Beitragvon Berit Kamb » 24. März 2002, 02:06
Lieber Marten,
dann gibt es offensichtlich noch einen weiteren gravierenden Unterschied zwischen Finnen und Schweden, denn was Du aus Finnland berichtest, ist bei den Nachbarn undenkbar.
Ich war als Au pair in Mittelschweden, und zum Glück fiel es mir relativ leicht, mich in die Sprache einzuleben, so daß ich nach 4 Monaten bereits in schwedischer Sprache träumte (das soll angeblich viel aussagen!?!).
Mit den drei Kindern kam ich gut klar, und die Mutter sprach auch ein paar Brocken deutsch, so daß auch wir keine Schwierigkeiten hatten. Der Hausherr aber weigerte sich, einen einzigen Satz mit Hilfe von Zeichensprache oder Lautmalerei zu verstehen. Wenn mir Vokabeln fehlten, mußte ich hinunter in mein Zimmer laufen, die Wörter nachschlagen, und sie dann in meinen Satz einbauen.
Als ich (endlich) wieder nach Deutschland zurück durfte, brachte er, Leif, mich nach Göteborg zum Schiff. Die ganze Fahrt über hat er mit mir in fließendem, nahezu perfekten Deutsch geredet!
Wenige Monate später ging ich nach Spanien, um dort eineinhalb Jahre zuzubringen. Ich konnte kaum 10 Vokabeln, aber man bemühte sich so lieb um mich, jeder versuchte, mein anfängliches Gestammel zu verstehen, es war ein wunderbares Gefühl für mich.
By the way, in Schweden war ich 16 Jahre alt, da ist man noch nicht so selbstsicher im Umgang mit Älteren. Vielleicht sind die negativen Erfahrungen dort daran schuld, daß ich heute nur noch einen Satz in der Sprache herausbringe:
Ich habe alles vergessen!
Im Umgang mit Amerikanern ist mir aufgefallen, daß sie sich gerade über mein präzises Oxford-Englisch amüsieren. Mein Bruder, der jahrelang in den Staaten gelebt hat, spricht viel schlechter als ich, versäumt oft das th und baut auch grammatikalisch zweifelhafte Sätze, hat sich aber ansonsten den amerikanischen Slang angeeignet, über ihn lacht man nicht. Natürlich hat er dank der jahrelangen Praxis auch einen viel größeren aktiven Wortschatz als ich.
Quintessenz: Ich bleibe dem Spanischen verbunden, da habe ich wenigstens Erfolgserlebnisse!
Con saludos,
Berit