

Hallo Ralf,

ravn schrieb:
> Wie sind Eure Spielrundenerfahrungen? Reduziert sich Agricola
> nach der "Anfänger-Staun-oh-toller-Bauernhof-Phase" fast
> schon zu sehr auf Familienzuwachs?

Ganz einfach: nein.

Genausowenig, wie es Killerkombinationen von Karten gibt, die immer gewinnen oder sonstige Meinungen, was denn auf jeden Fall spielentscheidend wäre.

Schon allein, weil ja der erste Spieler, der Familienzuwachs erhält, ja nur genau einmal eine Aktion mehr hat als der, der das in der nächsten Runde erledigt usw. Und diese eine Aktion, in der die anderen sich ja auch fortentwickeln, ist bestimmt nicht spielentscheidend. Ich habe auch schon genug Spiele gesehen, wo nicht die Spieler mit den meisten Aktionen gewonnen haben.
Ich habe aber schon gesehen, dass man auf die Aktion Familienzuwachs verzichtet, damit man keine Bettelkarte bekommt.

Gruß
Ralph

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Knecht Ruprecht
Spielkind
Beiträge: 3

Re: Agricola: Familienzuwachs gewinnt?

Beitragvon Knecht Ruprecht » 7. Februar 2008, 01:50

also nach bisher etwa 10 Partien entspricht das ganz genau meiner Einschätzung. Es ist ja nicht so, als wäre die Bonusaktion der einzige Vorteil, nein es gibt auch noch Punkte am Ende dafür (inkl. Räume).
Also in meinen Augen ist eine große Familie der sicherste Weg zu vielen Punkten, und je früher man für die Größe sorgt, umso schneller läuft alles (also vorrangig das Ernähren) glatt, da man dann einfach schneller (als die anderen) auch Grundlagen zur weiteren Ernährung schaffen kann...

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Axel Bungart

Re: Agricola: Familienzuwachs gewinnt?

Beitragvon Axel Bungart » 7. Februar 2008, 09:07

Hi Ralf,

ja, ich denke, das ist so. Überrascht aber auch nicht, denn mehr Aktionen sind besser als weniger. (Im übrigen hat man auch mehr vom Spiel.)

Die letzte Partie gegen meine Frau endete daher auch sehr einseitig für mich, weil sie nur zwei Bäulerlein hatte, ich vier. Da geht gor nix.

Gruß
Axel

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Fluxx
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Beiträge: 657

Re: Agricola: Familienzuwachs gewinnt?

Beitragvon Fluxx » 7. Februar 2008, 10:02

Hallo!

ich habe z.T. andere Erfahrung. Ich habe schon Partien erlebt, in denen ein Spieler von anfang an sein ganzes Spiel darauf ausgerichtet hat schnell neue Familienmitglieder zu bekommen. Ergebnis war, dass er als Erstes seine Familie erweitert hatte, aber zu dem Zeitpunkt kein Getreide angebaut hatte, keine Tiere auf der noch nicht gebauten Weide hatte keine grosse Anschaffung rumstehen hatte... Er musste also einen Grossteil seiner Aktionen dazu aufwenden sich zu ernaehren. Entweder fuehrte dass dann dazu, dass Andere familiengroessentechnisch gleichziehen konnten oder er konnte seinen Vorsprung halten, aber schaffte es nicht anderswo sich verneunftigaufzubauen, so dass die anderen Spieler zwar spaeter ihre Familie ausgebaut hatten, aber damit viel besser zurecht kamen.

Ganz klar ist Familienzuwachs wichtig, vor allem wenn man die Schlusswertung im Auge hat, aber es ist mMn bei weitem nicht so, dass der der als erstes Nachwuchs hat gewinnt. (z.T. ist es nicht einmal so, dass der mit den meisten Familienmitgleidern am Ende gewinnt.)

Lustigerweise habe ich es auch schon mal in der Familienversion erlebt, dass in der Runde 13 Familie ohne platz auftauchte und keiner wollte es haben obwohl niemand mehr als 4 Familienmitglieder hatte. Alle brauchten die Aktion um sich zu ernaehren oder um andere Aktionen durchzufuehren, die mehr Punkte brachten (bei 5 Personen muss man ja damit rechnen, dass die Wunschaktion in der letzten Runde nicht mehr frei ist, wenn man dran kommt...)
Ich gebe zu, dass das z.T. auch daran lag, dass einige recht schlecht gespielt haben - ich war der einzige, der das Spiel schon mehr als 2 mal gespielt hatte.

Fluxx

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dilli
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Re: Agricola: Familienzuwachs gewinnt?

Beitragvon dilli » 7. Februar 2008, 10:08

Also ich sag dazu nein.
Man muss zwar die Familie erweitern, aber man braucht nicht der/die Erste seien. Wenn das dritte Bäuerleien nur immer wieder für Nahrung für sich selbst arbeitet, ist es eigentlich schon keine Aktion mehr. Aber wie Manche erwiedern würden, am Ende des Spiels sind es 3 Punkte. Die Mitspieler werden sicher auch ihre Familien erweitern, somit sind die 3 Punkte irrelevant.
Versuche den richtigen Augenblick zu finden, dann kannst du von einer Familienerweiterungsstrategie sprechen.
Und in diesem Spiel geht es um den richtigen Augenblick.

dilli
die wieder mal mit nur 3 Räumen und 4 Personen gewonnen hat...

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Andreas Last

Re: Agricola: Familienzuwachs gewinnt?

Beitragvon Andreas Last » 7. Februar 2008, 10:28

Ich hab bisher nur eine Nichtsolorunde Agricola gespielt. War eine Dreierrunde und für mich das erste Mal ;-) Am Ende war der Spieler mit der größten Familie auch der Gewinner. Soweit scheint deine Theorie also zu stimmen. Ich dagegen hatte mich am wenigsten um die Familie gekümmert. Hatte, glaub ich, am Ende immer noch nur 2 Bauern, oder kurz vor Schluss erst den Dritten geholt, sodass er kaum noch Aktionen brachte. Jedenfalls bin ich trotzdem Zweiter geworden mit nur 3 Punkten Rückstand auf den Sieger.

Dafür, dass es mein erstes Spiel war, war ich ziemlich zufrieden. Auch ohne viele bauern.

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Ralf Arnemann
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Beiträge: 2447

Re: Agricola: Familienzuwachs gewinnt?

Beitragvon Ralf Arnemann » 7. Februar 2008, 11:51

Da paßt der Standardspruch: Es kommt halt immer darauf an.

Und zwar sehr wesentlich auf die eigenen Ausgangskarten und die Taktik der Mitspieler.

Grundsätzlich ist es natürlich ein großer Vorteil, mehr Familienmitglieder zu haben.
Aber nur, wenn man dafür nicht zu große Opfer bringen muß.

Ein schneller Familienzuwachs ist dann ratsam, wenn man Fähigkeiten/Anschafffungen hat, die die Ernährung abseits der Hauptwege Ackerbau/Viehzucht ermöglichen oder die Hausausbauten begünstigen.
Also z. B. solche, die Fischerei und Kleinkunst aufwerten oder mit denen man Lehm oder Holz in NWs umwandeln kann.

Hat man dagegen Karten, die Ackerbau oder Viehzucht begünstigen, dann sollte man wohl eher diese nutzen und eine leistungsfähige Wirtschaft aufbauen, bevor man die Familie vergrößert.

Und dieses spät oder früh betrifft in erster Linie das dritte Familienmitglied.
Das vierte oder gar fünfte macht dann bei den Aktionen nicht mehr den großen Unterschied. Da muß man einfach gegenrechnen, ob der Familienzuwachs punktemäßig mehr bringt als andere Optionen.

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Thomas

Re: Agricola: Familienzuwachs gewinnt?

Beitragvon Thomas » 7. Februar 2008, 12:50

Ich gebe zu, es scheint eine einfache Strategie zu sein, möglichst früh für Familienzuwachs zu sorgen, weil man dann ja viel mehr Aktionen durchführen kann.

Aber andererseits muss man dann auch auf weitere Räume spielen und in der Erntezeit mehr Nährwerte abgeben. Das "kostet" dann auch Aktionen, nämlich direkt zu Anfang auf die Rohstoffe zu spielen, die man fürs Ausbauen braucht, und zwei Nährwerte mehr oder weniger zu erwirtschaften kann einem auch schon von anderen, siegpunktträchtigeren Aktionen abhalten. Jedenfalls habe ich auch schonmal mit einer 3-Raum-Wohnung gewonnen. Ich hatte zwar weniger Aktionen, diese konnte ich aber "freier" auswählen und zum Schluss habe ich noch ein Familienzuwachs ohne Platz in der Hütte mitgenomme, das ich dann nur mit 1 Nährwert ernähren musste.

Ich glaube schon, dass es sich einfacher anfühlt, viele Familienmitglieder zu haben, weil man meint, man hat mehr Aktionen. Entscheidend ist aber doch letztlich nicht die Anzahl der Aktionen, sondern deren Nutzen (also die dadurch erwirtschafteten Siegpunkte im Vergleich zu den benötigten Rohstoffen und Nährwerten).

Ich denke, es kommt - abgesehen vom Solospiel - immer auch darauf an, was die Mitspieler machen. Wenn der Raumausbau und die Familienmitglieder am Anfang direkt heiss umkämpft sind, dann lohnt sich vielleicht eher, da nicht auch noch mitzumischen und andere Aktionen vorzuziehen. Ist jedoch niemand an den Rohstoffen für den Raumausbau und an den Familienmitgliedern interessiert, sollte man die Kinder dann doch "mitnehmen". (In diesem Sinne ist Agricola doch recht interaktiv, denke ich).

Ich will nicht sagen, dass ein früher Familienzuwachs eine schlechte Strategie ist, aber es geht auch mit spätem Familienzuwachs (3 Siegpunkte pro Nachwuchs sind schon nicht schlecht).


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