Beitragvon Luers » 1. Juli 2008, 15:12
Daniel R. schrieb:
>
> Attila schrieb:
> >
> > Aber manche scheint echt was daran zu liegen, das genau das
> > Spiel SdJ wird, was *sie* gutfinden.
> > Und selbst wenn - was würde das ihnen denn bringen?
>
>
> Über einzelne, persönliche Motive und deren Gewichtung könnte
> ich nur spekulieren.
> Dennoch gibt es aber übergeordnete Wertmassstäbe, die ein
> Spieler mit dem "Spiel des Jahres" verbindet. Auch solche,
> welche die Jury in Ihrer Selbstdeklaration nach aussen trägt.
>
> [b]Wer einen Preis (Auszeichnung) bekommt, soll dessen auch
> würdig sein.[/b]
> Dieses Jahr gilt: Knizia hat's verdient, Keltis nicht.
Genau dieser Punkt ist allerdings doch sehr subjektiv. Ich denke es wird viele Zeitgenossen geben, die dir in diesem Punkt wiedersprechen (weniger was Knizia angeht, als Keltis)
Es ist ja überhaupt das Problem mit Preisen und Auszeichnungen wie SdJ, oder dem Oscar, einem Grammy, oder dem Literaturnobelpreis, dass es hier keine qunatifizierbaren Maßstäbe gibt um das oder die/den jeweils eindeutig besten zu küren. Die Juroren sind letztendlich auf subjektive Einschätzungen zurückgeworfen, die zwangsläufig nie mit denen des gesamten Publikums überesintimmen können.
> Diese Diskrepanz verärgert natürlich kritische Zeitgenossen.
Das besondere Problem beim Spiel des Jahres ist es, dass diese Diskrepanz vor allem solche Menschen empfinden, die schwerwiegendere Spielkost gewöhnt sind und somit nicht unbedingt Zielgruppe der Jury.
> Der Frust darüber entlädt sich hier im Forum.
Wobei ich nicht ganz verstehe, weshalb man deshalb frustriert sein sollte (es sei denn man hätte sich als Verlag/Autor eine Auszeichnung erhofft).
>
> [b]Das Spiel des Jahres soll der (Spiel-)Kulturförderung
> dienen[/b]
> In Keltis sammelt man Karten um sie ab- oder aufsteigend
> abzulegen. Wie spannend!
Hier simplifizierst du den Spielablauf doch arg. Sogesehen besteht Schach auch nur daraus Figuren auf einem Brett herumzuschieben. Wie spannend! Die entscheidende Frage ist doch, was man aus den, geren auch einfachen Elementen für einen Spielwert schöpft. Den mag ich bezogen auf Keltis noch nicht endgültig beruteilen, dafür habe ich es zu selten gespielt. Aber Lost Cities gefällt mir außerordentlich.
> Wo bitte ist da Kultur versteckt?
Spielen an sich ist eine Kulturtechnik. Und wenn Menschen durch Keltis ans spielen gebracht werden, fördert das diese Kulturtechnik.
> Was wird mit einfachem Kartensortieren gefördert?
Es ist ja weit mehr gefordert, als simples Kartensortieren. Wer sich darauf beschränkt, hat bei Keltis sicher keine Chance. Es heißt abzuwägen, die Mitspieler beobachten, die schon abgelegten Karten, man muss entscheiden, welche Karten man selber abwerfen kann und welche nicht, um den Mitspielern keine Vorteile zu verschaffen, es gilt zu beurteilen, in welcher Farbe sich der größte gewinn verspricht und dies alles mit nur begrenzten Informationen, so dass man in seiner Taktik ständig umschwenken muss. Einfaches Kartensortieren sieht anders aus.
> [b]Die Jury legt grossen Wert auf die thematische Umsetzung[/b]
> Keltis ist eigentlich ein abstraktes Spiel, das kellische
> Thema nur aufgesetzt.
> Hier hätte die Jury bspw. mit Jamaica oder Galaxy Trucker
> viel thematischere Spiele in den Mittelpunkt rücken >können.
In der Tat auch zwei meiner Favoriten. Andererseits haben auch eher abstrakte Spiele durchaus ihre Berechtigung und ihren Reiz, sonst hätte es auch Blox nicht auf die Auswahlliste, oder Rummicub, Villa Paletti oder Focus und Bluff zum Spiel des Jahres gebracht.
> Aber eben, diese beiden stammen von ausländischen Verlägen,
> welche evtl. Ludofact nicht für die Produktion
> berücksichtigen würden und kommen schon deshalb nicht in > Frage.
Und wahrscheinlich wurde das Schutzgeld an die Jury auch nicht bezahlt. :roll:
> Der Punkt ist:
> Es gibt auf jeden Fall Spiele, die bei Wenigspieler genauso
> gut ankommen wie bei Vielspielern und ohne viel Regelwerk
> auskommen.
Zum Beispiel Keltis würde jetzt mancher sagen.
> Diese sollte man prämieren und nicht aus
> Bequemlichkeit auf den kleinsten gemeinsamen Nenner
> ausweichen oder aus Gefälligkeit den Knizia für sein
> Lebenswerk zu ehren.
Ich glaube kaum, dass hier aus Bequemlichkeit ein bestimmter Titel nominiert wurde. Da könnte ich mir weit bequemere Wege vorstellen, als den Spieltest- und Beratungsmarathon mit mehrfacher Abstimmung, den die Jury sich da jedes Jahr geht.
> Heutzutage spielen viele 8jährige schon mit ihrem Nintendo DS
> oder Playstation viel komplexere Spiele als Keltis.
Was nicht immer von Vorteil ist. Und generell halte ich Vergleiche zwischen Copmputerspielen und Brettspielen für schwierig. Gerad das was Kinder heutzutage am Bildschirm so spielen hat ja häufig doch eine eher geringe Einsteigshürde und einen sehr intuitiven Einstieg. Bei komplexen Gesellschaftsspielen ist dies seltener der Fall zudem steht dann da noch die Hürde des Regellesens.
> Damit lockst Du die nicht mehr an den Brettspieltisch.
Andererseits habe ich gerade mit dem Neffen meiner Freundin die Erfahrung gemacht, dass er sehrwohl heiß drauf war, mit uns ein Brettspiel zu spielen onwohl er sonst auch häufig vor dem Computer sitzt. Er hat sich die Regeln von Jamaica sogar selber erarbeitet und eine Solorunde für sich gespielt. Und hochkomplex ist Jamaica auch nicht, wenn natürlich auch sehr atmosphärisch.
> Dank dem roten Pöppel auf der Verpackung wird sich Keltis
> trotzdem blendend verkaufen, aber die höheren Ziele der
> SdJ-Jury werden damit käumlich erreicht.
Wer beurteilt denn das? Wenn mehr Leute durch keltis tatsächlich zum Spielen kommen, hat die Jury ihr Ziel erreicht. Und ob das klappt, wird mit Sicherheit nicht hier im Forum oder unter Vielspielern entschieden
Immerhin enthält die
> Empfehlungsliste ein paar brauchbare Titel um die ganze
> Familie an den Tisch zu kriegen.
Auch da werden die Meinungen der Menschen wieder sehr auseinandergehen, welche Spiele dazu taugen und auch du wirst feststellen müssen, dass nicht jedes Spiel in jeder Runde einschlägt wie eine Bombe.