It Takes Two lässt sich einfach erklären: Ihr nehmt einfach sämtliche Spiele-Genres, werft sie in einen Mixer und lasst sie ordentlich durchrühren. Das Koop-Abenteuer ist das wohl vielseitigste Spiel seiner Art und erntet dafür von allen Seiten viel Lob.
So erzielt die PC-Version derzeit auf metacritic bei der Presse 90 von 100 möglichen Punkten und bei den Nutzern 9,1 von 10 Punkten. Einige wenige Spieler stört es, dass das Spiel lediglich im Koop-Modus spielbar ist und es keinen KI-Partner gibt. Die Mehrheit scheint wiederum genau das hohe Maß an nötiger Absprache und Zusammenarbeit zu begeistern.
So begab sich die Verwandlung
In „It Takes Two“ spielt ihr das Ehepaar May und Cody, die kurz vor der Scheidung stehen. Beide glauben, dass ihre Tochter Rose noch nichts davon weiß und entschließen sich, es ihr endlich zu erzählen. Doch Rose will nicht akzeptieren, dass ihre Eltern ihre „Freundschaft“, wie sie es nennt, aufgeben. Dabei sucht sie in dem „Buch der Liebe“ von Dr. Hakim nach Rat. In ihrer Verzweiflung weint sie auf ihre aus Holz und Ton selbstgebastelten Puppen, die ihren Eltern nachempfunden sind.
Während May auf dem Sofa schläft und Cody in seinem Arbeitszimmer in einer Trance auf seinem Stuhl verweilt, wachen beide plötzlich als Puppen wieder auf. Das Buch von Dr. Hakim kann nun nicht nur mit euch sprechen, sondern ist auch für den Rest des Spiels euer sehr aufdringlicher und frecher Wegbegleiter. Dr. Hakim erklärt euch, dass ihr eure Beziehung wieder reparieren solltet, um den Zauber zu brechen, allerdings sind May und Cody davon nicht begeistert.

Das „Book of Love“ von Dr. Hakim hilft euch, eure Beziehung wieder zu reparieren, und zwar ob ihr wollt oder nicht!
Ein vielfältiges Spielerlebnis
In jedem der insgesamt sieben Kapitel erhaltet ihr unterschiedliche Fähigkeiten, Werkzeuge oder Waffen mit denen ihr die Herausforderungen der insgesamt 37 Level meistern könnt. Dabei haben May und Cody unterschiedliche Fähigkeiten, die mal einzeln, mal gemeinsam verwendet werden müssen. Ihr startet das erste Kapitel damit, dass May einen Hammer erhält und Cody Nägel, die er werfen kann. May kann mit ihrem Hammer Hindernisse zerschlagen und Nägel in den Boden hämmern. Cody dagegen kann mit den Nägeln verschiedene Elemente fixieren und May die Möglichkeit liefern, sich an den Nägeln entlangzuschwingen.
In einem anderen Kapitel erhält Cody einen Nektar-Werfer, welches mit dem verschossenen Nektar Gegenstände beschweren kann oder Gegner für eine gewisse Zeit bewegungsunfähig macht. May erhält dafür ein Gewehr, das Streichhölzer verschießen kann. Treffen diese auf den Nektar gibt es eine Explosion, die auch zu großen Kettenreaktionen führen kann.
Zusammenarbeit ist das A und O in It Takes Two
Das Wort „Zusammenarbeit“ entpuppt sich im Laufe des Spiels immer mehr als das Lieblingswort von Dr. Hakim. Nicht zu Unrecht, denn It Takes Two enthält nicht nur durchgehend Passagen, bei denen ihr euch helfen müsst. Ebenso müsst ihr häufig auch euer Timing exakt aufeinander abstimmen. Daher empfiehlt es sich auch, mit eurem Spielpartner entweder gemeinsam auf dem Sofa zu spielen oder euch per Discord oder TeamSpeak verbal abzustimmen. Zum einen gibt es nämlich keinen Ingame-Chat und zum anderen wäre das Tippen in vielen Situationen viel zu langsam.
Wie schon beim Vorgänger der Hazelight Studios „A Way Out“ müsst ihr das Spiel nur einmal kaufen und könnt dann einen Freund zum Spiel einladen. Dieser muss sich dann lediglich die kostenlose „Freunde-Pass“-Version herunterladen. Studio-Chef Josef Fares begründet dies damit, dass jemand, der das Spiel mit einem Freund auf dem Sofa spielt, auch nur ein Exemplar hierfür kaufen muss. Daher solle dieser Vorteil auch auf die Spieler ausgeweitet werden, die über das Internet mit Freunden spielen möchten.

Das Zusammenspiel aus Codys Nektar-Werfer und Mays Streichholz-Gewehr ergibt eine riesige Explosion. Das könnte nützlich sein!
Abwechslung ohne Ende
Kein Level ist wie das andere und es soll niemals Langeweile aufkommen. So in etwa lautet sinngemäß das Versprechen von Fares. Er geht sogar noch weiter: In einem Live-Stream mit dem Let’s Player „Gronkh“ versprach er jedem 1.000 Dollar zu zahlen, der sein Spiel nicht mag. Nun, zumindest mit dem ersten Versprechen wird der Studio-Chef euch vermutlich nicht enttäuschen. It Takes Two bietet auch innerhalb eines Levels und vor allem innerhalb eines Kapitels eine extreme Vielfalt an Spielmechaniken und spielt immer wieder auf verschiedene Spiele-Genre an, ohne dass es unpassend oder gezwungen wird. Alles passt stets zur Geschichte und ergibt am Ende Sinn.
Bis ihr euch an eine Spielmechanik gewöhnt habt, gibt es schon wieder eine neue. Das ist vor allem praktisch, sollte euch wirklich einmal eine Mechanik nicht zusagen, folgt nämlich schnell eine neue. Ebenso sorgen auch die dezent versteckten 25 Minispiele für viel Abwechslung. Während ihr im Hauptspiel zusammenarbeiten müsst, tretet ihr hier gegeneinander an. Auch bei den Minispielen ähnelt keines dem anderen. So könnt ihr gegeneinander Schach spielen, auf Ziele schießen, den Baseballschläger schwingen oder beim Tauziehen ordentlich eine Taste malträtieren.

In It Takes Two gibt es zahlreiche kleine Bosskämpfe, die gut gestaltet, aber nicht zu schwierig sind. So kämpft ihr gegen den Staubsauger, den May vergessen hat zu reparieren.
Eine einfache, aber packende Story
Neben der spielerischen Vielfalt kommt hier die erzählte Geschichte keinesfalls zu kurz. Diese wird nicht nur durch die erstklassige englische Synchronisation der Protagonisten sehr authentisch transportiert, sondern liefert das nötige Zusammenspiel aus positiven und negativen Emotionen. It Takes Two behandelt thematisch mit dem Beziehungs- bzw. Ehe-Problem von May und Cody eine große Herausforderung für viele Paare. Im Laufe der Geschichte werden immer wieder die vielen Missverständnisse zwischen den beiden deutlich und beide lernen einander schrittweise besser zu verstehen.
Im gesamten Spielverlauf spürt ihr förmlich die emotionale Entwicklung und wie beide Charaktere langsam Sturheit und Stolz ablegen und immer bereitwilliger zusammenarbeiten. Durch den frechen Humor und die stetigen, aber relativ kurzen, Zwischensequenzen wirkt das Spiel jedoch weder kitschig noch schnulzig. Große Überraschungen in Bezug auf die Story erwarten euch nur selten im Spiel. Es ist vielmehr die gut nachvollziehbare Handlung, die euch mitreißen wird.
Performant und schön anzusehen
Auch wenn die Grafik von It Takes Two keinen Durchbruch darstellt, bietet sie euch jedoch einen guten Mix aus detaillierten Texturen und dem kindlich anmutenden Grafikstil. Gerade dieser ist es jedoch, der euch mit den sehr gesättigten Farben noch mehr in die Fantasy-Welt hineinzieht. Schatten, Beleuchtung und Partikel im Spiel fallen euch möglicherweise nicht als erstes auf, bieten jedoch sehr viel Atmosphäre und sorgen für einen guten Gesamteindruck.
Lobenswert ist auch, dass sämtliche Level und insbesondere die sieben Kapitel völlig unterschiedliche Umgebungen und Biome zeigen. Von winterlichen Schneelandschaften zu einem höhlengleichen Baum bis hin zu Codys ungepflegtem Gewächshaus ist für jeden von euch eine märchenhafte Landschaft mit dabei.
Die Tatsache, geschrumpft worden zu sein, und der dazugehörige Grafikstil hat durchaus auch Parallelen zum Survial-Spiel „Grounded“. Während dort allerdings Spinnen gruselige Todfeinde sind, garantiert It Takes Two für sehr süße handzahme Kuscheltierchen. An euch wurde also auch gedacht, liebe Arachnophobiker.

Spinnen sind doch widerlich? Nicht in „It Takes Two“! Hier könnt ihr die Tierchen mit großen Kulleraugen sogar reiten.
Für fast jeden spielbar
Als Konsolenspieler müsst ihr euch mit eurer PS4, PS5 oder Xbox keine Gedanken machen. Gerade bei grafisch moderneren Spielen bleibt das performante Spielerlebnis einigen PC-Spielern jedoch verwehrt. It Takes Two fordert euren PC dagegen nur mäßig. Als Minimum gibt das Entwicklerstudio hier gerade mal eine Nvidia GTX 660 und für die besten Grafikeinstellungen eine Nvidia GTX 980 an.
Minimale Systemanforderungen:
- Betriebssystem: Windows 8.1 (64-Bit) oder Windows 10 (64-Bit)
- Prozessor (AMD): AMD FX 6100
- Prozessor (Intel): Intel Core i3-2100T
- Arbeitsspeicher: 8 GB RAM
- Grafikkarte (AMD): AMD R7
- Grafikkarte (Nvidia): Nvidia GTX 660
- DirectX: DirectX 11-kompatible Grafikkarte oder gleichwertig
- Erforderliche Online-Verbindung: Internetverbindung mit mindestens 256 KB/s Geschwindigkeit
- Festplattenspeicher: 50 GB
Empfohlene Systemanforderungen:
- Betriebssystem: Windows 8.1 (64-Bit) oder Windows 10 (64-Bit)
- Prozessor (AMD): AMD Ryzen 3 1300X
- Prozessor (Intel): Intel Core i5 3570K
- Arbeitsspeicher: 16 GB RAM
- Grafikkarte (AMD): AMD R9 290X
- Grafikkarte (Nvidia): Nvidia GTX 980
- DirectX: DirectX 11-kompatible Grafikkarte oder gleichwertig
- Erforderliche Online-Verbindung: Internetverbindung mit mindestens 256 KB/s Geschwindigkeit
- Festplattenspeicher: 50 GB
Gibt es überhaupt Kritikpunkte?
Die äußerst positiven Nutzer- und Presseberichte lassen schon erahnten, dass It Takes Two von ernsthafter Kritik verschont bleibt. Einige Gamingportale hatten bereits eine Vorabversion ausführlich testen können und hier wohl noch mit einigen Schwierigkeiten oder gar Gamebreaking-Bugs zu kämpfen. Zum Release-Termin gab es im Test zu keiner Zeit Bugs oder größere Schwierigkeiten technischer Natur.
Hin und wieder hat die Zielhilfe nicht den Gegner anvisiert, der eigentlich getroffen werden sollte und in wenigen Fällen waren nicht alle neuen Möglichkeiten und Fähigkeiten sofort leicht ersichtlich. Bei der Menge an verschiedenen Spielmechaniken gehen diese wenigen Situationen aber völlig unter und werden vielen von euch vermutlich gar nicht auffallen.

In It Takes Two trefft ihr in den sieben Kapiteln auf viele völlig verschiedene Landschaften.
Wer sollte sich It Takes Two kaufen?
Zugegeben, eine Ehekrise wirkt zu Anfang nicht unbedingt erbaulich und gerade sehr jungen Spielern würde ein großer Teil der erzählten Geschichte wahrscheinlich ohnehin verloren gehen. Wahrscheinlich ist gerade aufgrund dieses Themas das Spiel erst ab 12 freigegeben. Rein spielerisch ist das Koop-Abenteuer jedoch sehr ausgeglichen und führt zu keinen schwierigen Frust-Momenten. Vor allem die zahlreichen Bosskämpfe haben sehr faire Checkpoints zwischen den verschiedenen Phasen. Auch könnt ihr euch ohne Verluste selbst zügig wiederbeleben, solange euer Spielpartner noch lebt. Erst wenn ihr beide gleichzeitig das Zeitliche segnet, startet ihr vom Checkpoint neu.
Die etwas verspielte Grafik ist sowohl für jüngere Spieler ein Hingucker als auch die vielen Details und realistischen Effekte für die älteren Spieler. Letztere können die erzählte Geschichte sicher in vielen Fällen aus ähnlichen Beziehungserfahrungen auch sehr gut nachempfinden. Auch wenn es sich hierbei um ein Videospiel handelt, sind die Tipps von Dr. Hakim keineswegs nur fiktional hilfreich.
Fazit
Studio-Chef Josef Fares hat viel versprochen, jedoch keineswegs zu viel. It Takes Two hat einige Schwierigkeiten im Storytelling von „A Way Out“ in diesem Teil noch einmal verbessert. Es erzählt die Geschichte in der nötigen Ruhe, ohne jemals zu langweilen. Vor allem aber die enorme Vielfalt an Leveln, Landschaften, Spielmechaniken und Minispielen bleibt bis zum Ende des Spiels konsequent erhalten. Vor allem passen die vielen kuriosen Dinge, die euch im Spielverlauf widerfahren werden, zueinander und wirken perfekt aufeinander abgestimmt.
Preislich bewegt sich It Takes Two mit etwa 40 Euro im Mittelfeld und bietet hierfür etwa 10-14 Stunden Spielvergnügen. Wie lange ihr braucht, hängt vor allem davon ab, wie lange ihr euch an den Minispielen aufhaltet und wie genau ihr euch die Umgebung in Ruhe anschaut. Im Test waren es gut 12 Spielstunden, allerdings ohne alle Minispiele überhaupt gefunden zu haben.
Transparenzhinweis: Das Spiel „It Takes Two“ für den PC wurde für diesen Test von Electronic Arts kostenlos zur Verfügung gestellt.