Beitragvon MissBayBee » 18. Februar 2017, 11:39
Hallo Sebastian,
durch meine Arbeit an einem Gymnasium bin ich in Kontakt mit der JSA gekommen. Die haben dann angefragt, als sie gehört haben, dass ich verschiedene Brettspielkreise leite, ob ich nicht Lust hätte dies in ihrer JSA auch mal auszuprobieren.
Bevor man so etwas anbieten kann, waren viele Gespräche nötig. Zuerst wird man natürlich durchgecheckt, mit mehr als nur dem erweiterten Führungszeugnis. Dann mussten wir, mein Mann hat das ganze mitgemacht, ziemlich viel unterschreiben, lesen und besprechen.
Bevor wir uns entschieden haben, war es wichtig eine Führung in der JSA zu haben, damit man schauen kann, wie es für einen selbst ist, wenn vor einem und hinter einem alle Türen verschlossen sind. Danach war für uns klar, dass dies nicht unser Problem ist. Das Gefühl ist zwar eigenartig aber ok. Was ich allerdings nicht konnte, war, mir vorzustellen, diese Aktion ohne jemanden an meiner Seite zu veranstalten, der einen Schlüssel hat.
Ein gesondertes Thema war auch das Hineinbringen der Spiele. Uns wurde so vertraut, dass wir unsere Spiele ohne Einzelkontrolle, sondern nur durch den Detektor, mit hineinbringen konnten. Alles andere wäre ein zu großer Aufwand gewesen.
Abgelaufen ist die Veranstaltung dann jeweils wie folgt. Eine Woche vorher durften sich bis zu 12 Gefangene melden, die teilnehmen wollten. Aus denen ist dann eine Auswahl entstanden, da nur bestimmte Täter für uns aufgewählt wurden. Wenn in dieser Woche einer der Gefangenen gegen Regeln verstoßen hat, so durfte er nicht mit. Meistens hatten wir dadurch dann keine 12 Teilnehmer.
Wir sind dann mir einer Auswahl an Spielen dort angekommen, gecheckt, mit Warnmeldern versehen zur Aula gebracht worden. Ein Sozialpädagoge hat uns begleitet. Dort haben wir dann die Spiele aufgebaut, die Renner waren übrigens Las Vegas und King of Tokyo und danach wurden die Gefangen aus ihren verschiedenen Gruppen zu uns gebracht.
Meistens haben wir uns dann vorgestellt, was wir so machen und was wir vorhaben. Und dann wurde gespielt.
Schnell war klar, dass wir keine großen Sprünge mit den Gefangenen machen konnten. Einmal habe ich Andor probiert, mit Jugendlichen, die mir als fähig dazu erschienen sind, das ist aber völlig schief gegangen. Langes Konzentrieren und komplexere Regeln waren hier meistens nicht angebracht. Vom Niveau her eher die 5er aus meiner Brettspiel AG am Anfang.
Alle hatte aber immer ihren Spaß und wir hatten auch nie irgendeinen Ärger mit ihnen oder sie untereinander.
Für mich als typisches Akademiker Kind (und das soll jetzt nicht abwertend klingen), war es spannend und auch sehr schwierig mit einer Klientel zu kommunizieren mit der ich nie in Berührung gekommen bin. Sie waren unheimlich höflich und hatten teilweise sogar Schwierigkeiten auf mich drauf zu hauen, wenn ich in Tokyo stand ;-)
Grundsätzlich war für mich wichtig, dass ich nie wissen wollte, warum sie in der JSA waren. Ich weiß nämlich nicht, ob ich mit dem Wissen um die Taten, so locker hätte mit ihnen umgehen können.
Im Großen und Ganzen war die AG ein ziemlicher Erfolg und wir hätten es auch gerne weiter gemacht, wenn sich jemand von der JSA bereit erklärt hätte uns weiter zu begleiten. Dies hat bis heute nicht mehr funktioniert....
Aber ich habe die Gespräche erneut aufgenommen und vielleicht findet sich jemand. Da mein Mann und ich arbeiten kommt nur der Freitag Nachmittag in Frage, da haben die meisten Sozialarbeiter aber schon frei :-(
Jetzt habe ich doch sehr viel geschrieben. Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick geben. Wenn noch Fragen offen sind, meldet euch gerne.
LG
Martina