Kuhhandel und andere Spiele aus Eigenvertrieb! Infos gesucht!

[domse]

Hallo liebe Spielbox Gemeinde,
ich bin vor kurzem an eine Version des Spiels Kuhhandels herangelaufen, über die ich leider in den weiten des Netzes nichts herausfinden konnte. Ich versuche es daher auf diesem Wege:

Es handelt sich um eine Version aus dem Eigenvertrieb von Rüdiger Koltze von 1983 (Ravensburger: 1985). Auf der Rückseite ist vom Autor von Hand geschrieben:

Erfinder/Vertrieb:
Rüdiger Koltze
Straße
Telefonnummer

Ich lasse zum Schutz der Privatsphäre von Herrn Koltze hier mal die Infos weg. Es ist allerdings bemerkenswert, dass Stadt und Vorwahl der Telefonnummer fehlen, es scheint also nur stadtintern vertrieben worden zu sein (???).

Das Spiel selbst ist im Umfang mit dem späteren Kuhhandel identisch, graphisch weicht es allerdings bedeutend ab, der comichafte Stil fehlt völlig, stattdessen gibt es solide Tierbilder. Die Schachtel ist eine einfache weiße Schachtel für 2 Kartendecks, die mit einer "Almszene" beklebt ist.

Kennt jemand vielleicht die Details über diese Version? In welcher Auflage wurde sie über welche Kanäle vertrieben? War es gleichzeitig der Prototyp zum Versenden an Verlage? Oder hat jemand Kontaktdaten von Rüdiger Koltze, dass ich ihn befragen kann?

Da ich vor kurzem auch über ein Wucherer aus der heimischen Produktion von Friedemann Friese gestolpert bin, stellt sich mir noch eine weitere Frage: Was für Spiele aus der Frühzeit etablierter Autoren bzw. etablierte Spiele gibt es noch, die ursprünglich aus Eigenproduktion/-vertrieb erhltlich waren? Ich wittere ein sehr interessantes Sammelgebiet!

Viele Grüße und danke schonmal für die Mithilfe,
Dominic

[Christian Hildenbrand]

Halo Dominic,

hm, im Prinzip kannst Du da eine Menge Kleinverlage, die von Eigenverlegern betrieben wurden, zu der Liste zufügen. Wichtig ist ja Deiner Frage nach in erster Linie, dass die Spiele erst in einer solchigen Version, dann von einem großen Verlag auf den Markt gebracht wurden.

Ein paar Beispiele:

2F-Spiele bzw. Spiel-Baustelle Bremen (Friedemann Friese):
- Wucherer -> Abacus

Bambus-Spiele (Günter Cornett):
- Arabana Ikibiti -> als Kahuna bei Kosmos
- Pingvinas -> als "Packeis am Pol" bei Phalanx

db-Spiele (Dirk Henn):
- Texas -> als Rosenkönig bei Kosmos
- Al Capone -> erst Stimmt So!, dann als Alhambra bei Queen Games
- Carat -> erst gleicher Name, dann als Gärten von Alhambra bei Queen
- Timbuktu -> Queen Games
- Iron Horse -> als Metro bei Queen Games
- Premiere -> als Showmanager bei Queen Games

Edition Perlhuhn (nicht nur Spiele von Reinhold Wittig):
- Heimlich & Co. von Wolfgang Kramer -> erst Ravensburger, dann Amigo

Neuroludic (Spele verschiedener Autoren)
- Une Ombre sur Whitechapel von B: Cathala + L. Maublanc -> als Mr. Jack bei Hurrican

White Wind (nehme ich mal dazu, da es mit einer Ausnahme nur Alan R Moon-Veröffentlichungen waren):
- Elfenroads -> Elfenland bei Amigo

Das sind jetzt mal nur die, die mir ganz spontan eingefallen sind. Da sind aber noch viele mehr da draußen, z. B. von Michael Schachtel bei Timbuktu, die dann später bei Queen gelandet sind, meines Wissens müsste es auch ein "Ebbe und Flut" von Wolfgang Werner gegeben haben, bevor es bei Adlung landete.

Nostalgische Grüße
Christian (besitzt nicht alle der oben genannten Spiele ... aber fast ;-) )

[domse]

Hallo Christian,
danke für deine Antwort. Also zur Klarstellung, was ich mit anderen Spielen meinte. Die prägende Gemeinsamkeit sollte quasi der Bekanntheitsgrad von Spiel und/oder Autor in der späteren Version sein. Sonst ist das natürlich eine Kleinverlagssammlung.
Dominic

[Christian Hildenbrand]

Hallo Dominic,

dann treffen meine genannten ja alle zu. ;-)
(Zumindest sehe ich den Bekanntheitsgrad / Erfolg der genannten Spiele und die Bekanntheit der Autoren - wobei das natürlich auch Ansichtssache sein kann. So ein paar Autoren und Spiele kenn ich halt. ;-))

Kleinverlag ist ja nicht gleich Eigenverlag. Bambus, db-Spiele, WhiteWind, 2F & Co. sind ja in erster Linie Eigenverlage. ;-)
Einer, der mir eben noch einfiel: Moskito mit A la Carte, das in der Auflage 20 Jahre später immerhin den Weg auf die Nominierungsliste zum Spiel des Jahres geschafft hat.

Grüße
Christian (mit 2 x Arabana Ikibiti im Regal ... und 4 verschiedenen Ausgaben von Wucherer aus der Spielbaustelle Bremen)

[achim]

Ich denke einige "Historienspiele" von Poel kann man auch dazu rechnen. Das waren auch immer "selbstgebastelte" Spiele im Eigenvertrieb, wovon einige später bei Spielverlagen erschienen sind.

Gruß
Achim

[KMW]

Rudolf Rühle, der spielbox-Spielesammler-Experte und Mitgründer der Europäischen Spielesammler Gilde, hat zum Kuhhandel im Eigenverlag noch folgende ergänzende Infos:

Nullserie von 1.000 Stück,
in Göttinger Studentenkreisen vertrieben;
das Titelbild wurde von der Tante des Autors gezeichnet.

KMW

[domse]

Dankeschön! Das sind die Infos die ich wollte!
Eine Frage für zukünftige Recherchen: Hätte ich das jetzt auch irgendwo finden können oder half eine Emailanfrage an Rudolf Rühle?
Grüße und danke,
Dominic

[KMW]

Die Infos stammen aus Rudolf Rühles privater Datenbank. Er hatte sich bei mir gemeldet, nachdem er Dein Posting gelesen hatte. Schließlich arbeiten wir ja auch beide für die spielbox ;-)
KMW

[Karsten Höser]

Hallo Dominic,
du kannst dich auch gerne mal auf der Seite der ESG umschauen, die Adresse lautet www.e-s-g.eu. Bei Fragen darfst du dich auch direkt an uns wenden.
Viele Grüße
Karsten

[Ingo Althöfer]

Ich weiss noch etws mehr über die Anfänge vom Kuhhandel:

* Die Kolze-Brüder waren auch in der deutschen Go-Spiel-Szene
aktiv. Zu vielen Wochenend-Turnieren nahmen sie etliche
Exemplare von Kuhhandel mit und spielten das Spiel mit
anderen Go-Spielern an den Samstag-Abenden, wenn die Go-Steine
schon wieder in die Dosen gewandert waren. Viele Mitspieler
waren begeistert, erwarben Exemplare und machten auch
Mund-zu-Mund-Propaganda.

* Die selbst konfektionierten Spiele wurden einzeln
auf eine Küchenwaage gelegt. Nur wenn das Gewicht auf das
Gramm genau stimmte, nahm man an, dass alle Spielkarten
in dem Exemplar drin waren.

* Gerd Mex, Göttinger Go-Guru, war damals in den
Produktions-Prozess eingespannt. Von ihm habe ich auch
diese Details erfahren.

Ingo.