Stellar Blade

Stellar Blade im Test – Action mit Soulslike-Elementen

Viele haben auf diesen Titel gewartet und nun ist es endlich soweit. Das Action-Adventure Stellar Blade ist seit dem 26. April 2024 exklusiv für die PlayStation 5 erhältlich. Obwohl es im Vorfeld viel Wirbel um die Darstellung der Protagonistin gab, kommt das neue Actionspiel mit Soulslike-Elementen sowohl bei der Fachpresse als auch bei den Spielern gut an.


Die Presse auf Metacritic hat Stellar Blade mit 82 von 100 Punkten recht gut bewertet. Aber auch abseits der Gesellschaftskritik gibt es einige spielerische Probleme, mit denen Stellar Blade zu kämpfen hat. Die Spieler scheint das allerdings wenig zu interessieren. Immerhin bewerten sie den Actiontitel mit 9,2 von 10 Punkten, was nur wenigen Videospielen gelingt. Was ihr von Sonys neuem Exklusivtitel erwarten könnt, erfahrt ihr hier im Test.

Stellar Blade - D1G-g2r

Die niedliche Drohne D1G-g2r tauscht mit euch Verbesserungsmaterialien wie Omnibolzen, Trinksystem-Erweiterungsmodule, Waffenkerne und Drohnen-Upgrade-Module gegen verschiedene Ressourcen.

Stellar Blade startet actionreich

Stellar Blade spielt in einer postapokalyptischen Welt, in der die Menschheit die Erde verlassen hat, um den grausamen Kreaturen namens Naytibas zu entkommen. Die Hauptfigur EVE ist Teil eines Landungstrupps, der den blauen Planeten zurückerobern soll. Dazu muss der Trupp den Alpha-Naytiba besiegen, dem ihr bereits im Tutorial begegnet. Zum Glück könnt ihr euch retten bzw. werdet von Adam – einem überlebenden Menschen – gerettet. Die meiste Zeit begleitet er EVE allerdings nur als Drohne. Sie versorgt euch mit Heilmitteln, einem Scanner und dient später sogar als Schusswaffe. Ob ihr Adam auch bei seiner Mission helfen wollt, bleibt euch überlassen. Zumindest sieht es so aus. Am Spielverlauf ändert sich durch eure Entscheidung nichts. Auf eurer Reise werdet ihr jedoch auf einige Personen treffen, die euch zuerst um Hilfe bitten, bevor sie euch zum Alpha-Naytiba führen. Allerdings bleiben die Charaktere bis zum Schluss relativ blass – selbst die Hauptfigur EVE.

Auch bei der Charakterentwicklung bleiben große Überraschungen aus. Immerhin kann der Actiontitel mit einer deutschen Vertonung glänzen, die den ansonsten eher flachen Charakteren zumindest etwas Leben einhaucht. Vor allem die atmosphärische K-Pop-Musik zieht einen immer mehr in die dystopische Welt von Stellar Blade hinein. Die Spielabschnitte sind zwar vor allem zu Beginn eher schlauchig angelegt, bieten aber immer wieder neue Abzweigungen mit allerlei Kisten, nützlichen Sammelgegenständen oder neuen Outfits, so dass sich das Erkunden lohnt. Sobald man aber die erste größere Stadt erreicht hat, kommt schon mehr das Gefühl einer offenen Welt auf. Leider auch durch die vielen Nebenmissionen, die in den meisten Fällen keine interessante Geschichte bieten. Sehr oft lässt euch das Spiel zum Beispiel nach Personen suchen, die ihr dann in den meisten Fällen tot auffindet. Viele Aufträge können sogar nur über ein schwarzes Brett angenommen und abgegeben werden, was das Spiel eher zu einer reinen Beschäftigungstherapie macht.

halb-offene Welt

Sobald man die Stadt Xion erreicht hat, betritt man auch das erste Gebiet, das das Gefühl einer offenen Welt vermittelt und mit allerlei Nebenmissionen gespickt ist.

Die Welt zwischen KI und Menschlichkeit

In einigen Nebenmissionen bekommt man aber auch einen interessanten Einblick in diese hoch technisierte Welt. Auch wenn einige Bewohner eher an Cyborgs als an Menschen erinnern, zeigt sich häufig, dass auch diese Menschen ihre Seele und ihre Gefühle noch nicht ganz verloren haben. EVE hingegen ist zwar sehr hilfsbereit, wirkt aber gleichzeitig ziemlich gefühlskalt. Es scheint oft schon absurd, dass ihr viele Selbstverständlichkeiten der Erdbewohner erst erklärt werden müssen. So zum Beispiel, was eine Karte ist. Diese etwas übertriebene Unbeholfenheit zeigt aber auch, dass ihre Aufgabe in der 7. Luftflotte für ihre Kommandeure das Wichtigste war. Gefühle und zu viele Gedanken lenken offenbar nur unnötig ab. Deshalb dreht sich die Handlung immer wieder um Menschlichkeit, KI und Evolution. In unserer Gegenwart haben sich währenddessen einige Nutzer auf sozialen Plattformen über die Übersexualisierung der weiblichen Charaktere beschwert. Laut den Machern von Stellar Blade ist dies jedoch kein Versehen, sondern so beabsichtigt.

Gerade auf das Hinterteil wurde bei EVE viel Wert gelegt, da der Spieler laut Entwickler viel Zeit damit verbringt, seine Spielfigur von hinten zu betrachten. Dieses puppenhafte Schönheitsideal, das eher dem südkoreanischen oder auch japanischen Schönheitsideal entspricht, hat in Deutschland eine Sexismusdebatte ausgelöst. Dazu muss gesagt werden, dass dies nicht auf alle weiblichen Charaktere zutrifft. Dafür fallen die anderen dann in die Kategorie „unschuldig und mädchenhaft“. Auf den Aufschrei reagierten die Entwickler mit einer Überarbeitung der vielen knappen Outfits. Zwar ist nun etwas mehr nackte Haut von Kleidung bedeckt, aber das reichte den Kritikern natürlich nicht, sondern löste stattdessen eine zusätzliche Debatte über Zensur in Videospielen aus. Negative PR dieser Art hat den Spielen in der Vergangenheit immer wieder einen eher positiven Schub gegeben. Stellar Blade scheint da keine Ausnahme zu sein, denn in den Nutzerrezensionen wird das Spiel in den höchsten Tönen gelobt.

Bossgegner

Schließlich haben die Entwickler nicht nur auf einen imposanten Hintern gesetzt. Auch die spektakulären Bosskämpfe und das kreative Bossdesign können sich sehen lassen!

Stellar Blade knüpft an bekannte Souls-Titel an

Einige Elemente von Stellar Blade erinnern stark an Soulslike-Spiele. So trefft ihr in den linearen Levels Abschnitt für Abschnitt auf kleinere und größere Lager. Diese dienen zum einen als Checkpoints, an denen ihr nach eurem Tod wieder auftaucht. Zum anderen könnt ihr hier eure Lebenspunkte und Heiltränke auffüllen. Im Gegenzug werden allerdings alle Gegner in der Umgebung wiederbelebt. Einige Lager dienen auch als Schnellreisepunkt, um Munition aufzufüllen, Fähigkeitspunkte zu verteilen und Ausrüstungsupgrades durchzuführen. Aber auch das Kampfsystem erinnert an bekannte Souls-Titel. So liegt der Fokus vor allem auf dem Schwertkampf, wobei oft eine gesunde Mischung aus Nah- und Fernkampf die beste Variante ist. Auch wird in Stellar Blade mehr Wert auf das Parieren als auf das Ausweichen gelegt. Eure Ausweichmanöver bringen euch leider nur wenige Meter weit, so dass ihr oft trotzdem Schaden einstecken müsst. Es gibt aber auch Angriffe, denen man ausweichen muss.

Auch hier macht es euch das Spiel leichter, denn diese Angriffe sind farbig gekennzeichnet. Bei einem blauen Angriff müsst ihr nach vorne ausweichen, um hinter den Gegner zu gelangen. Bei einem violetten Angriff weicht ihr hingegen nach hinten aus. Beides kann mit starken Gegenangriffen kombiniert werden. Gerade am Anfang kann das etwas verwirrend sein. Oft werden euch eure Gegner mit Angriffen konfrontieren, deren Kontermöglichkeiten ihr erst später lernt. Zum Glück lernt ihr die wichtigsten Konter- und Ausweichfähigkeiten recht früh. Vernachlässigt also gerade zu Beginn den Verteidigungstalentbaum nicht, denn ihr könnt bekanntlich nur so lange viel Schaden austeilen, wie ihr am Leben bleibt. Eure normalen Schwertangriffe unterteilen sich in leichte und schwere Attacken. Durch geschicktes Kombinieren und gutes Timing lassen sich mächtige Kombos erzielen. Besonders stark sind auch eure vier Spezialangriffe, die ihr über einen eigenen Talentbaum noch enorm verbessern könnt.

Stellar Blade - Dosen

Für das Sammeln der insgesamt 49 Dosen schaltet ihr nach und nach weitere Taschenplätze für bestimmte Verbrauchsgegenstände frei.

Jede Menge Charakterverbesserungen

Was Stellar Blade an Charakterentwicklung innerhalb der Handlung fehlt, macht es durch kämpferische Verbesserungen wieder wett. Auch wenn sich das Zusammenspiel aus Schlagen, Ausweichen und Parieren nicht grundlegend ändert, werden die Kämpfe durch die immer weiter wachsenden Talentbäume dynamischer und schneller. Das richtige Timing ist dabei nicht immer einfach. Gerade bei Bosskämpfen ist es wichtig, die Angriffe und Phasen des Gegners genau zu studieren, um Schaden möglichst zu vermeiden. Zwar kann man etwas Schaden einstecken und einige Fehler mit Heiltränken ausgleichen, doch auch diese sind schnell aufgebraucht. Hinzu kommt, dass die Einnahme von Heiltränken keine sofortige Aktion ist, sondern durch eine kurze Animation läuft, in der ihr nicht blocken oder ausweichen könnt. Man muss sich also erst etwas Abstand zum Gegner verschaffen, was nicht immer möglich ist. Vor allem gegen Ende des Spiels werden die Bosskämpfe auf dem normalen Schwierigkeitsgrad deutlich anspruchsvoller.

Sollte dies eure spielerischen Fähigkeiten übersteigen, könnt ihr die Bosse auch im Story-Modus deutlich leichter besiegen. Hilfreich ist aber auch, dass ihr durch das Abschließen von Nebenquests und ausgiebiges Erkunden deutlich gestärkt in die kommenden Bosskämpfe gehen könnt. Endloses Grinden ist zwar auch möglich, aber in der Regel nicht nötig. Auf eurer Reise findet ihr immer wieder Leichen, in denen Verbesserungsgegenstände wie Beta-Kerne (max. Betaenergie), Körperkerne (max. LP) und Verbesserungsteile für euer Trinksystem (max. Heiltränke) findet. Zusätzlich erhaltet ihr ab und zu Waffenkerne, die euren Schwertschaden erhöhen. In einigen Kisten findet ihr außerdem Modifikationen, die euch mit nützlichen Effekten verstärken. Auch diese könnt ihr mit Ressourcen mehrfach aufwerten. Zusätzliche Mod-Plätze könnt ihr mit einem Omnibolzen hinzufügen. Sogar eure Drohne bekommt einen eigenen Talentbaum, der ihren Scanner verbessert und euch mehr Munition tragen lässt. Gesammelte Dosen wiederum erhöhen die maximale Anzahl eurer Verbrauchsgegenstände, wie z.B. Granaten.

Stellar Blade - Upgrades

Beta-Kerne für mehr maximale Beta-Energie und Körperkerne für mehr maximale Lebenspunkte findet man bei Leichen, die oft nur auf Nebenrouten zu finden sind.

Fazit zu Stellar Blade

Stellar Blade bietet insgesamt ein gutes Spielerlebnis für alle, die vor allem Wert auf actionreiches Gameplay, Soundtrack und ein postapokalyptisches Szenario legen. Obwohl die Welt an sich eine gute Grundlage für spannende Geschichten bietet, werden die Konflikte zwischen KI und Mensch meist nur sehr oberflächlich behandelt. An vielen Stellen merkt man sehr deutlich, dass sich die Entwickler stark an NieR:Automata orientiert und wenig eigene Ideen eingebracht haben. Dafür wirkt Stellar Blade grafisch deutlich zeitgemäßer und spricht gerade Spieler an, die das „Original“ noch nicht kennen.

Auch für diejenigen unter euch, die eine spielerische Herausforderung mögen, aber mit dem Schwierigkeitsgrad der klassischen Souls-Titel nicht zurechtkommen. Dank des Story-Modus ist es möglich, das Spiel ohne große Schwierigkeiten durchzuspielen. Diese Flexibilität scheint bei den meisten Spielern gut anzukommen, wie die hervorragenden Bewertungen zeigen, und kann über spielerische und erzählerische Mängel hinwegtäuschen. Wer sich zu dieser Gruppe zählt, kann das Spiel bedenkenlos kaufen und wird etwa 15 bis 25 Stunden Spielspaß haben. Wer wirklich alle Nebenmissionen absolviert, wird allerdings etwas länger brauchen.

Transparenzhinweis: Das Spiel „Stellar Blade“ wurde für diesen Test kostenlos von Sony Interactive Entertainment zur Verfügung gestellt.

Editorial Score:
Based on 5 categories.
7.6
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Testurteil: Stellar Blade

Stellar Blade im Test
Präsentation 8
Spieldesign 7
Atmosphäre/Story 6
Balance 8
Umfang 9

PROS

  • halb-offene Welt
  • toller Soundtrack
  • spektakuläre Bosskämpfe
  • gute deutsche Vertonung
  • Grafisch größtenteils klasse
  • anspruchsvolles Kampfsystem
  • vielseitige Charakter-Upgrades

CONS

  • langweilige Dialoge
  • wenig Charaktertiefe
  • sehr tristes Leveldesign
  • viele unkreative Nebenmissionen