Beitragvon Volker L. » 12. Oktober 2012, 14:43
TomTom schrieb:
>
> Wobei man da ja zwei Abstufungen unterscheiden sollte:
>
> 1. Ich denke, ich bin am Verlieren und setze mich nicht mehr
> für die Kolonie ein; d.h. ich gebe keine persönlichen
> Ressourcen dafür her, um zu Verhindern, dass wir Alle
> gemeinsam am Spiel scheitern.
>
> 2. Ich denke, ich bin am Verlieren, und spiele aktiv darauf
> hin, das Alle am Spiel scheitern.
Diese Unterscheidung hatte ich ja auch in meinem
Beitrag gemacht, und ich halte das erste für durchaus
legitim, das zweite aber nicht.
> Nun gibt es dazwischen viele Grauzonen: Zum Beispiel kann ich
> schon von Anfang an spielen, ohne dass ich etwas für den
> Erhalt der Kolonie tue. Ich drehe selbstgerecht den Spieß um,
> und sage mir, dass die anderen sich bitte darum kümmern
> sollen, dass die Kolonie überlebt. Das gibt mir durchaus
> einen Vorteil, da ich selbst an Ressourcen spare.
Ja, und wenn alle (oder genug) so egoistisch spielen
(oder die anderen Spieler einfach nur keine Lust haben,
sich vom Egoisten dazu erpressen zu lassen, ihm den Sieg
quasi zu schenken), dann kommt sowas raus wie hier einer
schrieb, dass in mehreren dutzend Partien niemals auch
nur ein einziger Sieg gegen das Spiel gelang.
> Zum Allgemeinen Verhalten des Menschen sei gesagt: Es gab
> eine Studie, ein Experiment
Das kann man aber schwer vergleichen, weil es beim Spiel
um einen verabredeten Wettstreit nach Regeln geht, beim
Experiment aber um das (nicht-)akzeptieren einer
Willkürentscheidung.
> Dabei hat sich gezeigt, dass die meisten abgelehnt haben,
> wenn sie weniger als der Entscheider bekommen hätten - was
> vollkommen irrational ist, denn anstatt einen Gewinn zu
> machen zerstört der Mensch also lieber seinen Gewinn - weil
> ein Anderer MEHR bekommen hätte. Spannend und Erschreckend
> zugleich.
Irrational ist das aber nur, wenn Du es als isoliertes
Ereignis betrachtest, was aber auf soziale Interaktion
nicht zutrifft; Menschen werden - vor allem von ihren
Eltern, aber auch vom Umfeld, hauptsächlich in der
KIndheit, aber auch noch später - erzogen, wobei die
Erziehung eher darauf abzielt, dass die Allgemeinheit
davon profitiert und nicht nur der Erzieher selbst.
Der Ablehner wird wahrscheinlich nie davon profitieren,
dass er dem zu gierigen Entscheider Einhalt geboten hat,
aber jemand anders wird es, und der Ablehner wird
vielleicht eines Tages davon profitieren, dass dem
anderen Egoisten, dem er später mal begegnet, von einer
vierten Person die Grenzen aufgezeigt wurden.
Im großen Zusammenhang kann es eben durchaus sinnvoll
sein, einen eigenen Nachteil in Kauf zu nehmen, um
Verhalten, das (zu sehr) vom akzeptablen abweicht,
zu bestrafen. Insofern finde ich das Ergebnis der
Studie nicht erschreckend, sondern eher beruhigend ;-)
Gruß, Volker