Hast du das Zeug zum selbstständigen Spieleautor?

Gibt es eine coolere Jobbeschreibung, als Spieleautor? Den lieben langen Tag nichts anderes zu machen, als sich Hintergrundstorys und Charaktere für Games auszudenken? Für kreative Gamer, die nicht direkt an der computerisierten Gestaltung eines Spiels teilhaben wollen, sicherlich nicht. Aber dazu braucht es einige Skills, um zu bestehen. Mithilfe des folgenden Artikels kann sich jeder selbst fragen, ob das sein Job wäre.

  1. Bist du richtig kreativ?

Was macht ein Spieleautor eigentlich? Ganz einfach: Er macht für Games das, was ein Drehbuchschreiber für den Film macht, was ein Autor für einen richtig guten Krimi macht.

Für einen selbstständigen Spiele-Autor bedeutet das, dass er in der Lage sein muss:

  • Sich immer wieder einzigartige Geschichten auszudenken. Das wird von Jahr zu Jahr schwieriger, weil man thematisch durchaus in Konkurrenz zu Drehbuchschreibern und Buchautoren steht und deshalb annehmen kann, dass schon verdammt viel erdacht und zu Papier gebracht wurde – und abkupfern gilt nicht.
  • Spielecharaktere zu erschaffen, in die sich die Spieler einerseits hineinversetzen können, die andererseits jedoch auch weit genug von deren Alltagsleben entfernt sind, damit es einen Reiz ausübt, in deren Rolle zu schlüpfen.

Das erfordert eine gehörige Portion Kreativität. Zumindest auf einem guten Weg befindest du dich, wenn du schon Erfahrungen im Schreiben von (Kurz-)Geschichten hast oder dir zumindest häufig beim Daddeln überlegst, wie man die Story hätte verbessern können.

  1. Kannst du mit Kritik umgehen?

Jedem Actiongamer dürfte der Name Tom Clancy geläufig sein. Für Uneingeweihte: Das war ein Thriller-Autor, auf dessen Geschichten beispielsweise die „Rainbow Six“-Spielereihe basiert.

Und selbst die Ideen eines so weltbekannten Autors wurden bei der Zusammenarbeit mit den Spielestudios ziemlich „eingedampft“, immer wieder abgewandelt.

Das liegt daran, dass eine gute Geschichte allein meist nur ein Rohdiamant ist. Bis sie zu einem Spiel wird, das für eine möglichst breite Zielgruppe taugt, sind viele „Schleifarbeiten“ notwendig.

Für Spiele-Autoren bedeutet das, dass sie nicht nur generell mit Kritik umgehen können müssen, sondern dass sie auch die Fähigkeit benötigen, ihr Baby, ihre Geschichte teils mehrfach anpassen, teils dramatisch. Durchaus ein Ego-Problem, denn jeder Kreative hasst es, wenn andere seine Werke verändern.

Und ja, oft genug wird auch eine Geschichte, die man selbst für das beste hält, das man jemals verfasst hat, sang- und klanglos im Papierkorb landen, weil die Zeit noch nicht reif ist.

  1. Kannst du den Quereinstieg schaffen?

Es gibt keinen Lehrberuf Spiele-Autor. Und zumindest in Deutschland wird man immer Quereinsteiger sein. Und das wird einem definitiv viele Ängste bereiten, die man überwinden muss.

Man muss gewillt sein, finanzielle Durststrecken zu überwinden, muss gegebenenfalls notgedrungen nebenher einen festen Job ausüben.

Selbstständiger Spiele-Autor zu sein bedeutet, dass es teils ziemlich lange dauern kann, bis man wirklich den Durchbruch schafft. Und selbst die Erfolgreichen im Business, etwa der bekannte Stefan König, machen es oft nur nebenberuflich. Wenn man gut ist, wird man es schaffen, aber man muss das Zeug dazu haben, trotz aller Widrigkeiten am Ball zu bleiben.

  1. Kannst du Buchhaltung?

Viele denken beim Berufsbild Spiele-Autor nur an die Sonnenseiten: Stunden auf der Couch mit dem Laptop auf dem Schoß. Sorglose Zeiten im Café, während man die Story weiterschreibt.

Klar, auch das ist das Spiele-Autoren-Dasein. Aber als Selbstständiger unterliegt man auch noch anderen Verpflichtungen. Die wichtigste: Man muss Buchhaltung betreiben, denn schließlich will Papa Staat ein Stück vom Einnahmen-Kuchen abhaben.

Grundlage dafür ist, dass man es überhaupt kann – falls man nicht aus einem entsprechenden Job kommt, kann man an seiner zuständigen Handelskammer Kurse belegen, die einem die Grundlagen vermitteln.

Doch das ist nur ein Teil der Miete. Der andere ist es, dass man es wirklich mit Fleiß selbst erledigt. Das funktioniert am besten am PC; einfacher machen kann man es sich mithilfe spezialisierter Software, die sich leichter und schneller bedienen lässt als die Windows-Tools.

  1. Bist du Genre-übergreifend tätig und fähig?

So schön es wäre, aber kaum ein Spiele-Autor kann sich nur auf ein Genre festlegen. Man wird nie in den Genuss kommen, nur Survival-Horror schreiben zu können, immer nur Background-Storys für Actionshooter.

Dazu ist es also zunächst wichtig, dass die eigenen Spiele-Erfahrungen überhaupt Genre-übergreifend vorhanden sind. Sie sind es noch nicht? Dann ran an PC und Konsole und mal was anderes ausprobiert. Wie wäre es mit dem Remake des PS-2-Klassikers Final Fantasy X?

Doch das ist nicht alles. Denn natürlich muss man es draufhaben, auch in Genres, die einem nicht so liegen, vielleicht nicht einmal besonders gefallen, mit der gleichen Kreativität, Disziplin und Liebe zum Detail arbeiten zu können.

  1. Kennst du dich richtig aus?

Mal angenommen, ein Spiele-Autor würde eine Game-Story schreiben, die zu Zeiten der Konquistadoren in den 1500er Jahren spielt. Er will die Segelschiffe beschreiben und lässt dabei den Begriff „Sloop“ fallen, um eines der Schiffe zu kategorisieren.

Schon hätte er einen gewaltigen Fehler begangen. Denn Sloops wurden erst gut und gerne 200 Jahre später erfunden.

Klingt nach Nebensächlichkeiten? Ganz falsch. Wer heute schreibt, muss in der Lage sein, enorm gut zu recherchieren. Da muss jeder Begriff, jedes technische und historische Detail aufs allerletzte stimmen – sonst wird es spätestens von irgendwelchen Beta-Testern bemerkt, die ungleich tiefer in der Materie stecken und dann wird’s ziemlich peinlich.

Das Gute daran ist, dass man heute dank Internet alle nötigen Infos von zuhause aus zusammensuchen kann. Aber man muss dazu eben in der Lage sein, noch jeden Detail-Fitzel gegenzuprüfen, um zu vermeiden, dass aufgrund irgendeines Mini-Fehlers die ganze Story in sich zusammenfällt wie ein Kartenhaus.

Fazit

Spieleautor ist einer der schönsten Berufe, die man machen kann – das bestätigen die meisten, die es tun. Aber wie das bei schönen Berufen so ist, es ist ein harter, steiniger Weg, den man dafür gehen muss. Denn wäre es nicht nur schön, sondern auch einfach, würde es jeder tun.

Spiele-Autoren sind ein spezieller Kreativen-Schlag. Doch wenn man das Zeug dazu hat, sollte man es versuchen. Die Spielewelt braucht Leute, die spannende Geschichten verfassen können. Lame Games gibt es schon genug.

BILDQUELLE: unsplash.com (c) Maik Jonietz