Beitragvon Reyk » 22. Juli 2008, 22:00
Hm, ich wollte eigentlich einen ähnlichen Thread starten, war nur noch nicht dazu gekommen ... Jedenfalls interessieren mich auch Eure Erfahrungen mit dem Spiel.
Nach meinem ersten Eindruck (1 Viererspiel) ist "Jupiter" sehr ambitioniert, nimmt die offensichtlichsten Anleihen durchaus bei Wizard (und den sieben Siegeln), hat aber einige neue Elemente. Ich denke, man hat versucht ein Ansage-Stichspiel mit neuen taktischen Möglichkeiten zu entwickeln. Das geht in der Tat auf Kosten einer nicht ganz leicht verdaulichen Regel, insbesondere bei der Wertung.
Einige Punkte aus dem Gedächtnis (hoffentlich stimmt alles ...)
- Anders als bei Wizard spielt man zahlenmäßig absteigende statt aufsteigende Kartenhände, wobei die Anzahl offen ausliegender Information zunimmt. Es sind so immer (fast) alle Karten bekannt, die im Spiel sind. Für Unklarheit sorgt neben natürlich der Verteilung maximal eine zufällig verdeckt aus dem Spiel genommene Karte (hier also eher vergleichbar mit den Sieben Siegeln als mit den ersten Runden bei Wizard). Die Kartenanzahl ist wie bei den Sieben Siegeln abhängig von der Spielerzahl.
- Interessant ist der Mechanismus zur Trumpfbestimmung: Jeder legt verdeckt eine Karte ab: Die am häufigsten gewählte Farbe wird Trumpf, bei Gleichstand die höchste Einzelkarte. Anschließend verwendet man diese Karte zur Sticheprognose, hat sie in der laufenden und in kommenden Runden nicht mehr im Spiel zur Verfügung, kann sie aber am Ende der Runde gewinnen (die so erzielten Punkte bestimmen den Sieger). Hier wäre jetzt die wie gesagt nicht ganz einfache (und eben auch nicht leicht zu beschreibende) Wertung dran, vor deren Wiedergabe ich mich drücke ;-) In jedem Fall gibt es m. E. Raum für einige interessante Überlegungen. Man hat wie in Wizard die besten Chancen auf Punkte, wenn man seine Ansagen erfüllt. Es ist aber keine zwingende Voraussetzung. So wie man manchmal in Wizard im Laufe einer Runde gezwungen ist, destruktiv zu agieren, wenn die eigene Ansage frühzeitig in weite Ferne rückt, kann man das bei Jupiter evtl. sogar von vornherein als Bluff planen.
- Vergleichbar zu den Zauberern in Wizard gibt es die (allerdings nur zwei) J-Karten Jupiter und Juno, die aber etwas schwächer sind, weil sie bei Trumpfausspiel der Bedienpflicht unterliegen
- Opferlämmer (Anzahl abhängig von der Spielerzahl) funktionieren exakt wie die Narren in Wizard
- Ein für mich neues Element sind Götterkarten in jeder Farbe, die man im Moment des Ausspiels als tiefste oder höchste Karte einer Farbe deklariert. Auch hier gibt es sicher einige Taktiküberlegungen, sich evtl. während einer Runde neu zu orientieren, ohne dabei wie in Wizard komplett auf destruktiv umschalten zu müssen.
Insgesamt ist "Wizard"-Variante m. E. nicht ganz falsch, trifft es aber wohl doch nicht. Ob die vielen Mechanismen gut greifen, sich bestimmte Strategien herauskristallisieren und tatsächlich (mehr) Kontrolle da ist (oder sich die verschiedenen Mechanismen evtl. doch im Wege stehen), vermag ich nach einem Spiel nicht zu beurteilen. Potential ist aber sicher da, und wie schon geschrieben wurde: Man kann bei dem Preis nichts falsch machen.
Ciao Reyk