Mittwoch, 18.9.2019 | Spieleabend #203
Ein ganz bescheidener Abend verdient keinen ausufernden Bericht. Wobei bescheiden nicht die pädagogisch beschönigte Form eines ähnlichen Wortes ist, das nicht in Kindermund gehört - Nein, das Spielemenü war einfach sehr zurückgehalten. Das war Eiko, Mattes und mir aber auch ganz recht so.
Der Absatz zu unserem Aufwärmer Krass kariert wird wahrscheinlich der Längste im ganzen Bericht, schaut es ruhig eben kurz nach. Ich kann euch das gerade leider nicht mit Gewissheit sagen. Etwas länger aber auch nur wegen des nötigen Spielüberblicks: Es handelt sich um ein kleines Kartenspiel von Amigo. Wir spielen rundenweise Karten aus und müssen unseren Vordermann überbieten. Dabei dürfen Einzelkarten oder bis zu drei Werte ausgespielt werden. Mehr Karten sind immer besser, Paare bzw. Drillinge sind besser als Straßen, und zuletzt sind höhere Werte besser. Kann man nicht auslegen, nimmt man eine der zwei Reservekarten auf, die man vor sich liegen hat und sortiert sie frei in die Hand ein. Moment? Ist das von Bedeutungen? Wieso nehme ich sie nicht einfach auf die Hand? Gute Frage, werter Leser! Bei Krass kariert kommt es nämlich ganz entscheidend auf die Reihenfolge der Karten auf der Hand an. Habe ich zwei Neunen, daziwschen aber eine Drei, dann kann ich die Neunen nicht als Paar ausspielen. Erst muss ich die Drei loswerden, damit die beiden Nachbarkarten zusammenrücken. Neben ein paar Sonderkarten ist das auch schon der ganze Kniff: Ich bekomme meine zehn Karten auf die Hand und fange direkt an zu überlegen: In welcher Reihenfolge könnte ich lästige Zwischenkarten abspielen, um passende Karten zusammenzukriegen? Das ist mitnichten trivial, durch Joker und verschieden Verwendungsmöglichkeiten der einzelnen Karten - Die Sieben lieber im Set oder in der Straße nutzen? - muss man im Spiel interessante Entscheidungen treffen. Wenn man dann aber dran ist und weder überbieten noch eine Reservekarte aufnehmen kann, verliert man ein Leben in Form eines Plastikchips. Nach dem Verlust des vierten Lebens hat man die Partie verloren. Ein Gewinner wird laut Regel nicht ermittelt, ergab sich in unserem Fall wegen der Restchips aber trotzdem: 1:0:X, wobei man wissen muss, dass man nicht mit null Chips verloren hat, sondern erst wenn man einen Chip verliert, den man gar nicht mehr hat. Das geht ja schließlich gar nicht, ergo Game over. Leider lief unsere Partie nicht ganz so fluffig, es wurde für meinen Geschmack etwas zu viel nachgedacht. Vielleicht lag es an der Erstpartie. Das Spiel hat mich jedenfalls gepackt wie es schon eine Weile kein Kartenspiel mehr geschafft hat. Gerne häufiger! Die Sonderkarten fand ich aber doof. Das eigentlich tolle taktische Kartenklopfen wird hier zumeist ziemlich zufällig derb durchbrochen.
Als Hauptspiel nach dem überlangen Aufwärmer gab es Isle of Skye. Bei den Spielträumers hieß es letztens mal, Isle Of Skye sei für einen der Macher des Podcasts nahe am perfekten Spiel. Wenn es so etwas überhaupt gibt, muss man da wohl anfügen, aber ich weiß genau was gemeint war. Bilde ich mir ein. Es ist einfach regeltechnisch so elegant wie eben möglich, und managt dabei durch einen Marktmechanismus den Wert der Plättchen so elegant selbst, dass es in jede anständige FDP-Spielesammlung gehört. Neben Hotel und Gelb gewinnt, versteht sich. Unsere Partie wurde bestimmt durch abgeschlossene Gebiete aus min. drei Plättchen, 2x2-Quadraten in der Auslage, sowie Tieren. Tiere hatte ich gar keine, und Einkommen auch nicht. Dafür war ich bei den topographischen Kriterien ganz gut aufgestellt und hatte auch zwei persönliche Wertungsschriftrollen in abgeschlossenen Gebieten. Es ist trotzdem ein seltsames Spielgefühl, so ganz ohne Zusatzeinkommen zu spielen. Um es mir einmal schön zu reden, war meine Niederlage dafür sogar gar nicht so deutlich: 58:64:57 - Sieg für den Whisky- und Tierkönig Mattes.
Zu zweit noch schnell Ganz schön clever. Bei mir lief es ziemlich gut, leider zählten meine Füchse am Ende wegen Gelb nur 16 Punkte. Ein weiteres Kreuz und ich hatte vier statt drei Füchsen gehabt, die dann auch noch 40 Punkte wert gewesen wären. Kleines Preisrätsel: Welches Kreuz ist gemeint? Die Teilnahmebedingungen findet ihr auf der Schachtelinnenseite von Monopoloy: Die Warsch Edition. Ohne dieses Kreuz waren es bei mir nur 231 Punkte, bei Mattes 193. Richtig gut bin ich hier noch nicht, Spaß macht es trotzdem. Und ich habe auch nicht das Gefühl, völlig zu versagen. Aber wenn man weiß, was so möglich ist (wenn man nur dieses eine Kreuz mehr hinbekommen hätte) möchte man es doch immer wieder probieren. Mattes musste ich auch nicht lange zu einer Partie überreden.
Geht ja doch! Kurz und knackig, und dabei nicht weniger gewitzt und voller Rafinessen als ein ellenlanger Bericht! Noch weniger Witz müsste man aber auch erstmal hinkriegen. Würden Kritiker sagen. Die es hier aber nicht gibt. Und wenn doch, dann sind sie herzlich eingeladen ihre Kritik auch weiterhin dort zu formulieren, wo ich sie auch bisher nicht gefunden habe. Ich werde aber auch nicht besonders sorgfältig suchen. Hand aufs Erz,
Der Siedler