Anzeige

Taktische Spiele - gegen den Führenden

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
Benutzeravatar
WeePee alias Wolfram Püchert

Taktische Spiele - gegen den Führenden

Beitragvon WeePee alias Wolfram Püchert » 21. Dezember 2004, 14:09

Hallo,

insbesondere in meinen DaVinci - Runden im Internet bemerke ich immer wieder, dass es Mitspieler gibt, die grundsätzlich gegen den Führenden spielen (egal was es sie selbst kostet).

Nun ist das ja nicht verboten, allerdings nervt es schon ein wenig gegen/mit diesen ANTI-Spieler - wie ich so etwas nenne - anzutreten.

Mich würde mal interessieren, welche Mechanismen ein Spiel haben muss, um die ANTI-Spieler in den Griff zu bekommen.

Kennt ihr gute oder abschreckende Beispiele?

Gruß WeePee

P.S.: Meine neueste Rezension Manhattan: http://www.puechert.de/weepee/spielkritik/Manhattan.html

Benutzeravatar
Bernd Eisen

Re: Taktische Spiele - gegen den Führenden

Beitragvon Bernd Eisen » 21. Dezember 2004, 14:31

Hmm

Ehrlich gesagt kenne ich mittlerweile so meine Mitspieler und somit auch die Kameraden, die extremst gegen den Führenden Spielen.
Allerdings muss ich sagen, dass ich grundsätzlich Befürworter des "Spielens gegen den Führenden" bin.
Das macht viele Spiele doch erst aus, dass so ein schnell führender Spieler wieder abgefangen werden kann. Nichts ist langweiliger, als ein Spiel in dem ein Führender nie mehr einzuholen ist.
Dadurch tarieren sich manche Spiele quasi von selbst aus.

Bei Spielen, bei denen kein offensichtlicher "Führender" auszumachen ist gestaltet sich die Angelegenheit schwieriger, wenn beispielsweise Siegpunkte, Karten oder sonstige Informationen bis zum Ende verdeckt gehalten sind.

Wenn dich diese Spielart nervt weiß ich ein gutes Mittel: sich im Spielverlauf absichtlich zurück halten, einen anderen führen lassen und selbst im Windschatten mitfahren, um dann vom Spiel gegen den Führenden zu profitieren.

Das kann durchaus auch eine Taktische Methode sein, ein Spiel zu gewinnen - ist aber natürlich auch abhängig vom Spiel.

gedankenverlorene Grüße

Bernd

Benutzeravatar
Mike

Re: Taktische Spiele - gegen den Führenden

Beitragvon Mike » 21. Dezember 2004, 15:04

Hallo
Also ich habe eher Probleme mit Mitspielern, die nie gegen den/die Führenden spielen. Wir spotten dann meist über den "auf Platz Spieler".
Mike

Benutzeravatar
Mike

Re: Taktische Spiele - gegen den Führenden

Beitragvon Mike » 21. Dezember 2004, 15:11

Hi

> Mich würde mal interessieren, welche Mechanismen ein Spiel
> haben muss, um die ANTI-Spieler in den Griff zu bekommen.

Es ist oft Inhalt eines Mechanismus, dass man gut gegen die Führenden ankämpfen kann damit die Partie spannend bleibt.

> Kennt ihr gute oder abschreckende Beispiele?

Wenn nicht bekannt ist, wer führt, kann man auch schlecht gegen den Fürhrenden spielen. Also alle Spiele, in denen kaum ausmachbar ist, wer führt.

Mike

Benutzeravatar
Bernd

Re: Taktische Spiele - gegen den Führenden

Beitragvon Bernd » 21. Dezember 2004, 15:21

Hallo WeePee,

also ich spiele nur so lange taktisch gegen den Führenden, bis ich der Führende bin. Danach bin ich natürlich grundsätzlich gegen jede Taktik die den Führenden in Gefahr bringt. :) :) :)

Aber Ernsthaft - (fast) nichts macht beim spielen mehr Spaß als den Führenden vom Thron zu kippen...

Eine mögliche Taktik könnte für dich sein, dass du bis kurz vor Schluß nicht der Führende bist und den Sieg quasi "in der letzten Runde" für dich entscheidest.

Grüße

Bernd

Benutzeravatar
peer

Re: Taktische Spiele - gegen den Führenden

Beitragvon peer » 21. Dezember 2004, 15:24

Hi,
es kommt auf das Spiel drauf an. Wenn man z.B. eh jemanden Schaden muss sollte man eher den Führenden schaden, als jemanden, der eh schon hinten liegt (Beispiel: Räuber bei Siedler). Auch dass man es dem Führenden schwerer macht, sollte klar sein.

Schwieriger ist die Lage bei der Spezis, die alles gegen den Führenden werfen, nur damit der zweite gewinnt und der ehemals Führende abgeschlagen letzter wird. Das ist aber eine Frage der Taktik, bzw. das fehlen derselben ;-)
Wenn sie nicht auf sich selbst rücksicht nehmen, ist das schon blöd - und ich weiss dass es nerven kann (insbesondere wenn man selbst der Führende ist ;-) ) Da hilft nur der Hinweis, dass der zweite auch nur einen Siegpunkt weniger hat und den gleich sowieso aufholt, weil er ja viel besser steht (es sei denn man ist selbst der zweite :-) )

Aber rein destruktives Spiel ist natürlich immer stimmungstötend und da hilft auch nicht viel ausser andere Mitspieler.

ciao
peer

Benutzeravatar
RedPiranha
Kennerspieler
Beiträge: 357

Re: Taktische Spiele - gegen den Führenden

Beitragvon RedPiranha » 21. Dezember 2004, 16:39

Ich bin auch der Meinung, dass es sinnvoll ist den Führenden zu "bekämpfen" - auch wenn ich das selber bin - so lange man noch eine Chance hat zu gewinnen. Danach kann man auf Platz spielen oder den ärgern, der dafür gesorgt hat, dass man keine Chance auf den Sieg hat.

Benutzeravatar
Sascha

Re: Taktische Spiele - gegen den Führenden

Beitragvon Sascha » 21. Dezember 2004, 17:29

IMO ist es tatsächlich ziemlich sinnfrei, wenn man sich selbst schadet, nur damit anstelle des führenden Spielers X der Spieler Y gewinnt.

Ideen:

- Auf den zweiten Platz spielen, damit einem zum Schluss die Leader-Basher zum Sieg verhelfen :P

- Teamspiele, bei denen ohnehin feststeht, wer gegen wen spielt.

- Ein Spielübergreifender Mechanismus, der auch gute Platzierungen belohnt, so daß man es sich gut überlegt, ob man seinen mittleren Platz gegen den letzten tauscht, nur damit der Führende nicht gewinnt. Beispielsweise könnte das ein kleiner monatlicher Obulus sein, der an den geht, der im Spielmonat durchschnittlich die besten Plätze belegt hat.

Benutzeravatar
Stephan Zimmermann
Kennerspieler
Beiträge: 182

RE: Taktische Spiele - gegen den Führenden

Beitragvon Stephan Zimmermann » 21. Dezember 2004, 18:58

"WeePee alias Wolfram Püchert" hat am 21.12.2004 geschrieben:

> insbesondere in meinen DaVinci - Runden im Internet bemerke
> ich immer wieder, dass es Mitspieler gibt, die
> grundsätzlich gegen den Führenden spielen (egal was es sie
> selbst kostet).
>
> Nun ist das ja nicht verboten, allerdings nervt es schon
> ein wenig gegen/mit diesen ANTI-Spieler - wie ich so etwas
> nenne - anzutreten.

Das sind doch keine ANTI-Spieler. Soll man den nach der ersten Runde führenden einfach gewinnen lassen? Bei vielen Spielen ist das Bremsen des ersten duch die anderen die einzige Möglichkeit diesen am Sieg zu hindern.


> Mich würde mal interessieren, welche Mechanismen ein Spiel
> haben muss, um die ANTI-Spieler in den Griff zu bekommen.

Wenn Du solche Spiele nicht magst, dann gibt es nur 2 Lösungen:
- Such die "brave" und "harmlose" Mitspieler
- Spiel Spiele, wo sich die Spieler kaum gegenseitig beeinflussen (wie langweilig). Solche Spiele sind in letzter Zeit eh wieder mehr in. Jeder spielt vor sich hin, irgendeiner gewinnt. Beispiele: Alhambra, St. Petersburg. Alternativ kannst Du auch Siedler ohne Räuber und ohne Abstandsregel spielen :)

Viele Grüße, Stephan

Benutzeravatar
Michael Schramm

Gegen den Führenden - aber immer!

Beitragvon Michael Schramm » 21. Dezember 2004, 19:06

Hi WeePee,

für mich ist es völlig klar, dass ich im Spiel IMMER gegen den Führenden spiele ( natürlich nicht, wenn ich selbst führe!), viel nervender sind für mich die Spieler, die nur gegen die ähnlich wie sie platzierten Spieler agieren ( wenn sie auf Platz Zwei liegen, spielen sie gegen den Dritten, um ihren Platz abzusichern! usw. ). Hier fehlt mir tatsächlich oft das Verständnis, da sie bei einr gegen den Führenden gerichteten Spielweise sogar noch siegen könnten.

Den Begriff "Anti-Spieler" halte ich aber selbst hierbei für grotesk, da in JEDEM Spiel mit Wettkampfcharakter die Spieler gegeneinander (=anti) spielen müssen, damit das Spiel überhaupt funktioniert.

nice dice

Michael

Benutzeravatar
Udius
Brettspieler
Beiträge: 71

Re: Gegen den Führenden - aber NICHT immer!!!!

Beitragvon Udius » 21. Dezember 2004, 22:23

Hi,

nun muss ich mich auch mal einmischen: Für mich ist auch klar, dass ich, solange ich irgendeine reelle Chance habe, ein Spiel gewinnen will - und um das zu erreichen, ist es häufig notwendig, speziell gegen den Führenden zu spielen.
Wohl gemerkt: HÄUFIG.
Normalerweise bin ich auch eher genervt von solchen Spielern, die das überhaupt nicht in ihre Überlegungen miteinbeziehen. In letzter Zeit häuft sich bei mir jedoch der Ärger (ja tatsächlich Ärger) über SpielerInnen, die das als unumstößliches Gesetz ansehen und sich naserümpfend herablassend über einen Spielzug äußern, der diesem Gesetz widerspricht. Ist mir beispielsweise in der Siedler-DM-Vorausscheidung in Herne passiert: Eine Spielerin lag mit 7 Punkten in Führung
(5 Siedlungen, keine Stadt, längste Straße), hatte weder ein gutes Erz- noch Getreidefeld. Also noch nicht wirklich eine Gefahr, da diese Situation einen häufig lange ausbremst. Da ich selbst in der Gefahr stand, in diese missliche Lage zu kommen, mir genau ein Erz für die Stadt fehlte, um dies zu verhindern, und da Erz in dem Spiel ohnehin ein äußerst gesuchter Rohstoff war, wagte ich es, mit dem Räuber ausnahmsweise den punktschwächsten Spieler zu beklauen, da ich wusste, dass er nur Erz auf der Hand hatte. Woraufhin ich mir von der 4. Mitspielerin (Gruß nach Regensburg... :-)) den naserümpfenden Kommentar anhören musste: "Wie gut, dass ich zu Hause nicht mit solchen Spielern (Stümpern) spielen muss..." (Sie wusste wohl nicht, dass ich zuvor zweimal im Finale der DM stand *g*).
Nach dem Spiel (das ich übrigens gewonnen habe - sooo falsch kann meine Entscheidung also nicht gewesen sein) versuchte ich der Spielerin nochmal die Situation zu verdeutlichen: Nach einem angefangenen Satz aus meinem -danach sprachlosen- Mund wandte sie sich von mir ab und unterhielt sich mit jemand anderem... Und das, weil ich einmal gegen ihr ungeschriebenes Gesetz verstoßen habe !!!
Ich denke, das Beispiel verdeutlicht in extremer Form, was ich meine: Ich wünsche mir, dass wir uns beim Spielen gegenseitig respektieren, auch wenn wir noch so sehr meinen, den besseren Spielzug zu wissen. Gerade bei Turnieren, wo wir uns die MitspielerInnen nicht aussuchen, muss ich damit rechnen, dass jemand völlig anders spielt, als ich erwarte. Gerade beim Siedeln gibt es noch mehr taktische Komponenten als IMMER NUR gegen den Führenden zu spielen. Und selbst, wenn jemand in meinen Augen blöd spielt und ich darunter "leide", weil dadurch ein anderer gewinnt, muss ich nun mal damit leben.

In diesem Sinn: ATTACKE AUF DIE FÜHRENDEN --- aber dabei das Hirn nicht ausschalten :-)

Gruß Udo

Benutzeravatar
RedPiranha
Kennerspieler
Beiträge: 357

Re: Gegen den Führenden - aber NICHT immer!!!!

Beitragvon RedPiranha » 21. Dezember 2004, 22:41

Ich denke man muss gerade bei den Siedlern zwischen dem Führenden nach Punkten und dem Führenden nach Entwicklung unterscheiden. Ein Spieler mit Siegpukten durch längste Handelsstraße, Größte Rittermacht, Retter Catan oder anderen offenen Siegpunkten kann zwar nach Punkten führen, in der Entwicklung aber gegenüber Spielern mit Siegpunkten allein aus Siedlungen und Städten zurückliegen. Dies wird häufig im Mittelspiel übersehen und dann sind solche Kommentare üblich.

Benutzeravatar
Peter Gustav Bartschat

Re: Taktische Spiele - gegen den Führenden

Beitragvon Peter Gustav Bartschat » 22. Dezember 2004, 06:09

WeePee alias Wolfram Püchert schrieb:
> Kennt ihr gute oder abschreckende Beispiele?

Die einzigen abschreckenden Beispiele, die ich kenne, sind Spieler, die mir mitten im Spiel einen sozialethischen Vortrag halten, weil ich mit meinem Zug jemandem (meistens ihnen) geschadet habe, obwohl ich - wenn ich nach IHREN Kritierien spielen würde - jemand anderem hätte schaden müssen.

Ob ich beim Siedler-Spiel demjenigen schade, der die meisten "absoluten" Punkte hat, oder der die meisten "produzierenden" Punkte hat, oder der in einem Wettrennen mit mir zu einem bestimmten Bauplatz liegt, oder bei dem ich die größte Chance sehe, ihm einen bestimmten Rohstoff wegzunehmen, entscheide ich für mich allein.

Es ist MEIN Spielzug und ich entschiede nach MEINEN Kriterien, was ich tue. Ebenso akzeptiere ich, dass andere Menschen andere Kriterien haben können: Wenn jemand sich als Richtlinie setzt, immer dem Führenden zu schaden und alle anderen Aktionsmöglichkeiten zu ignorieren, ist dass in meinen Augen seine Sache und ER kann, wenn er am Zug ist, nach SEINEN Kriterien entscheiden, was er tut.

Ich sehe keinen Grund, Spieler durch Regel-Mechanismen in ihrer Entscheidungsfreiheit einzuengen, wen von ihren Mitspielern sie behindern möchten.

Aber vielleicht finden wir ja eines Tages in der spielbox in der Rubrik "besser spielen" zwei alternative Regel-Ergänzungen zu jedem beliebigen Spiel:

1. Es ist den Spielern untersagt, Handlungen vorzunehmen, durch die der aktuell führende Spieler behindert wird.

2. Es ist den Spielern untersagt, Handlungen vorzunehmen, durch die ein anderer als der aktuell führende Spieler behindert wird.

Mit einem lieben Gruß
Gustav

Benutzeravatar
Christian Koppmeyer

Re: Taktische Spiele - gegen den Führenden

Beitragvon Christian Koppmeyer » 22. Dezember 2004, 08:56

Ich kann den Meisten hier bisher gegebenen Meinungen nur zustimmen. Am besten gefällt mir aber die Aussage "Spielen gegen den Führenden aber mit eingeschaltetem Gehirn".

Ergänzen möchte ich allerdings den Aspekt des "Spielens". Ich meine damit das es durchaus Leute gibt die setzen sich an den Spieltisch und wollen auf ihre Art und Weise Spaß haben. Ob "Ihre Art und Weise" sich nun mit derjenigen der Mitspieler deckt lassen wir mal dahingestellt. Diese Spieler freuen sich über ihre Züge (ob sie jetzt in den Augen der anderen Sinn machen oder nicht). Ist es nicht auch ok so? Ich meine wir Spielen doch aus Spaß und nicht um uns genau wieder den Regeln zu unterwerfen denen wir im Alltag oft genug ausgesetzt sind.

Ich weiß das diese Haltung gehörig nerven kann aber ich versuche mich dann immer selber zu bremsen und denke an genau diesen Spaß-haben Effekt.

CK

Benutzeravatar
WeePee alias Wolfram Püchert

Re: Gegen den Führenden - aber NICHT immer!!!!

Beitragvon WeePee alias Wolfram Püchert » 22. Dezember 2004, 10:39

Hallo Udius,

danke, Du hast auf den Punkt gebracht, was ich nicht so gut ausdrücken konnte. Genau das, was Du schreibst, meine ich.

Spieler(innen), die - egal wie das Spiel gerade läuft - gegen den Führenden gehen und dabei vollkommen vergessen, größere Zusammenhänge zu berücksichtigen.

(z.B.: Wer könnte denn in 2 Zügen führen? Wer hat die besten Chancen zu gewinnen? Wer ist in einer Sackgasse angelangt?)

Gruß Wolfram

Benutzeravatar
peer

Re: Gegen den Führenden - aber NICHT immer!!!!

Beitragvon peer » 22. Dezember 2004, 16:07

Hi,
Udius schrieb:

[Rührende Geschichte über die Svc-DM]
> > In diesem Sinn: ATTACKE AUF DIE FÜHRENDEN --- aber dabei das
> Hirn nicht ausschalten :-)

Tja, es gilt ja für jede Taktik, dass man sie nicht blind verfolgen sollte - ob man gegen den Sieger spielt oder auf die Sternwarte oder die Werftstrategie oder die Strategie der zufälligen Fraktale oder wasweissich: Nie blind verfolgen, die Mitspieler beachten!

(Ausnahme sind hirnlose Spiele wie dieses Streichholz-Nimspiel oder Tic-Tac-Toe)

ciao
peer

Benutzeravatar
Volker L.

Re: Taktische Spiele - nicht automatisch gegen den Führenden

Beitragvon Volker L. » 22. Dezember 2004, 17:41

Christian Koppmeyer schrieb:
>
> Ich kann den Meisten hier bisher gegebenen Meinungen nur
> zustimmen. Am besten gefällt mir aber die Aussage "Spielen
> gegen den Führenden aber mit eingeschaltetem Gehirn".

Naja, dem kann ich fast zustimmen.
Meiner Ansicht nach sollte, wenn man halbwegs erfolgsorientiert
spielt, die Überlegung eher lauten, wie man das eigene Ziel
am besten erreicht, wie man die eigene Strategie an besten
durchsetzt. In der Anfangsphase heisst das im Allgemeinen,
welcher Zug bring mir den größten Vorteil (vor allem absolut
betrachtet), im späteren Verlauf eher welcher Zug bringt mir
den größten Vorteil relativ zu den Mitspielern.
In dem Fall, dass eine dem Mitspieler schadende Aktion zur
Verfügung steht, führt das in ersterem Fall mitunter auch
dazu, dass ich ein bestimmtes Objekt bekommen muss (beispielweise
bei den 1mal/1mal-Versteigerungen bei Fürsten von Florenz),
dass ich dann ggf. auch einem schlecht platzierten Spieler
wegnehmen und dem Führenden sein Wunschobjekt kampflos
lassen muss (sonst bezahle ich den kurzfristigen Erfolg
mit deutlich reduziertem eigenen Siegpotenzial), im zweiten
Fall ist das Ergebnis der Überlegung "was nützt am meisten
relativ?" oftmals, eine dem Führenden schadende Aktion zu
machen.
[i]Der Devise, gegen den Führenden zu spielen, würde ich also
insoweit zustimmen, als es in vielen Fällen das Richtige
ist - aber diese Erkenntnis steht [b]am Ende der Überlegung[/b]
und darf keinesfalls deren Ausgangspunkt sein![/i]

Einfach grundsätzlich gegen den Führenden zu spielen "weil
man das nunmal so macht", halte ich dagegen für puren
Schwachsinn, ebenso das Ignorieren der Tatsache, dass der
momentan auf der Siegpunktleiste vorn liegende nicht immer
wirklich der Führende ist (ich würde als führend eher den
Spieler definieren, der vom Sieg am wenigsten weit entfernt
ist - um beim oben erwähnten Beispiel Siedler zu bleiben eher
jemand mit 8 Siegpunkten und 1 Straße weniger als der,
dem die längste Handelsstraße derzeit gehört, als der mit 9
Siegpunkten, davon 7 durch Siedlungen und Städte und 2 durch
die längste Straße, der momentan kein gutes Expansionspotenzial
hat).

Peter Gustav Bartschat schrieb:

> Es ist MEIN Spielzug und ich entschiede nach MEINEN
> Kriterien, was ich tue. Ebenso akzeptiere ich, dass andere
> Menschen andere Kriterien haben können: Wenn jemand sich als
> Richtlinie setzt, immer dem Führenden zu schaden und alle
> anderen Aktionsmöglichkeiten zu ignorieren, ist dass in
> meinen Augen seine Sache und ER kann, wenn er am Zug ist,
> nach SEINEN Kriterien entscheiden, was er tut.

Ja, aber es mag vorkommen, dass ein Spieler verbohrt einer
Richtlinie nachhängt, die ich für extrem dämlich halte (eben
z.B. anstelle einer konstruktiven Aktion, die ihn selbst vom
vierten auf den dritten Platz bringt, ohne irgendeinen
Gegenspieler zu beeinflussen, eine destruktive Aktion
macht, die ihn auf den fünften und letzten Platz zurückfallen
lässt udn zugleich den Vorsprung des ersten vor dem zweiten
reduziert, weil es sich einfach gehört, gegen den Führenden
zu spielen). Ich würde diesem Spieler nicht [i]vorschreiben[/i],
dass er anders zu spielen habe, ich würde aber vermutlich
in Zukunft nicht mehr mit ihm spielen.
Oder, wie oben schonmal vorgeschlagen wurde, man spielt mit
so einem dann nur noch - nein, nicht wie Stephan Zimmermann
vorgeschlagen hat

Stephan Zimmermann schrieb:
>
> Wenn Du solche Spiele nicht magst, dann gibt es nur 2 Lösungen:
> - Such die "brave" und "harmlose" Mitspieler
> - Spiel Spiele, wo sich die Spieler kaum gegenseitig
> beeinflussen (wie langweilig). Solche Spiele sind in letzter
> Zeit eh wieder mehr in. Jeder spielt vor sich hin,
> irgendeiner gewinnt. Beispiele: Alhambra, St. Petersburg.
> Alternativ kannst Du auch Siedler ohne Räuber und ohne
> Abstandsregel spielen :),

sondern solche Spiele, bei denen gar nicht klar ist, wer
führt, weil das Spielentscheidende geheim gehalten wird.

Sascha schrieb:
>
> - Ein Spielübergreifender Mechanismus, der auch gute
> Platzierungen belohnt, so daß man es sich gut überlegt, ob
> man seinen mittleren Platz gegen den letzten tauscht, nur
> damit der Führende nicht gewinnt. Beispielsweise könnte das
> ein kleiner monatlicher Obulus sein, der an den geht, der im
> Spielmonat durchschnittlich die besten Plätze belegt hat.

Auch das ist eine gute Idee, die aber bei verschiedenen
Spielen - erst recht in unterschiedlicher Besetzung - daran
scheitern dürfte, dass man ein kompliziertes Berechnungs-
verfahren bräuchte, um unterschiedlich anspruchsvollen
Spielen gerecht zu werden.

Manchmal gehe ich in Gedanken sogar noch weiter und wünsche
mir einen Mechanismus, der das beste absolute Ergebnis
belohnt, also beispielsweise aus 10 Partien Siedler einfach
die jeweiligen Punkte addieren (mit einem halben Punkt
Siegprämie für den Sieger der Einzelpartie), um selbst
solche Aktionen zu untebinden, mit denen man an einem
Gegenspieler vorbeizieht, indem man eine Aktion durchführt,
die einem selbst ein wenig und dem anderen sehr viel schadet.

Gruß, Volker

Benutzeravatar
Marc W.

Re: Taktische Spiele - gegen den Führenden

Beitragvon Marc W. » 22. Dezember 2004, 19:12

Ich mache das wie es mir passt. Den Vorwurf "auf Platz spielen" höre ich nämlich oft von Leuten, die mich für ihren Sieg einspannen wollen. Ich mache mich doch nicht zum Büttel des Zweitplazierten. Warum sollte ich den Führenden anrandalieren, wenn dadurch andere Spieler an uns am Ende vorbeiziehen? Da haue ich doch lieber auf den Spieler eine Position vor mir. Das ist nachvollziehbar und ich bin nicht der Königsmacher. Das finde ich viel nerviger. Da führe ich und der Letztplazierte macht den Zweitplazierten zum Sieger, indem er grundlos gegen mich haut obwohl er keine Chance mehr hat. (Naja, wenn natürlich noch ein paar Rechnungen wie Absprachenbruch offen sind, dann ist das natürlich nicht mehr grundlos.)

Marc

Benutzeravatar
RedPiranha
Kennerspieler
Beiträge: 357

Re: Taktische Spiele - gegen den Führenden

Beitragvon RedPiranha » 22. Dezember 2004, 21:21

Marc W. schrieb:
>
> (Naja, wenn natürlich noch ein paar Rechnungen wie
> Absprachenbruch offen sind, dann ist das natürlich nicht mehr
> grundlos.)
>
> Marc


Man soll halt darauf achten wen man seiner Chancen beraubt ;-). Solange alle noch Chancen haben werden sie eher unter dem Gesichtspunkt handeln was ihnen am meisten bringt. Gerade bei Spielen, die Interaktionen zwischen den Spielern erlauben kommt es häufig darauf an sich nicht beizeiten Feinde zu schaffen.

Benutzeravatar
Sascha

RE: Taktische Spiele - gegen den Führenden

Beitragvon Sascha » 23. Dezember 2004, 10:15

Stephan Zimmermann schrieb:
> Das sind doch keine ANTI-Spieler. Soll man den nach der
> ersten Runde führenden einfach gewinnen lassen? Bei vielen
> Spielen ist das Bremsen des ersten duch die anderen die
> einzige Möglichkeit diesen am Sieg zu hindern.

Der entscheidene Punkt ist:
> > ich immer wieder, dass es Mitspieler gibt, die
> > grundsätzlich gegen den Führenden spielen (EGAL WAS ES SIE
> > SELBST KOSTET).

Beispiel: Der Zweitplazierte startet kurz vor Spielschluss einen Suizidangriff auf den Ersten, mit der Konsequenz, daß er selbst Letzter und der ehemals Führende Dritter wird.

Benutzeravatar
RedPiranha
Kennerspieler
Beiträge: 357

RE: Taktische Spiele - gegen den Führenden

Beitragvon RedPiranha » 23. Dezember 2004, 10:29

Sascha schrieb:
>
> Beispiel: Der Zweitplazierte startet kurz vor Spielschluss
> einen Suizidangriff auf den Ersten, mit der Konsequenz, daß
> er selbst Letzter und der ehemals Führende Dritter wird.


Ein schönes Beispiel hierfür ist der Pulverturm der neuen Erweiterung "Die Dunklen Lande" für "Ohne Furcht und Adel":
Baukosten: 3 Gold
Der Spieler mit dem Pulverturm darf diesen in seinem Zug sprengen und damit ein Bauwerk eines Mitspielers mit zerstören. Beide Karten kommen danach auf den Ablagestapel.

Benutzeravatar
Niccolo
Kennerspieler
Beiträge: 1333

RE: Taktische Spiele - gegen den Führenden

Beitragvon Niccolo » 23. Dezember 2004, 12:37

Stephan Zimmermann schrieb:

> Wenn Du solche Spiele nicht magst, dann gibt es nur 2 Lösungen:
...
> - Spiel Spiele, wo sich die Spieler kaum gegenseitig
> beeinflussen (wie langweilig). Solche Spiele sind in letzter
> Zeit eh wieder mehr in. Jeder spielt vor sich hin,
> irgendeiner gewinnt.

Wieso langweilig? Was gibt's gegen schöne Spielmechanismen einzuwänden?

Diese vielgepriesene "Interaktion" erleb ich bei den meisten Spielen eher als hilfloses Konstrukt. Besonders beliebt bei diesen derweilen überschwämmenden Mehrheitenspielen.
Da erhältst du Karten wie: "Entferne beliebige Spielsteine aus einem Gebiet" -- wo ist denn da die Genialität der Interaktion?

Benutzeravatar
Roman Pelek

Re: Gegen den Führenden - aber NICHT immer!!!!

Beitragvon Roman Pelek » 24. Dezember 2004, 02:42

Hi Udius,

Udius schrieb:

> In diesem Sinn: ATTACKE AUF DIE FÜHRENDEN --- aber dabei das
> Hirn nicht ausschalten :-)

Wie wär's mit der Formulierung: "Attacke auf den, der das größte Potenzial besitzt, zu gewinnen"? Ich persönlich glaube, dass das nämlich den Kern widerspiegelt, aber nicht immer ganz offensichtlich ist - was ebensolche Situationen provoziert ("Warum spielst du gegen mich, wenn..."). Schließlich ist die Siegpunktleiste nicht der einzige Gradmesser für den aktuellen Stand eines Spielers :-))

Ciao,
Roman

Benutzeravatar
Udius
Brettspieler
Beiträge: 71

Re: Gegen den Führenden - aber NICHT immer!!!!

Beitragvon Udius » 25. Dezember 2004, 01:31

Hallo Roman,

du sprichst mir aus der Seele - genau das meine ich mit dem Nicht-ausschalten des Hirns (siehe Beispiel Siedler in meinem obigen Beitrag).

Grüßile von Udo

P.S.: Jetzt versuch ich's auszuschalten (siehe Uhrzeit - was um alles in der Welt habe ich hier eigentlich noch zu suchen ?) :-))


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 28 Gäste