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Eine Frage zu Polis?

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Uzi

Eine Frage zu Polis?

Beitragvon Uzi » 20. April 2014, 11:48

Auf Spieletest.at wurde eine Rezension zu Polis veröffentlicht. http://www.spieletest.at/spiel.php?Polis&ID=4490


Dort wird auf Designer fehler hingewiesen. Können die Leute die das Spiel schon gespielt haben das bestätigen? Oder liegt hier ein Regelfehler vor?

Ich frage deshalb, weil ich wollte nächste Woche Polis spielen. Aber sollte es wirklich so sein wie in der Rezension beschrieben dann würde ich vielleicht doch davon absehen.

Thygra
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Re: Eine Frage zu Polis?

Beitragvon Thygra » 20. April 2014, 12:28

Vorab:
1) Als freier Pegasus-Mitarbeiter bin ich befangen.
2) Ich habe Polis bisher noch nicht gespielt.

Mein Statement ist eher allgemein: Bevor ich einer einzelnen Review blindlings vertraue, schaue ich lieber nach weiteren Meinungen. Zum Beispiel bei H@ll9000. Oder natürlich bei BGG. Und dann stelle ich fest, dass Polis durchweg herausragende Bewertungen erhält. Und wenn ich mich richtig erinnere, gab es auch in der Spielbox eine herausragend gute Bewertung.

Deshalb würde ich mir lieber meine eigene Meinung bilden. Denn sooo viele Spieler können es gar nicht übersehen haben, wenn wirklich ein Designfehler vorliegen würde. Glaube ich zumindest.
André Zottmann (geb. Bronswijk)
Thygra Spiele
(u. a. für Pegasus Spiele tätig)

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Braz
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Re: Eine Frage zu Polis?

Beitragvon Braz » 20. April 2014, 12:44

Kann ich nicht ganz nachvollziehen.

Erstens [b]muss[/b] (nicht "kann") man Ernähren. Kann man dies nicht, so muss man Prestigepunkte, oder muss nacheinander einzelne Poleis aus dem eigenen Städtebund entlassen.

Zweitens verliert ein Spieler alle (!) dazugehörigen Projekte,sollte er eine Polis abgeben.

Man darf nicht vergessen, dass Projekte viel Siegpunkte bringen, hingegen eine Belagerung "nur" deren Belagerungswert. Will sagen: Arkadia hat z.B. einen Balagerungswert von "3". Das Projekt "Sokrates" auf S. 16 der Regel hat bringt 4 Punkte sofort und 2 Punkte nochmal am Ende. Ich müsste demnach 2 Angriffe machen, um mit 1 Entwicklung gleichzuziehen.

Was auch noch gegen eine solche Taktik spricht: Sog. "Einigeln" ist bei dem Spiel mE fast nicht möglich. Sollte dennoch ein Spieler eine solche Mangeltaktik wählen, dann dürfte es für die lieben Mitspieler ein Leichtes sein, diese Taktik zu zerschlagen.
Entgegen einem Stone Age, bei dem man auf seinem Spielplan tun und lassen kann, was man mag, verhält es sich beim Polis anders: Alle spielen auf dem selben Plan.

Von daher halte ich diese Kritik für nicht gegeben bzw. sogar für unsinnig.


Grüße
Braz

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Ben2
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Re: Eine Frage zu Polis?

Beitragvon Ben2 » 20. April 2014, 13:04

Die Sache ist ganz einfach: Lasse ich Poleis wieder verschwinden, um sie militärisch wieder einzunehmen, dann bewege ich mich auf sehr riskantem Terrain. Eine Belagerung verlangt stets einen Würfelwurf. Außer die Polis hat eine Wertigkeit von 1. Um eine Polis zu belagern muss ich (auch ohne Truppenbewegung) trotzdem 1 Prestige abgeben. Bei einer "sicheren" Belagerung also ein Nullnummer. Schon bei 2 oder mehr, gibt es die Gefahr, dass ein Würfelwurf mir die Belagerung vermiest. Wenn dies passiert, verliere ich sogar eine der belagernden Einheiten. Neben wir aber mal an, dass ich immer erfolgreich wäre. Bei einer 4er Polis, für die es nur eine 25% Chance gibt erfolgreich zu sein mache ich einen Gewinn von 3 Prestige. Belasse ich sie jedoch in meinen Besitz kann ich nicht nur Projekte in ihr bauen, die mir viele Punkte bringen, sonder ich kann mit Überbevölkerung konsequent zusätzliches Prestige generieren. Also selbst im unwahrscheinlichsten Fall ist das als pure Strategie keine gute Idee. Auch gibt es keinen solchen Hinweis auf BGG. Mir erscheint also diese Analyse erstmal vorschnell.

Falls du dir Polis kaufen möchtest: Dich erwartet ein spannendes und ausgewogenes Spiel!

Viel Spaß!
Benjamin Schönheiter
Redaktion Pegasus Spiele

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Uzi

Danke

Beitragvon Uzi » 20. April 2014, 17:33

Ich glaub bei Pegasus arbeiten sie auch Sonntags :-)
Nein ganz im ernst vielen dank für eure Einschätzung.

Ich hatte mir das Spiel aufgrund der Spielbox Rezension gekauft. Und beim lesen der Rezension hatte ich das Gefühl das hier vielleicht ein Regelfehler gespielt wurde. Dem wollte ich aber zuerst auf den Grund gehen.

Ob es viele Leute rausfinden wenn es einen Disign Fehler gibt mag ich bezweifeln. Oft spielt man ja doch so wie der Autor sich das gedacht hat.

Deshalb auch mein Nachfragen.
Also nochmals danke.

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Golbin
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Re: Danke

Beitragvon Golbin » 20. April 2014, 20:20

Uzi schrieb:
>
> Ob es viele Leute rausfinden wenn es einen Disign Fehler
> gibt mag ich bezweifeln. Oft spielt man ja doch so wie der
> Autor sich das gedacht hat.

Hallo Uzi,

ich kann nur sagen, dass wir so manchen Designfehler entdecken. Bei ansonsten guten Spielen schmerzt das richtig. Hier unser letztes Beispiel:

http://www.poeppelkiste.de/rezensionen/2014/start/start.php

Und ich kann leider schon ankündigen, dass da noch einiges mehr kommt :-(

Wolfgang
Es gibt zwei Gruppen von Menschen, denen die Welt gehört. Den Liebenden und den Spielenden.

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Weitere Gedanken

Beitragvon Dumon » 20. April 2014, 21:47

Hi!

Im Prinzip hat der Rezensent Recht - die Taktik, Poleis verhungern zu lassen, wird vom Spiel selbst nicht geahndet, und KANN sinnvoll sein.

Wie allerdings Ben schon anführte, ist es riskant, eine Polis wieder aufzugeben. Man läuft Gefahr, dass die Belagerung nicht funktioniert, und man Einheiten (und Prestigepunkte) verliert.

Aber nicht nur das - man darf nicht vergessen, dass am Ende des Spiels JEDER BEVÖLKERUNGSSTEIN in einer eigenen Polis ein Siegpunkt ist. Und an mehr als die Grundzahl der Steine (maximal 4) kommt man NUR, wenn man die Städte wachsen lässt.

Dazu kommt noch, dass eben Poleis Prestigepunkte generieren. Das heißt zwar nicht, dass man nicht auf auf anderem Wege (i.e. Belagerung, Bürgerkrieg) wieder an Prestige kommt. Wenn man aber die Runde schon mit Prestige beginnt, dann kann man schon einige Aktionen machen, die man damit bezahlt. Und der Gegenspieler muss sich überlegen, wo er das Prestige herbekommt. Da nutzt es auch wenig, als erster dran zu sein. Wenn man erst einmal erobern muss, ist mindestens eine Aktion verschwendet. Und wehe, die Belagerung misslingt.


Es ist richtig, das Abstoßen von Poleis KANN eine Taktik sein. Aber eine, die meist nach der ersten Runde nicht mehr allzu viel einbringt. Große Heere sind toll, aber wenn sie nicht mit dem notwendigen Würfelglück gekoppelt sind, dann sind sie genauso unnütz.

Auf mich wirkt die Rezension wie ein typisches Beispiel von Groupthink. Wenn das alle so machen, dann funktionierts. Ich würde aber behaupten, dass ich (wenn Fortuna nicht komplett gegen mich ist) jemanden, der so spielt, nicht allzu schwer gegen die Wand fahren kann.
Ressourcen holen, bevor der andere das kann. Sinnvolle Städte erobern, bevor der Gegner das kann. Blockaden. Stellungskrieg. Und nicht zuletzt Krieg, um die Heere zu dezimieren.


Eine Sache stimmt dennoch.
Es wäre vom Design her vielleicht etwas sinnvoller gewesen, die beiden Punkte "Versorgung" und "Projekte" in der Reihenfolge auszutauschen. Aber auch so funktioniert das Spiel...


Lass Dich nicht von einer Rezension aus dem Konzept bringen. Sinnvoll ist es immer, zu vergleichen. Und der Vergleich zeigt eigentlich, das mehr Rezensenten von dem Spiel positiv angetan sind als umgekehrt.
Und ich bezweifle sehr stark, dass die Mehrzahl der Rezensenten das Spiel nur einmal spielten, oder nicht in die Tiefe gingen, während der Rezensent der genannten Seite als EINZIGER die Zusammenhänge und Insta-Win-Strategie durchschaute...

Grütze,
Dumon

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Thread auf BGG

Beitragvon Dumon » 21. April 2014, 23:17

Ich habe zu der Frage mal einen Thread auf BGG eröffnet. Einfach, weil mich das selbst interessiert, und ich mir irgendwie nicht vorstellen kann, dass es sich bei dem vorgestellten Ablauf tatsächlich um einen Gamebreaker handelt. Insbesondere, da er eben ausschließlich in der genannten Rezension als Problem genannt wird.

Der Thread findet sich hier:
http://www.boardgamegeek.com/article/15553407#15553407

Ich bin gespannt, wie er sich weiter entwickelt. Bisher gibt es schon ein paar interessante Antworten dort.

Grütze,
Dumon


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