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Marktschutz: Ravensburger und sein Memory

Diskussionen über einzelne Spiele
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Bernd T.

Marktschutz: Ravensburger und sein Memory

Beitragvon Bernd T. » 18. März 2004, 08:22

Hallo,

in der neuen Spielbox befinden sich zwei "Hinweise" auf Ravensburger und ihre "Memory" Offensive (z.B. im Artikel über Cardchess).
Anscheinend geht Ravensburger offensiv gegen Mitbenutzer ihres geschüzten Namens "Memory" vor.
Leider steht im Heft nichts genaueres darüber - es gibt immer nur einzelne Hinweise ("Aus Gründen des Marktschutzes empfiehlt es sich jetzt...).

Weiß jemand genaueres?

Grüße

Berd

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Michael Weber

Re: Ravensburger und sein Memory?

Beitragvon Michael Weber » 18. März 2004, 08:43

Bernd T. schrieb:
> Anscheinend geht Ravensburger offensiv gegen Mitbenutzer
> ihres geschüzten Namens "Memory" vor.

Das ist wohl richtig und wurde hier in den Foren auch schon vor einigen Monaten diskutiert (Suchfunktion).
Grundsätzlich muss ein Verlag natürlich seine Marken schützen, deshalb ist das Vorgehen als solches nicht verwerflich. Da sollten wir alle Verständnis für haben.

Ob man ab und zu mit Kanonen auf Spatrzen schießt, ist sicher diskussionswürdig. Allerdings besteht für den Markeninhaber dann das Problem, eines nicht einheitlichen Vorgehens. Im negativen Sinn ist Gleichbehandlung der Markenrechtsverletzte deshalb erforderlich. Wo ist die Grenze, die man als gewerblicher Anbieter tolerieren darf, um nicht alle Ansprüche auf Unterlassung gegenüber kommerziellen Markenrechtsverletzern zu verlieren?

Also, wer etwas Memory nennt (zum Beispiel ein Online-Spiel), sollte lieber einen anderen Namen finden.

Michael
(würde grundsätzlich gleiches tun)


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Adzic

Re: Ravensburger und sein Memory?

Beitragvon Adzic » 19. März 2004, 21:44

In das Spiel "Cardchess" ist es nicht "Memory" alleine, sondern ''Memory" Cardchess" ein riesen grosser Unterschied.

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Günter Cornett

Re: Ravensburger und sein Memory?

Beitragvon Günter Cornett » 19. März 2004, 21:56

Adzic schrieb:
>
> In das Spiel "Cardchess" ist es nicht "Memory" alleine,
> sondern ''Memory" Cardchess" ein riesen grosser Unterschied.

Nein, denn dann könnte man z.B. auch Die Siedler von Catan - das Rollenspiel herausbringen.

M.W. musste sogar das Spiel 'Logo' umbenannt werden, wegen Verwechslungsgefahr mit 'Lego'(-Steinen).

Gruß, Günter

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Adzic

Re: Ravensburger und sein Memory?

Beitragvon Adzic » 19. März 2004, 23:58

Deine genannten Beispiele sind richtig und sinnvoll weil man mindestens den zusammenhang sehen kann.

Aber in diesem Fall passen sie nicht. Wenn ich zB das Wort "Geschäft" schütze darf niemand das Wort "Geschäft" in irgend welchen anderen zusammenhang benutzen, dann würde jeder einzelne Wörter schützen und alles wäre sehr schnell zugeschlossen. Im Gericht würde jemanden der das Wort "Memory" in einem unabhängigen zusammenhang benutzt gegen Ravensburger gewinnen. Ob die das Geld da zu haben ist eine andere Sache.

Das einzigste was ich mir vorstellen kann ist das die Gerichte das Wort'' Memory ''als ein Wort wie zB Lego (also ohne Sinn) anerkannt haben und den Schutzt gegeben haben. Jetzt würde ein Gericht einsehen müssen, dass Memory jetzt ein richtiges Wort ist.

Entschüldigung mein Deutsch ist nicht so gut.

Adzic

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Günter Cornett

Re: Ravensburger und sein Memory?

Beitragvon Günter Cornett » 20. März 2004, 00:49

Adzic schrieb:
>
> Deine genannten Beispiele sind richtig und sinnvoll weil man
> mindestens den zusammenhang sehen kann.
>
> Aber in diesem Fall passen sie nicht. Wenn ich zB das Wort
> "Geschäft" schütze darf niemand das Wort "Geschäft" in irgend
> welchen anderen zusammenhang benutzen, dann würde jeder
> einzelne Wörter schützen und alles wäre sehr schnell
> zugeschlossen.

Man kann die meisten Wörter als Marke schützen lassen, jedoch grundsätzlich nur für einen bestimmte Klasse (z.B. Spiele). Auf http://dpma.de/index.htm findest du einen Katalog (http://dpma.de/suche/markendatenbanken.html ). Lässt man ein Wort für alle Klassen schützen, muß man für jede Klasse bezahlen. Das kostet unheimlich viel Geld, lohnt sich daher nur in den Bereichen, in denen man tätig ist.

Trotz Anmeldung kann die Marke wieder gelöscht werden, nämlich dann, wenn ein anderer die Marke schon vorher verwendet hat, auch ohne sie anzumelden. Die Anmeldung macht vor allem dann Sinn, wenn man beabsichtigt die Marke in Zukunft nutzen zu wollen. Wenn das Wort (=die Marke) frei ist, hat man - soviel ich weiß, ich bin mir nicht ganz sicher - fünf Jahre Zeit, mit der Nutzung zu beginnen.

Nutzt man die Marke innerhalb dieser fünf Jahre nicht, verfällt sie.

Wenn Ravensburger die Marke nur für den bereich Spiele angemeldet hat, darf ein anderer trotzdem eine Kartoffelsorte oder ein Auto danach benennen. Es gibt allerdings auch Ausnahmen, wenn eine Marke eine überragende Bedeutung hat. Ich glaube Coca-Cola darf man einen Auto nicht nennen.

> Im Gericht würde jemanden der das Wort
> "Memory" in einem unabhängigen zusammenhang benutzt gegen
> Ravensburger gewinnen. Ob die das Geld da zu haben ist eine
> andere Sache.

Das stimmt. Ich glaube aber auch nicht, dass Ravensburger jemanden verklagen würde, der z.B. eine selbstgeschaffene Halskette Memory nennt.

Das Dilemma von Ravensburger ist: wenn sie es erlauben, dass alle Leute Memory-Spiele auf ihre webseite anbieten, verlieren sie das Recht an der Marke. Um eine Marke zu behalten, muss man sie immer wieder aktiv verteidigen.

Sony hat bei 'Walkman' versäumt, andere zu verklagen, die den begriff ebenfalls verwendet haben. Dadurch ist der von Sony geschaffene Begriff 'walkman' für alle frei geworden.

Bestimmte Wörter darf man nicht als Marke anmelden. Zum Beispiel darf man im nicht das Wort 'Spiel' im Bereich Spiele schützen lassen wohl aber für z.B. Torten oder Gartenscheren.

> Das einzigste was ich mir vorstellen kann ist das die
> Gerichte das Wort'' Memory ''als ein Wort wie zB Lego (also
> ohne Sinn) anerkannt haben und den Schutzt gegeben haben.

Das Wort Memory wurde von Ravensburger bzw. dem Autoren des Spieles geschaffen.
> Jetzt würde ein Gericht einsehen müssen, dass Memory jetzt
> ein richtiges Wort ist.

Es ist durch langjährige Benutzung fast ein normales Wort der deutschen Sprache geworden, das eine bestimmte Art von Spielen beschreibt. Das macht es für Ravensburger schwierig und zwingt sie ihre Marke zu verteidigen.

Als Speichermedium für Computer dürfte man es nicht anmelden, weil Memory ein Begriff aus diesem Bereich ist.


> Entschüldigung mein Deutsch ist nicht so gut.

Kein Problem, dein Deutsch ist gut zu verstehen. Ich hoffe, ich habe mich nicht zu umständlich ausgedrückt. Es ist eben ein kompliziertes Thema.

Noch ein Beispiel:

Jemand hat 'Dr.Jekyll & Mr.Hyde' für Spielkarten schützen lassen, bevor wir das Kartenspiel 'Dr.Jekyll & Mr.Hyde' herausgebracht haben. Zu unserem Glück meint Spielkarten das Material der Karten, während Kartenspiel sich auf das ganze Spiel bezieht. Er darf Spielkarten einer bestimmten Größe, Material und Form (z.B. dreieckig, 5cm, aus Leder) herstellen und diese Form 'Dr.Jekyll & Mr.Hyde' nennen, nicht aber ein KartenSpiel. Wenn jemand eine Marke 'Dr.Jekyll & Mr.Hyde' für Karten- oder Brettspiele eintragen lassen will, können wir die Löschung beantragen, auch wenn wir selbst die Marke nicht eingetragen haben.

Gruß, Günter

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Roland G. Hülsmann

Re: Ravensburger und sein Memory?

Beitragvon Roland G. Hülsmann » 20. März 2004, 01:30

> Das Wort Memory wurde von Ravensburger bzw. dem Autoren des
> Spieles geschaffen.

Naja, [b]geschaffen[/b] wurde es von denen nicht. Sie haben einfach das weltweit bekannte englischer Wort für "Gedächtnis/Erinnerungsvermögen" genommen, weil das bei diesem Spiel gebraucht wird. Die Wortwahl ist ebensowenig originell, wie die für ein Betriebssystem, bei dem verschiedene Programme in Fenstern ablaufen. ;-)

Gruß
Roland

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Günter Cornett

Re: Ravensburger und sein Memory?

Beitragvon Günter Cornett » 20. März 2004, 02:18

Roland G. Hülsmann schrieb:
>
> > Das Wort Memory wurde von Ravensburger bzw. dem Autoren des
> > Spieles geschaffen.
>
> Naja, [b]geschaffen[/b] wurde es von denen nicht. Sie haben
> einfach das weltweit bekannte englischer Wort für
> "Gedächtnis/Erinnerungsvermögen" genommen, weil das bei
> diesem Spiel gebraucht wird.

ok: in den deutschen Sprachraum eingeführt.

> Die Wortwahl ist ebensowenig
> originell, wie die für ein Betriebssystem, bei dem
> verschiedene Programme in Fenstern ablaufen. ;-)

Für die damalige Zeit hatte es durchaus etwas Innovatives.
Anglizismen waren noch nicht so verbreitet, ebenso wie derartigee Betriebssysteme Anfang der Neunziger noch innovativ waren.

Selbst ein einfacher Rollkörper war mal was Originelles. ;-)

Gruß, Günter

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Arby

Re: Ravensburger und sein Memory?

Beitragvon Arby » 20. März 2004, 11:45

Günter Cornett schrieb:

> Selbst ein einfacher Rollkörper war mal was Originelles. ;-)

Na, wie gut dass damals der Erfinder den Namen noch nicht als Marke eintragen lassen konnte, sonst dürften heute nur seine Nachfahren "Rad" dazu sagen, alle anderen müssten auf das umständliche "Rollkörper" ausweichen... ;-)

Gruß,
Ralf "Arby" Brostedt

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Günter Cornett

[OT] Re: Ravensburger und sein Memory?

Beitragvon Günter Cornett » 20. März 2004, 13:34

Arby schrieb:
>
> Günter Cornett schrieb:
>
> > Selbst ein einfacher Rollkörper war mal was Originelles. ;-)
>
> Na, wie gut dass damals der Erfinder den Namen noch nicht als
> Marke eintragen lassen konnte, sonst dürften heute nur seine
> Nachfahren "Rad" dazu sagen, alle anderen müssten auf das
> umständliche "Rollkörper" ausweichen... ;-)
>
;-)

Ich gebe zu bedenken, dass er die Marke nicht hätte verteidigen können,
da auch der Anwalt noch nicht erfunden war. Letzteres ist sicherlich die lukrativere Erfindung.

Gruß, Günter

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Roland G. Hülsmann

[OT] Innovativ?

Beitragvon Roland G. Hülsmann » 20. März 2004, 13:36

> > Die Wortwahl ist ebensowenig
> > originell, wie die für ein Betriebssystem, bei dem
> > verschiedene Programme in Fenstern ablaufen. ;-)
>
> Für die damalige Zeit hatte es durchaus etwas Innovatives.
> Anglizismen waren noch nicht so verbreitet, ebenso wie
> derartigee Betriebssysteme Anfang der Neunziger noch
> innovativ waren.

Ich widerspreche Dir nur ungern, aber graphische Oberflächen mit Fenstern für Anwendungen waren bestenfalls Anfang der [b]80er[/b] Jahre noch innovativ. Schon vor Windows (1985) hatte Apple eine solche Oberfläche und auch die war abgeguckt (von Quark, wenn ich mich recht entsinne). Und mein MSX2-Computer von SONY (mit einem 8-Bit-Betriebssystem von ASCII und Microsoft) hatte schon 1985 eine graphische Oberfläche (bei der allerdings die Menüs aus Copyrightgründen nicht nach unten, sondern nach oben aufklappten) mit Papierkorb und Drag&Drop, etc.

Anfang der 90er Jahre war es aber Microsoft, das derartige Oberflächen mit Windows 3.0 und 3.1 zur Massenmarkt-Tauglichkeit weiterentwickelt hatte. Aber das ist eine andere Geschichte ...

Gruß
Roland

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Günter Cornett

Re: [OT] Innovativ?

Beitragvon Günter Cornett » 20. März 2004, 13:46

Roland G. Hülsmann schrieb:
>
> > > Die Wortwahl ist ebensowenig
> > > originell, wie die für ein Betriebssystem, bei dem
> > > verschiedene Programme in Fenstern ablaufen. ;-)
> >
> > Für die damalige Zeit hatte es durchaus etwas Innovatives.
> > Anglizismen waren noch nicht so verbreitet, ebenso wie
> > derartigee Betriebssysteme Anfang der Neunziger noch
> > innovativ waren.
>
> Ich widerspreche Dir nur ungern,

also das glaube ich jetzt nicht ;-)

Der Rest wird sicher stimmen:

> aber graphische Oberflächen
> mit Fenstern für Anwendungen waren bestenfalls Anfang der
> [b]80er[/b] Jahre noch innovativ. Schon vor Windows (1985) ...

Gruß, Günter


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