Beitragvon Ralf Arnemann » 17. November 2003, 17:49
Nach einigen Partien 1503 hatten wir gestern abend immer stärker das Gefühl, daß 1503 trotz der vielen gut abgestimmt ineinandergreifenden Mechanismen und den diversen gleichwertigen Siegstrategien ein Problem hat.
Und zwar den, daß die zu gleichwertig sind, es damit bis zum Mittelspiel gar nicht schlau sein kann, Rohstoffe zu handeln und man eigentlich mit Passivität am weitesten kommt.
Genauer:
1.) Im Gegensatz zu den diversen Siedler-Varianten ist ja bis auf seltene Ausnahmefälle dafür gesorgt, daß alle Spieler immer gleich viele Rohstoffe bekommen. Mehr Produktionsstätten erhöhen die Auswahl, aber nicht die Produktionsmenge.
Es ist also nicht möglich, sich über irgendwelche Fortschritte positiv vom Feld abzusetzen.
2.) Alle Rohstoffe sind im Prinzip gleich nützlich. Die Rohstoffe der Anfangsproduktion kann man bis ins Endspiel hinein nützlich verwerten, für Siedler/Schiffe/Grundaufwertungen. Es ist fast immer möglich, irgendetwas Sinnvolles aus seinen Handkarten zu kombinieren, nur bei sehr seltenem Würfelpech zwingt die 5-Karten-Grenze zum Verkauf.
3.) Was immer man gerade kombinieren kann, es ist meist ungefähr gleich nützlich. An Grenzen stößt man nur, wenn schon alle Schiffe oder Siedler gekauft sind.
4.) Es ist also nicht wirklich wichtig, möglichst früh die fortgeschrittenen Rohstoffinseln zu finden, man hat durchaus Zeit, mit seinen Schiffen einigen Runden länger zu fahren, um zu finden, was man braucht.
5.) Es ist schrecklich teuer, Rohstoffe durch Handel in andere Rohstoffe umzutauschen, selbst mit Verträgen bringt das Verluste bei der Zahl der Rohstoffkarten.
6.) Auch bei den Gebäuden herrscht deswegen kaum Zeitdruck. Die Schutzkarten werden sehr selten (alle 18 Würfelwürfen) gebraucht und kosten dann nur einige Dublonen, wenn man sie nicht hat. Die Handelsverbesserer (bis auf den für Tabak) sind wenig nützlich, weil der Handel trotzdem ein Verlustgeschäft bleibt.
Daher scheint eine "passive" Strategie am günstigsten, bei der man nicht irgendein spezielles Ziel als nächstes anstrebt (und dafür zielgerichtet Rohstoffe tauscht und Verluste macht), sondern immer nur die Handkarten in irgendwelche passende Fortschritte umsetzt.
Wenn man beständig immer Dreierpacks an Rohstoffen in Bauten/Entwicklungen umsetzt, bleibt man automatisch an der Spitze, die übrigen Spieler können zurückfallen, aber nie überholen.
Erst im späten Mittelspiel muß man dann gezielt einige Bauten auswählen, die zu Siegpunkten führen.
Es kann durch Würfelpech / Piraten / Feuersbrunst passieren, daß ein Spieler zurückfällt. Dann kann er gegenüber dem Feld nur noch aufholen, wenn den übrigen Spielern ebenfalls Pech passiert oder sie Fehler machen.
Aber wenn die Mitspieler "passiv" agieren, kann man sie nicht durch eine bessere Strategie schlagen, und mindestens einer dieser Spieler wird ohne spezielles Pech durchkommen und dann gewinnen.
Übrigens eine Parallele zur Gauklerstrategie von Fürsten von Florenz oder zum Ur-Civilization, wo man auch nie einen Spieler überholen konnte, der schlicht jedes Spieljahr seinen Fortschritt schaffte.