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Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Allgemeine Spiele-Themen
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Andreas Keirat

Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Beitragvon Andreas Keirat » 6. Februar 2014, 07:59

Die Anleitung, ein unverstandenes Wesen

Ihr kennt es sicherlich auch. Man fiebert einem neuen Spiel entgegen, hat die Schachtel in der Hand und fällt gleich nach dem Auspacken über die Spielregeln her. Doch irgendwie gibt es eigentlich doch immer an einer Anleitung etwas zu bemängeln. Denn die Spiele-Hersteller haben natürlich keine verbindlichen Regeln, wie eine Anleitung auszusehen hat. Damit meine ich nicht den Inhalt, der schon oft genug schwierig zu vermitteln ist, wenn er fehlerfrei sein soll, sondern die Form.

Wie also sollte die ideale Spielanleitung beschaffen sein? Das möchte ich Euch mal hier im Forum fragen. Nicht aus persönlichem Anlaß, sondern einfach so, weil ja auch immer mal wieder Verlagsmitarbeiter mitlesen. Und da ich keinen Blog oder so etwas betreibe, sondern eine reine Rezi-Seite, schreibe ich den Text mal hier auf.

Punkt 1 – Internationalität
Viele Spiele kommen heute mehrsprachig bzw. sprachneutral auf den Markt. Dabei werden jedoch die Anleitungen natürlich in die Sprachen übersetzt, bei denen man den größten Absatzmarkt sieht. Die Frage stellt sich hier, ob man alle Sprachen in einem Heft unterbringen sollte oder für jede Sprache ein eigenes Heftchen erstellt.
Bei Queen Games hat man pro Nationalität ein eigenes Heftchen. Das finde ich persönlich ganz praktisch, weil man die Anleitungen, die man nicht braucht, wegwerfen kann oder unter das Inlet legt. Die Spielanleitung selbst ist nicht so dick und läßt sich leichter handhaben. White Goblin Games dagegen hat alles in einem großen Heft zusammen. So kann nichts verloren gehen und man hat schnell die anderen Übersetzungen zur Hand, wenn es mal um Detail-Regelfragen und Interpretationen geht. Wahrscheinlich ist ein einziges Anleitungsheft günstiger in der Produktion…
Mir persönlich gefallen viele Anleitungen allerdings besser.

Punkt 2 – Layout bei mehrsprachigen Anleitungen
Wenn man eine Anleitung mehrsprachig macht und alles in ein Heft setzt, gibt es dafür mehrere Ansätze. Der gebräuchlichste ist dabei wohl das Bereichs-Layout. Erst kommt die komplette Anleitung in einer Sprache, danach die komplette Anleitung in einer zweiten Sprache usw.
Bei Drei Magier Spiele funktioniert das allerdings anders. Hier gibt es mehrere Sprachen, die auf einer Doppelseite in Spalten nebeneinander liegen. Dies hat den Vorteil, daß man Abbildungen nur einmal auf einer solchen Seite unterbringen muß und dann direkt für vier oder sechs Sprachen zur Verfügung hat. Bei Regelunklarheiten findet man den Passus in einer anderen Sprache natürlich auch sehr schnell.
Der Nachteil dieses Layouts ist das ständige Nachblättern selbst bei leichteren Kinderspielen, weil die Anleitung jedes Mal aus gefühlten 24 Seiten besteht. Und die fremden Sprachen auf der Doppelseite irritieren dazu.
Die dritte Variante kommt mir bei den Gigamic-Spielen in den Sinn. Hier hat man die Anleitungen in der Regel auf ein festes Format (1 bis 2 Seiten) gequetscht und die Beispiele am Ende des Regelbuchs abgedruckt. Verweise in den Spielregeln fordern den Leser dazu auf, dorthin zu blättern und sich das Beispiel anzuschauen. Auch hier ist der Vorteil, daß die Abbildungen nicht ständig wiederholt gedruckt werden müssen und man dadurch Seiten spart. Das erste Lesen einer Anleitung wird zwar holpriger, allerdings kann man beim Nachschlagen oder Rekapitulieren der Regeln auf einen kompakten Textblock zurückgreifen.
Mir persönlich gefällt der erste Ansatz am besten. Mit den Regeln von Drei Magier dagegen komme ich gar nicht klar, das finde ich einfach nur grausam und ablenkend.

Punkt 3 – Aufzählung und Abbildung des Spielmaterials
Eigentlich kann man hier bei fast allen Spielen nichts bemängeln. Die Spiele zeigen oft das Spielmaterial und benennen es, dazu gibt es fast immer die Zahlenangaben, wie viele Objekte welcher Art vorhanden sein müssen.
Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen. Bei den Czech Games Edition-Spielen ist in der Anleitung selbst oft kein Hinweis, welche Menge vorhanden sein sollte. Dies muß man dann umständlich auf der Unterseite der Verpackung nachlesen. Oder die Materialabbildung ist auf der Schachtel zu finden (Myrmes war das glaube ich).
Mir gefällt das persönlich überhaupt nicht, denn wenn ich solche Informationen suche, schaue ich doch automatisch in der Regel und für mich gehören Materialangaben dort hinein.
Was mich neuerdings stutzig macht: Einige Spiele geben keine Mengen mehr an. Während es früher hieß, daß ein Spiel 100 Geldscheine hatte, kommt heute manchmal nur noch ein lapidares „Spielgeld“ zum Einsatz. Gibt es da nicht eigentlich eine Verpackungsrichtlinie, in der geregelt wird, daß alles Wesentliche eines Produktes genau aufgelistet werden muß? Bei Lebensmitteln also Inhalt und Menge, bei Haushaltswaren nur die Menge etc...
Ich finde es gut, wenn ein Spiel mir genau beschreibt, was drin sein soll. Aber das muß dann auch wirklich vorhanden sein. White Goblin Games z.B. nimmt es ja nicht so genau mit seinen Deklarationen. Hier fehlt bei dem einen oder anderen Spiel schon mal ein Marker und wird dann nachträglich als „wir haben uns vertippt“ deklariert. Ist natürlich die einfachere Methode, bevor man allen Kunden Ersatz schicken muß. Klar, Fehler können immer passieren, zumal ein zusätzlicher Stanzbogen natürlich auch Geld kostet und man dann eventuell direkt bei der Produktion entscheidet, daß dies dann eingespart werden soll. Dumm, wenn man dann die Anleitung nicht mehr anpassen kann…
Warum das ein Problem sein kann? Weil ich ja vielleicht in einigen Jahren genau so ein Spiel gebraucht kaufe/verkaufe und dann auf eine Differenz stoße. Als Käufer würde ich natürlich meckern über den schlechten Verkäufer und als Verkäufer hab ich mit einem nörgelnden Kunden zu tun.

Punkt 4 – Schachteldesign
Ok, das hat jetzt nichts mit Anleitungen mehr zu tun, aber einen abgetrennten Text wollte ich auch nicht mehr schreiben.
Wie sollte eurer Meinung nach die Schachtel-Information aussehen?
Ich möchte gerne an den Längs- und/oder Querseiten eine Angabe über die Spielerzahl und das Einstiegsalter haben. Gerne auch eine ungefähre Zeitangabe. Das Cover sollte den Autoren-Namen dabei haben, auf Spielerzahl/Alter/Spielzeit kann ich da verzichten. Angaben über Spielepreise sind mir persönlich egal, wirken aber vielleicht verkaufsunterstützend. Dann sollten sie aber nicht 50% des Covers einnehmen.
Auf der Schachtelunterseite möchte ich gerne ein großes Bild des Materials, eventuell bei besonderen Gimmicks eine Vergrößerung davon, sehen. Auf eine Skalen-Beschreibung wie bei Alea (Anspruch, Spieldauer, Kalorienverzehr während einer Partie, Spaßfaktor, Interaktivität, Fußpilzwahrscheinlichkeit) kann ich verzichten. Materialangaben in Tabellenform bei kurzen Listen finde ich auch ok. Die Standard-Sachen wie Grüner Punkt, CE, Strichcode, Anschrift des Verlags etc. müssen ja auch sein. Neben einer Autoren-Angabe hätte ich auch liebend gerne den Grafiker und (komischerweise) auch den Verantwortlichen des Verlags genannt. So wie bei Queen Games damals immer mit „Realisation: Bernd Dietrich“.


So, jetzt seid ihr dran. Was seht ihr anders, was hab ich bei meinen Überlegungen übersehen und wo pflichtet ihr mir bei?


Ciao,

Andreas Keirat
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Ludoversum
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Re: Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Beitragvon Ludoversum » 6. Februar 2014, 09:03

Andreas Keirat schrieb:
>
[...]

Hm, hatten wir so eine (ähnliche) Diskussion nicht vor ein paar Monaten schon mal?
Ah, hier (ging dabei aber eher um inhaltliche Themen):
http://spielbox.de/phorum4/read.php4?f= ... &t=277087&



> Punkt 1 – Internationalität
> [...]
> sieht. Die Frage stellt sich hier, ob man alle Sprachen in
> einem Heft unterbringen sollte oder für jede Sprache ein
> eigenes Heftchen erstellt.
> [...]

Ich finde, dass das von Länge und Format abhängt. Schlimm sind zwei Dinge:
- einseitige "Lappen", die bei erstbester Gelegenheit verknicken (kommt ab und zu noch bei Kosmos vor)
- dicke Schmöker, die gerne zuklappen und bei denen man den deutschen Text jedes Mal suchen muss

Optimal empfinde ich ein Heft in A4- oder A5-Format, geheftet und mit ca. 4-12 numerierten Seiten. (Klar, wenn die Regeln umfangreicher sind, wird es halt mehr...)
Kurzum: Es soll handlich und benutzbar sein.



> Punkt 2 – Layout bei mehrsprachigen Anleitungen
> [...]
> Mir persönlich gefällt der erste Ansatz am besten. Mit den Regeln von Drei Magier dagegen komme ich gar nicht klar, das finde ich einfach nur grausam und ablenkend.

Ich stimme Dir voll und ganz zu. (Abbildungen auszulagern mag Produktionskosten sparen und ist in begrenztem Umfang bei einfachen Mechanismen auch erträglich, aber wirklich komfortabel ist es sicherlich nicht.)



> Punkt 3 – Aufzählung und Abbildung des Spielmaterials
> [...]
> Ich finde es gut, wenn ein Spiel mir genau beschreibt, was drin sein soll. Aber das muß dann auch wirklich vorhanden sein.

Genau. Und wenn es um einen Haufen Spielgeld geht, macht es keinen Unterschied, ob da jetzt 100 oder 105 Scheine drin sind. Da genügt eine unpräzise ANgabe IMHO völlig.




> Punkt 4 – Schachteldesign
> [...]

Ansonsten finde ich Deine Ausführungen hinsichtlich Deklarationen etc. sehr gut. Die Nennung des Redakteurs muss ich aber nicht auf der Schachtel haben, das genügt im Regelheft. Auf der Schachtel sollte aber alles drauf sein, was einen Kunden zum Erwerb motiviert. Für die meisten Forumsleser dürfte der Autor dazu gehören, bei den Grafikern bin ich mir schon nicht mehr sicher. Allerdings nimmt das ja nun auch keinen Platz weg und ist am Schachtelrand besser aufgehoben, als irgendwelche Werbung für andere Spiele, die dort ja manchmal auch gern platziert wird....

(Noch mal zur Klarstellung: Wenn auf der Schachtel "Realisation: Bernd Dietrich" steht, ist das für mich ein Qualitätsmerkmal, das das Produkt aufwertet. Ähnliches gilt im Übrigen für "Thygra Spieleagentur", Henning Kröpke, und einige andere. Die große Mehrheit der Käufer dürfte damit aber kaum etwas anfangen können.... :)


> Angaben über Spielepreise sind mir
> persönlich egal, wirken aber vielleicht
> verkaufsunterstützend. Dann sollten sie aber nicht 50% des Covers einnehmen.

:-)



> Auf eine Skalen-Beschreibung wie
> bei Alea (Anspruch, Spieldauer, Kalorienverzehr während einer
> Partie, Spaßfaktor, Interaktivität,
> Fußpilzwahrscheinlichkeit) kann ich verzichten.

Interessanter Punkt. Orientiert sich etwa jemand an solchen Skalen? Irgendjemand? Will denn niemand Jehova schreien? :)





cheers,
Carsten

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Re: Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Beitragvon PzVIE-spielbox » 6. Februar 2014, 09:03

1 - hier würde ich für mehrere plädieren. Ich stimme Dir allerdings zu, eines wäre wohl günstiger. :-)

2 - Ich bevorzuge das Bereichslayout, wie Du es treffend nennst.

3 - Eine Aufzählung des Spielmaterials sollte heute eigentlich Standard sein.

4 - das ist mir eigentlich egal, da die Schachtel für mich nichts zur Kaufentscheidung beiträgt. Die notwendigen Informationen hole ich mir aus dem Netz.

Was ich mir wünschen würde, wären übersichtliche und logisch strukturierte Anleitungen. Das kann in vielen Formen und Gestaltungen geschehen, wichtig ist für mich auch, beim Nachschlagen schnell die entsprechende Stelle zu finden. Alea macht das IMHO recht gut; ein Negativbeispiel für mich war die "Marvel-Comic" Struktur von Santa Cruz. Und bei komplexeren Spielen bitte, bitte einen INDEX!!!

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Marcel P.
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Re: Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Beitragvon Marcel P. » 6. Februar 2014, 10:49

Hallo Andreas,

zu Punkt 1: Ich bevorzuge bei multilingualen Ausgaben definitiv eine Anleitung pro Sprache (Ausnahme möglich bei sehr, sehr kurzen Regeln).

zu Punkt 2: Ein Auslagern der Beispielbilder ans Ende der Regel halte ich für suboptimal, die sollten schon an der entsprechenden Stelle daneben stehen. Und dann wie unter Punkt 1 angegeben, auch nur in der entsprechenden Sprache. Die Anleitung sollte nicht künstlich aufgebläht werden.

Besonders nützlich finde ich Spielanleitungen, die in einem Rand an der Seite, die jeweiligen Punkte zusammenfassen - das ermöglicht auch nach längerer Pause einen viel schnelleren Einstieg. Alea ist da meines Erachtens vorbildlich.

zu Punkt 3: Aufzählung des Spielmaterials sollte Standard sein und gehört meines Erachtens unbedingt in die Spielregel und nicht auf den Karton. Grundsätzlich möchte ich die Auflistung möglichst genau (bei Galaxy Trucker hatte ich mir beispielsweise noch eine genauere Übersicht bei BGG heruntergeladen). Ein "Haufen" Papiergeld ist mir allerdings genau genug.

zu Punkt 4: Eine Kaufentscheidung treffe ich in der Regel schon vorab online, durch Tests usw. - ich treffe sie nicht beim Anschauen der Spieleschachtel im Laden. Meine Anforderungen sind da eigentlich recht gering. Trotzdem sollten Autor und Illustrator genannt werden und die Eckdaten (Spieleranzahl, Dauer).

Gruß,
Marcel

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No66y

Re: Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Beitragvon No66y » 6. Februar 2014, 11:03

Ich machs ganz kurz:

Nimm ein Spiel von Queen Games, sagen wir Kingdom Builder, und Du findest meine Antworten auf Deine 4 Fragen: So sollte es sein!

Gruß
No66y

P.S. Auch wenn ich hier schon öfter "auffällig" geworden bin: Ich habe mit diesem Verlag rein gar nichts zu tun, außer dass ich als eher Gelegenheitsspieler mit dessen Regel- und Schachtelkonzept zu 100% konform gehe. Dies betrifft sowohl die Situation, wenn ich ein neues Spiel angehe als auch diejenige, dass man den schnellen Einstieg in ein altes sucht.

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Marcel P.
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Re: Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Beitragvon Marcel P. » 6. Februar 2014, 11:20

No66y schrieb:

> Nimm ein Spiel von Queen Games
und Du findest meine Antworten auf Deine 4 Fragen: So sollte es sein!

Was zumindest die Schachtelgröße angeht, so ist mir Queen Games schon einige Mal negativ aufgefallen. Die Spieleschachteln könnten oft viel, viel kleiner sein.

Unabhängig von Queengames mag ich die quadratischen Spieleboxen auch nicht besonders (Kosmos und Pegasus verwenden diese z.B. in der Regel), sondern bevorzuge die rechteckigen Boxen (z.B. Lookout, Hans im Glück, usw.) - aber das ist wohl Geschmackssache.

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hedisch
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Re: Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Beitragvon hedisch » 6. Februar 2014, 11:31

No66y schrieb:
>

> Nimm ein Spiel von Queen Games, sagen wir Kingdom Builder,
> und Du findest meine Antworten auf Deine 4 Fragen: So sollte
> es sein!
>

Hm, gerade KB finde ich hier als Beispiel nicht so gut. Meine Freundin (Gelegenheitsspielerin) hatte sich das Spiel letzten Sommer für den Urlaub ausgeliehen und ist kläglich an der Anleitung gescheitert. Dies ging soweit, dass sie sich bis Dezember geweigert hat es überhaupt mal zu spielen. Mittlerweile ist es ihr Lieblingsspiel in der BSW mit weit über 100 gespielten Partien.

Zu 1. Bitte ein Heft pro Sprache.
Zu 3. Genaue Auflistung am Anfang der Regel.
Zu 4. Spielerzahl, Einstiegsalter, Zeitangabe, Autorenname.
Und Spielepreise bitte nicht aufdrucken, sondern wenn schon, dann als Aufkleber.

Was ich mir sonst noch wünsche bei Spielregeln ist ein Index, damit man nicht immer rumsuchen muss.

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akademiker
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Re: Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Beitragvon akademiker » 6. Februar 2014, 11:53

wir haben uns mit dem Thema auch eingehend beschäftigt und ein kleines Tutorial zur Typologie von Spielanleitungen gebaut:

http://www.spiele-akademie.de/presse/sp ... -tutorial/

Kommentare und Ergänzungen sind willkommen.

Gruss, Jens <- der sich gern über Spielanleitungen aufregt.

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Der Einsiedler
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Re: Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Beitragvon Der Einsiedler » 6. Februar 2014, 12:39

Nettes Thema :)

Hier mein Senf:

- Punkt 1 – Internationalität
Ich finde es schade, wenn Spielenamen oder Spielmaterial so gestaltet sind, dass sie international unverändert verwendet werden können!
Natürlich verstehe ich auch die wirtschaftlichen Gründe dahinter.

Aber wenn ich es mir aussuchen könnte, dann würde "Village" lieber "Das Dorf" heissen, Karten wären mit deutschen Texten bedruckt, statt nur mit Grafik um Text zu vermeiden, usw, usw...

Zum Punkt mit den Regelheften: Wenn es irgendwas in einem Spiel in verscheidenen Sprachen gibt (wie Regeln, Karten usw.( ist es schöner das trennen zu können, so dass man das Zeug, das man nicht braucht gar nicht mehr zu Gesicht bekommt.



Punkt 3 – Aufzählung und Abbildung des Spielmaterials
Ich begrüße es sehr, wenn das Spielmaterial kurz un knapp gelistet wird, weil man doch öfter mal nachschaut ob "alles da" ist oder aber wie beispielsweise "Der Name der blauen Figur" ist.

Was ich hier aber auch extrem wichtig finde - und das ist of NICHT gut gelöst - ist eine exakte und knappe Darstellung der Startaufstellung!

Oft geht es mir so: Ich kenne das Spiel - habe es aber vor 1 Jahr um letzten Mal gespielt - kann es auch erklären nur weiß ich nicht mehr wer wieviel Startgeld, Handkarten, usw. bekommt.

Wenn das nicht auf einem Punkt klar steht ist das immer echt ätzend, sich das zusammenzusuchen (am besten in mehreren Abschnitten).
Besonders sollte es auch für die verschiednen Spielerzahlen AUF EINEN BLICK und AN EINER STELLE ersichtlich sein.

Am leibsten (*ironie*) hab ich sowas, das dann irgendwo auf der letzen Seite steht: "Und bei 3 Spielern nimmt zu Beginn jeder 2 Häuschen weniger" :( :( :(


Punkt 4 – Schachteldesign
Die ganzen Balkendarstellungen + Angaben wie Anspruch, Spieldauer, Spieleranzahl, Altersempfehlungs usw. finde ich nicht verzichtbar und ich freue mich wenn sie drauf sind.


Der Einsiedler

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Fluxx
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Re: Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Beitragvon Fluxx » 6. Februar 2014, 13:44

ludoversum schrieb:
> > Auf eine Skalen-Beschreibung wie
> > bei Alea (Anspruch, Spieldauer, Kalorienverzehr während
> einer
> > Partie, Spaßfaktor, Interaktivität,
> > Fußpilzwahrscheinlichkeit) kann ich verzichten.
>
> Interessanter Punkt. Orientiert sich etwa jemand an solchen
> Skalen? Irgendjemand? Will denn niemand Jehova schreien? :)

Bevor ich BGG und andere Quellen im Internet entdeckt habe, habe ich da oft drauf geachtet. (Ich glaube Goldsieber war der erste Verlag bei denen mir das aufgefallen ist, mit dem Effekt dass ich Auf der Spielemesse oder im Spieleladen oft zuerst deren Spiele angeschaut habe. Dabei müssen die Kategorien aber auch sinnvoll sein. "Für Planer", "Für Bluffer", "Für Verhandlungskünstler",... helfe einem durchaus einen ersten schnellen Eindruck zu gewinnen, worauf es bei diesem Spiel ankommt und so schon mal eine Vorauswahl zu treffen, ob man das Spiel mal näher anschaut.
Dagegen sind Kategorien wie "Für Weltumsegler", "Für Häuslebauer", "Für Beifüße",... nicht hilfreich. Das sind rein thematische Sachen, die durch Titel und Covergestaltung deutlich werden sollten.


Was mich hingegen kaum interessiert ist eine genaue Auflistung allen Spielmaterials ("57 braune und 83,24 blaue Holzscheiben,..."). Mir genügt es in der Regel schon, wenn die Metrialien kurz mit ihrer Bezeichnung vorgestellt werden, so dass ich beim Lesen der Anleitung weiß, wovon die Rede ist.
Wichtig ist mir hingegen ein gutes Bild vom Spielmaterial. Ich lese Spielregeln oft im Zug und habe dann nicht das ganze Material vor mir ausgebreitet. Um mir den Spielablauf zu veranschaulichen, brauche ich dann etwas zur Orientierung. Das kann man i.d.R. gut mit einem Bild einer typischen Startaufstelung kombinieren, wie jemand Anderes schon gewünscht hat.

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Gunnarson

Re: Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Beitragvon Gunnarson » 7. Februar 2014, 01:35

Alles ok, nur Punkt 5) fehlt: Ein QR Code, mit dem mensch automatisch zu einer Videoerklärung der ersten Spielzüge gelangt.

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Braz
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Re: Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Beitragvon Braz » 7. Februar 2014, 08:05

Andreas Keirat schrieb:
> Wie also sollte die ideale Spielanleitung beschaffen sein?
> Das möchte ich Euch mal hier im Forum fragen.

Hallo,

was mir früher ganz gut gefallen hat, war die Spielanleitung von Kosmos mit Easy Prof. (so glaube ich hieß sie, oder?!), bei dem man Schritt für Schritt bei der Hand genommen wird und spielerisch einem das Spiel anhand von Spielrunden erklärt wird. Pro Runde wird dann immer weniger erlärkt bis man ganz am Schluß in die freie Spielrunde entlassen wird. Sternenschiff von Catan sei hier mal exemplarisch erwähnt.

Dies macht mE aber nur Sinn, wenn es noch einmal eine strukturierte Regel zum Nachlesen gibt, in der man nachschlagen kann, wenn es Probleme gibt. In diesem Zusammenhang sei mal ein Glossar erwähnt, bei dem ich die wichtigsten Begriffe alphabetisch wiederfinde und sofort weiß, wo ich etwas in der Regel nachzulesen habe. Viele Regeln haben dies nicht und man findet dann irgendwo auf einer Seite rechts unten im Kleingedruckten die Antwort auf seine Frage, nachdem man 20 Minuten hoffnungslos die Regel durchforstet und auseinandergenommen hat.

Sehr gut gefällt mir auch der Weg, den consimpress mit "The Hunters" eingeschlagen hat: Eine äußerst ausführliche Regelerklärung mit mehereren ca. 20 minütigen Filmchen zu jedem Kapitel/Themenblock des Spiels auf Youtube. Man kann sich bequem das Spiel in diesen Videos erklären lassen oder zu wichtigen Punkten das diesbezügliche Video aufrufen, um darin zu erfahren, wie denn nun die Regel in diesem Absatz zu verstehen ist. Die Regelvideos zu "The Hunters" sind wirklich top. http://www.youtube.com/playlist?list=PL ... FNdD-zhlx9

"Negativbeispiel" (obwohl SPiel top) war in diesem Punkt Theseus zu nennen: Der QR Code führte nicht zu einem Regelvieo - wie eigentlich angegeben, sondern auf die allgemeine Homepage des Verlags.... *grummel

Gruß
Braz

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Warbear

Re: Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Beitragvon Warbear » 7. Februar 2014, 09:31

PzVIE schrieb:
>
> 1 - hier würde ich für mehrere plädieren. Ich stimme Dir
> allerdings zu, eines wäre wohl günstiger. :-)
>
> 2 - Ich bevorzuge das Bereichslayout, wie Du es treffend
> nennst.
>
> 3 - Eine Aufzählung des Spielmaterials sollte heute
> eigentlich Standard sein.
>
> 4 - das ist mir eigentlich egal, da die Schachtel für mich
> nichts zur Kaufentscheidung beiträgt. Die notwendigen
> Informationen hole ich mir aus dem Netz.

Sehe ich alles ähnlich.

> Was ich mir wünschen würde, wären übersichtliche und logisch
> strukturierte Anleitungen. Das kann in vielen Formen und
> Gestaltungen geschehen, wichtig ist für mich auch, beim
> Nachschlagen schnell die entsprechende Stelle zu finden. Alea
> macht das IMHO recht gut; ein Negativbeispiel für mich war
> die "Marvel-Comic" Struktur von Santa Cruz. Und bei
> komplexeren Spielen bitte, bitte einen INDEX!!!

Es gibt Anleitungen, deren Struktur eine logische Spielerklärung unterstützen, und es gibt Anleitungen, die ein schnelles Nachschlagen präferieren.

Es gibt gute Gründe für beide, und ich akzeptiere es so oder so.
Wenn aber der Spagat versucht wird, beides in einem Werk zu kombinieren, geht's oftmals schief.
Gut finde ich die Lösung bei Mage Knight, dem sowohl ein Regelheft als auch ein Walkthrough beiliegen - damit wird beides erfüllt.

Einen Index brauche ich eigentlich immer weniger.
Ich habe eh fast alle benötigten Spielregeln, Tabellen etc. sowohl auf dem Notebook als auch auf dem iPad - das bietet zur Suche bei Regelproblemen weit mehr Möglichkeiten als es der beste Index jemals könnte.

Thygra
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Re: Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Beitragvon Thygra » 7. Februar 2014, 10:28

Braz schrieb:
> "Negativbeispiel" (obwohl SPiel top) war in diesem Punkt
> Theseus zu nennen: Der QR Code führte nicht zu einem
> Regelvieo - wie eigentlich angegeben, sondern auf die
> allgemeine Homepage des Verlags.... *grummel

Theseus von "Portal", wohlgemerkt. Bei Theseus von "Pegasus" wird dies nicht passieren. ;-)
André Zottmann (geb. Bronswijk)
Thygra Spiele
(u. a. für Pegasus Spiele tätig)

Thygra
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Re: Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Beitragvon Thygra » 7. Februar 2014, 10:30

Warbear schrieb:
> Es gibt Anleitungen, deren Struktur eine logische
> Spielerklärung unterstützen, und es gibt Anleitungen, die ein
> schnelles Nachschlagen präferieren.
>
> Es gibt gute Gründe für beide, und ich akzeptiere es so oder
> so.
> Wenn aber der Spagat versucht wird, beides in einem Werk zu
> kombinieren, geht's oftmals schief.

Findest du wirklich? Ich bilde mir (bisher jedenfalls) ein, mit meinen Anleitungen beide Kriterien zu erfüllen, ohne dass es schief geht ...
André Zottmann (geb. Bronswijk)
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(u. a. für Pegasus Spiele tätig)

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Attila
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Re: Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Beitragvon Attila » 7. Februar 2014, 11:28

Hi,

Nein, das kenne ich nicht.

Es gibt sicher bessere und schlechtere Anleitungen. Aber die Punkte die du aufzählst sind völlig unerheblich. Da kann man genauso fragen ob ein Auto in Blau oder in Rot besser ist ...

1) Sowohl das eine wie auch das andere funktioniert wunderbar. Hier gibt es kein "besser"

2) Auch hier gibt es div. Varianten. Manche besser, manche schlechter. Manche auch nur gut gemeint, aber schlecht umgesetzt ... auch hier gibt es kein generisches "so ist gut" und "so nicht". Das kann man nur Individuell entscheiden.

3) Ob das Spielmaterial nun im Regelheft aufgelistet ist, oder auf der Rückseite des Karton oder sonst wo ist echt Wumpe. Wenn es nirgend zu finden ist: Dann fehlt es offensichtlich.

4) Sind rote Haare nun schöner als Blonde? ... Tja ... irgendwo sollte schon stehen zu wie viel Leuten das Spiel funktioniert und wie lange es dauert. Aber wo? - Ist doch echt Wurst.


Aber wie gesagt: "Ihr kennt es sicherlich auch." - Nein, ich zumindest nicht.

Atti

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Warbear

Re: Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Beitragvon Warbear » 7. Februar 2014, 11:31

Thygra schrieb:
>
> Warbear schrieb:
> > Es gibt Anleitungen, deren Struktur eine logische
> > Spielerklärung unterstützen, und es gibt Anleitungen, die ein
> > schnelles Nachschlagen präferieren.
> >
> > Es gibt gute Gründe für beide, und ich akzeptiere es so oder
> > so.
> > Wenn aber der Spagat versucht wird, beides in einem Werk zu
> > kombinieren, geht's oftmals schief.
>
> Findest du wirklich? Ich bilde mir (bisher jedenfalls) ein,
> mit meinen Anleitungen beide Kriterien zu erfüllen, ohne dass
> es schief geht ...

Ich weiß nicht, welche Anleitungen Du verfasst hast, und ob diese Spiele zu meinen bevorzugten Spielen gehören.

Keinesfalls wollte ich jemanden kritisieren, ich wollte nur das kund tun, was mir bei meinen Spielen (meist komplexere Spiele, teilweise CoSims) schon oft aufgefallen ist.

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Volker L.

Re: Gedanken über Spielanleitung und die Schachtel eines Spiels

Beitragvon Volker L. » 8. Februar 2014, 14:43

Andreas Keirat schrieb:
>
> Die Anleitung, ein unverstandenes Wesen
>
> Ihr kennt es sicherlich auch. Man fiebert einem neuen Spiel
> entgegen, hat die Schachtel in der Hand und fällt gleich nach
> dem Auspacken über die Spielregeln her.

Eigentlich schon länger nicht - früher aber öfter.
In den letzten Jahren lege ich mir aber fast nur Spiele
zu, die ich schon kenne (Messe oder bei Freunden), da
weiß ich dann schon vor dem Auspacken, was mich erwartet.


> Wie also sollte die ideale Spielanleitung beschaffen sein?

> Punkt 1 – Internationalität
> Die Frage stellt sich hier, ob man alle Sprachen in
> einem Heft unterbringen sollte oder für jede Sprache ein
> eigenes Heftchen erstellt.

Ich bevorzuge separate Hefte für jede Sprache - das hat
auch den (IMHO bisher noch nicht erwähnten) Vorteil, dass
- entsprechende Fremdsprachenkenntnisse vorausgesetzt -
bei Regelfragen während des Spiels mehrere Leute
gleichzeitig nachschlagen können.


> Punkt 2 – Layout bei mehrsprachigen Anleitungen

Ich habe überhaupt nur Spiele mit allen Sprachen
nacheinander, kann also die beiden Alternativen nur
theoretisch beurteilen, stelle es mir aber doch eher
nicht so toll vor.


> Punkt 3 – Aufzählung und Abbildung des Spielmaterials

... gehört für mich ganz klar an den Anfang der Anleitung.

Mit Anzahlangabe [b]und[/b] Abbildung. Damit man einerseits
Spiele (auch noch nach 20 Partien) auf Vollständigkeit
überprüfen kann (bei nicht-limitiertem Material reicht
auch eine ungefähre Angabe wie "mindestens 30
Nahrungswürfel" oder "Rohstoffwürfel für Holz, Stein und
Lehm, jeweils ca. 25 Stück")und andererseits, wenn da
steht "je Farbe 16 Präsenzmarker und 18 Einflussmarker",
nicht nachzählen [b]muss[/b], um zu wissen, ob jetzt die
runden Scheiben Einfluss und die quadratischen Plättchen
Präsenz bedeuten oder doch umgekehrt...


> Punkt 4 – Schachteldesign

Seit ich mir Spiele fast nur noch nach einer Testpartie
zulege, ist das Schachteldesign für meine Kaufentscheidung
völlig irrelevant, und ich freue mich eher über optisch/
ästhetisch ansprechende Schachteln. Angaben/Symbole für
Spielerzahl, Dauer etc. sind gut, aus ästhetischen Gründen
habe ich sie aber lieber auf der Rückseite als auf den
Seitenflächen.
Früher, bevor ich zur Messe gefahren bin und mich im
Internet über Spiele informieren konnte (und gar nicht
wusste, dass Magazine mit Rezensionen überhaupt
existierten), waren meine Entscheidungskriterien zum
Erwerb von Spielen notgedrungen nur die Hinweise in
Broschüren anderer Spiele desselben Verlags und eben
die Schachtel, und damals war es mir wichtig, dass deren
Rückseite gute Hinweise lieferte, ob mir das Spiel
gefallen würde oder nicht - entscheidend dafür war
neben einem kurzen beschreibendem Text vor allem eine
möglichst große Abbildung des Spiels: entweder der
komplette Spielplan plus Material daneben oder gerne
auch eine (real mögliche) Spielsituation. Ich war damals
ziemlich gut darin, aus diesen Abbildungen eben das
herauszulesen.

Gruß, Volker


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