Erwin Glonnegger – Kulturgut Gesellschaftsspiel

Denkt man an seine frühen zwanziger zurück, erinnert man sich an jede Menge Flausen im Kopf. Nur wenige haben in diesem Alter bereits eine Vision, oder gar eine Mission, eine Lebensaufgabe. Erwin Glonnegger dagegen spazierte 1949, 23 Jahre jung, in den Otto-Maier-Verlag in Ravensburg und legte damit einen Grundstein der deutschen Spielekultur. Er prägte den Ravensburger Spieleverlag wie kaum ein anderer und bewahrte sich seine Leidenschaft für Gesellschaftsspiele bis ins hohe Alter. Anfang dieses Jahres, am 06.01.2016, verstarb er im Alter von 90 Jahren.

Erwin Glonnegger – Trendspürnase auf Erfolgskurs

Als Leiter für das gesamte Programm des Ravensburger Spieleverlags konnte der passionierte Spiele-Liebhaber seine Leidenschaft zum Beruf machen. Über 20 Jahre lang stellte er sein Gespür für neue Themen, Produkte und Märkte immer wieder unter Beweis. Nicht zuletzt durch sein Engagement ebnete Erwin Glonnegger Spieleklassikern wie Memory®, Malefiz oder Deutschlandreise den Weg zu ihrem heutigen Kultstatus. Auch mit Familienspielklassikern Hase und Igel von David Parlett (Spiel des Jahres 1979) lag Glonnegger mit seinem Riecher für erfolgsversprechende Spieleideen goldrichtig und verhalf Ravensburger so in den 60er Jahren zum Durchbruch.

In einer Zeit des spielerischen Aufbruchs, erkannte Glonnegger rasch den Trend zur frühzeitigen Internationalisierung des Spielemarktes, kam in Kontakt mit internationalen Autoren und setzte gemeinsam Ideen mit ihnen um. Auf Grund seines Tatendrangs und seiner Spielebegeisterung bezeichnete man ihn in der Spieleszene schon bald als „Botschafter des Gesellschaftsspiels“.

Für Glonnegger gehören Gesellschaftsspiele zu den ältesten Kulturgütern der Welt, denn „Geselligkeit, Gemütlichkeit, Gemeinsamkeit“, laut Glonnegger die Kennzeichen eines jeden Gesellschaftsspiels, kamen aus den Ländern, deren Kultur vor tausenden Jahren zuerst am höchsten entwickelt war. Die Anerkennung des Gesellschaftsspiels als Kulturgut lag Glonnegger über Beruf und privates Engagement hinaus daher sehr am Herzen. Als Gastautor in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichte er zahlreiche Werke rund um das Thema Spielen und erhielt für dieses Engagement 1986, ein Jahr nachdem er seine Laufbahn bei Ravensburger beendete, sogar das Bundesverdienstkreuz.

Das Spiele-Buch: Brett- und Legespiele aus aller Welt

Nach insgesamt 36 Jahren in der Ravensburger Spieleschmiede veröffentlichte Erwin Glonnegger im Jahre 1988 sein Lebenswerk Das Spiele-Buch, das bis heute zu den Standardwerken der Spielebranche zählt. Zu dem Standardwerk gesellten sich im Laufe der Jahre zahlreiche Veröffentlichungen, Ausstellungen, Vorträge und Auszeichnungen Glonneggers.

Das Spiele-Buch von Erwin Glonnegger 1988

Glonnegger und sein Spiele-Buch: Wie fließt eigentlich der Strom der Spiele durch unsere Geschichte?

Seinem Anspruch Menschen für Spiele zu begeistern blieb er bis zuletzt treu und erhielt selbst im Seniorenstift seine regelmäßigen Spielerunden aufrecht.

Mit seiner Leidenschaft ermuntert Glonnegger bis heute und über seinen Tod hinaus spielebegeisterte Menschen dazu verschiedenartigste Spielformen nachzuspielen und die wesentlichen Elemente eines guten Gesellschaftsspiels gemeinsam zu erproben. So erhält man den Spieleklassiker Memory® noch heute in mehr als 25 unterschiedlichen Ausgaben, darunter Disney Frozen Memory®, Star Wars Rebels Memory®, oder DFB Die Nationalmannschaft 2016 Memory®. Spielen verbindet, damals wie heute, denn wie es in Glonneggers Vorwort des Spiele-Buchs heißt: „Das Spiel braucht die Gemeinschaft, das Miteinander, den Gedankenaustausch, auch den fröhlichen Wettbewerb.“  Und damit wird er wohl immer Recht behalten.

Bildquelle oben, Erwin Glonnegger: www.swr.de