Wir haben heute die Tore der Welt das Kartenspiel gespielt. Neugierig was andere Gruppen dazu sagen habe ich mich auf die Suche begeben. Aber erstaunlicher Weise im Netz nicht wirklich was gefunden. Deswegen dachte ich ich mache mal hier den Anfang und berichte mal von unseren Eindrücken...
Erstkontakt: Die Spielregel
Das Spiel gehört nicht mir, aber da wir vor hatten es zu spielen habe ich die Zeit bei Abendessen genutzt mal die Spielregeln zu überfliegen und war sehr erfreut. Der schöne Mechanismus aus dem Brettspiel zur Verteilung der Rohstoffe wurde übernommen und zum Kernelement des Kartenspiels gemacht. Es gibt weiterhin Aktionskarten die man aber nicht alle nutzen kann, da man dann auf seine Einkünfte verzichten muss. Also kurz gesagt, die interessantesten Sachen aus dem Brettspiel tauchen hier auch wieder auf. Zu der Qualität der Regel kann ich gerade nicht so viel sagen, da ich es wie gesagt nur überflogen habe, schien mir aber ganz ordentlich zu sein. Zwei Mängel sind schon hier im Forum diskutiert worden (Diskrepanz über die Strafpunkte bei nicht Erfüllen der Steuern in den (fehlerhaften) Regeln und auf der (korrekten) Karte; In den Regeln ist nicht klar gesagt, dass am Ende des 1. Kapitels die blauen Karten des 1. Kapitels abgeräumt werden und jeder Spieler seine Aktionskarten zurückerhält.)
Spielbeschreibung:
Im Spiel gibt es 4 Ressourcen - Bauwaren, Frömmigkeit, Tuch, medizinisches Wissen - und Siegpunkte. Ziel ist es die Ressourcen zu erhalten und in möglichst viele Siegpunkte umzuwandeln.
Das Spiel wird in zwei Kapiteln mit jeweils 12 Runden gespielt. Jede Runde beginnt damit, dass der Startspieler eine Kapitelarte und liest sie vor. Ist es eine braune Karte tritt der Effekt sofort für jeden Spieler ein (blaue Karten komme ich später zu). Dies kann bedeuten, dass man Ressourcen bekommt, abgeben muss oder gegen andere Ressourcen tauschen darf. Dann legt der Spieler die Karte in die Mitte. Je nachdem wie er sie legt bekommt er eine der 4 Ressourcen als Gunst und weist jedem Spieler (auch sich selbst) eine der Ressourcen oder Siegpunkte zu, die dieser diese Runde bekommen kann. Danach darf jeder Spieler eine seiner Aktionskarten spielen und entscheiden, was passiert. Entweder er nutzt die Aktion der Karte oder er bekommt so viel der vom Startspieler zugewiesenen Ressource, wie auf der Aktionskarte angegeben ist. (Mögliche Aktionen sind z.B. Austausch von Siegpunkten und Ressorcen oder Ressourcen untereinander im Verhältnis 1:1 )
Danach wird die Kapitelkarte weggelegt - bei einer braunen Karte auf einen Ablagestapel, bei einer blauen Karte offen in die Tischmitte. Blaue Karten erhalten Möglicheiten Ressourcen in Siegpunkte zu tauschen. So lange eine blaue Karte offen ausliegt darf jeder Spieler am Ende jeder Runde sie einmal nutzen. Es können dabei maximal 2 blaue Karten gleichzeitig ausliegen - kommt eine dritte hinzu, wird die älteste auf den Ablagestapel gelegt. Danach wechselt der Startspieler und der nächste Spieler ist dran. Nach zwölf Runden ist ein Kapitel ist vorbei. Jeder Spieler muss ein ebestimmte Anzahl jeder Ressource abgeben - wie viel genau hängt davon ab, ob die letzte Aktionskarte braun oder blau war. Danach beginnt das zweite Kapitel, welches genauso verläuft aber andere Kapitelkarten beinhaltet.
zum Spielgefühl/Bewertung:
Im Vergleich zum Brettspiel sind die Kapitelkarten, die ins Spiel kommen immer gleich - Abwechslung entsteht nur durch die Reihenfolge in der sie erscheinen. Ich denke aber, dass das auch an Abwechslung ausreicht. Die Effekte der braunen Karten sind selten Spielentscheidend, es sind meist kleinere Effekte, die mal ganz nett sein können aber nichts, was wirklich signifikant ist. Die blauen Karteneffete hingegen sind ein Herzstück des Spiels. Sie geben an, wie man Effizient Siegpunkte bekommen kann und geben so den Ressourcen eine unterschiedliche Wertigkeit - wenn die blaue Karte gerade Tuch verlangt, ist Tuch bei allen Spielern sehr gefragt, wenn diese blaue Karte wieder verschwindet ist Tuch sehr viel weniger wert. Die Reihenfolge wann die Karten kommen und wie lange sie liegen bleiben kann also einen großen Unterschied machen.
Was mich an dem Spiel leider ziemlich stört ist, dass ich das Gefühl habe, dass ich wenig signifikante Entscheidungen treffen kann. Die Ressourcen sind alle quasi gleich viel wert - kann sein, dass eine Analyse der blauen Karten zeigt, dass manche doch deutlich gefragter sind als andere, ist aber jetzt bei unserem ersten Spiel nicht so aufgefallen. Wenn ich als Startspieler entscheide, wie ich die Karte hinlege gucke ich also meist nur, von welcher Ressource ich noch eine Aktionskarte habe, die mir 3 Einheiten von der Ressource zusichert. Welche Gunst ich dazu bekomme ist meistens auch egal. Hauptsache erst mal sammeln, früher oder später kann man alles brauchen... Wenn man ein gutes Gedächtnis hat kann man sich versuchen zu merken, was die Mitspieler schon gespielt haben und versuchen ihnen Ressourcen zuzuteilen, wo sie keine passenden Aktionskarten mehr auf der Hand haben - aber wenn ich mir die alle merken soll, wird es echt stressig - und oft kann ich es eh nicht richtig ausnutzen, da ich zuerst meinen Ertrag maximieren muss.
Ationskartenmanagement ist auch nicht so prickelnd. Während ich beim Brettspiel jedesmal lange überlege, welche Aktionskarte ich spiele und welche ich abwerfe ist hier die Entscheidung meistens sehr leicht. Vielleicht habe ich die Strategien hier noch nicht so durchschaut aber wirkliche Entscheidungszwänge hatte ich kaum. Wenn es geht nimmt man fast immer die meisten Ressourcen mit.
Die Tatsache, dass sich erst mit der letzten (bzw eigentlich vorletzten) Karte entscheidet, welche Abgaben wirlich gefordert werden erschie uns eher als lästig anstatt bereichernd - wenn ich weiß am Ende brauche ich 3 Baumaterialien und keine Frömmigkeit beeinflusst das mein Spiel eventuell, aber wenn ich weiß entweder brauche ich 3 Baumaterialien und keine Frömmigkeit oder keine Baumaterialien und 3 Frömmigkeit, dann wird dieser Unterschied schon wieder fast beliebig.
Langfristige Strategien sehe ich auch kaum - man kann nicht entscheiden sich auf medzinisches Wissen oder Baumaterialien zu fokussieren, wie man es im Brettspiel z.B. durch den Bau von Häusern machen kann. Die einzige Entscheidung, die mir gerade einfällt ist die, entweder die blauen Karten so oft wie möglich zu nutzen oder alle Ressourcen zu sparen und erst im zweiten Kapitel zu verbrauchen, da da das Verhältnis Siegpunkte pro Ressource besser ist - allerdings durch die Einschränkung, dass man die blauen Karten nur einmal pro Runde nutzen kann, läuft man Gefahr, dass man nicht alle Ressorcen sinnvoll los wird.
Zusammenfassung:
Alle guten Elemente aus dem Brettspiel scheinen übernommen worden zu sein. Man hat einen starken Wiedererkennungseffekt, was i.A. für eine gute Kartenspielumsetzung spricht. Trotzdem fehlt mir im Spielgefühl einiges:
- Beim Brettspiel hat jede Ressorce seine Aufgabe (Getreide, Frömmigkeit, Geld -> Steuern; Wolle, Tuch -> Geld; Baumaterialien -> Siegpunkte; Medzinisches Wissen -> Alternativer Weg zu Siegpunkten) beim Kartenspiel scheint es ein ziemlicher Einheitsbrei zu sein.
- Beim Brettspiel kann ich durch Häuserbau und Handkartenmanagement versuchen langfristge Strategien anzusetzen und Schwerpunkte zu setzen (will ich viel Bauen oder lieber medizinisches Wissen haben? Will ich mittels Wolle/Tuch viel Geld haben oder versuche ich mit dem Minimum auszukommen und versuche lieber mittels Loyalität ein paar Extrapunkte abzustauben?) - beim Kartenspiel scheine ich eher von der Hand in den Mund zu leben.
- Beim Brettspiel ist jede weggelegte Aktionskarte ein innerer Kampf, beim Kartenspiel fällt die Entscheidung meist sehr leicht.
Ich fürchte das klingt jetzt alles sehr negativ, das ist sicher übertrieben. Das Spiel ist OK, ich würde es sicher jederzeit wieder mitspielen. Aber ich hatte mir mehr erhofft. Es ist klar, dass beim Übergang Brettspiel -> Kartenspiel einiges reduziert werden muss, aber mir scheint hier ein Fünkchen zu viel weggenommen worden zu sein.
Aber das ist jetzt mein ERSTER Eindruck nach EINEM Spiel. Vielleicht stelle ich ja nach weiteren Spielen fest, dass ich hier zu hart geurteilt habe und in dem Spiel doch noch mehr steckt...