Günter Cornett hat geschrieben:
Wieso braucht das Spiel Zeug, um IMMATERIELLES Kulturerbe werden zu können?
Was macht es besser als Kästchen in den Sand zu malen und zu hüpfen,
als Fangen, Verstecken, als Räuber&Gendarm-Spielen?
In gewissen Sinne: Nichts.
Zwar hat natürlich auch das materielle, kreativ weiterentwickelte Spielzeug seinen Wert (keine Frage!),
aber Günters Worte verdeutlichen sehr schön, dass das Kulturgut "Spielen" bereits in der Phantasie des jeweiligen Menschenkindes (aller Kulturen) liegt und daher
weltweit wertvoll, schützenswert und förderungswürdig ist.
Daher wäre es sehr wichtig, dass man in allen Kulturen und Staaten
(in den Bevölkerungen grundlegend-allgemein, aber auch ganz konkret, z.B. bei Eltern, Schulen, Arbeitgebern, Stadtplanern, Wirtschaft, Gesetzgeber, Verwaltungen, soziale Stellen,..)
mehr
Bewusstsein für den
Wert des Spielens schafft,
und mehr Bewusstsein dafür, den Kindern die
Möglichkeiten zum vielfältigen, freien Spiel (und zum sich dabei selbst Entfalten) einzuräumen bzw sie dabei zu fördern.
Eine solche "Besinnung aufs Kulturgut Spielen" und die "eigene Identifikation mit dem Kulturgut Spielen" ist wichtig und funktioniert in gewissem Sinne auch in dieser Verallgemeinerung, @peer!
Denn gerade, wenn Leute anfangen, zu fragen "was ist denn mit "dem Spielen" gemeint?", setzen sie sich mit dem Thema auseinander und kommen sie ins Nachdenken. Sie merken dann vielleicht, welche Aspekte des Spielens bei ihren Kindern ggf zu kurz kommen:
Das nichtvirtuelle Spielzeug? Das Zulassen der kindlichen Phantasie? Das Spielen und Entdecken in der Natur? Das gemeinsame Spielen? Das spielerische Üben von Fähigkeiten?..
Oder sie entdecken, dass
sie selber (also die Erwachsenen) es verlernt haben, zu spielen, oder dass sie mit den Kids nur noch fernsehen, aber kaum noch miteinander echte Zeit verbringen..
Oder dem Arbeitgeber wird es wichtig, seinen Mitarbeitern individuellere, familienfreundlichere Arbeitszeiten zu ermöglichen oder oder...
Darum:
Kann man denn nicht "das Spielen an sich" (natürlich mit einer Definition, aber einer, die viele Aspekte aufzählt, siehe unten unter 3.)) ausdrücklich im Kulturgut verankern?Das hätte viele Vorteile:
> Das o.g. Bewusstsein in allen Teilen der Bevölkerung und bei diversen Verantwortlichen (s.o.) würde hoffentlich gestärkt.
> Mehr Fördergelder könnten in diesen Bereich fließen.
> Es würde sicherlich mehr (und mehr beachtete) Aktionen geben, in den Schulen, aber auch öffentlich, von Organisationen, Kommunen, Firmen und Privatleuten. Vielleicht bis hin zum gesetzlichen Feiertag "Tag des Spielens"?
> Die eigene Identifikation mit dem "Kulturgut Spielen" könnte ein neuer Impuls dafür sein, dass man in Deutschland mehr Spielplätze schafft, die Qualitätsnormen für Spielzeug (Sicherheit, Schadstofffreiheit..auch für Importe) streng hält,
die persönliche, individuelle kindliche Phantasie auf diverse Weisen fördert und der Smartphoneabhängigkeit von Kindern entgegenwirkt.
> Familien, Schulen, Wissenschaft und pädagogische Einrichtungen würden vermehrt darauf achten, welche Aspekte+Formen des Spielens der kindgemäßen und sozialen Entwicklung guttuen.
> Global gesehen: Mit ausdrücklicher "offizieller" Wertschätzung des Spielens könnte die Lobby in Drittweltländern gestärkt werden, den Kindern in den Städten menschenwürdigen RAUM zum Spielen zu schaffen, Kinder davor zu schützen, dass sie vor lauter Kinderarbeit gar nicht mehr zum Spielen kommen und diese Fähigkeiten verkümmern[*], sowie den Eltern mehr Zeit+Möglichkeiten zu geben, für ihre Kinder da zu sein.
Von daher denke ich:
1.)
Das "Spielen-an-sich" ist schützenswertes Kulturgut weltweit und sollte so auch deklariert werden. Mit sicher sehr interessanten regionalen Facetten und Traditionen.
2.) Und dass man im "Spiel
zeug-traditionsreichen" Deutschland, in dem Kinder aber in den letzten Jahrzehnten leider immer mehr ins Virtuelle gesogen worden sind, nun bewusst das reale Spielen
und nichtvirtuelles Spielzeug ins schützenswerte Kulturerbe aufnehmen möchte, ist
ebenfalls ein sehr guter Plan.
3.) Wie das
Ganze genau definiert werden sollte, ist natürlich nicht ganz einfach.
Einerseits ist es gut, wenn die deutsche Wirtschaft ganz gezielt nicht nur im Bereich HighTech gefördert wird, sondern auch im Bereich des Spielzeugs, zumal sie ja auch da eine lange Tradition und Wertigkeit hat.
Andererseits sollte bei der Definition des immateriellen Kulturerbes der "ideologische" Aspekt des Spielens im Vordergrund stehen (s.o.: Dass das Spielen für Kinder und für die individuelle Entwicklung jedes Menschen extrem wichtig+wertvoll ist und daher geschützt werden muss). Und das bedeutet, dass man
den Begriff nicht an genau definierte Materie oder gar Waren bindet, sondern ihn viel weiter fasst und die gedanklichen Phantasien der Kinder, die freien Möglichkeiten in der Natur, die kreativen Basteleien und auch die immateriellen Spiele (Fangen oder Verstecken spielen, Ratespiele, bis hin zum ausgelassenen Toben und Tanzen,..) mit in die "Definition" hineinnimmt.
Also: Man kann sicherlich "das Spielen" als Kulturgut aufnehmen. Und zwar in einem weiten, möglichst alle Aspekte umfassenden Kontext. Dass dieser trotzdem umrissen und definiert werden muss, ist in einem Staat natürlich klar, allein schon deshalb, damit keine Zweckentfremdung entsteht (z.B. Glücksspiel geschützt würde) und der Missbrauch (z.B. von Fördergeldern) kleingehalten wird.
[*]Übrigens: wundervoll, wie kreativ sich viele sehr arme Kinder aus einfachsten Dingen tolle Spielsachen basteln! Das soll kein schützenswertes Kulturgut sein?
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2021:
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