Frozen Flame im Test – Zelda BotW trifft Valheim?

Die Entwickler von Dreamside Interactive veröffentlichen mit Frozen Flame am 17.11.2022 ihr erstes eigenes Videospiel. Zuvor wirkte das Entwicklerstudio bereits an großen Projekten wie Assassin’s Creed oder Dota 2 mit. Das Open-World Survial-Rollenspiel startet vorerst im Early Access bei Steam für den PC. Später soll es auch für die PlayStation 5, Xbox Series X und die Switch erscheinen. Bis zur Vollversion wird mindestens noch ein Jahr dauern. Neben vielen positiven Rückmeldungen hagelt es auf Steam aber auch Kritik. Die Nutzerwertung steht insgesamt auf „ausgeglichen“ mit 68 Prozent positiven Rezensionen. Warum Frozen Flame euch aber dennoch gefallen könnte und wie sich das Survival-RPG bisher spielerisch und technisch schlägt, erfahrt ihr hier im Test.

Was will Frozen Flame eigentlich sein?

Die Entwickler scheinen mit ihrem neuen Early-Access-Titel selbst noch auf der Suche zu sein, wohin sie damit gerne wollen. Zunächst erwartet euch erst einmal eine recht bunte Welt im Stile von Zelda Breath of the Wild, aber auch mit Survival- und Bauelementen. Diese erinnern wiederum sehr an den Überraschungs-Survival-Hit Valheim. Ihr könnt mehrere Welten erkunden, findet überall kleine Nebenquests und verfolgt natürlich auch eine Hauptmission. Für große Überraschungen oder Abwechslung sorgt diese jedoch nicht. Nach der Charaktererstellung und dem kurzen Tutorial geht es für euch direkt auf die Starter-Insel. Dort werdet ihr erstmal schrittweise an die Grundfunktionen des Spiels herangeführt. Vieles müsst ihr aber auch selbst herausfinden, was leider auch nicht immer selbsterklärend ist.

Eure Aufgabe ist es, vier Gegenstände zu besorgen, die wiederum von vier Mini-Bossen bewacht werden. Dabei handelt es sich um etwas größere Kreaturen, die mehr Schaden austeilen und mehr Lebenspunkte besitzen. Für jeden Boss-Versuch benötigt ihr bestimmte Opfergaben, die es vorher zu besorgen gilt. Demnach ist eine gute Vorbereitung auf diese Kämpfe mit genügend Vorräten sinnvoll. Solltet ihr scheitern, müsst ihr die Opfergaben erneut sammeln. Habt ihr alle vier Gegenstände zusammen, öffnet sich ein Portal zum Inselboss. Dieser unterscheidet sich immerhin deutlich von den üblichen Gegnern, auch wenn die Fähigkeiten nicht sonderlich vielfältig sind. Auf der nächsten Insel angekommen, folgt Frozen Flame diesem Spielprinzip weiter: Vier Minibosse, vier Gegenstände, ein großer Boss und es folgt die nächste Insel-Welt.

Das Survival-Rollenspiel befindet sich im Early Access und hat bereits zum Start eine detaillierte Roadmap bekommen. Das November- und Dezember-Update wurde bereits implementiert, das Januar-Update steht noch aus. Das vierte Update im Februar wird dann das letzte der Phase 1 von insgesamt 4 Entwicklungsphasen sein.

Kampfsystem nach Schema F

Auch Frozen Flame hat das Rad der Open-World Rollenspiel-Mechaniken nicht neu erfunden. Eure Kämpfe könnt ihr mit einem Feuerblitze schießenden Stab, mit einem Bogen oder verschiedenen Einhand- oder Zweihandwaffen im Nahkampf bestreiten. Anfangs ist hier der Fernkampf klar im Vorteil, da ihr ohne gute Ausrüstung im Nahkampf noch zu viel Schaden einsteckt. Im Kreis zu laufen und auf eure Gegner zu schießen bis sie irgendwann umfallen, kann jedoch auf Dauer leider sehr ermüdend sein. Später wird euch dann ein guter Mix aus allen drei Waffen im Kampf zum Sieg verhelfen. Die Entwickler verzichten bewusst auf ein Klassensystem, um euch als Spieler mehr Freiheit zu bieten. Diese Freiheit ist allerdings trügerisch, denn euer Talentbaum wirkt nahezu obsolet.

Der Talentbaum in Frozen Flame wirkt noch wenig belohnend und viele Fähigkeiten sind kein spürbarer Mehrwert. Bis ihr zu den maximal drei aktiven Fertigkeiten kommt, müsst ihr zunächst sehr viele Punkte in kaum nützliche Talente investieren.

Die großen Talentpunkte vergebt ihr lediglich für einen geringen Ausdauerverbrauch mit den jeweiligen Waffentypen. Die meisten Talente sind vor allem in die Kategorie „Nice-to-Have“ einzustufen. Es sind eher Füller-Talente, die ihr auf dem Weg zu euren Fähigkeiten mitnehmen müsst. Insofern fühlt sich die Spielweise bei verschiedenen Skillungen nicht spürbar anders an. Eine Fertigkeit wie zum Beispiel „Heilung“ nimmt dagegen jeder mit, sodass das Talentsystem so seinen eigentlichen Sinn verfehlt. Um die drei aktiven Fähigkeiten freizuschalten, benötigt ihr jedoch so einige Talentpunkte. Bis dahin werdet ihr vermutlich schon weit im Spiel fortgeschritten sein. Im Test war der Heilzauber auch nach Beenden der zweiten Insel immer noch die einzige erlernte Fähigkeit. Somit besteht das Kampfsystem eben vor allem aus Zuschlagen, Ausweichrollen und Fernkampf-Akrobatik.

Viele Bossgegner in Frozen Flame sind Golems, die bis auf ihr jeweiliges Element, euch mit ähnlich rudimentären Fähigkeiten entgegentreten.

Eine märchenhafte Open-World

Während sich Frozen Flame spielerisch noch bis zur Vollversion stark weiterentwickeln muss, ist es grafisch bereits sehr hübsch umgesetzt. Der Grafikstil ist simpel, aber für eine Fantasy-Welt auch passend. Technisch bereitet laut einigen Spielern der DX 11-Modus noch einige Probleme, weshalb ihr – wenn möglich – DX 12 wählen solltet. Den aktuellen Early-Access-Status und die fehlende Optimierung lässt sich das Survival-RPG allerdings noch anmerken. Wollt ihr auf höchsten Grafikeinstellungen spielen oder gar euer Abenteuer in Ultra-HD genießen, so solltet ihr ein starkes System mitbringen. Als empfohlene Systemanforderung schlagen die Entwickler 16 GB RAM, einen AMD Ryzen 5 1600 und eine Nvidia GeForce GTX 1070 vor. Im Test waren konstante 60 Bilder pro Sekunde auf besten Grafikeinstellungen und Ultra-HD-Auflösung auch mit 32 GB RAM, einem AMD Ryzen 9 3900X und einer Nvidia GeForce GTX 3080 nicht immer zu erreichen.

Trotz alledem zieht die bunte Welt Survival- und Rollenspiel-Fans schnell in ihren Bann. Die meisten Quests müsst ihr selbst entdecken, sodass hinter jedem Baum eine neue auf euch warten könnte. Ebenso allerlei Truhen, Ressourcen und kleine Dungeons. In puncto Erkundung macht Frozen Flame schon sehr viel richtig und bietet genau das, was Open-World-Fans so lieben. Nach Abschluss der Starter-Insel erhaltet ihr auch eure Flugform, welche das Bereisen der vielen kleinen Mini-Inseln in jeder Welt noch mal etwas interessanter macht. Zudem wird das Fliegen durch das Ausdauer-System zu einem kleinen zusätzlichen Mini-Spiel.

Recht früh im Spielverlauf erhaltet ihr eine Flugform, welche euch die Fortbewegung zwischen den fliegenden Inseln ermöglicht.

Umfangreiches Crafting-System mit Tücken

In jedem guten Survival-Spiel und auch in vielen Rollenspielen darf ein ausgereiftes Crafting-System natürlich nicht fehlen. Umfangreich ist es in Frozen Flame zweifellos. Zum einen habt ihr ein recht klassisches Bausystem, das den Survival-Erfahrenden unter euch nicht neu vorkommen wird. Euer Haus könnt ihr aus Stöcken und Stroh, Holz, Stein oder Metall bauen. Für den Anfang müsst ihr jedoch zunächst mit den ersten beiden Varianten vorliebnehmen bis ihr die nötigen Rohstoffe finden und abbauen könnt. Der Sammelaufwand für den Hausbau ist dabei nicht zu unterschätzen. Startet also vorerst lieber mit einem kleinen Häuschen und setzt ein Dach drauf. Zum einen bekommen eure Kisten und Werkbänke ohne Überdachung und geschlossene 4 Wände nämlich stetig Haltbarkeitsschaden und zum anderen müsst ihr bei größeren Häusern auch auf die Statik achten. Ähnlich wie im Survival-Hit Valheim braucht es genügend Stützpfeiler, damit ihr wirklich große Häuser bauen könnt.

Eine weitere Schwierigkeit des Crafting-Systems ist, dass eure Werkzeuge schon nach kurzer Nutzung gegen Ressourcen repariert werden müssen. Hierbei ist das größte Problem noch nicht einmal der zusätzliche Ressourcenaufwand für die Reparatur, sondern eher dass jede Sammeltour schnell durch ein kaputtes Werkzeug oder ein volles Inventar bzw. überlasteten Spieler beendet werden muss. Allein eure volle Ausrüstung nimmt bereits etwa die Hälfte eures Gesamtgewichts ein. Jedes Werkzeug wiegt noch einmal recht viel, sodass für Ressourcen kaum noch Platz bleibt. Frozen Flame ermuntert euch zum einen möglichst viele Ressourcen zu sammeln, die ihr für allerlei Ausrüstung, Waffen und den Hausbau brauchen werdet, macht euch das Sammeln aber auch ziemlich umständlich. Das streckt vor allem die Spielzeit, aber sorgt nicht für Spielspaß.

Frozen Flame setzt auf ein realistischeres Bausystem, welches auch Statik mit einbezieht. Überlegt also gut, wie ihr euer Eigenheim konstruieren wollt.

Frozen Flame Rezepte Übersicht

Zu jedem Crafting-System gehört in einem Survival-Spiel natürlich auch das Kochen und diverse Kochrezepte mit verschiedenen Boni. Auch das Kochen erinnert stark an Zelda Breath of the Wild. Ihr legt zwei Zutaten auf euer Lagerfeuer oder in euren Ofen und erhaltet je nach Kombination unterschiedliche Gerichte. Jede Zutat bringt bestimmte Boni mit, die sich bei gleichen Zutaten verdoppeln oder mit den Vorteilen anderer Zutaten mischen. Habt ihr einmal ein Gericht erfolgreich gekocht, könnt ihr die benötigten Zutaten in eurem Rezeptbuch nachschlagen. Während ihr recht leicht an genügend Zutaten kommt, ist das Kochen selbst etwas unglücklich gelöst. Pro Gericht vergehen etwa 30-90 Sekunden. Ihr könnt immer nur Zutaten für ein Gericht gleichzeitig aufs Feuer legen und legt erst nach, sobald ihr das fertige Gericht heruntergenommen habt. Zur Beschleunigung könnt ihr lediglich mehrere Öfen oder Lagerfeuer bauen.

Wenn ihr die perfekte Kombination für euer Lieblingsgericht direkt erfahren möchtet, könnt ihr die für diesen Test erstellte Tabelle nutzen. Die Boni gelten dabei vor allem für die Zutaten der Starter-Insel. Auf den anderen Inseln findet ihr beispielsweise weitere Obstsorten, die auch andere Statuswerte erhöhen.

Fazit

Dreamside Interactive wird mit seinem Open-World Survival-RPG noch einiges nachbessern müssen, damit das Spielkonzept rund wirkt. Vor allem das Kampf- und Talentsystem sollte noch vielfältiger werden und sich mit jedem Fortschritt belohnender anfühlen. Außerdem ist das Crafting-System durch sich rasch abnutzende Werkzeuge und das geringe Tragelimit noch etwas frustrierend. Trotz ein paar Performance-Problemen sieht Frozen Flame grafisch sehr ansprechend aus und es gibt vieles, was euch motiviert, die Inseln alle vollständig zu entdecken. Für den Preis von 29,99 Euro bietet der Early-Access-Titel schon jetzt einige Stunden Spielzeit bis der Gameloop euch kalt erwischen könnte. Die veröffentlichte Roadmap der Entwickler verspricht allerdings stetig neue Inhalte und Verbesserungen. So könnte Frozen Flame abseits der Triple-A-Titel zu einem der interessantesten Survival-Spiele von 2023 werden.

Transparenzhinweis: Das Spiel „Frozen Flame“ für den PC wurde für diesen Test von Ravenage kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Sobald ihr die erste Tutorial-Insel verlassen habt, könnt ihr mit eurer Flugform verschiedene fliegende Inseln erkunden. Durch den begrenzten Ausdauerbalken sollte eure Flugroute mit Bedacht gewählt werden.