
Ich bin nicht erfahren im Schreiben von Beurteilungen/Rezensionen, darum schreib ich einfach drauf los und ordne es nach Fragen, die mich am meisten beschäftigt haben und weniger zum Spielverlauf selbst, von dem man ja in unzähligen Videos und Rezensionen einen Eindruck gewinnen kann.
Vorwort
Ich selbst verfolge das Spiel schon seit langem und bin seit dem ersten Tag der neuen Kickstarter Kampagne ein Backer. Erst war ich auf nem 750 Euro Pledge, dann wurde ich aber zunehmend unsicher ob ich all die Erweiterungen benötige und bin zurück auf den 250 Euro Pledge, weil ich mir dachte ich probiere das Spiel erst mal aus. Ich konnte aber kaum ruhig schlafen, weil mich ständig die Frage quälte, ob ich nicht doch die Chance nutze und gleich Erweiterungen dazu nehme und wenn ja welche. Nebenbei habe ich immer wieder bei ebay geschaut ob es eine attraktive Auktion gibt und bin dank Marcel (an dieser Stelle nochmal viel Liebe nach Göttingen) am 19. Dezember fündig geworden. Grundspiel + alle 12 Erweiterungen. Ich habe mit einem Freund zusammen gelegt und jetzt über Weihnachten vom 22.-28. jeden Tag zwischen 6-10 Stunden gespielt. Das allein ist eigentlich schon beeindruckend

Ein Brettspiel auf englisch. Bekomm ich das hin?
Das war sicher eine meiner ersten Fragen. Ich hab letztes Jahr schon Shadows of Brimstone gespielt und eigentlich keine Probleme gehabt. Dennoch ist man natürlich erst mal von der Tatsache beeindruckt, dass die Beschreibung von KDM fast 280 Seiten hat. ABER! Reines Regelwerk sind 80 Seiten... diese sind alle umfassend bebildert, darum würde ich meinen geht es hier um ca. 30 Seiten reinen Text.
Ich habe ein Jahr in England gearbeitet und würde mein englisch als „gut“ bezeichnen. Die Beschreibung ist, angesichts der Unmenge an Details/Regeln/ und Erläuterungen, vielleicht sogar die Beste die ich bisher gelesen habe. Sie ist so unwahrscheinlich präzise und Verständlich geschrieben, dass ich nach dem erstmaligen durchlesen nur noch in sehr seltenen Fällen mal etwas nachschlagen musste. War dies der Fall, half meistens schon das Glossar am Ende. Es gibt immer wieder mal sehr Themenspeziefische Wörter die nicht zum Vokabular von Schulenglisch gehören. (Bsp. Vermin = Ungeziefer). Aber muss man diese können um den Sinn der Beschreibung zu verstehen? Nein. Einzelne Wörter die man nicht weiß, machen beim durchlesen der Beschreibung keinen Unterschied und hat man das geschafft, gibt es eigentlich nichts mehr zu fürchten. Es gibt unwahrscheinlich viel, sehr guten Flavourtext, aber wenn man den nicht versteht, ist der letzte Satz einer Karte/Event/Aktion meist „gain +1 Strenght“ oder „suffer 1 Damage“ und wenn man das versteht reicht es auch. Mein Kumpel verfügt nur über das Standard Repertoir an Schulenglisch und empfand es nicht als störend, dass wir ein Spiel auf englisch spielen. Dennoch las ich die langen Texte vor und sicherte mich jedes Mal ab ob er es verstanden hat.
Figuren zusammen bauen. Kann ich das?
Ich hatte meine ersten Gehversuche zu dem Thema bereits mit Shadows of Brimstone. Wenn man KDM auspackt erschlägt einen die Menge an „Sprues“ erst einmal, aber wie alle wissen benötigt man zum spielen erst einmal nur den Löwen und die 4 Starting Survivors. Ich besaß durch SoB bereits ein Bastelmesser, ne Feile, Zange, Kleber und eine Schneidunterlage und die sollte man meines Erachtens auch haben. Es liegt für den Zusammenbau zwar keinerlei Beschreibung bei, aber mit http://vibrantlantern.com/ sollte es jedem selbst ungeübten Spieler möglich sein, die 5 Figuren zusammen zu bauen. Alles was darüber hinaus geht (und da bin ich ganz ehrlich) kann teilweise schon sehr fummelig werden. Da sind teilweise einzelne kleine Hände, oder Zöpfe zu kleben.. Mir hat es persönlich sehr viel Spaß gemacht und ich hab jetzt einfach jeden Abend vorm schlafen gehen 4 Figuren zusammengebaut um runter zu kommen, aber mein Freund meinte, dass er darauf überhaupt keine Lust hätte. Ich bin der Meinung das man das alles vorher nur schlecht beurteilen kann und es erst feststellt wenn man mal drauf los bastelt... es gibt einfache und sehr anspruchsvolle Figuren... um manche macht man eventuell einen Bogen, andere bastelt man mit Leidenschaft. Allein aber die Tatsache das man zu den meisten Survivor eine Vielzahl von Waffen, Köpfe und Accessoires hat, sodass man die Helden so Zusammenbau wie man es selbst gern hätte, ist schon eine enorme Bereicherung.
Grundspiel
Ich möchte nicht ins Detail gehen, weil dann hier das gleiche steht, was alle über KDM schreiben: Es ist schlichtweg der Wahnsinn. Das Spielmaterial kann besser nicht sein. Die Charakterentwicklung ist absolut „outstanding“ und sucht seines Gleichen. Die Story ist so unwahrscheinlich gut und packend erzählt. Die Abwechslung ist gewaltig weil immer etwas passiert. Die Kämpfe machen tierisch Spaß, vor allem gegen die anspruchsvollen Bosse. Gearcrafting und Anpassungen lassen kaum einen Wunsch offen. Lediglich die Lootvariation bei höher leveligen Encountern hat uns etwas gewundert. Ich mein, der Anstieg und der Anspruch eines Fights steigt enorm mit nur einem Level, doch man bekommt lediglich 2 Ressourcen mehr. Das war uns „der Streß“ nicht wert zumal man Gefahr lief dann doch irgend einem Suvivor bleibende Schäden zuzufügen. Reicht das Grundspiel für eine wirklich einzigartige Erfahrung? JA! Will ich dennoch mehr? Ja verdammt!
Im Grundspiel gibt es 2-3 sehr interessante Kampagnenvarianten. Da wären zum Bespiel die „Seven Swordsman“ wo die Siedlung nur aus 7 Survivor besteht, die alle Schwertmeister sind und keine weitere Population dazu kommt. Oder eine Variante wo sich alles nur um Knochen dreht... es ist also im Grundspiel viel drin, was es zu entdecken gibt.
Erweiterungen
Einen Großteil unserer Euphorie bekam das Spiel durch die Entstehung der ganzen Geschichte und die immer wieder auftretenden, unerwarteten Events die alles durcheinander würfelten. Jetzt kommt es natürlich stark auf die Spielergruppe an, aber ich spiel in erster Linie mit meinem langjährigen Freund, will es definitiv alleine Spielen und dann noch mit 2 anderen Kumpels. Demnach müsste ich mindestens 3 Kampagnen spielen. Da würde ich mir natürlich wünschen, dass es immer ähnlich viel neues zu entdecken gilt und darum war die Dragon Campaign das erste was geöffnet wurde. Ich würde also in jedem Fall eine Campagnenerweiterung empfehlen, wenn es euch genauso geht. Des Weiteren gilt es in diesem Kontext zu beachten, dass man die ersten Lantern Years immer nur den Löwen jagen kann. Das ist eigentlich kein Problem, weil der Kampf immer anders und abwechslungsreich ist, aber mit der GORM Erweiterung kann man auch hier noch etwas frischen Wind reinbringen. Sprich eine weitere „Early Game Quarry“ ist meines Erachtens essentiell. Das war dann aber auch schon alles, was wir nach unserer 6 tägigen Session feststellen konnten. Da ich gesehen hab, um was die Dragon Erweiterung das Spiel bereichert, werde ich auch die Sunstalker aufmachen. Aber ob man nun zwingend einen der weiteren Nemesis Encounter benötigt, kann ich noch nicht sagen. Was ich sagen kann, ist das jeder Encounter wirklich sehr eigen ist und dass macht einen großen Reiz aus.
Preise
Ich bin selbst Grafikdesigner und kenne mich mit Preisen von Printprodukten aus. Darum könnte ich jetzt hier mal ne Kalkulation aufstellen, was allein die Beschreibung kostet. Ein 280 Seiten starkes vollillustriertes Book, mit hochwertigen Fotos. Von der Entwicklung, übers Proofreading bis hin zur Produktion. Darum beschränk ich jetzt mal meine Gedanken auf die derzeitigen 250 Euro fürs Grundspiel. Ist es das wert? Eine Frage die sich nicht stellt! Etwas vergleichbares hat keiner hier im Forum im Regal. Das behaupte ich felsenfest. Wir haben jetzt wie beschrieben 6 Tage intensiv gespielt und ich möchte behaupten dass es die kommenden Wochenenden so weiter geht. Wären wir über Weihnachten die 6 Tage um die Häuser gezogen, hätten wir jeder weitaus mehr als 200 Euro gelassen. Von daher ist zumindest für das Grundspiel zu sagen, dass sich keiner Gedanken machen sollte, es könne sich nicht lohnen. Alles was darüber hinaus geht (Erweiterungen etc) Muss jeder für sich entscheiden.
Solo Spiel
Das Solospiel war eines der Hauptgründe für mich. Das klappt hervorragend, wenn es auch etwas Organisation bedarf. Mit Lantern Year 20 ist jeder Survivor relativ umfangreich (2-3 Disorders, 2-3 Fighting Arts, Abilities, unterschiedliche Würfelwerte und und und) Da gilt es den Überblick zu behalten. Hinzukommt das abhandeln als einzel Person, besonders wenn es darum geht, das sich etwas bei allen Survivor verändert. Wenn es heisst „every Survivor gains +1 Speed“ ist man auf 4 Charakterbögen am radieren, eintragen und muss es im nächsten Moment vielleicht schon gleich wieder ändern. Das wurde mir zumindest zu viel weshalb ich im Solospiel aufs OnlineTool umstieg, was den Ablauf extrem erleichtert hat. http://tools.kingdomdeath.com/survivor% ... d%20sheet/
Kleines Fazit
Wir haben eine lange MMORPG Vergangenheit und sind sehr erfahren mit derartigen Konzepten, was den Einstieg sicher enorm erleichtert hat. Was uns am meisten beeindruckt hat, war alles was mit der Beschreibung zu tun hat. Diese ganzen Events... immer wieder zum Buch greifen... den Storyevent suchen, Flavour Text lesen um festzustellen: „Geil, jetzt passiert das...“ die Folgen ausrollen und abwickeln... und dann „krass... das müssen wir jetzt irgendwie umplanen“ und dann gabs schon das nächste Event.
Dicht gefolgt von dem herausragenden Encounter Gameplay. Einfach alles daran... AI Karten mit einer Target Pick Priorität die selten fragen offen lässt... Hit-Location Cards die den Kampf ungemein Thematisch machen... und das aller wichtigste: Crits!!!!




Wie geht es für mich weiter?
Meinen Pledge habe ich jetzt natürlich aufs 1.5 Update geändert. Die Gamplers Chest finde ich nach wie vor irgendwie albern und nur „kosmetisch“, da man im Grundspiel mit allen Rüsztungssets natürlich unwahrscheinlich viele Survivor hat und ohnehin immer nur 4 aufm Tisch stehen. Dennoch sind natürlich thematisch tolle Figuren bei, für dessen Zusammenbau ich mittlerweile ein Fabel entwickeln konnte.
Mit den 12 „alten“ Expansions hab ich genügend Content, darum interessiert mit nur der NightmareRam Dungeon Mechanismus und das neue Kampagnenbuch wo auch mal kürzere Kampagnenmodelle vorgestellt werden.