Mittwoch, 10.2.2016 | Spieleabend #67
Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Sagt man doch. Oder besser: Singt man doch. Stimmt aber nicht ganz, wenn wir es einmal auf den Spieleabend in dieser Bude beziehen. Denn auch, wenn mein Umzug bevorsteht, war heute wohl noch nicht der letzte Spieleabend in dieser altvertrauten Umgebung. Und bevor ich jetzt nostalgisch werde, verschiebe ich einen kleinen Rückblick auf einen späteren Bericht und befasse mich heute mit dem, was war. Offenbar hielt es ein Großteil der Runde für nötig, am heutigen Fastentag auch auf den Spieleabend zu verzichten. Sehr schade, wie ich finde, schließlich wurde stattdessen ein Kinobesuch anvisiert. Ob 007: Spectre dem Fastengedanken wirklich näher kommt als hatkeinenummer: Concordia steht zu bezweifeln. Weil wir aber heute nur zu zweit waren, konnten wir einige Spiele beehren, die sonst vom restlichen Volk eher abgelehnt werden.
Zu Beginn überredete ich Mattes zu
Saga. Dieses Spiel hat in unserer Runde wirklich ein seltsames Schicksal ereilt. Wir spielen es durchaus alle paar Monate mal, aber nie kann sich jemand an das Spiel erinnern, wenn ich den Namen nenne und das Prinzip grob beschreibe. Die Erinnerung kehrt zwar wieder, wenn dann das Material auf dem Tisch liegt, aber es will einfach keinen Kultstatus erlangen. Vielleicht sollte ich diese Zeichen deuten und das Spiel nicht mehr vorschlagen. Aber mir macht es nun einmal Spaß. Mhh, ein schwieriges Dilemma. 68:96 jedenfalls unterstreichen Mattes' mehrmals wiederholtes "Ich hasse dieses Spiel!". Zur Erklärung: Das lag nicht wirklich am Spiel, sondern eher daran, dass er nicht nur einmal vergessen hatte, seine Punkte einzustreichen. In dieser Hinsicht ist das Spiel unbarmherzig und verbietet es ausdrücklich, dem Spieler die Punkte im Nachhinein zuzugestehen. Aber auch mit diesen zahlreichen vergessenen Punkten hätte Mattes den Sieg wohl nicht mehr an sich reißen können. Vielleicht nehme ich den Umzug auch mal zum Anlass, weniger beliebte Spiele auszusortieren. Nicht, dass man sie nicht nochmal irgendwann spielen könnte. Aber es hat wahrscheinlich keinen Zweck, Saga in drei Monaten wieder auf den Tisch zu bringen, nur, um dann wieder die Regeln halb zu erklären. Bis allen klar wird, dass sie das Spiel doch schonmal irgendwann gespielt haben.
Das Hauptspiel des Abends dagegen ruft in meinen Mitspielern durchaus Emotionen hervor. Nur sind das dummerweise nicht nur positive. Weil Mattes und ich
Concordia aber sehr gerne mögen, packten wir die heutige Gelegenheit beim Schopfe und spielten dieses große Strategiespiel zum ersten Mal zu zweit und auch zum ersten Mal auf der umseitigen Karte, die nicht das gesamte römische Imperium, sondern lediglich Italia zeigt. Natürlich erfordert das eine etwas andere Herangehensweise, aber Concordia wird durch die andere Karte nicht zu einem neuen Spiel. Als viel einflussreicher dagegen zeigte sich die Minimalbesetzung. Hier wird das Spiel richtig knackig! Natürlich grübelt man nach wie vor viel vor sich hin, aber die Wartezeiten sind nicht so lang und können außerdem zur Planung des eigenen Zugs genutzt werden. Da in der Zwischenzeit nämlich nur ein anderer Spieler an die Reihe kommt, ist die Wahrscheinlichkeit einer Fehlplanung durch gegnerische Einmischung geringer. Zwar haben wir uns heute durchaus hie und da einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber im Groben und Ganzen kann man langfristige Pläne aufstellen und sie (mit Änderungen) auch durchziehen.
Nun aber zu unseren beiden Spielweisen: Mattes hatte die sehr starke Region Sicilia komplett in seiner Gewalt. Erst hinterher wurde mir klar, dass ich mich hier auch hätte ansiedeln müssen, selbst wenn ich dafür Extrakosten zu tragen gehabt hätte. In dieser Provinz produzierte er viel Wein: Sowohl über sein Haus in der Weinstadt, dann noch über den Provinzbonus und oft genug noch einen dritten mit dem Praefectus Magnus. Dieser Wein wurde von ihm vielfach verkauft, um an das nötige Kleingeld für die Ausbreitung zu kommen. Die gelang ihm auch ziemlich gut, obwohl es für Mattes bei den zwei anfänglichen Kolonisten blieb. Ich dagegen rüstete auf volle Truppenstärke auf. Meine vollen sechs Bewegungspunkte konnte ich aber keinmal nutzen, am Ende war dann doch immer etwas anderes wichtiger. Aber während des Spiels hatte ich auch schon früh den dritten und vierten Kolonisten angeheuert, wodurch sich meine Beweglichkeit erhöhte. Letztendlich war der größte Nutzen der zusätzlichen Kolonisten aber wohl der Punkteregen durch den Gott Mars bei der Schlusswertung. Bei Jupiter und Saturnus war Mattes wegen seiner starken Ausbreitung vorne, aber er hatte keine einzige Tuchstadt, weswegen ihm ein paar Punkte bei Mercurius fehlten. Und mir brachte Minerva für jede meiner drei Tuchstädte je fünf Punkte ein. Am Ende lässt sich nicht ganz klar sagen, wieso ich sogar recht deutlich gewonnen habe. Ich selbst würde es auf die Kolonistenpunkte zurückführen und darauf, dass ich auch mehr Karten als Mattes hatte, wenn ich mich recht erinnere. Man darf am Ende eben nicht den Fehler begehen und den Zeitpunkt verpassen, wo man lieber neue Karten kauft, die schon viele Punkte bringen als die alten Karten noch weiter aufzuwerten, damit sie noch mehr Punkte bringen. Hier ist Timing gefragt. Endpunktestand: 112: 143.
Zu zweit macht Concordia mir persönlich noch etwas mehr Spaß als in größerer Runde. Es ist frischer und dynamischer, und man kann schneller sehen, dass auf dem Plan tatsächlich etwas passiert. Außerdem ist die Anzahl der Karten ziemlich begrenzt, was die ganze Zeit über einen gewissen Zeitdruck erzeugt. Wobei ich mir hier ehrlich gesagt nicht sicher bin, ob wir immer die Karten aussortiert haben, die im Spiel mit weniger als fünf Leuten nicht dazugehören. Sollte man aber auf jeden Fall tun. Die Spieldauer überschritt die angegebenen 90 Minuten nicht, was sonst schnell der Fall war. Natürlich bleibt es ein Optimierspiel, bei dem man trotz einfacher Regeln viel im Blick haben sollte. Das muss man mögen. Uns gefällt es.
Zum Schluss spielten wir dann noch
Potato Man. Ja, ein Stichspiel zu zweit. Hier wird der Behelf genutzt, dass jeder Spieler zwei Karten pro Stich spielt. Das macht das Ausspielen der ersten und zweiten Karte übermäßig folgenreich für ein flottes Kartenspiel. Außerdem hat jeder Spieler noch einen Nachziehstapel, damit man nicht von Anfang an 20 Karten auf der Hand halten muss. Allerdings vergisst man ständig das Nachziehen, weil das für ein Stichspiel völlig unintuitiv ist. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich halte nicht viel von Potato Man zu zweit. Zum Einen wird das Spiel dadurch etwas, was es gar nicht sein will: Man kann sich einen Knoten in den Kopf denken, wenn man sich überlegt, was der Gegner wohl spielen wird, wenn ich diese Karte spiele, und was ich dann als Drittes spielen könnte, damit mein Gegenüber als Viertes auf jeden Fall... Ahh! Völlig gegenläufig ist aber, dass gar nicht alle Karten im Spiel sind und das man viele ja auch erst im Laufe einer Runde nachzieht. Am Ende habe ich ziemlich aus dem Bauch heraus gespielt und damit grandios versagt: 27:12. Ich werde dieses Spiel jedenfalls nicht mehr zu zweit spielen. Mit mehr Leuten ist es ein Spaß, obwohl auch dann schon schwer steuerbar. Aber zu zweit habe ich mich gespielt gefühlt.
Zum Schluss will ich noch die Frage beantworten, die seit letzter Woche hier im Thread gestellt wurde: Wie lautet meine aktuelle Top-5? Ich beziehe die Frage einfach mal auf die Spiele, die wir hier in der Runde in letzter Zeit spielen. Hier bringe ich schließlich meine aktuellen Neuanschaffungen an und hier herrscht auch die größte Regelmäßigkeit. Außerdem gilt: Nicht alle Spiele habe ich oft genug gespielt, als dass mein spontanes Ranking als fundiert gelten könnte. Spiele, die ich erst einmal gespielt habe, möchte ich deshalb noch nicht mit einbeziehen. Aber wenn ich von unseren gut 60 Spielen fünf nennen sollte, die für mich aktuell den größten Spielreiz haben, dann sind das wohl die folgenden:
- Ginkgopolis
- Orléans
- Love Letter
- Concordia
- Die Siedler von Catan
Aber auch Stone Age, Die Glasstraße, Splendor, Isle of Skye, Mombasa, Machi Koro, Port Royal, Einfach Genial, Cacao, Bohnanza und last but not least Dominion sind großartige Spiele. Sie sind aber nicht in meiner Top 5, weil wir sie entweder insgesamt erst einmal gespielt haben oder weil sie schon längere Zeit nicht mehr rausgekramt wurden. Oder auch, weil sie dann doch nicht ganz ganz vorne mitspielen. Auf jeden Fall aber ist die Liste hochgradig subjektiv und nicht als festgeschrieben zu verstehen.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Auch dieser Bericht. (Natürlich habe ich mit Mattes noch den Tatort kurz besprochen, den wir okay fanden. Und natürlich haben wir auch einen Ausblick gewagt auf die vorlesungsfreie Zeit, in der es mit den Spieleabenden schwierig werden könnte. Durch meinen Umzug ganz in die Nähe zu den anderen erhoffe ich mir aber, dass wir in der neuen WG schon vor Beginn der Vorlesungen im Sommersemester einen kleinen Einweihungsspieleabend veranstalten können. Wir werden sehen.) Falls es noch zu weiteren Spieleabenden in dieser oder auch in der neuen Bude kommt, werdet ihr wie immer von mir hören. Bis dahin, Hand aufs Erz,
Der Siedler