Beitragvon toolate » 17. Mai 2012, 17:11
> Beim Kartellrecht geht es nicht darum, ob jemand schon genug
> verdient, sondern Monopolartige Vormachtsstellungen zu
> verhindern, damit es weiterhin einen Wettbewerb gibt.
Das Problem am Ausnutzen einer marktbeherrschenden Stellung ist ja aber gerade, dass ein Teilnehmer zuviel Kaufkraft aus dem Markt abzieht und nicht genug für einen echten Wettbewerb übrig bleibt. Und genau dieses Problem bestünde auch bei unbegrenzten Schutzfristen, es bliebe einfach nicht ausreichend Kaufkraft für neue Werke übrig und das wäre dann mal eine Gefahr für die Künstler, nicht das Internet.
Im übrigen kann es schons ein, dass es bessere Vergleiche gäbe, als das Kartellrecht, das ändert aber nichts daran, dass ich die Aussage von Thygra nicht gelten lassen kann. Aber das ist alles eigentlich eine Sache über die ich gar nicht weiter diskutieren will, weil sie sowieso völlig abwegig ist und zu nichts führt. Ich meine jetzt nicht dein nachhaken, als vielmehr die Ausgangsthese von Thygra.
> Romane, Musik, Filme, Videospiele und dergleichen gibt es
> mehr als genug, um einen Wettbewerb zu gewährleisten.
Allerdings ist der Markt für Kulturgüter ein sehr heterogener. Wenn ich eine CD von Madonna will, will ich nunmal genau die und nicht etwa eine von Mozart und das hat dann wenig mit dem Preis zu tun. Aber auch das soll ja gar nicht das Thema sein.
> Eine Firma darf jederzeit mehr verdienen, wenn sie es kann.
> Genauso darf jeder Arbeitnehmer, Manager, Ingenieur,
> Sportler, Politiker, Selbstständiger und was es sonst noch so
> gibt, beliebig viel verdienen. Wieso sollten ausgerechnet
> Künstler, Autoren und dergleichen da irgendwie eingeschränkt
> werden. Was haben diese armen Leute denn getan, das sie
> schlechter behandelt werden sollen als andere?
Ich persönlich finde nicht, dass irgendwer beliebig viel verdienen können sollte. Das Problem, das ich mit Reichtum habe ist nicht Neid oder sonstwas, sondern dass in einem geschlossenen System für jeden Reichen zwangsläufig mindestens auch einer arm sein muss.
Das führt aber ebenfalls ganz weit weg vom ursprünglichen Thema.
Getan haben sie mir nichts, es ging in dieser konkreten Diskussion doch nur um das Für und Wider unbegrenzter Schutzfristen und das sind nunmal die Langzeitfolgen ganz arg wichtig. Und es ist auch nicht so, dass sie schlechter behandelt werden sollen als andere, de facto genießen sie wie teilweise auch schon angesprochen durchaus auch viele Vorteile. Letzten Endes ist es einfach so, dass ich sie nicht nicht schützen will, sondern einfach nur nicht um jeden Preis. Filesharing gibt es seit nunmehr über 10 Jahren und ohne VOLLSTÄNDIGE Überwachung von JEDERMANN (zusammen mit noch weiteren darüber hinaus gehenden Maßnahmen) ist es nicht tot zu kriegen. Dazu bin ich und sind viele andere auf keinen Fall bereit, also müssen wir dieses Phänomen wohl hinnehmen und uns statt dessen fragen, wie wir in Zukunft damit leben wollen. Der einzige Ansatz, der mir dazu bisher eingefallen ist, ist eine Kulturflatrate, nicht weil ich das Konzept per se toll finde (es hat sicher seine Schwächen), aber ich sehe schlicht keine realistische Alternative. Im Übrigen haben wir doch im Prinzip genau so ein Konzept mit GEMA und Co. Warum gibt es die? Weil schlicht keiner kontrollieren, dass urheberrechtliche Werke mit Kopierern und anderem technischen Gerät vervielfältigt werden, eigentlich genau wie jetzt im Internet, nur dass in diesem Bereich viele Menschen (vornehmlich solche, die das Internet mit all seinen Möglichkeiten, die es uns bietet einfach nicht begriffen haben) auf Grund der technischen Möglichkeiten scheinbar der Meinung sind, dass man da alles an Kontrolle und Überwachung machen darf, was im realen Leben schwierig oder gar nicht umzusetzen wäre.
Außerdem denke ich, einer der Knackpunkte in dieser Diskussion ist vielleicht, dass einige mehr die langfristigen Vorteile einer Veränderung sehen, während andere sich primär vor den möglichen kurzfristigen Folgen fürchten (=Einnahmeverluste). Für mich ist das in gewissen Aspekten vergleichbar mit der industriellen Revolution, auch da haben viele Menschen sehr darunter gelitten (mit Sicherheit wesentlich mehr, als es die Künstler tun werden, aber dazu gleich noch kurz) und trotzdem würde sich aus heutiger Sicht wohl keiner in die Zeit davor zurückwünschen, oder?
Was nun die Gefahr von Einkommensverlusten betrifft, hier mal ein paar Zahlen, die man wie ich finde nicht einfach wegdiskutieren kann: http://www.indiskretionehrensache.de/2012/05/urheberrecht-internet/ (gefunden via lawblog.de) Wenn es also den Künstlern tatsächlich so schlecht geht, warum entscheiden sich dann immer mehr für diesen Beruf? Und warum gibt es immer mehr Filme, immer mehr Musik und auch immer neue Einspielrekorde?
Sorry, langer Beitrag und wohl auch mein letzter zu dem Thema. Danke für das Gespräch. :)