Beitragvon Dumon » 23. Juni 2014, 11:13
Hmm.
Zunächst mal vielen Dank auch für Deine Gedanken zu dem Thema.
Und vielleicht zuerst kurz zu meiner Rolle in der ganzen Sache. Ich bin schon der "Verantwortliche" für den Spieletreff in den Räumen der Caritas. Habe den Schlüssel, und sorge auch dafür, dass er stattfindet (wenn ich net da bin, und mein Vertreter auch nicht, dann fällt er aus). Kümmere mich darum, dass vorort alles okay ist (der Raum), alles wieder zu ist (hinterher), und um die Koordination mit der Hausleitung etc.
Und ab jetzt wirds schwieriger.
Zwar bin ich offiziell ein "Ehrenamtlicher Mitarbeiter" der Caritas, der diesen Treff betreut, aber der Treff selbst ist ja nicht wirklich ein Caritas-Treff (wie beschrieben). Wäre dem so - nun, dann müsste ich zugeben, dass ich der falsche für den Posten wäre. Denn es geht mir eben auch weniger um das caritative als ums Spielen. Und da (wie schon gesagt) auch eher um das Spielerleben und den Wettbewerb (wenn man denn das so krass ausdrücken mag) als um die Gemeinschaft. Wir treffen uns, um "zu spielen und uns nebenher zu unterhalten" und nicht um uns "zu unterhalten und nebenher zu spielen"...
Tatsächlich wird der Spieletreff nicht wirklich als Caritas-Treff beworben, sondern als "Neustadt-Spieletreff" in den Räumen der Caritas. Er gilt aber quasi als eine Veranstaltung der Caritas, und der caritative Gedanke ist somit implizit.
Und damit, und auch durch die Tatsache, dass wir in den Räumen der Caritas (umsonst) spielen, können und dürfen wir keine exklusiven Kriterien veranschlagen, denn es geht ja gerade um Inklusion bei solchen Veranstaltungen...
...ein Umdefinieren des Treffs schließt sich dadurch halt leider aus...
Die Situation vorort regelt sich durch die Stammbesucher und das hauptsächliche "Klientel" (sag ich mal) auch meist von selbst. Nun ist es ja nicht so, dass wir immer Madeira spielen, oder wenn Neugierige vorbeikommen, die wenig Erfahrung haben, diese gleich mit 18xx überfahren werden. Da haben wir natürlich auch immer "gemäßigtere" Spiele dabei - denn die machen ja genauso Spaß. Ob das ein Cyrano ist, ein Linq oder ein Stone Age - da kann man schon auch "leichtere Kost" bieten. Und das machen wir auch genauso gerne...
Problematisch wird es halt, wenn dann doch mal jemand vorbei kommt, der eher "der MauMau-Typ" ist (was gar nicht abwertend gemeint ist)...
Das Problem, was ich halt hierbei habe, ist mein eigenes schlechtes Gewissen, und mein Ansinnen, dass wirklich alle Spaß haben. Klar kann ich es nicht jedem Recht machen, und klar hat man mal mehr oder weniger Spaß. Aber wir sind nunmal in den Räumen der Caritas, und dadurch sollte halt Integration auch mitschwingen. Noch viel mehr macht das schlechte Gewissen mir deshalb zu schaffen, weil ich selbst halt auch zum Spieletreff komme, um komplexe und anspruchsvollere Spiele zu spielen (bzw. solche, die mir Spaß machen) - und da liegt MauMau eben nicht in meinem Interessengebiet, ehrlich gesagt.
Vielleicht nochmal ganz kurz - dies sind primär Gedanken, mit denen ich mich rumschlage. Konkret hatten wir solche Fälle in den drei Jahren, die ich jetzt dabei bin, vielleicht einmal oder zweimal. Dennoch ist das eben etwas, was mit eben ein bisschen zu schaffen macht, und wo ich keinen richtigen Ausweg sehe, der allen gerecht wird (und eben auch meine Interessen akkurat abbildet)...
Was die Finanzierung angeht - auch da kommt wieder der Caritative Gedanke mit hinein. Und der verbietet dann halt leider auch, einen fixen Obulus für Teilnahme zu veranschlagen. Denn das würde ja wieder der Integration entgegenstehen - schließlich würde es Leute ausschließen, die sich das nicht leisten könnten. Und weder wäre das annehmbar, noch wollen wir das in irgend einer Weise. Selbst eine Veranschlagung von Beiträgen für Leute, "die es sich leisten können" wäre ein Eingriff in die Eigenverantwortlichkeit eines jeden Besuchers, und widerspricht damit auch dem caritativen Ansatz.
Leider.
Denn wie gerne würde ich das gerade bei denen machen, von denen ich weiß, dass sie es sich leisten könnten. Ich gebe im Monat mehr Geld für "unnötigen Mist" aus als die paar Euro, die ich an den beiden Abenden in die Kasse lege, und ich vermute, dass es vielen anderen auch so geht, wenn sie ehrlich sind...
Interessanterweise wurde da mal ein Vorschlag laut, doch Getränke und Süßigkeiten zu verkaufen, und damit das "Geld einzutreiben". Denn es "würde den Leuten leichter fallen, für etwas zu bezahlen, was sie dann nachher auch erhalten". Ganz abgesehen von fehlenden Kapazitäten (Lagerung, Aufwand, etc.) lässt mich so eine Argumentation halt dann auch die Wände hoch gehen, denn die Besucher "erhalten ja etwas" - nämlich die Möglichkeit, an einem Ort mit Gleichgesinnten zu spielen...
...naja...
Zuletzt bin ich mir recht sicher, dass einige auch nicht mehr kämen, wenn es "etwas kosten" würde - ganz gleich, wieviel. Denn "warum für etwas bezahlen, was man anderweitig auch umsonst haben kann" - oder so ähnlich die Devise. Das gilt womöglich auch für solche Veranstaltungen wie diese...
Es ist und bleibt eine vertrackte Situation.
Denn wären wir ehrlich, würden wir eingestehen, dass wir das Entgegenkommen der Caritas (durch Zur-Verfügung-Stellen der Räume) eigentlich ausnutzen, um unseren eigenen Spaß zu fördern. Und während einige von uns zumindest bereit sind, der Caritas etwas dafür zurück zu geben, scheint es aber anderen noch nicht einmal das wert zu sein...
Ich muss wohl noch eine Weile darüber nachdenken. Und überlegen, wie ich/wir mit der Situation konsequent umgehen sollte(n), ohne der Caritas zu schaden und ohne die Spieletreff-Möglichkeit vollends zu zerstören.
Andererseits schließt natürlich der Zeitpunkt des Treffs (Montagabends ab 19:00 Uhr) wohl schon von vornherein aus, dass wir viele solche "Gelegenheits-Wenig-Spieler" haben werden, die einfach vorbeischneien. Wer Spielen nicht als hohe Priorität einstuft, wird zu diesem Zeitpunkt wohl anderes zu tun haben (und haben wollen). Ganz verhindert wird es dadurch aber natürlich nicht.
...und ob das als entschuldigende Begründung valide ist, oder nur als schlecht verpackte Ausrede anzusehen ist, das ist natürlich nochmal eine ganz andere Sache...
Zwischen den Stühlen sitzend,
Dumon