Beitragvon Günter Cornett » 21. November 2008, 12:24
Also an den Definitionen müssen wir wohl noch ein bisschen feilen:
Stone schrieb:
|: Jede Gesellschaft fußt auf Vereinbarungen die ein
|: Zusammenleben ohne Mord und Totschlag erst möglich machen.
Zumindest die 'zivilisierten Gesellschaften' gäbe es ohne Mord und Totschlag nicht: Kriege, Sklaverei, Verhungern lassen. Unsere Moral regelt u.a. Mord und Totschlag, kommt aber auch nicht ohne diese aus. Aber in weiten Teilen ist zumindest das Bemühen erkennbar, darauf zu verzichten.
Twixtim:
|: Unmoralisch sind nur Handlungen, die andere Menschen
|: gegen ihren Willen zu etwas zwingen.
Also mit meinen moralischen Prinzipien wäre es durchaus vereinbar, die US-Regierung zu zwingen, die in Guantanamo gefangen gehaltenen Menschen freizulassen.
Aber die eigentliche Aussage ist natürlich richtig: Wir brauchen sowas wie eine 'Moral', Werte, Konventionen darüber, um möglichst sicher und stressfrei miteinander leben zu können.
Auch der Beitrag von toolate steht dazu nicht im Widerspruch
|: Ich halte überhaupt nichts davon, die Regeln für unser
|: Zusammenleben auf Grundlage von (doch immer sehr
|: subjektive) Moralvorstellungen zu bestimmen.
Es geht ihm offensichtlich darum, dass die einen den anderen ihre (subjektiven!) Moralvorstellungen aufzwingen. Regeln fürs Zusammenleben lehnt er nicht ab sondern will dafür eine andere Grundlage. Seine 'Moral' scheint sehr von Freiwilligkeit und Vereinbarung geprägt.
Toolate interpretiert den Begriff Moral eher als Sittlichkeit, währed Stone und Twixtim Moral mit Ethik gleichsetzen.
Zurück zu [i]War on Terror[]/i:
In der Spielbox 5/2007 habe ich dazu einen Artikel geschrieben: "Verherrlichung oder politische Satire: War on Terror - the boardgame"
Verkürzt gesagt:
Die Nichtzulassung des Spiels auf der Messe ist Zensur und meiner Meinung nach unangebracht. Jedoch ist diese Zensur geprägt von Rücksichtnahme: So haben Besucher aus den USA (auch Verleger) Angehörige im WTC verloren.
Von den Autoren hätte ich mir einen etwas sensiblere Präsentation gewünscht: Das Schachtel-Cover vermittelt den Eindruck, Krieg und Terror seien lustig. Die satirische Aussage findet sich dort schwerlich wieder, wohl aber in Thematik und Spielmechanik. Die Satire ist daher durchaus gelungen und ich finde, es sollte mehr solche Spiele geben.
Ich bin dagegen, Spiele-Themen zu verbieten. Insbesondere wenn man sich eines sensiblen Themas annimmt, sollte man sich aber bemühen, diesem gerecht zu werden. Eine Moral, die sagt: 'im Spiel man darf alles', lehne ich ab, wo das Spielthema unethisches Verhalten propagiert oder sich über das Leid anderer lustig macht.
D.h. allerdings nicht, dass ich ein Junta-Spiel ablehnen würde, nur weil man da in die Rolle des Bösen schlüpft. Im Gegenteil: das ist nicht nur ok sondern eine unterhaltsame Möglichkeit zur Auseinandersetzung damit. Wenn man 'böse Themen' oder 'unmoralisches Verhalten' aus dem Spiel verbannt, hat Spiel nur noch wenig mit dem 'richtigen Leben' zu tun. Da könnte man genauso gut Krimis und die Tagesschau verbieten.
Gruß, Günter