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[RF] Hellas

Regelfragen und Varianten: Wie geht Spiel XY?
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Marten Holst

[RF] Hellas

Beitragvon Marten Holst » 26. Januar 2003, 02:26

Moinle,

ein wenig unstrukturiertes Griechengefrage (das so genannte Gyros-Quiz):

(a) Man darf ja beliebig viele Karten in einem Zug spielen. Also ggf. auch zwei Mal "2 Verstärkungsaktionen mehr", was dann in 7 oder 8 endet, richtig?

(b) Wenn man die Zeuskarte, die man statt einer anderen ablegen darf, spielt, darf man die betreffende Karte im selben Zug noch einmal spielen (noch zwei Verstärkungen, noch ein Grieche), richtig?

(c) Wenn (b) richtig ist, heißt das aber noch lange nicht, dass man zwei Mal Schiffe zu Griechen machen kann, denn die werden ja "umgewandelt", richtig?

Dann hatten wir heute noch zwei von mir gottgleich geklärte Fragen, bei denen mir FBD per Forumsrecherche netterweise recht gegeben hat ;-)

Griechische Grüße
Marten (der immer noch findet, dass derartige Spiele versuchen sollten, ohne "dominante Karten" auszukommen, und dieses bei Hellas bemäkeln möchte, sonst aber zufrieden ist)

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Erhard Portner
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Re: [RF] Hellas

Beitragvon Erhard Portner » 26. Januar 2003, 07:35

Marten Holst schrieb:
>
> Moinle,
>
> ein wenig unstrukturiertes Griechengefrage (das so genannte
> Gyros-Quiz):
>
> (a) Man darf ja beliebig viele Karten in einem Zug spielen.
> Also ggf. auch zwei Mal "2 Verstärkungsaktionen mehr", was
> dann in 7 oder 8 endet, richtig?
>

Richtig, dann darfst du 7 Aktionen und - wenn du die Tempelmehrheit hast - sogar 8 Aktionen ausführen.

> (b) Wenn man die Zeuskarte, die man statt einer anderen
> ablegen darf, spielt, darf man die betreffende Karte im
> selben Zug noch einmal spielen (noch zwei Verstärkungen, noch
> ein Grieche), richtig?

Richtig, dann darfst du z.B. die Karte "Bei der Verstärkung führst du zwei Aktionen mehr aus" im selben Zug nochmals spielen.

Was meinst du aber mit der Formulierung in der Klammer "noch ein Grieche"? Du kannst mit den zwei zusätzlichen Aktionspunkten auch zwei Griechen einsetzen, wobei allerdings das Limit drei Griechen in einer Stadt beachtet werden muss.


>
> (c) Wenn (b) richtig ist, heißt das aber noch lange nicht,
> dass man zwei Mal Schiffe zu Griechen machen kann, denn die
> werden ja "umgewandelt", richtig?


Das Tauschen von Schiffen in Griechen darf nur durch Ausspielen der entsprechenden Götterkarte geschehen.

>
> Dann hatten wir heute noch zwei von mir gottgleich geklärte
> Fragen, bei denen mir FBD per Forumsrecherche netterweise
> recht gegeben hat ;-)
>
> Griechische Grüße
> Marten (der immer noch findet, dass derartige Spiele
> versuchen sollten, ohne "dominante Karten" auszukommen,.....


Finde ich nicht. Die Götterkarten sind ein wesentliches Element von "Hellas" und machen das Spiel besonders reizvoll, weil dadurch auch ein Spieler, der zurückliegt, das Kriegsglück nochmals wenden kann. Gerade das macht das Spiel doch so interessant. "Hellas" will eben nicht "Schach" sein. Und das finde ich auch gut so.

Mit verspielten Grüßen
Erhard

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Marten Holst

RE: [RF] Hellas

Beitragvon Marten Holst » 26. Januar 2003, 11:40

Moinle Erhard,

vielen Dank für die Antworten, entschuldige meine schlechten Formulationen.

>> (b) Wenn man die Zeuskarte, die man statt einer anderen
>> ablegen darf, spielt, darf man die betreffende Karte im
>> selben Zug noch einmal spielen (noch zwei Verstärkungen, noch
>> ein Grieche), richtig?
>
> Richtig, dann darfst du z.B. die Karte "Bei der Verstärkung
> führst du zwei Aktionen mehr aus" im selben Zug nochmals
> spielen.
>
> Was meinst du aber mit der Formulierung in der Klammer
> "noch ein Grieche"?

Schlecht formuliert, ich meinte die Areskarte "Im Kampf zählst Du einen Griechen hinzu", die dann ggf. auch zweifach in einem Kampf genutzt werden könnte.

>> (c) Wenn (b) richtig ist, heißt das aber noch lange nicht,
>> dass man zwei Mal Schiffe zu Griechen machen kann, denn die
>> werden ja "umgewandelt", richtig?
>
> Das Tauschen von Schiffen in Griechen darf nur durch
> Ausspielen der entsprechenden Götterkarte geschehen.

Klar, aber wenn ich in einer Stadt zwei Griechen und zwei Schiffe habe, und mich einem Fünferlandangriff gegenüber sähe, dann kann ich mit dieser Karte auf vier Griechen aufrüsten, was ja noch nicht reicht. Diese Karte könnte ich aber kein zweites Mal einsetzen, um auf "6 Griechen" zu kommen, da die Schiffe ja bereits umgewandelt sind, so meine These/Frage.

>> Griechische Grüße
>> Marten (der immer noch findet, dass derartige Spiele
>> versuchen sollten, ohne "dominante Karten" auszukommen,.....
>
> Finde ich nicht. Die Götterkarten sind ein wesentliches
> Element von "Hellas" und machen das Spiel besonders
> reizvoll, weil dadurch auch ein Spieler, der zurückliegt,
> das Kriegsglück nochmals wenden kann. Gerade das macht das
> Spiel doch so interessant. "Hellas" will eben nicht
> "Schach" sein. Und das finde ich auch gut so.

Hmmm, schon wieder schlecht ausgedrückt. Mit "dominante Karten" meinte ich nicht Karten, die das Spielgeschehen dominieren, sondern im "internen Vergleich" solche Karten, die in jedem Falle besser sind, als andere. Zwar sind Karten nie gleich stark, so empfinde ich z.B. "ziehe eine Karte beim Gegner" als eine der schwächeren Zeuskarten, aber sie bietet Möglichkeiten, die andere Zeuskarten nicht bieten und hat damit einen Wert.

Es ist aber in jedem Falle besser, die Karte "+1 Grieche im Kampf" zu haben, als die Karte "Bei einem Seeangriff reicht Gleichstand". Mit ersterer kannst Du den Effekt der zweiten simulieren, m.a.W., die zweite Karte kann nichts, was die erste nicht kann, das bezeichne ich als die erste "dominiert" die zweite. Und das finde ich immer schade.

Eine RF habe ich aber tatsächlich gestern vergessen:
(d) wenn man die "nach verlorenem Kampf darf man Griechen und Schiffe zurückziehen"-Karte hat, dann muss alles in [i]eine[/i] andere Stadt zurückgezogen werden, wenn also drei Griechen in der verlorenen Stadt standen, dann verliert man dennoch mindestens einen, oder?

Morgentliche Grüße
Marten (der nächste Nacht viel Fernsehen wird)

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Erhard Portner
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RE: [RF] Hellas

Beitragvon Erhard Portner » 26. Januar 2003, 12:13

Marten Holst schrieb:
>
> >> (b) Wenn man die Zeuskarte, die man statt einer anderen
> >> ablegen darf, spielt, darf man die betreffende Karte im
> >> selben Zug noch einmal spielen (noch zwei Verstärkungen,
> noch
> >> ein Grieche), richtig?
> >
> > Richtig, dann darfst du z.B. die Karte "Bei der Verstärkung
> > führst du zwei Aktionen mehr aus" im selben Zug nochmals
> > spielen.
> >
> > Was meinst du aber mit der Formulierung in der Klammer
> > "noch ein Grieche"?
>
> Schlecht formuliert, ich meinte die Areskarte "Im Kampf
> zählst Du einen Griechen hinzu", die dann ggf. auch zweifach
> in einem Kampf genutzt werden könnte.
>


Richtig.


> >> (c) Wenn (b) richtig ist, heißt das aber noch lange nicht,
> >> dass man zwei Mal Schiffe zu Griechen machen kann, denn die
> >> werden ja "umgewandelt", richtig?
> >
> > Das Tauschen von Schiffen in Griechen darf nur durch
> > Ausspielen der entsprechenden Götterkarte geschehen.
>
> Klar, aber wenn ich in einer Stadt zwei Griechen und zwei
> Schiffe habe, und mich einem Fünferlandangriff gegenüber
> sähe, dann kann ich mit dieser Karte auf vier Griechen
> aufrüsten, was ja noch nicht reicht. Diese Karte könnte ich
> aber kein zweites Mal einsetzen, um auf "6 Griechen" zu
> kommen, da die Schiffe ja bereits umgewandelt sind, so meine
> These/Frage.
>

Wenn keine Schiffe mehr auf dem Landschaftsfeld sind, kannst du auch keine mehr tauschen. Im übrigen kann die entsprechende Götterkarte aber auch nur vor einem eigenen Angriff gespielt werden. Das Symbol auf der Götterkarte, welches das Spielen der Karte während des Spielzuges des Mitspielers gestattet, ist falsch.

>
> Mit "dominante
> Karten" meinte ich nicht Karten, die das Spielgeschehen
> dominieren, sondern im "internen Vergleich" solche Karten,
> die in jedem Falle besser sind, als andere.

Na und? Ich sehe darin kein Problem. Das ist eben so. (Fast so, wie im richtigen Leben ;-) )


>
> Eine RF habe ich aber tatsächlich gestern vergessen:
> (d) wenn man die "nach verlorenem Kampf darf man Griechen und
> Schiffe zurückziehen"-Karte hat, dann muss alles in
> [i]eine[/i] andere Stadt zurückgezogen werden, wenn also drei
> Griechen in der verlorenen Stadt standen, dann verliert man
> dennoch mindestens einen, oder?


Richtig.

Mit verspielten Grrüßen
Erhard

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Marten Holst

RE: [RF] Hellas

Beitragvon Marten Holst » 26. Januar 2003, 17:32

Moinle,

>> >> (c) Wenn (b) richtig ist, heißt das aber noch lange nicht,
>> >> dass man zwei Mal Schiffe zu Griechen machen kann, denn die
>> >> werden ja "umgewandelt", richtig?
>> >
>> > Das Tauschen von Schiffen in Griechen darf nur durch
>> > Ausspielen der entsprechenden Götterkarte geschehen.
>>
>> Klar, aber wenn ich in einer Stadt zwei Griechen und zwei
>> Schiffe habe, und mich einem Fünferlandangriff gegenüber
>> sähe, dann kann ich mit dieser Karte auf vier Griechen
>> aufrüsten, was ja noch nicht reicht. Diese Karte könnte ich
>> aber kein zweites Mal einsetzen, um auf "6 Griechen" zu
>> kommen, da die Schiffe ja bereits umgewandelt sind, so meine
>> These/Frage.
>
> Wenn keine Schiffe mehr auf dem Landschaftsfeld sind,
> kannst du auch keine mehr tauschen. Im übrigen kann die
> entsprechende Götterkarte aber auch nur vor einem eigenen
> Angriff gespielt werden. Das Symbol auf der Götterkarte,
> welches das Spielen der Karte während des Spielzuges des
> Mitspielers gestattet, ist falsch.

Ich meinte nicht die Areskarte, sondern die Poseidonkarte "Alle Schiffe in der verteidigenden Stadt werden zu den Griechen hinzugezählt", was m.E. nur ein Mal gehen dürfte, auch wenn man die Karte öfters spielen könnte.

Meeresgöttliche Grüße
Marten (und jetzt erst mal Salzwasser abduschen)

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Erhard Portner
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RE: [RF] Hellas

Beitragvon Erhard Portner » 26. Januar 2003, 18:36

Marten Holst schrieb:


> Ich meinte nicht die Areskarte, sondern die Poseidonkarte
> "Alle Schiffe in der verteidigenden Stadt werden zu den
> Griechen hinzugezählt", was m.E. nur ein Mal gehen dürfte,
> auch wenn man die Karte öfters spielen könnte.

Das ist aber doch eigentlich klar. Die Poseidonkarte bezieht sich auf die tatsächlich auf dem Landschaftsfeld vorhandenen Schiffe. Auch wenn man die entsprechende Poseidonkarte mehrmals ausspielt, vermehrt sich dadurch nicht die Anzahl der vorhandenen Schiffe.

Noch viel Spaß mit "Hellas" wünscht
Erhard

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Roman Pelek

Hellas Sonderkarten

Beitragvon Roman Pelek » 28. Januar 2003, 01:12

Hi Erhard,

> > Mit "dominante
> > Karten" meinte ich nicht Karten, die das Spielgeschehen
> > dominieren, sondern im "internen Vergleich" solche Karten,
> > die in jedem Falle besser sind, als andere.
>
> Na und? Ich sehe darin kein Problem. Das ist eben so. (Fast
> so, wie im richtigen Leben ;-) )

Uha, das ist ein arg schwaches Argument, Erhard. Und von Dir ungewohnt dazu. Das ist fast so als würde man sagen "Jemand schläft unter Brücke - na und? Irgendwer muss ja verlieren...".

Ich jedenfalls find's nicht sonderlich prickelnd, wenn zwei Leute vor sich hinplanen, es steht dann 9:9 und die letzte Sonderkarte entscheidet. Sorry, aber dann kann ich gleich Karten ziehen und das Ganze von 45 auf 5 Minuten verkürzen. Und insofern verstehe ich Marten auch gut: ich empfinde die Karten auch als zu extrem in ihren Ausprägungen. In ca. 20 Partien gewann bei uns stets der/diejenige, der die beste Sonderkarte am Schluss ausspielte - ist das Spannung? Für mich nicht.

Ciao,
Roman

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Erhard Portner

Re: Hellas Sonderkarten

Beitragvon Erhard Portner » 28. Januar 2003, 16:32

Hallo Roman,

Roman Pelek schrieb:
>
> Hi Erhard,
>
> > > Mit "dominante
> > > Karten" meinte ich nicht Karten, die das Spielgeschehen
> > > dominieren, sondern im "internen Vergleich" solche Karten,
> > > die in jedem Falle besser sind, als andere.
> >
> > Na und? Ich sehe darin kein Problem. Das ist eben so. (Fast
> > so, wie im richtigen Leben ;-) )
>
> Uha, das ist ein arg schwaches Argument, Erhard. Und von Dir
> ungewohnt dazu. Das ist fast so als würde man sagen "Jemand
> schläft unter Brücke - na und? Irgendwer muss ja verlieren...".


Hm, ich weiß nicht, ob der von Dir gezogene Vergleich und die damit verbundene Assoziation ein starkes Argument gegen die von mir aufgezeigte - und als durchaus positiv empfundene - Parallele zwischen Spielmechanismus und real existierende Schicksalsfügungen ist.

"Hellas" will eben bewusst kein Spiel sein, bei dem am Ende unbedingt der als Sieger aus dem "kriegerischen Wettbewerb" hervorgeht, dessen überragende strategisch/taktische Fähigkeiten über den Gegen triumphieren. "Hellas" ist ein Spiel, das zwar durchaus auch strategisch/taktische Anforderungen stellt, in dem aber auch die Gunst der Götter in Gestalt der unterschiedlichsten Götterkarten eine erhebliche Rolle (!) über Sieg und Niederlage spielt. Entweder man mag das, oder man mag das nicht. Ich meine allerdings, dass ein so gestrickter Mechanismus - wenn man das so sagen darf - erheblich näher am "richtigen Leben" dran ist. Auch da lässt sich nicht alles berechnen und planen. Und ich für meine Person muss sagen, dass ich an solchen Spielen, wenn sie gut gemacht sind, meine Freude habe. Auch dann, wenn ich durch eine Götterkarte meines Gegners, die dieser zum rechten Zeitpunkt ausspielt, verliere. Ich finde schon, dass das ungeheuer spannend sein kann. Aber, ich sehe "Hellas" durchaus auch nicht als ausschließliches Glücksspiel. Man kann in dem Spiel schon eine ganze Menge Planen und Taktieren. Mach ich das nicht, dann werde ich das Spiel mit Sicherheit verlieren.


>
> Ich jedenfalls find's nicht sonderlich prickelnd, wenn zwei
> Leute vor sich hinplanen, es steht dann 9:9 und die letzte
> Sonderkarte entscheidet. Sorry, aber dann kann ich gleich
> Karten ziehen und das Ganze von 45 auf 5 Minuten verkürzen.
> Und insofern verstehe ich Marten auch gut: ich empfinde die
> Karten auch als zu extrem in ihren Ausprägungen. In ca. 20
> Partien gewann bei uns stets der/diejenige, der die beste
> Sonderkarte am Schluss ausspielte - ist das Spannung? Für
> mich nicht.
>


Was ich an dieser Diskussion interessant finde, sind die grundsätzlich unterschiedlichen Sichtweisen, mit denen man Spielmechanismen beurteilen kann. "Hellas" mit seiner - wie ich meine - gelungenen Mischung aus Taktik- und Glückselementen ist dafür ein Beispiel. "Carolus Magnus" ist ein anderes Beispiel. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die über dieses Spiel hier im Forum seinerzeit heftig geführten Diskussionen. Gerade bei solchen Spielen, bei denen vorhandene Taktikelemente mit gewissen Glückselementen gepaart werden, gehen nicht selten die Meinungen über die Qualität und die Güte des Spieles weit auseinander. Ich bekenne, dass ich solche Spiele liebe. Ich liebe sie, weil sie gerade dadurch, dass ihnen ein gewisses Element der Unberechbarkeit inne ist, jedenfalls mir einfach Spaß machen und Spielen dann das ist, was es im wahrsten Sinne des Wortes sein sollte: Spielen!

Mit verspielten Grüßen
Erhard

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Franz-Benno Delonge

Re: Hellas Sonderkarten

Beitragvon Franz-Benno Delonge » 28. Januar 2003, 21:51

Hallo Roman,
jetzt will ich mich auch mal für mein Spiel in die Bresche werfen, damit nicht alles am armen Erhard hängenbleibt. Also:
- Erstens kann ich beim besten Willen nicht glauben, daß es tatächlich bei all deinen 20 Spielen so knapp war, daß am Ende eine gute Götterkarte entscheidet. Es gibt doch auch öfters sehr klare Spielausgänge. (Zum Beispiel stets, wenn ich selber mitspiele, und zwar gegen mich.) Also fürchte ich, du hast bewußt überzeichnet. Gelbe Karte!
- Und zweitens muß man die guten Karten ja auch erstmal haben. Wer aber öfter Götterkarten zieht, kann weniger Griechen und Schiffe ziehen und tut sich deshalb schwerer, überhaupt in eine 9:9- oder 8:8-Situation am Schluß zu kommen.
Wie siehst Du das?
Schönen Gruß aus München
Benno

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Ulrich Roth

Re: Hellas Sonderkarten

Beitragvon Ulrich Roth » 28. Januar 2003, 22:33

Hallo Erhard und Roman,

> Was ich an dieser Diskussion interessant finde, sind die
> grundsätzlich unterschiedlichen Sichtweisen, mit denen man
> Spielmechanismen beurteilen kann. "Hellas" mit seiner - wie
> ich meine - gelungenen Mischung aus Taktik- und
> Glückselementen ist dafür ein Beispiel. "Carolus Magnus" ist
> ein anderes Beispiel. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an
> die über dieses Spiel hier im Forum seinerzeit heftig
> geführten Diskussionen. Gerade bei solchen Spielen, bei denen
> vorhandene Taktikelemente mit gewissen Glückselementen
> gepaart werden, gehen nicht selten die Meinungen über die
> Qualität und die Güte des Spieles weit auseinander. Ich
> bekenne, dass ich solche Spiele liebe. Ich liebe sie, weil
> sie gerade dadurch, dass ihnen ein gewisses Element der
> Unberechbarkeit inne ist, jedenfalls mir einfach Spaß machen
> und Spielen dann das ist, was es im wahrsten Sinne des Wortes
> sein sollte: Spielen!

ein anderes Beispiel ist "Babel", von den einen wegen des "zu hohen Glücksanteils" geschmäht, von den anderen (z.B. mir) wegen seiner fetzigen taktischen Möglichkeiten geliebt.

Allgemein bin ich der Ansicht, dass es eine Nische für Spiele mit den kombinierten Eigenschaften "taktisch/strategischer Tiefgang" und "erheblicher Glücksanteil" gibt, obwohl diese zunächst nicht zusammenzupassen scheinen.
Und zwar u.a. deshalb, weil hier sowohl der "Kopfspieler" (er kann nach Herzenslust kombinieren und planen, und wird dafür mit einer höheren Siegwahrscheinlichkeit, allerdings nicht -gewissheit, belohnt), als auch der "Bauchspieler" (sein intuitives Spiel führt auch immer wieder mal zum Erfolg) auf seine Kosten kommt.

Dass die solcherart ambivalenten Spiele zudem als Modelle des "wirklichen Lebens" besonders gut taugen, ist ein willkommener Nebeneffekt... :wink:

Grüße,
Ulrich

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Erhard Portner
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Beiträge: 504

Re: Hellas Sonderkarten

Beitragvon Erhard Portner » 29. Januar 2003, 05:04

Hallo Benno,

"arm" bin i net. Ich hab ja "Hellas" :-) .

Im Übrigen kann ich Deinen Anmerkungen zu "Hellas" natürlich nur zustimmen.

Schöne frühmorgendliche Grüße aus Berlin
Erhard

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Roman Pelek

Re: Hellas Spieleindrücke

Beitragvon Roman Pelek » 1. Februar 2003, 00:32

Hi Erhard,

Erhard Portner schrieb:

> "Hellas" will eben bewusst kein Spiel sein, bei dem am Ende
> unbedingt der als Sieger aus dem "kriegerischen Wettbewerb"
> hervorgeht, dessen überragende strategisch/taktische
> Fähigkeiten über den Gegen triumphieren.

Richtig. Aber dennoch hat's mich irgendwie nicht richtig mitgerissen - und das liegt nicht unbedingt am "Können"-Faktor.

> "Hellas" ist ein
> Spiel, das zwar durchaus auch strategisch/taktische
> Anforderungen stellt, in dem aber auch die Gunst der Götter
> in Gestalt der unterschiedlichsten Götterkarten eine
> erhebliche Rolle (!) über Sieg und Niederlage spielt.

Ja. Aber die Mischung mag man natürlich subjektiv werten :-)

> Entweder man mag das, oder man mag das nicht. Ich meine
> allerdings, dass ein so gestrickter Mechanismus - wenn man
> das so sagen darf - erheblich näher am "richtigen Leben" dran
> ist.

Hm, diesem Argument gestehe ich ungern Gewicht zu ;-) Geht es im Spiel wirklich um Realität(en)? Wir reden hier nicht über Cosims, sondern über Pärchen-/Familienspiele, oder? Für mich ist da die Nähe zum wirklichen Leben relativ irrelevant, muss ich gestehen. Zumindest solange Atmosphäre aufkommt, und das ist bei Hellas sicher der Fall. Aber da würde ich Realitätsnähe nicht in meine Auffassung vom Spiel miteinfliessen lassen.

> Auch da lässt sich nicht alles berechnen und planen. Und
> ich für meine Person muss sagen, dass ich an solchen Spielen,
> wenn sie gut gemacht sind, meine Freude habe.

Dito! Ich mag (auch) Spiele, in denen der Zufall eine gewichtige Rolle spielt und bei denen man sich keinen Knoten ins Hirn denken muss.

> Aber, ich sehe "Hellas"
> durchaus auch nicht als ausschließliches Glücksspiel. Man
> kann in dem Spiel schon eine ganze Menge Planen und
> Taktieren. Mach ich das nicht, dann werde ich das Spiel mit
> Sicherheit verlieren.

Du hast ja Recht. Vielleicht ist mein Problem mit dem Spiel ja auch sehr speziell: ich spiel's mit Leuten, die es sehr gut kennen und sehr gut taktieren können. Und dann mag man vielleicht auf Patt spielen, bis einer die entscheidende Sonderkarte bekommt. Und mit dieser Klientel ist's dann halt nicht so spaßbringend.

> Was ich an dieser Diskussion interessant finde, sind die
> grundsätzlich unterschiedlichen Sichtweisen, mit denen man
> Spielmechanismen beurteilen kann.

Hm, ich finde das [b]immer[/b] interessant :-D

> "Hellas" mit seiner - wie
> ich meine - gelungenen Mischung aus Taktik- und
> Glückselementen ist dafür ein Beispiel. "Carolus Magnus" ist
> ein anderes Beispiel. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an
> die über dieses Spiel hier im Forum seinerzeit heftig
> geführten Diskussionen.

Carolus Magnus hat aber noch ein anderes Problem: das Spiel findet mitunter kein Ende. Ich habe CM zwei Male jeweils in einer 3er-Besetzung über 3h gespielt und danach hatte ich einfach keine Lust mehr - auch wenn die Mechanismen und Ideen genial sein mögen (bzw. ich das so sehen würde).

> Gerade bei solchen Spielen, bei denen
> vorhandene Taktikelemente mit gewissen Glückselementen
> gepaart werden, gehen nicht selten die Meinungen über die
> Qualität und die Güte des Spieles weit auseinander.

Sonst wär's ja auch langweilig hier :-) Aber mal im Ernst: die Kritikpunkte an Hellas sind andere als an CM.

> Ich
> bekenne, dass ich solche Spiele liebe. Ich liebe sie, weil
> sie gerade dadurch, dass ihnen ein gewisses Element der
> Unberechbarkeit inne ist, jedenfalls mir einfach Spaß machen
> und Spielen dann das ist, was es im wahrsten Sinne des Wortes
> sein sollte: Spielen!

Darum genau geht's mir doch auch, Erhard. Letztlich diskutieren wir über unterschiedliche Erfahrungen, die mehr oder minder spaßbringend waren. Bei Dir mehr - bei mir weniger. Aber warum auch nicht? Bei mir war's halt so, dass Hellas über weite Strecken eine strategische Angelegenheit war und im letzten Zug der Zufall entschied...

Ciao,
Roman

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Roman Pelek

Re: Hellas

Beitragvon Roman Pelek » 1. Februar 2003, 00:46

Hi Benno,

Franz-Benno Delonge schrieb:

> jetzt will ich mich auch mal für mein Spiel in die Bresche
> werfen, damit nicht alles am armen Erhard hängenbleibt. Also:

Nuja, so schlimm isses nun auch wieder nicht ;-) Ist ja beileibe keine Schelte, sondern bloß ein subjektives Statement.

> - Erstens kann ich beim besten Willen nicht glauben, daß es
> tatächlich bei all deinen 20 Spielen so knapp war, daß am
> Ende eine gute Götterkarte entscheidet. Es gibt doch auch
> öfters sehr klare Spielausgänge. (Zum Beispiel stets, wenn
> ich selber mitspiele, und zwar gegen mich.) Also fürchte ich,
> du hast bewußt überzeichnet. Gelbe Karte!

Bevor ich darüber hinaus noch einen Platzverweis verzeichnen muss, möchte ich anmerken, dass in den geschilderten Partien primär auf Expansion oder Eroberung gespielt wurde. Das erklärt evtl. das "Patt" und die entscheidende Funktion der Sonderkarten.

> - Und zweitens muß man die guten Karten ja auch erstmal
> haben. Wer aber öfter Götterkarten zieht, kann weniger
> Griechen und Schiffe ziehen und tut sich deshalb schwerer,
> überhaupt in eine 9:9- oder 8:8-Situation am Schluß zu kommen.

Eben drum, s.o. Wir haben in den Partien versucht, es über eine Strategie auszufechten, wobei wir letztlich beim Patt landeten und die Sonderkarten entschieden. Und Strategien bei diesem Spiel gehen nicht primär über die Karten, aber sie können am Schluss das Zünglein an der Waage sein, wenn es im Endeffekt um den Sieg geht.

Ciao,
Roman

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Ulrich Roth

Re: Hellas Spieleindrücke

Beitragvon Ulrich Roth » 1. Februar 2003, 03:59

Hallo Roman,

> > Entweder man mag das, oder man mag das nicht. Ich meine
> > allerdings, dass ein so gestrickter Mechanismus - wenn man
> > das so sagen darf - erheblich näher am "richtigen Leben" dran
> > ist.
>
> Hm, diesem Argument gestehe ich ungern Gewicht zu ;-) Geht es
> im Spiel wirklich um Realität(en)? Wir reden hier nicht über
> Cosims, sondern über Pärchen-/Familienspiele, oder? Für mich
> ist da die Nähe zum wirklichen Leben relativ irrelevant, muss
> ich gestehen. Zumindest solange Atmosphäre aufkommt, und das
> ist bei Hellas sicher der Fall. Aber da würde ich
> Realitätsnähe nicht in meine Auffassung vom Spiel
> miteinfliessen lassen.

Ich glaube - mit Verlaub - hier liegt ein Missverständnis vor.
Wenn ich Erhard richtig verstanden habe, bezieht er sich nicht auf eine Realitätsnähe, die sich thematisch herstellt und definiert (wenn dies gemeint wäre, würde ich dir auch beipflichten: ein Fantasy-Thema, beispielsweise, kann natürlich auch jede Menge Spielspaß hergeben).
Nein, der Punkt scheint mir zu sein, dass Spiele, die einerseits in erheblichem Ausmaß Kopfarbeit, Planung u.ä. verlangen, diese Anstrengung dann aber nicht immer, unbedingt und zwangsläufig belohnen, modellhaft eine Struktur unserer "wirklichen" Existenz reproduzieren.

Stell dir ein Uni-Examen vor: Der Kandidat hat sich minutiös, mit monatelanger generalstabsmäßiger Planung, keinen Aspekt vernachlässigend, also insgesamt _perfekt_ vorbereitet. Doch leider: Der Prüfer (!) ist an diesem Tag schlecht drauf, hat zudem den Zettel, auf dem er sich vorige Vereinbarungen notiert hatte, verschlampt, stellt also verunsichernd schräge Fragen, und unser Kandidat muss alle Geistesgegenwart zusammenraffen, um mit Ach und Krach noch eine 2 zu retten. Dumm gelaufen... :eek:

Das Schöne im Spiel ist halt, dass derartige [b]"Schicksalsschläge"[/b] über das Spielende hinaus keinerlei Konsequenzen haben und daher von den meisten Menschen (Ausnahme: pathologisch schlechte Verlierer) ohne weiteres weggesteckt werden können.
Zum Vergleich: Unser Student wird durch die beschriebene Panne womöglich in seinem gesamten Lebensweg - so wie er ihn sich vorgestellt und [b]perfekt geplant[/b] hatte - beeinträchtigt.

Die These, dass Spielen u.a. das rituelle Nachstellen - und Bewältigen - von realen Krisensituationen ist, findet sich schon bei Freud. Wenn ich mich recht erinnere, gibt er das Beispiel eines Kindes, das immer wieder einen Gegenstand unter das Sofa wirft, um ihn dann stets wieder von dort hervorzuholen.
Freuds Interpretation dieses rätselhaften Verhaltens: Das Kind simuliert den Verlust der Mutter, von der es immer wieder verlassen wird.
(Kann man weit hergeholt finden, ist aber auch nicht zu widerlegen! :wink: )

Bona nit,
Ulrich


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