Beitragvon Marten Holst » 15. November 2002, 11:53
Moinle,
wenn ich mich in das "Streitgespräch" mal kurz einmischen dürfte:
> Ich fand den ersten besser als das Imperium (ich finde, dem
> merkt man an, dass er nur eine Brueckefunktion zwischen dem
> ersten und letzten Teil der Trilogie bildet), aber
> gruendsaetzlich habe ich eine Vermutung:
> Als der urspruengliche StarWars rauskam, war er etwas
> absolut
> neues. Nie dagewesene Tricks, eine nie zuvor im Film
> angewandte
> Genre-Mischung
> (Abenteuer-/Kriegs-/Maerchen-/Mantel-und-Degen-Film
> im SF-Gewand). Absolut faszinierend. Und instinktiv
> erwartete
> man von weiteren Teilen dann, erneut so sehr fasziniert zu
> werden, was natuerlich nicht moeglich war - also war man
> enttaeuscht. Ich denke, das macht zumindest teilweise den
> Effekt aus.
Sicherlich. Wahrscheinlich gilt auch Episode 2 (also der 5.Film) deswegen, trotz aller Wasserfallszenen als besser als Epi 1, denn die Erwartungen waren auf einmal viel niedriger. Und Episode 3 kann prinzipiell niemanden mehr enttäuschen, oder?
>> > Vielleicht zur Erklaerung: Ich bevorzuge solche SF-Stories,
>> wo
>> > die SF eher den Rahmen vorgibt und nicht das unmittelbare
>> > Thema.
>>
>> Ist das nicht bei allen (guten) SF-Stories so?
>
> Jein. Bei sehr vielen (fuer meinen Geschmack)[i] guten[/i]
> SF-Stories ist das so, aber beileibe nicht bei allen
> SF-Stories
> allgemein. Es gibt auch - bei Literatur noch mehr als in
> bewegten Bildern - sehr viele SF-Werke, wo das, was die SF
> definiert (also eine technische, biologische oder soziale
> Aenderung mit gesellschaftlichen Folgen) das eigentliche
> Thema der Handlung ausmacht. Denk doch beispielsweise an
> 2001.
Jein. Viele solche Änderungen sind absehbare, gelegentlich überzeichnete, Fortentwicklungen gesellschaftlicher Art aufgrund neuer Technologien, und in sofern oft erstaunlicherweise beinahe fortschrittskritisch, bei denen es primär um Risiken gewisser Entwicklungen geht. Andererseits ist es natürlich schwierig, egal wo, ob SF oder Fantasy, Parallelen zur "realen Welt" völlig auszuschließen. Machtgierige Despoten bleiben machtgierige Despote, ob sie nun als Raubritter 50 km² terrorisieren oder über 3000 Sternsysteme herrschen... von daher kann man, wenn man will, meist beides sehen. Ich denke aber, dass "gute" SF sich dadurch auszeichnet, dass "Special Effects" (auch in Büchern gibt es da ja analoges) nicht zum Selbstzweck auftauchen, sondern eine andere Handlung stützen.
>> [i]Das[/i] ist auch eines der Pluspunkte der Star Trek-Filme:
>> Die nehmen sich selbst auch gerne mal auf die Schüppe. :-D
>
> Ja, das ist oft ganz witzig. Aber sowas kann man ja
> ueberhaupt
> nur machen, wenn man eine lange Fernsehserie mit vielen
> Folgen
> hat, da kann auch gelegentlich mal etwas atypisches drin
> sein
> (genauso wie die Musical-Folgen bei Buffy und Xena).
> Aber sowas birgt auch Probleme: Wochen- oder monatelang
> redest
> Du Dir den Mund fusselig, um einen Freund zu ueberreden,
> sich
> diese tolle Serie mal anzugucken. Und ein gewisser Mr.
> Murphy
> sorgt dafuer, dass dieser Freund, wenn er endlich nachgibt,
> genau so eine Folge erwischt und dann sehr an Deinem
> Geschmack
> wenn nicht gar Deinem Verstand zweifelt :-D
> Solche atypischen Folgen (muss nicht immer lustig sein,
> auch die
> DS9-Folge mit Siskos Albtraum, wo er ein SF-Autor auf der
> Erde
> ist und die ganzen ausserirdieschen (Quark, Garak...) mal
> ohne
> Maske auftreten, gehoert dazu) sind eben nur etwas fuer
> regelmaessige Zuschauer, eine erfrischende Abwechslung, aber
> erstmalige oder Gelegenheitsgucker denken sich dann nur:
> "Was soll der Schei...????"
Wobei gerade DS9 das "Problem" hat, weniger als die anderen Star Treks fürs gelegentliche Sehen geeignet ist, weil es auch "Seifenelemente" enthält (ein Bekannter von mir nennt es ja auch "Deep Space 90210"). Dennoch nicht zuletzt deswegen, aber auch wegen einiger Folgen, die aus dem klassischen Schema herausfallen, imho die mit großem Abstand beste Serie der Reihe, gerade weil dann auch immer wieder verschiedene Stimmungen auftauchen (lustige wie Roswell oder Tribbles II, aber auch die doch für eine "Heldenserie" sehr heftige Kriegsfolge, in der Rom sein Bein (Arm?) verliert).
>> > Gruss, Volker (mag fast alles von Asimov, mag fast nichts
>> > von Lem)
>>
>> Von Asimov habe ich zwar so ziemlich alles gelesen - er hatte
>> viele gute Ideen, war aber eigentlich nur ein
>> durchschnittlicher Schreiber.
>>
>> Lem mochte ich auch nicht. Aber vielleicht war ich damals
>> (meine SF-"Hoch"zeit hatte ich mit 15) nur zu jung dafür.
>
> Nein, ich denke, wer auf dem oben genannten Standpunkt
> steht:
> "Ich bevorzuge solche SF-Stories, wo die SF eher den Rahmen
> vorgibt und nicht das unmittelbare Thema.", der wird ganz
> einfach an Lem nicht viel Freude haben.
Was ich von Lem schon empfehlen kann, wäre "Wie die Welt noch einmal davon kam". Asimov ist nett zu lesen, aber nur selten "anspruchsvoll" (Und den Übersetzer von "Die Rettung des Imperiums" möchte ich doch mal persönlich vermöbeln). Was ich ansonsten immer gerne empfehle, ist eine Kurzgeschichtensammlung von Robert Sheckley.
Zukünftige Grüße
Marten (momentan eher gegenwartsorientiert)