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Intensives Probespielen wichtig !

Tipps und Tricks für Autoren und Illustratoren
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Ingo Althöfer
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Intensives Probespielen wichtig !

Beitragvon Ingo Althöfer » 30. April 2008, 10:26

Liebe Mit-Spieleautoren,

wie viele wissen, bin ich ja nicht nur
Autor, sondern auch Klein-Verleger.

Jetzt kam mir die folgende Antwort unter,
nachdem ich einen Spieleautor gebeten hatte,
seine Spieleidee zuerst einmal intensiv
probespielen zu lassen.

> ... Ich habe nicht immer die Möglichkeit einen
> Mitspieler zu finden und teste somit meine
> Spiele meistens im Kopf und/oder gegen mich
> selbst. Dies hat zur Folge, dass es sein
> kann, dass manchmal noch Bugs im Spielablauf
> enthalten sind, die ich nicht bemerkt habe.
> Deshalb, falls sie sich entschliessen, das
> Spiel in Ihrem Verlag zu veröffentlichen,
> würde ich Sie darum beten, auf jeden Fall
> das Spiel noch ein paar Mal zu testen.

Ich denke, es ist jedem klar, dass man als
Spieleautor mit solch einer Haltung nicht weit
kommt. Ich wollte den Abschnitt hier einfach
mal praesentieren, um zu zeigen, was einem als
Verleger alles begegnen kann...

Gruss und bis Göttingen,
Ingo Althöfer

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Boudie
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Beiträge: 349

Re: Intensives Probespielen wichtig !

Beitragvon Boudie » 30. April 2008, 10:38

Hallo Ingo

Na, das kann ich mehr als gut verstehen, wie ärgerlich es ist, Spiele in solch ungetestetem Zustand angeboten zu bekommen. Ich selber bin auch gerade dabei, ein Spiel zu erfinden - und auch nach der 20.ten Testpartie (und das bisher nur zu zweit, mehrere Spieler kommen erst in die Testphase, wenn ich mit dem Grundgerüst zufrieden bin) finden mein Mann und ich noch immer geringfügige Änderungen (Zusammenstellung der Kartendecks, Funktionen einzelner Karten etc.), die ja alle in ihrer Einzelfunktion aufwändig getetest werden wollen.

Im Kopf fühlt sich ein Spiel manchmal schon so vollkommen an - und oft spielt man als Autor nach ein und demselben siegsicher-geglaubten Schema - und vergisst ganz schnell (oder möchte es auch gar nicht wissen), dass auch viele Spieler das Spiel "kontraproduktiv" oder "destruktiv" oder wie auch immer spielen.
Und auch dann muss das Spiel ja noch funktionieren!

Spiele erfinden klingt so furchtbar einfach - aber es ist doch schon harte Arbeit (zugegeben, eine, die Spaß machen kann) - und es gibt so viele Durststrecken, so endlose Wiederholungen, die durchgehalten werden wollen....

Boudie (sitzt mal wieder probespielend am Probespiel)

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Ingo Althöfer
Kennerspieler
Beiträge: 585

Re: Intensives Probespielen wichtig !

Beitragvon Ingo Althöfer » 30. April 2008, 11:30

Hallo Boudie,

Boudie schrieb:
> ... auch nach der 20.ten Testpartie (und das
> bisher nur zu zweit, mehrere Spieler kommen erst in die
> Testphase, wenn ich mit dem Grundgerüst zufrieden bin)
> finden mein Mann und ich noch immer geringfügige
> Änderungen ... Im Kopf fühlt sich ein Spiel
> manchmal schon so vollkommen an
> - und oft spielt man als Autor nach ein und demselben
> siegsicher-geglaubten Schema - und vergisst ganz schnell
> (oder möchte es auch gar nicht wissen), dass auch viele
> Spieler das Spiel "kontraproduktiv" oder "destruktiv"
> oder wie auch immer spielen.

Bedenken muss man auf jeden Fall auch, dass Probespieler
"ausleiern", wenn sie wiederholt das gleiche Spiel
mit Mikro-Mutationen vorgesetzt bekommen. (Ähnlich geht
es Probelesern, z.B. von Examensarbeiten...)


> Spiele erfinden klingt so furchtbar einfach - aber es ist
> doch schon harte Arbeit ...

Wenn man sich daran gewöhnt hat, wird aus dem
"schon hart" ein "schön hart".

Frohes Schaffen,
Ingo

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MatthiasC
Kennerspieler
Beiträge: 357

Re: Intensives Probespielen wichtig !

Beitragvon MatthiasC » 30. April 2008, 12:18

Hallo zusammen,

aus eigenen Erfahrungen kann ich hier nur empfehlen: vernetzt euch, bildet Autorengruppen und probiert aus. Meine Erfahrungen z.B. mit den Kölner Autorentreffen und ähnlichen privat organisierten Terminen sind sehr gut. Gerade von anderen Autoren bekommt man sehr zielgerichtete Verbesserungsvorschläge. Da die Anforderungen an ein gutes Spiel generell steigen - vor allem bei komplexen, sehe ich die Zukunft im Autorenteam.

VG
Matthias

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Thomas O.
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Beiträge: 461

Re: Intensives Probespielen wichtig !

Beitragvon Thomas O. » 1. Mai 2008, 10:38

Ingo Althöfer schrieb:
>
> Ich denke, es ist jedem klar, dass man als
> Spieleautor mit solch einer Haltung nicht weit
> kommt. Ich wollte den Abschnitt hier einfach
> mal praesentieren, um zu zeigen, was einem als
> Verleger alles begegnen kann...

Klar hat dieser Autor damit keine großen Erfolgschancen. Aber ärgerlich finde ich diese Antwort nicht, im Gegenteil, sehr ehrlich sogar. Er behauptet nicht, das Spiel sei ausgereift, sondern räumt mögliche Bugs ein. Verständlich, dass sich ein Verleger damit nicht auseinandersetzen kann und will. Aber er ist leider in der Situation, dass er keine Testgruppen hat und macht daraus keinen Hehl. Hut ab (auch wenn es ihm und dir, Ingo, nichts bringt).

Grüße Thomas (auch in Göttingen)

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Schmagauke
Brettspieler
Beiträge: 92

Re: Intensives Probespielen wichtig !

Beitragvon Schmagauke » 1. Mai 2008, 19:38

Hauptsache, es endet nicht irgendwann so wie bei PC-Spielen:

Spiel nicht fertig, völlig verbugt und in der Anleitung fehlen Seite 3-7, 15-29 und außerdem kann man das Spielfeld nicht aufklappen?
Macht nix!
Man legt einfach nen Zettel mit ner Emailadresse bei und dann können sich die Spieler halt im Laufe der nächsten 36 Monate weitere Sachen runterladen, ausdrucken und beiheften :)
Vorrausgesetzt, der Verlag verliert nicht die Lust am Patchen, dann hat man natürlich Pech gehabt oder muss darauf hoffen, daß der Verlag es zumindest Fans erlaubt, Selfmadepatches zu basteln.

Viva la PCgamia!

Gothische Grüße
der Schmagauke

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Peter Gustav Bartschat

Re: Intensives Probespielen wichtig !

Beitragvon Peter Gustav Bartschat » 2. Mai 2008, 06:27

Thomas O. schrieb:
> Aber ärgerlich finde ich diese Antwort
> nicht, im Gegenteil, sehr ehrlich sogar.
> Er behauptet nicht, das Spiel sei ausgereift,
> sondern räumt mögliche Bugs ein.

Und wenn unser ehrlicher Autor mal eine Detektivgeschichte schreibt, dann schickt er die vermutlich mit dem Brief an die Verlage:

"Ich hatte leider nicht die Möglichkeit einen
Täter zu finden und mit Gedanken über dessen Motive und Methoden zu machen. Dies hat zur Folge, dass die Auflösung am Ende der Geschichte noch fehlt. Deshalb, falls sie sich entschliessen, meine Detektivgeschichte in Ihrem Verlag zu veröffentlichen, würde ich Sie darum bitten, auf jeden Fall noch ein Kapitel anzufügen, in dem der Täter überführt und außerdem erklärt wird, wieso er das Opfer überhaupt ermordet hat, und wie er es geschafft hat, das in einem von innen verschlossenen Raum zu tun, zu dem das Opfer noch den einzigen Schlüssel in der Tasche hatte."

Mit einem lieben Gruß
Gustav

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Günter Cornett

Re: Intensives Probespielen wichtig !

Beitragvon Günter Cornett » 2. Mai 2008, 11:22

Peter Gustav Bartschat schrieb:
>
> Thomas O. schrieb:
> > Aber ärgerlich finde ich diese Antwort
> > nicht, im Gegenteil, sehr ehrlich sogar.
> > Er behauptet nicht, das Spiel sei ausgereift,
> > sondern räumt mögliche Bugs ein.
>
> Und wenn unser ehrlicher Autor mal eine Detektivgeschichte
> schreibt, dann schickt er die vermutlich mit dem Brief an die
> Verlage:
>
> "Ich hatte leider nicht die Möglichkeit einen
> Täter zu finden und mit Gedanken über dessen Motive und
> Methoden zu machen. Dies hat zur Folge, dass die Auflösung am
> Ende der Geschichte noch fehlt. Deshalb, falls sie sich
> entschliessen, meine Detektivgeschichte in Ihrem Verlag zu
> veröffentlichen, würde ich Sie darum bitten, auf jeden Fall
> noch ein Kapitel anzufügen, in dem der Täter überführt und
> außerdem erklärt wird, wieso er das Opfer überhaupt ermordet
> hat, und wie er es geschafft hat, das in einem von innen
> verschlossenen Raum zu tun, zu dem das Opfer noch den
> einzigen Schlüssel in der Tasche hatte."

Nein, er schreibt nicht, dass er sich keine Gedanken um das Spielende gemacht hat, sondern, dass es sein kann, dass es Bugs im Spielablauf geben kann, weil er keine Testgruppen zur Verfügung hat:

> ... Ich habe nicht immer die Möglichkeit einen
> Mitspieler zu finden und teste somit meine
> Spiele meistens im Kopf und/oder gegen mich
> selbst. Dies hat zur Folge, dass es sein
> kann, dass manchmal noch Bugs im Spielablauf
> enthalten sind, die ich nicht bemerkt habe.

Das offenbart sowohl positive als auch negative Eigenschaften dieses Spieleautors.

Negativ ist, dass er es nicht ausreichend getestet hat.

Sehr positiv ist, dass er seine Arbeit sehr selbstkritisch sieht und schon mal nicht zu denen gehört, die meinen das neue Monopoly erfunden zu haben und dem Verlag erzählen, was für ein großes Glück es für diesen ist, das Spiel angeboten zu bekommen.

Bugs im Spielablauf kommen übrigens auch bei gut getesteten Spielen vor. Dieser Autor ist sich dessen bewußt, das seine Ein-Mann-Testgruppe nur ein sehr subjektives Urteil abgeben kann.

Ich habe einmal das Spiel eines Autors testen können, der dafür bereits einen Vertrag bei einem renommierten Verlag hatte. In dieser Form funktionierte das Spiuel jedoch nicht. Es fehlte etwas, was der 'Auflösung der Detektivgeschichte' gleich kam. Ich sagte: das kann nicht sein, dass dieser Verlag hierfür einen Vertrag unterzeichnet.

Nun, das Spiel erschien in dem Verlag, ohne Bug, ein recht gutes Spiel. Der Verlag hatte sich - wie so oft - noch Gedanken dazu gemacht.

Das der Verlag nochmal so intensiv Hand anlegt, sollte nicht der Regelfall sein, aber ist eben oftmals so.

Als Verlag würde ich einen solchen Autoren auf Spieleclubs und Testgruppen hinweisen, wie sie auf spielbox.de und startspieler.de genannt werden, sowie auf die Möglichkeit von Autorengruppen.

Und wenn er soweit vom Schuß wohnt, dass er keine erreichen kann, dann würde ich trotzdem mal einen Blick auf das Spiel werfen.

Gruß, Günter

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Boudie
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Beiträge: 349

(OT) Lieber Dr. Oetker !

Beitragvon Boudie » 19. Mai 2008, 11:22

Lieber Dr. Oetker

Ich habe ein neues Kuchenrezept für Sie:

Man nehme 10 Eier, 1 Liter Milch, 10 Tüten Backpulver und vermische dies alles mit 500 Gramm Mehl, 500 Gramm Zucker und 1 TL Salz.
Anschließend backen (wie, weiß ich noch nicht), 1 Glas Marmelade auf dem Teig verteilen und 1 Packung Frühstückscerealien rüberstreuen.


Leider habe ich den Kuchen noch nicht backen können, weil ich keinen Ofen besitze, aber ich habe mir schon ganz oft vorgestellt, wie lecker er sein muss.
Wenn Sie also mein Rezept in Ihrem Backbuch übernehmen möchten, dann probieren Sie vorher mal aus, ob der wirklich auch schmeckt...


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