Beitragvon augustiner » 2. Mai 2003, 15:23
Seit Mitte des vorigen Jahrhunderts gehört der Augustinerkeller an der Arnulfstrasse zu den beliebtesten Bieroasen der bayerischen Landeshauptstadt. Erstmals wird er als Bierlagerstätte im Münchner Stadtplan des Jahres 1812 erwähnt. Das Anwesen war ursprünglich im Besitz der seit dem 17. Jahrhundert in München existierenden Büchl-Brauerei und wird in den Magistratsbüchern so lange als Büchlbräukeller ausgewiesen, bis es 1842 Georg Knorr kaufte. Dieser Spross eines Dachauer Gerichtsschreibers war in den dreissiger Jahren des 19. Jahrhunderts vom Buchhalter eines grossen Münchner Handelshauses durch Einheirat zu dessen Besitzer aufgerückt. 1838 wurde Knorr Mitbegründer der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank. Einer seiner Söhne erwarb 1862 die "Neuesten Nachrichten" (Verlag Knorr & Hirth). Der rührige Unternehmer verpachtete den nu "Knorrkeller" benannten Betrieb 1848 an Gabriel Sedlmayr.
Das Stadtadressbuch von 1842 zählt den Biergarten zu den "schönsten von München" und ergänzt: "Obgleich er sich unmittelbar gegenüber der Münchner Richtstätte befindet, ist er sehr gut besucht."
1862 erwarb ihn der Besitzer der Augustiner-Brauerei, Joseph Wagner. Zu diesem Zeitpunkt beschränkte sich die Baumbepflanzung im umzäunten Geviert auf die unmittelbare Umgebung des hufeisenförmig angelegten Kellerbauwerks, während der übrige, weitaus grössere Gartenteil aus einer Wiese bestand, die Wagner später aufforstete.
Eine besondere Augustinerkeller-Attraktion bildete der sogenannte "Bierochse". Seine Aufgabe war es, das in den Tiefkellern lagernde Sommerbier kraft seiner Muskeln über ein Windensystem nach oben zu befördern. Ein Vorgang, der reichlich Zeit kostete, da sich der Ochse nur sehr gemächlich im Kreis drehte. Der letzte Augustinerkeller-Bierochse wurde 1891 in den Ruhestand geschickt. Seine Arbeit übernahmen nun mechanische Aufzüge. Sehr zum Leidwesen der Münchner, die es sich angewöhnt hatten, dem jeweiligen Bierochsen beim "Aufzugdrahn" zuzusehen. Selbst Angehörige "besserer Kreise" fanden es hin und wieder originell, zusammen mit ihren Familien sich in unmittelbarer Nähe des sich plagenden Rindviehs eine zünftige Brotzeit samt etlichen Maß Augustiner einzuverleiben.
Am äusseren Bild des beliebten Biergartens hat sich seit 1895 nichts mehr verändert.