Fünf Jahre nach der ersten Ankündigung auf der E3 2018 ist es nun soweit: Starfield erscheint am 06. September 2023 für PC und Xbox X/S und lässt euch in euer Weltraumabenteuer starten. Käufer der Premium Edition oder Game Pass Abonnenten mit Premium Upgrade können bereits fünf Tage früher ins All starten.
Während sich die Wertung der Presse mit 84 von 100 Punkten auf Metacritic seitdem kaum verändert hat, bekam die zunächst sehr gute Nutzer-Wertung der Early-Access-Spieler nach der offiziellen Veröffentlichung einen deutlichen Dämpfer. Auf dem PC erreicht Starfield nur noch 5,6 von 10 Punkten. Dabei sind 46 Prozent positiv und 42 Prozent negativ. Für die meisten Spieler ist es eine Neun bis Zehn oder eine glatte Null. Die Kritik ist allerdings schwer zu fassen. Meist beklagen sich die Kritiker über eine langweilige Story, eine zu leere Welt und viele Ladesequenzen. Wie sich das Weltraum-Action-Rollenspiel von Bethesda wirklich schlägt und einige nützliche Tipps für den Einstieg erfahrt ihr hier im Test.
Sehr ausdauernde Missionen
Wie in den meisten Rollenspielen üblich, sind auch in Starfield die Missionen in Haupt- und Nebenmissionen unterteilt. Aktivitäten führen euch in der Regel zu einem Ort oder einer Person, die dann eine Nebenmission startet. Darüber hinaus gibt es Fraktionsmissionen und verschiedene Aufgaben aus den jeweiligen Auftragsbörsen der Fraktionen. Letztere tragen selten zur Story bei, sondern dienen in erster Linie dazu, Credits und Erfahrungspunkte zu sammeln. Dafür sind sie relativ simpel: Tötet einen bestimmten Gegner, transportiert eine Fracht von A nach B oder redet einfach mit ein paar Leuten. Gerade wenn ihr sowieso gerade in der Nähe seid, sind das schnell verdiente Credits und Erfahrung. Etwas Geduld braucht ihr bei den Haupt- und Fraktionsmissionen, da diese meist sehr umfangreich sind. Natürlich könnt ihr jederzeit zwischendurch speichern und die Mission zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen oder sie abbrechen, um erst eine andere Mission zu erledigen. Das bleibt ganz euch überlassen.
Auch wenn euch meist viel Action geboten wird, gibt es auch immer wieder sehr dialoglastige Abschnitte, die den einen oder anderen vielleicht langweilen. Wie viel Zeit ihr dafür aufbringen wollt, bleibt aber ganz euch überlassen. Meist kommt ihr mit der oberen Dialogoption am schnellsten ans Ziel. Die unteren dienen eher dazu, noch mehr Informationen zu bekommen. Aber aufgepasst: Manche Dialoge enthalten auch Entscheidungen, die den Ausgang eurer Mission beeinflussen. Oft werden euch mehrere Wege angeboten, um euer Ziel zu erreichen. Je nachdem, wie ihr euch entscheidet, kann sich auch die Verteilung eurer Fähigkeiten im Talentbaum ändern. Beispielsweise lassen sich die meisten Charaktere mit Credits umstimmen, ihr könnt sie aber auch mit Worten überzeugen. Dafür habt ihr drei Versuche. Die Antwortmöglichkeiten sind grün, orange und rot markiert und mit Punkten versehen. Die Farben geben die Erfolgswahrscheinlichkeit an.

Während der Charaktererstellung könnt ihr insgesamt drei Attribute wählen, die euer Spiel maßgeblich beeinflussen werden. Wählt weise!
Fraktionen eröffnen neue Optionen in Starfield
Manchmal ist es noch einfacher, wenn ihr einer Fraktion angehört. In Starfield gibt es fünf Hauptfraktionen: Die Constellation, die United Colonies, das Freestar Collective, die Crimson Fleet und Ryujin Industries. Obwohl sich einige Fraktionen feindlich gegenüberstehen oder zumindest eine starke Abneigung gegeneinander haben, kann man jeder Fraktion beitreten. Ihr müsst nur darauf achten, dass ihr in einigen Missionen der Auftragsbörse Mitglieder anderer Fraktionen töten müsst. Diese Missionen solltet ihr auslassen, da ihr sonst später das auf euch ausgesetzte Kopfgeld zahlen müsst. In manchen Dialogen könnt ihr euren Gesprächspartner durch Insiderwissen oder eure bloße Fraktionszugehörigkeit beeindrucken oder einschüchtern, um schneller ans Ziel zu kommen.
Neben den Hauptfraktionen gibt es noch die Handelsaufsicht. Hier könnt ihr nicht nur Schrott oder überflüssige Ausrüstung verkaufen, sondern auch Schmuggelware. Diese wertvolle Fracht findet ihr auf gegnerischen Schiffen, könnt sie aber nicht einfach so in der Stadt verkaufen. Die Wachen scannen eure Fracht vorher und werden euch nicht nur eine Strafe aufbrummen, sondern auch alle gestohlenen Gegenstände und die Schmuggelware abnehmen. Über den Schiffsbuilder kann man jedoch Teile nachrüsten, die die Erkennung der verbotenen Waren erschweren. Eine weitere Möglichkeit bietet das Talent „Täuschung“, das auf Rang 4 die Erfolgswahrscheinlichkeit gegnerischer Scans um 50 Prozent reduziert. Als Mitglied der Crimson Fleet könnt ihr aber auch ins Kryx-System reisen und eure Schmuggelware auf der Raumstation „Der Schlüssel“ verkaufen, ohne vorher gescannt zu werden.

Es gibt viele Möglichkeiten Credits zu verdienen. Der direkteste Weg ist dabei ein Credit-Stick, den ihr überall finden könnt. Aber Achtung: Bei Credit-Sticks mit einem roten Symbol wäre das Diebstahl. Lasst euch also nicht dabei erwischen!
Umfangreiches Crafting- und Basenbausystem
Neben eurer ersten kleinen Wohnung in der Loge in New Atlantis könnt ihr auf allen Planeten Außenposten errichten. Planeten mit extremen Bedingungen benötigen dafür allerdings zunächst ein Talent. Ebenso ist die Zahl der Außenposten auf acht begrenzt, kann allerdings auch via Talent erhöht werden. Praktisch alles Wichtige wie Auftragsbörsen, Werkbänke, Lagerkisten und Landeplatz mit Schiffsbuilder könnt ihr selbst in eurer Basis errichten. Zusätzlich könnt ihr per Talent auch eine Pflanzen- und Tierzucht freischalten, sodass ihr immer mit natürlichen Ressourcen versorgt seid. Je nach Planet und Standort habt ihr die Möglichkeit, automatisiert verschiedene Erze, Gase und Flüssigkeiten abzubauen und direkt in dafür vorgesehene Lagerbehälter fließen zu lassen. Ihr könnt mithilfe eines Frachtlinks sogar die Ressourcen zwischen euren Außenposten hin- und herschicken. Systemübergreifend benötigt ihr allerdings Helium-3.
Auf euren Reisen werdet ihr immer wieder auf neue Crewmitglieder stoßen, die sich euch anschließen wollen. Jedes Crewmitglied hat unterschiedliche Talentboni, wovon sich einige besonders gut dafür eignen, eurem Außenposten zugewiesen zu werden. Beispiele hierfür sind Lin und Heller, die über Außenposten-Talente verfügen. Eure ersten Außenposten solltet ihr auf einem Planeten errichten, auf dem ihr Aluminium-, Eisen- oder Kupfervorkommen findet. Das sind für den Anfang die wichtigsten Materialien, die ihr benötigen werdet, um eure Basis zu bauen. An den Werkbänken könnt ihr eure Waffen und Ausrüstung mit Mods versehen. Für mehr und vor allem bessere Mods benötigt ihr allerdings erneut entsprechende Talentpunkte. Essen könnt ihr ebenfalls kochen und über die Forschungsstation neue Rezepte erlernen. Diese bieten euch kurzfristige, nützliche Effekte und stellen etwas Gesundheit wieder her.

Der sehr umfangreiche Talentbaum in Starfield bietet viel Raum, um den individuellen Spielstil zu vertiefen. Fast alle Talente sind wirklich nützlich und es wurde auf Fillerpunkte verzichtet.
Viele Kinderkrankheiten in Starfield
Aber an vielen Kleinigkeiten krankt es bei Starfield noch. So auch die Regeneration der Gesundheit. Im Weltraum findet man wirklich viele Gegenstände, vor allem Getränke und Nahrungsmittel. Während einige recht nützliche Effekte haben, dienen andere ausschließlich der Gesundheitsregeneration. Die dadurch regenerierten Lebenspunkte sind allerdings gering. So muss man sich irgendwann einmal durch sein gesamtes Inventar fressen, um seine Gesundheit vollständig wiederherzustellen. Dazu sind durchaus 30 bis 40 Gegenstände nötig, die teilweise eine halbe Gewichtseinheit eures recht begrenzten Inventars blockieren. Da Medipacks eure Lebenspunkte prozentual heilen und kein Gewicht haben, sind sie frühzeitig im Spiel die einzig sinnvolle Heilmethode. Einige Nahrungsmittel benötigt ihr als Zutaten für nützliche Rezepte. Fertiggerichte könnt ihr aber getrost verkaufen oder einfach dort liegen lassen, wo ihr sie gefunden habt. Um Medipacks zu sparen, solltet ihr frühzeitig das Talent Verjüngung erlernen. Damit generiert ihr automatisch Leben, später auch im Kampf.
Während fliegende NPCs eher selten sind, kommt es hin und wieder vor, dass Charakter im Dialog mit dem Rücken zu einem steht. Trotz der hervorragenden deutschen Sprachausgabe geht die Immersion verloren, da die Lippen nur mit der englischen Sprache synchron sind. Wenn euch das zu sehr stört, solltet ihr die Sprache wechseln. Die gegnerische KI ist alles andere als intelligent. Oft könnt ihr im Kampf ohne Probleme hinter euren Gegnern herlaufen, ohne dass sie es merken. Das unbemerkte Anschleichen ist dagegen extrem schwierig. Talente und Rüstungsboni verbessern zwar die Schleichfähigkeiten, einen echten Takedown gibt es aber nicht. Durch die anfangs geringe Fracht- und Tragekapazität ist man schnell überladen und kann nicht mehr schnell reisen. Ärgerlich ist auch, dass selbst in Städten immer wieder Ladesequenzen auftauchen und ein nahtloses Reisen zwischen den Planeten ebenfalls nicht möglich ist.

Manchmal dreht sich euer Gesprächspartner einfach um und spricht mit dem Rücken zu euch. Das passiert häufig, wenn er sich mit eurem Begleiter unterhält.
Mods lösen viele der Probleme
Ähnlich wie Skyrim oder Fallout 4 kann auch Starfield mit einer umfassenden Mod-Unterstützung punkten. Viele Probleme, die das Spiel mit sich bringt, lassen sich über die Seite Nexusmods mit einem Download und wenigen Klicks lösen. Zum Beispiel das recht unübersichtliche Interface. Sowohl die Missionen als auch euer Inventar sind sehr groß skaliert, sodass es recht unübersichtlich wird. Eine Mod kann hier Abhilfe schaffen. Auch das etwas überladene HUD eures Raumschiffs könnt ihr mit einer Mod verschlanken und so für mehr Übersicht sorgen. Viele Mods entfernen auch den eher unschönen Farbschleier von Starfield, damit alle Farben satter, kräftiger und vor allem realistischer wirken. Denn egal ob mit oder ohne Mods: Starfield sieht toll aus und die detaillierten Texturen können sich wirklich sehen lassen. Vor allem die Belichtung sorgt für tolle Effekte und ein realistisches Bild eures Weltraumabenteuers.
Eine besonders beliebte Mod hat sogar nichts mit dem eigentlichen Spiel zu tun: Sie entfernt die Logos beim Start des Spiels, sodass man deutlich schneller ins Spiel kommt. Sehr nützlich ist auch die Mod “Richer Merchants”. Wie der Name schon vermuten lässt, haben die Händler nun mehr Geld zur Verfügung, so dass ihr nicht immer wieder 24 Stunden schlafen müsst, bis das Geld der Händler wieder aufgefüllt ist. Wenn ihr viele hochwertige Gegenstände zu verkaufen habt, kann das ohne die Mod sehr lange dauern. Zwar kann man auch mehrere Händler nacheinander besuchen, allerdings sind diese oft weit voneinander entfernt. Einen Nachteil hat das Modden allerdings auch: Ihr könnt keine Steam-Errungenschaften mehr erhalten. Dafür gibt es wiederum die Mod “Achievement Enabler”, die das verhindert.

Diese Hefte sind überall auf Planeten oder Raumstationen zu finden und verbessern dauerhaft verschiedene Fertigkeiten oder Attribute.
Fazit zu Starfield
An Starfield scheiden sich die Geister. Entweder man liebt es oder man hasst es. Die vielen Missionen, Planeten und Dialoge halten einen ganz schön auf Trab. Auch wenn die Hauptstory nur etwa 30 bis 50 Stunden in Anspruch nimmt, gibt es in der Praxis viel zu viele Aktivitäten wie Basenbau, Crafting, Planetenerkundung, Neben- und Fraktionsmissionen und natürlich allerlei Loot, die einen immer wieder beschäftigen. Realistisch gesehen kann man also locker 150 oder 200 Stunden in Starfield verbringen, bis man den Großteil des Spiels entdeckt hat. Gerade für Gelegenheitsspieler kann das zur Geduldsprobe werden. Erfahrene Skyrim-Veteranen dürfte das allerdings kaum überraschen. Auch wenn in der Hauptstory die großen emotionalen und mitreißenden Momente fehlen, ist die Geschichte gut erzählt. Zudem könnt ihr durch die Fraktions- und Nebenmissionen noch viele weitere umfangreiche Abenteuer erleben.
Grafisch ist Starfield sehr gut umgesetzt. Auch der Soundtrack ist passend und bombastisch. Die deutsche Sprachausgabe ist zwar tadellos, aber die asynchronen Lippenbewegungen der Charaktere mindern die Immersion erheblich. Erkundungstouren werden belohnt, denn viele Missionen verstecken sich in den Dialogoptionen der zahlreichen Stadtbewohner verschiedener Planeten und Systeme. Die ständige Überladung macht die Inventarverwaltung zur Beschäftigungstherapie. So gehen gerade zu Beginn wertvolle Talentpunkte verloren, um das Spiel nicht ständig schleichend verbringen zu müssen. Am Ende bietet Starfield zweifellos eine Welt, die einen in ihren Bann zieht, wenn man will und die nötige Zeit mitbringt.
Transparenzhinweis: Das PC-Spiel “Starfield“ wurde für diesen Test kostenlos von Bethesda zur Verfügung gestellt.