Beitragvon Günter Cornett » 6. März 2006, 14:00
Thomas O. schrieb:
>
> Günter Cornett schrieb:
> >
> > Hallo Thomas,
> > Vielleicht ist es mangelnder Respekt vor deiner eigenen
> > Arbeit ? ;-)
>
> Nee nee, ich habe vor Künstlern keinen Deut mehr Respekt als
> vor Schiffbauingenieuren, Streetworkern oder Herzchirurgen ;-)
> Ich respektiere schon das, was ich tue, auch neben dem
> Spieleerfinden.
Ich sprach von dem Respekt vor dem Werk nicht vor dem Künstler ;-)
> > > umfassenden Sinne. Dieses Produkt besteht aus vielen
> > > Komponenten, und zwar aus der rein technischen Erfindung des
> > > Mechanismus (der sehr wohl, obgleich konstruiert, keineswegs
> >
> > Der Spielmechanismus ist i.d.R. nichts technisches auch wenn
> > man den Begriff 'spieltechnisch' verwendet.
>
> Natürlich - das dürfte aber klar sein, auch wenn wir gerne
> Wörter klauben - meinte ich "technisch" im erweiterten Sinn,
> denn wie in einer Maschine die Zahnräder ineinandergreifen,
> müssen dies auch die Elemente eines Spiels tun. Sonst stockt
Jo, mir ist das wichtig in Hinblick auf den urheberrechtlichen Aspekt:
technische Erfindungen: Patent
Autorenwerk: Urheberrecht
Und wenn wir um Begriffe wie Kunst und Künstler diskutieren, dann macht es auch einen Unterschied, ob jemand Erfinder ist oder Autor.
> der Motor bzw. der Spielfluss. Ich sehe da Parallelen, aber
> Achtung: keine Identität! Dass der Motor des neuen Audi
> Sonstwas reibungslos funktioniert, setzt man stillschweigend
> voraus, täte er es aber nicht, hätten also die
> Motoreningenieure einen schlechten Job gemacht, wäre der
> Wagen unbrauchbar. Von daher bleibe ich dabei, dass die
> Grundmechanik, das Funktionieren, die Basis für ein
> erfolgreiches Werk ist, sei es die Grammatik bei Buchautoren
> oder die Beherrschung der Spielmechanismen bei Spieleautoren.
Jein. Man sollte sein Handwerkszeug schon beherrschen. Ob das wirklich in jedem Fall notwendig ist, bezweifle ich. Die Bilder malender Elefanten verkaufen sich ja auch nicht schlecht. ;-)
Ich denke, dass es auch möglich ist, ein erfolgreiches Buch zu schreiben, ohne auch nur die geringste Ahnung von Zeichensetzung zu haben.
Als Künstler kann man auch aus dem Bauch heraus tätig sein. In den meisten Fällen wird man dabei wohl weniger erfolgreich sein, was Verkaufszahlen angeht. Aber das ist ja nicht das einzige Kriterium.
> > > seelenlos sein muss, sondern spielspaßerzeugend sein kann),
> > > aus der Ausarbeitung des Themas (das im Zusammenhang mit dem
> > > Mechanismus für den Spieler schlüssig sein sollte), dem
> > > grafischen Design (für das ich nicht verantwortlich bin, das
> > > aber die ersten beiden Punkte gleichermaßen unterstützen
> >
> > Wie unterscheidet sich deine Tätigkeit vom Zusammenbau eines
> > Kugelschreibers?
>
> Habe ich doch geschrieben, ein Spiel muss Spaß machen, eine
> Handvoll Leute für ne Weile nett unterhalten, die Menschen
> zum Lachen und Reden bringen. Das hab ich bei einem
> Kugelschreiber noch nicht erlebt, würde aber gerne 30 € für
> ein solches Gerät ausgeben, da es besser in die Jackentasche
> passt als ein Caylus :-)
Natürlich kannst du mit einem Kugelschreiber auch lustige Dinge anstellen ... :)
Aber ich spreche hier nicht von den Produkteigenschaften sondern von der Tätigkeit des Zusammenbaus, der Herstellung des Produkts.
Für mich ist das eine (neues Spiel kreieren) eine kreative Leistung, das andere (Kugeschreiber zusammenbauen) nicht.
> > > sollte) sowie der Spielregel (vergleichbar mit einer
> > > Produktbeschreibung oder "Bedienungsanleitung"). Dass man als
> >
> > Vergleichbar ist vieles, dabei kann man mitunter gravierende
> > Unterschiede feststellen, in diesem Fall zwischen einer
> > Produktbeschreibung/Bedienungsanleitung und einer Spielregel.
>
> Deshalb ja auch "vergleichbar" und nicht "identisch".
Wenn ich deinen beitrag richtig verstanden habe, ging es dir aber schon darum, die Ähnlichkeiten zwischen Spielanleitung und Bedienungsanleitung zu betonen. Du hast eine Parallele gezogen: Spiel- Produkt, Spielanleitung-Bedienungsanleitung, mit dem Hinweis ein Spiel sei ein Produkt mit bestimmten Eigenschaften.
Das ist so wahr wie nichtssagend. Es geht ja um die Frage, ist ein Spiel ein Werk künstlerischen Schaffens oder [i]nur[/i] ein Produkt (wie im Prinzip jedes andere auch).
> > > Spieleautor bestrebt ist, unter Berücksichtigung all dieser
> > > Komponenten ein "perfektes" Produkt zu kreieren, finde ich
> > > weder kapitalistisch noch kommerziell anstößig. Es geht doch
> >
> > Das finde ich auch nicht anstößig. Ich finde es allerdings
> > schade, die Tätigkeit eines Spieleautors auf die Herstellung
> > eines marktfähigen Produktes zu reduzieren.
>
> Du hast mich falsch verstanden. Ich habe bewusst das Wort
> "marktfähig" vermieden, und ich weiß ehrlich gesagt nicht,
> warum du mir das in den Mund legst. Und darauf reduziert
> haben kann ich es schon mal gar nicht, wenn ich noch nicht
> ein einziges Mal dieses Wort verwendet habe.
Warum verwendest du denn das Wort Produkt statt Werk?
Die Bezeichnung Produkt für ein Spiel verweist IMHO auf seine Eigenschaft als Ware. (Es sei denn, du menst Produkt im Sinne von Ergebnis. Aber dann wird es immer weniger aussagekräftig)
Denn Spiele werden produziert, um verkauft zu werden.
Die Bezeichnung Werk verweist auf die Leistung des Autors.
Das einzelne Spiel wird nicht nur geschaffen, um verkauft zu werden sondern eben auch aus anderen persönlichen Motiven des Autors in Bezug auf sein Werk.
> Ich habe von einem "Produkt" gesprochen und versucht, dir zu
> erklären, was ich damit meine. Nochmal: Ein Gesamtpaket,
> dessen Einzelkomponenten in der abgestimmten Zusammensetzung
> ein rundes Ganzes ergeben.
Das nenne ich dann eher Werk als Produkt.
> Ob das Ding dann marktfähig ist,
> ist in dieser Phase zweitrangig.
Was ist dann erstrangig?
Doch wohl die künstlerische Arbeit des Autors.
> Dass viele Verlage ebenso arbeiten (Schnüren eines runden
> Gesamtpaketes), um es marktähig zu machen, mag dich
> veranlasst haben zu glauben, ich lege Wert auf Marktfähigkeit.
Nein, dass du sagst, ein Autor sei kein Künstler.
Warum ist er dann Autor? Prodzieren für den Markt ist da das naheliegndste Motiv, zumal du ganz nüchtern (kaufmännisch?) von Produkt sprichst.
> > > BTW: Ist ein Koch für dich auch ein Künstler?
> >
> > Nein, auch wenn er sein Handwerk kunstvoll beherrschen mag.
> > Seine Kunst kommt von Können, nicht aus der Kreativität. Es
> > sei denn, der Koch kreiert neue Rezepte.
> >
> > Kochrezepte sind - wie Bedienungsanleitungen - nicht
> > urheberechtlich geschützt (da bloße 'Anweisungen an den
> > menschlichen Geist') und werden deshalb - so wie was
> > besonderes sind - nach Möglichkeit geheim gehalten.
>
> Köche - insbesondere Chefköche in renommierten Häuser - haben
> sehr wohl die Aufgabe, neue Gerichte zu kreieren. Als
> Ergebnis erlebt der Konsument seine Gaumenfreuden wie der
> Spieler seinen Spielspaß. Ist der Koch nun Künstler?
[b]Der[/b] Koch vielleicht ja. Schrieb ich ja: "Nein ... Es sei denn, der Koch kreiert neue Rezepte". Ich schätze 99% der Köche haben aber mehr die Aufgabe sich an vorgegebene Rezepte zu halten.
Gruß, Günter