Beitragvon Thomas O. » 20. Mai 2003, 16:49
Hallo Günter,
Günter Lösch schrieb:
>
> Früher hatte sich die Jury auch beherrschen können, Spiele
> wie Activity, Nilpferd auf der Achterbahn, Nobody is
> Perfect.. zu prämieren, obwohl diese Spiele bestimmt eine
> Riesenverbreitung haben.
Zumindest dem Dritten von Dir genannten liegt eine geniale Spielidee vor, auch wenn jetzt wieder geschrien wird, dass die Idee von dem tradionellen "Lexikonspiel" o.ä. abgekupfert ist. Aber die kommerzielle Vermarktung hat dem Spiel den Weg in sehr viele Wenigspieler-Haushalte geebnet und etliche Familien wenigstens mit dem Thema "Spiel" an sich in Berührung gebracht. So what?! Und daher hätte ich es der Jury auch verziehen, hätte sie sich nicht "beherrschen" können...
> Die Welt wird eben fauler, Spiele dürfen nicht zu lange
> dauern und höchstens 4 Seiten Regeln haben, natürlich mit
> Bildbeispielen und Hinweisen am Rande der Seite ("damit man
> einen leichten Einstieg ins Spiel findet") und das ist eben
> dann das Ergebnis.
Die erste Aussage ist eine widerlegbare These, aber darauf verzichte ich jetzt. Dass Spiele die weiteren von Dir genannten Kriterien aufweisen sollten, ist doch in Zeiten von allzu knapp bemessener Freizeit nur verständlich. Ich weiß, dass viele Menschen sich mit anderen Dingen lieber beschäftigen, weil sie keine Lust haben, ein neues Spiel zu "lernen". Wenn denen der Einstieg nicht leicht gemacht wird, kann ich verstehen, dass sie sich lieber vor den Fernseher setzen. Wenn ich ein Verständnis von Atomphysik gewinnen möchte, wähle ich dazu auch ein Medium, das mir die Materie anschaulich, bebildert und beibeispielt vermittelt. Wir Spieler, die Spaß daran haben, eine mehrseitige Regel zu studieren und die Zusammenhänge zu analysieren, sind beileibe nicht der Nabel der Welt, Leute!
> Letztes Jahr hat Alea noch mit Puerto Rico ein tolles Spiel
> produziert und auch hier geht man leider stromlinienförmig
> mit der Jury auf der eigenen Anspruchsskala nach unten.
Was mir für alea Leid tut, auch wenn ich Eiszeit noch nicht gespielt habe.
> Mir geht das Niveau einfach zu weit in die falsche Richtung
> und ich kann und will nicht begreifen, dass das Wunsch der
> FAMILIE ist.
Vielleicht ist "Niveau" auch der falsche Begriff, um zu beschreiben, was die Masse der Menschen von einem "Spiel" erwartet. Wir können doch froh sein, dass es auch Verlage gibt, die sich s.g. "niveauvollen" Spielen verschrieben haben, obwohl diese nicht so hohe Absatzzahlen versprechen wie "einfache" Spiele.
Es mag solche und solche Familien geben; Deine (und zum Glück auch meine) ist halt eine solche, aber unzählige andere sind solche und wollen lediglich zwischendurch mal ein Spielchen machen (vgl. Kinobesucher, TV-Zuschauer, Restaurant-Gäste etc.). Über Preise möchte ich hier gar nicht sprechen, aber ich bin mir sicher, dass der Preis eines "einfachen" SdJ 2001 einen nicht unerheblichen Anteil an den hohen Absatzahlen hatte und noch hat.
> Mal sehen was nächstes Jahr auf der Liste landet (vielleicht
> ein Malbuch für Erwachsene, mit Buntstiften und Würfel...).
Gute Idee, dann müssten die o.g. Familien ja noch richtig kreativ werden :-)
Gruß, Thomas