Beitragvon Volker L. » 22. Dezember 2004, 17:41
Christian Koppmeyer schrieb:
>
> Ich kann den Meisten hier bisher gegebenen Meinungen nur
> zustimmen. Am besten gefällt mir aber die Aussage "Spielen
> gegen den Führenden aber mit eingeschaltetem Gehirn".
Naja, dem kann ich fast zustimmen.
Meiner Ansicht nach sollte, wenn man halbwegs erfolgsorientiert
spielt, die Überlegung eher lauten, wie man das eigene Ziel
am besten erreicht, wie man die eigene Strategie an besten
durchsetzt. In der Anfangsphase heisst das im Allgemeinen,
welcher Zug bring mir den größten Vorteil (vor allem absolut
betrachtet), im späteren Verlauf eher welcher Zug bringt mir
den größten Vorteil relativ zu den Mitspielern.
In dem Fall, dass eine dem Mitspieler schadende Aktion zur
Verfügung steht, führt das in ersterem Fall mitunter auch
dazu, dass ich ein bestimmtes Objekt bekommen muss (beispielweise
bei den 1mal/1mal-Versteigerungen bei Fürsten von Florenz),
dass ich dann ggf. auch einem schlecht platzierten Spieler
wegnehmen und dem Führenden sein Wunschobjekt kampflos
lassen muss (sonst bezahle ich den kurzfristigen Erfolg
mit deutlich reduziertem eigenen Siegpotenzial), im zweiten
Fall ist das Ergebnis der Überlegung "was nützt am meisten
relativ?" oftmals, eine dem Führenden schadende Aktion zu
machen.
[i]Der Devise, gegen den Führenden zu spielen, würde ich also
insoweit zustimmen, als es in vielen Fällen das Richtige
ist - aber diese Erkenntnis steht [b]am Ende der Überlegung[/b]
und darf keinesfalls deren Ausgangspunkt sein![/i]
Einfach grundsätzlich gegen den Führenden zu spielen "weil
man das nunmal so macht", halte ich dagegen für puren
Schwachsinn, ebenso das Ignorieren der Tatsache, dass der
momentan auf der Siegpunktleiste vorn liegende nicht immer
wirklich der Führende ist (ich würde als führend eher den
Spieler definieren, der vom Sieg am wenigsten weit entfernt
ist - um beim oben erwähnten Beispiel Siedler zu bleiben eher
jemand mit 8 Siegpunkten und 1 Straße weniger als der,
dem die längste Handelsstraße derzeit gehört, als der mit 9
Siegpunkten, davon 7 durch Siedlungen und Städte und 2 durch
die längste Straße, der momentan kein gutes Expansionspotenzial
hat).
Peter Gustav Bartschat schrieb:
> Es ist MEIN Spielzug und ich entschiede nach MEINEN
> Kriterien, was ich tue. Ebenso akzeptiere ich, dass andere
> Menschen andere Kriterien haben können: Wenn jemand sich als
> Richtlinie setzt, immer dem Führenden zu schaden und alle
> anderen Aktionsmöglichkeiten zu ignorieren, ist dass in
> meinen Augen seine Sache und ER kann, wenn er am Zug ist,
> nach SEINEN Kriterien entscheiden, was er tut.
Ja, aber es mag vorkommen, dass ein Spieler verbohrt einer
Richtlinie nachhängt, die ich für extrem dämlich halte (eben
z.B. anstelle einer konstruktiven Aktion, die ihn selbst vom
vierten auf den dritten Platz bringt, ohne irgendeinen
Gegenspieler zu beeinflussen, eine destruktive Aktion
macht, die ihn auf den fünften und letzten Platz zurückfallen
lässt udn zugleich den Vorsprung des ersten vor dem zweiten
reduziert, weil es sich einfach gehört, gegen den Führenden
zu spielen). Ich würde diesem Spieler nicht [i]vorschreiben[/i],
dass er anders zu spielen habe, ich würde aber vermutlich
in Zukunft nicht mehr mit ihm spielen.
Oder, wie oben schonmal vorgeschlagen wurde, man spielt mit
so einem dann nur noch - nein, nicht wie Stephan Zimmermann
vorgeschlagen hat
Stephan Zimmermann schrieb:
>
> Wenn Du solche Spiele nicht magst, dann gibt es nur 2 Lösungen:
> - Such die "brave" und "harmlose" Mitspieler
> - Spiel Spiele, wo sich die Spieler kaum gegenseitig
> beeinflussen (wie langweilig). Solche Spiele sind in letzter
> Zeit eh wieder mehr in. Jeder spielt vor sich hin,
> irgendeiner gewinnt. Beispiele: Alhambra, St. Petersburg.
> Alternativ kannst Du auch Siedler ohne Räuber und ohne
> Abstandsregel spielen :),
sondern solche Spiele, bei denen gar nicht klar ist, wer
führt, weil das Spielentscheidende geheim gehalten wird.
Sascha schrieb:
>
> - Ein Spielübergreifender Mechanismus, der auch gute
> Platzierungen belohnt, so daß man es sich gut überlegt, ob
> man seinen mittleren Platz gegen den letzten tauscht, nur
> damit der Führende nicht gewinnt. Beispielsweise könnte das
> ein kleiner monatlicher Obulus sein, der an den geht, der im
> Spielmonat durchschnittlich die besten Plätze belegt hat.
Auch das ist eine gute Idee, die aber bei verschiedenen
Spielen - erst recht in unterschiedlicher Besetzung - daran
scheitern dürfte, dass man ein kompliziertes Berechnungs-
verfahren bräuchte, um unterschiedlich anspruchsvollen
Spielen gerecht zu werden.
Manchmal gehe ich in Gedanken sogar noch weiter und wünsche
mir einen Mechanismus, der das beste absolute Ergebnis
belohnt, also beispielsweise aus 10 Partien Siedler einfach
die jeweiligen Punkte addieren (mit einem halben Punkt
Siegprämie für den Sieger der Einzelpartie), um selbst
solche Aktionen zu untebinden, mit denen man an einem
Gegenspieler vorbeizieht, indem man eine Aktion durchführt,
die einem selbst ein wenig und dem anderen sehr viel schadet.
Gruß, Volker