Beitragvon Reinhard Staupe » 14. August 2010, 12:13
Hallo Jojo!
Zunächst mal muss ich betonen, dass ich Dixit für ein großartiges Spiel halte, das völlig zu Recht zum "Spiel des Jahres" gewählt wurde. Zwar hat es seine Schwächen, insbesondere, dass es erst so wirklich gut ab vier Personen spielbar ist, aber wenn man dann vier oder mehr Leute beisammen hat, dann entfaltet es auf ganz einfache Weise eine wunderbare Atmosphäre aus Schauen, Überlegen, Assoziieren, Staunen, Schmunzeln und Träumen.
Meine Erfahrung mit Dixit war bisher so, dass ich die Spieler (insbesondere einige Spieletreff-Vielspieler) stets erst ein wenig überreden musste, damit sie überhaupt mitmachen. Wenn ich vorher knapp erklärte, dass es ein wenig in Richtung "Nobody is perfect" geht, allerdings mit Bildern, dann rümpften viele die Nase. O-Ton: "Wie jetzt, und so was wird Spiel des Jahres?" Dann fingen wir an, und siehe da, ruckzuck waren alle feste dabei, mittendrin in den superschönen Bildern – und letztendlich fanden es bisher (fast) alle gut, und viele waren ebenso begeistert wie ich.
Wobei ich zugeben muss, dass der Einwand "für das wenige Material ist es deutlich zu teuer" auch in meinen Runden häufig geäußert wurde.
Nun zu Deiner Preis-Frage. Es stimmt, Dixit ist recht teuer - gemessen am reinen Material und verglichen mit anderen Spielen dieser Größenordnung, eher am oberen Ende der Skala. (Soll bitte niemand mehr sagen, dass "Privacy" mit knapp über 30 Euro zu teuer ist! :smile:). Inwieweit sich der Ladenpreis noch nach unten bewegen wird, wird sich zeigen, wahrscheinlich aber eher nicht auf 20 Euro, wo er liegen könnte.
Aber: Ob nun 29,99 Euro, die ich vor ein paar Wochen im Laden bezahlt habe, oder 25 oder 20 Euro – man erwirbt mit ziemlicher Sicherheit großen Spielspaß für viele viele Stunden. Vergleichbar z.B. mit den Werwölfen von Düsterwald. Da habe ich für 24 Karten in einer labbrigen Schachtel seinerzeit 10 Euro hingeblättert. Geht natürlich billiger, wie andere Kartenspiele mit mehr Inhalt und besserer Verpackung beweisen. Aber ich habe dieses Werwölfe-Exemplar bestimmt 300 Mal verwendet, bevor es dann, völlig abgenutzt, den verdienten Gang in den Papiermüll antreten durfte und durch ein neues ersetzt wurde.
Ich will hier keine Lanze für überteuerte Produkte brechen, und ich verstehe jeden, der 30 Euro mal nicht so einfach leichthin ausgeben möchte (oder kann). Jedoch sollte man immer ein wenig im Blick behalten, was man dafür als Gegenleistung erhält. Ein Kinoabend mit Popcorn und Getränken. Locker 30 Euro. Eine (!) Karte für Roger Waters nächstes Jahr: deutlich über 100 Euro. Tja, und auf der anderen Seite: mein geliebtes "Nobody is perfect", mindestens 50 Mal gespielt (und ein Ende ist nicht in Sicht): geschätzte 39 DM vor 15 Jahren.
Es ist bezeichnend, das Spiele, die in der Produktion viel teurer sind als etwa Bücher oder CDs, nach wie vor an der unteren Preisgrenze liegen müssen. Carcassonne für knapp 10 Euro, Dominion für 19 Euro… einhergehend mit der Vorstellung vieler Leute, dass andere Brettspiele (die kein SpdJ geworden sind) viel zu teuer seien. Verrückt. Andersrum wäre es sinniger: Die SPdJ-Ladenpreise sind generell zu niedrig.
Konkret bei mir bisher: etwa ein Dutzend Dixit-Runden für 30 Euro. Etliche werden folgen. So gesehen ein echtes Schnäppchen.
Viele Grüße,
Reinhard