Beitragvon Duchamp » 11. März 2014, 09:45
Ja, viele von uns engagierteren Spielern, Spieleautoren und anderen in der Branche / Szene wünschen sich mehr mediale Aufmerksamkeit für die Sache.
Ich finde auch nicht, dass Gesellschaftsspiele "nur" ein Hobby sind wie eine beliebige Nischensportart oder Angeln (danke, Peer, für den spannenden Blogbeitrag). Spielen ist tatsächlich eine Grundaktivität des Menschen, seit Urzeiten. Und zwar eine der "Kultur" jenseits von Nahrungssuche und Vermehrung. Wie das Erzählen von Geschichten. Oder das Malen von Bildern. Und daher ein Kulturgut erster Güte (s.a. die "Quarks & Co"-Sendung, die kürzlich mit dem ALEX der SAZ ausgezeichnet wurde).
Aber, Matthias Hardel, trotzdem EINSPRUCH zu folgenden Punkten gegen Ende des Artikels, der wohl besonders effektiv zugespitzt sein sollte:
- Ich bin kein "Erweckter" und jeder missionarische Eifer geht mir wo etwas von ab, hast du nicht gesehen. Wenn die spielbox eine Zeitschrift für "Erweckte" sein soll, müsste ich mein Abo kündigen. Das riecht mir zu sehr nach Sekte, die alle anderen Menschen als solche betrachtet, die ihre wahre Bestimmung noch nicht gefunden haben oder so.
- "Das Ziel muss" es absolut NICHT "sein, dass so viele Menschen spielen wie Bücher lesen." Erstens sind das schon viel mehr, da ALLE Menschen spielen oder gespielt haben, was fürs Bücherlesen nicht gilt. Und wenn es um Gesellschaftsspiele geht, so muss hier überhaupt kein "Ziel" oder "Mission" formuliert werden. Man kann es sich m.E. wünschen, da man selbst erkannt zu haben glaubt, dass das eine schöne Sache wäre, mehr aber bitte nicht.
- Und als völligen Blackout empfinde ich den Schluss, der ja wohl als Höhepunkt-Akzent des Editorials gedacht ist. Nur weil gerade eine mediale Dauerdebatte um sexuelle Orientierung läuft, sollte "die Republik" bitte NICHT anfangen, über schwule Spieleautoren reden, und schon gar nicht, "statt über schwule Fußballer". Die Spiele(autoren)szene ist da nämlich schon einen schönen Schritt weiter als "die Republik". Sie ist so offen für individuelle Lebensweisen, dass es völlig wurst ist, ob jemand grüne Haare hat, das ganze Jahr über barfuß läuft oder schwul/lesbisch ist. Dass genau NICHT darüber geredet wird, obwohl von einer Reihe von Spieleautoren bekannt, das würde ich nun genau NICHT zurückdrehen wollen, nur um einer Aufmerksamkeitserregungsjournaille Futter zu geben.
Klar, war alles eben "humoritisch/polemisch" zugespitzt, aber etwas mehr Formulierungssorgfalt sollte man meiner Ansicht nach schon in einen solchen Artikel hineinstecken.
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Übrigens: Wieso startet der Nostheide-Verlag nicht eine Zeitschrift für Gelegenheitsspieler mit einem erweiterten Spielbegriff, so dass Crossboule, familientaugliche PC-Games und Brettspiele gemeinsam abgedeckt würden? Und die dann auch am Kiosk erhältlich wäre? Expertise genug ist ja da, Werbekunden sicherlich auch - also bitte schön, nur zu.