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[OT] Schatten über Camelot - Die deutsche Sprache lebt

Sachfremdes
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ferdinand köther

[OT] Schatten über Camelot - Die deutsche Sprache lebt

Beitragvon ferdinand köther » 16. Mai 2005, 00:19

Leider hatte ich bisher noch keine Zeit, das vielversprechende SüC zu spielen, aber auf jeden Fall kann das Spiel für sich beanspruchen, die deutsche Sprache um ein neues Wort bereichert (?) zu haben: Die "Queste".

Oh mannomann, mir biegen sich sämtliche Zehennägel nach oben - nix gegen englisches neudeutsch, wo es angebracht ist, d. h. wo es kein entsprechendes deutsches Wort gibt. Und schon gar nix gegen englisch, meine Lieblingssprache.
Aber das Wort "Queste" ("hä, was für'ne Quaste?") ist nun wirklich ziemlich verquast, laut Duden bisher im deutschen Sprachraum unbekannt und ungefähr so, als wolle jemand unbedingt durchsetzen, daß ein Motherboard in Zukunft "Mutterbrett" genannt wird.

Aber man sollte doch irgendwie die Kirche im Dorf lassen, ich muß auch nix downloaden, sondern kann es genauso gut (her)runterladen, noch schlimmer z. B., wenn ich etwas gedownloadet habe, autsch!

Quest läßt sich wunderbar mit Aufgabe, Auftrag oder Suche übersetzen, wahrscheinlich gibt's noch ein, zwei andere Worte mit ähnlicher Bedeutung, da habe ich jetzt nicht lange drüber nachgedacht.

Trotzdem freue ich mich auf die erste Partie, bei der es mein Ziel sein wird, nicht zu verloosen ;-)

Ferdi

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Wolfgang

Re: [OT] Schatten über Camelot - Die deutsche Sprache lebt

Beitragvon Wolfgang » 16. Mai 2005, 00:41

Hallo Ferdinand,

Queste ist seit langem in der deutschsprachigen Fantasy-Literatur ein Standardbegriff.

Wobei sich mir die Zehennägel hochrollen sind Veröffentlichungen, in denen krampfhaft gefordert wird, man müsse für Alglizismen ein schlechtes deutsches Wort wählen

Wolfgang

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Thorsten Rendel

Re: [OT] Schatten über Camelot - Die deutsche Sprache lebt

Beitragvon Thorsten Rendel » 16. Mai 2005, 01:38

Zumal Queste aus dem französischen kommt.

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Sönke Weidemann
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Re: [OT] Schatten über Camelot - Die deutsche Sprache lebt

Beitragvon Sönke Weidemann » 16. Mai 2005, 01:41

Wolfgang schrieb:
>
> Hallo Ferdinand,
>
> Queste ist seit langem in der deutschsprachigen
> Fantasy-Literatur ein Standardbegriff.

...und ein König-Artus-Spiel ohne Questen wäre kein König-Artus-Spiel! :-)

Gruß Sönke (hat mal wieder nach langer langer Zeit die Citadel-Variante des Themas ausgebuddelt)

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Droegi
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Beiträge: 515

Re: [OT] Schatten über Camelot - Die deutsche Sprache lebt

Beitragvon Droegi » 16. Mai 2005, 02:37

ganz spontan fällt mir dazu ein Wort ein, welches ich schon einigemale in unserer Firma gesehen habe: "geinvoicet" *autsch*

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Lorion

Re: [OT] Schatten über Camelot - Die deutsche Sprache lebt

Beitragvon Lorion » 16. Mai 2005, 08:38

Ich find Queste hört sich auch besser an als Auftrag! Suche klingt ganz nett (und währe wohl auch Übersetzung Nummer 1), aber nix geht über eine ordentliche Abenteuerqueste! :)
Und du hast überigens ein falsches Wort benutzt! Das heißt nicht Verloosen, sondern Abloosen!
Ein bisschen Sinn für Esthetik sollte schon sein ;)

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Guido

Re: [OT] Schatten über Camelot - Die deutsche Sprache lebt

Beitragvon Guido » 16. Mai 2005, 09:01

Welches "schlechte" Wort wurde denn gewaehlt?

Mag sein, dass der Begriff "Queste" schon tatsaechlich in der Fantasy-Literatur existiert, aber ich muss Ferdinand insgesamt recht geben. Wo es sein muss, weil es keine sinngemaess genaue Ubersetzung gibt, her mit dem Englischen. Aber leider wird so oft der Einfachheit halber zu 'nem englischen Ausdruck gegriffen; das "Warum" haengt dabei in der Luft. Wohl moeglich, weil es "cooler" klingt? Mehr von der grossen, weiten Welt verspricht?
Wenn ich mit meinen Freunden "SoC" spiele sollte, bin ich mir absolut sicher, dass einige der Anwesenden mit dem Wort "Die Queste" nicht viel anfangen koennen. Denn die meisten sind mit dem Englischen nur sehr schwach vertraut, und auch die dt. Fantasy-Literatur ist bei den meisten nicht so bekannt, obwohl viele von Ihnen sehr viel lesen. Ich wuerde darauf wetten, dass der Begriff bei vielen Familien ebenso fuer Stirnrunzeln sorgt.
Aber nun, wir sind ja alle lernfaehig....
Trotzdem: Das Deutsche ist kein halbgares Kauderwelsch, dass staendig irgendwelche "Wortaufbesserungen" noetig haette. Im Gegenteil, ich finde es sehr nuancenreich und farbig genug, auch ohne englische Begriffe zu fesseln. (Eine sehr gut gelungene Uebersetzung vom Englischen ins Deutsche ist zum Beispiel die alte Herr der Ringe Version. Leider habe ich den Namen der guten Dame vergessen, die sich die Arbeit gemacht hat. Es sind sogar teilweise Eigennamen toll uebersetzt. z.B. "Auenland", Hort von Friede und Eintracht, besser als der langweilige Originalbegriff "Shire".)

Guido

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andreas

Re: [OT] Schatten über Camelot - Die deutsche Sprache lebt

Beitragvon andreas » 16. Mai 2005, 09:21

...Auftrag klingt doch irgendwie uncool. Auserdem ist Queste doch easy zu verstehen. Ich werde Shadow über Camelot jedenfalls morgen in meinem Game-store kaufen...ähh...muss ich da eigentlich Euros oder Dollars mitnehmen???

Andreas

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Gregor Breckle
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Beiträge: 648

Re: [OT] Die deutsche Sprache lebt

Beitragvon Gregor Breckle » 16. Mai 2005, 09:36

Hallo,

ich bin auch nicht ganz deiner Meinung.
So vom Sprachgefühl her, "riecht" Queste für mich nach Abenteuer, Drachen, heiligen Jungfrauen und so weiter - hat also für mich schon einen eindeutigen Kontext, der bei den anderen Begriffen erst noch gegeben werden muss. Die "Suche nach dem Schlüssel der Macht" beschreibt genausogut meinen allmorgendlichen Versuch, die Macht über mein Auto zu erhalten, was ich aber niemals als Queste bezeichnen würde.
Dies mag durchaus daraus entstanden sein, dass die meisten Rollenspieler oft englische Fantasybücher lesen bzw. viele Rollenspieleregelwerke auf englisch gelesen werden und dabei hat sich wohl keine so recht passende Übersetzung finden lassen, dass sich der Begriff zumindest in diesen Kreisen eingebürgert hat.

Wenn ich schon mal dabei bin, beim "Eisernen Thron" ist meines Erachtens sogar überübersetzt worden. Hier wurden leider die Begriffe "Ser" und "Maester", wie sie übrigens auch in den deutschen Übersetzungen der Bücher verwendet werden, in "Sir" und "Master" umgewandelt, was dem Spiel überhaupt und gar keinen Schaden macht, aber doch ein klein wenig Schade ist.

Und noch ein Wort zu Sprache überhaupt (obwohl für mich mit einigen Siegeln verschlossen): Meines Erachtens ist es durchaus gut, wenn sich eine Sprache anpasst und verändert, das zeigt tatsächlich, dass sie lebt. Würde ein solcher Austausch nicht stattfinden, gäbe es keine so tollen Worte "Fissimatenten" oder es gäbe solche Kontrukte wie der "Ordinateur" im Französischen. Sprache ist doch ein wenig wie Musik, wenn es keine anderen Einflüsse oder Entwicklungen gäbe, gäbe es seit einigen Jahrhunderten nichts neues mehr.

Viele Grüße

Gregor (chillt jetzt noch ein wenig und geht heute mittag spielen)

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Peter Gustav Bartschat

Re: [OT] Questen, Handys und die französische Revolution

Beitragvon Peter Gustav Bartschat » 16. Mai 2005, 09:38

Es sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass es eine Eigenschaft lebender Sprachen ist, sogenannte "Lehnsworte" mit anderen Sprachen auszutauschen.

Nur tote Sprachen sind unveränderbar.

Der Duden dokumentiert sprachliche Veränderungen nur im Nachhinein, er ist kein Gesetzbuch, das im Vorfeld den bei mündlichen und schriftlichen Äußerungen erlaubten Wortschatz einschränkt.

Vielleicht empfindest du es ja als "philologischen Ausgleichstreffer", lieber Ferdinand, dass die Engländer zur Zeit vermehrt für tragbare schnurlose Telefone das deutsche Wort "Handy" benutzen statt des englischen "mobile".

Die "Queste" ist - worauf ja einige meiner Vorredner bereits treffend hingewiesen haben - eine ganz bestimmte Art von Suche, und zu deren präziser Beschreibung kann man durchaus ein ganz bestimmtes Wort verwenden.

Bitte nimm es mir nicht übel, wenn ich im Zusammenhang mit deiner Kritik an der unpassenden Verwendung von Fremdwörtern bei Regel-Übersetzungen als Beispiel auf deine eigene Übersetzung der Regel zu Martin Wallaces "Liberté" verweise, wo du im Kapitel "Überblick" folgendes geschrieben hast:

"Die drei Fraktionen sind die Radikalen (rot), die Moderierten (blau) und die Royalisten (weiß)."

Was für Leute sind denn "die Moderierten"? Ich würde bei dem Wort an Gäste in einer Talkshow denken.

Im Originaltext steht "the moderates", das bedeutet "die Moderaten" ... und dafür gibt´s ein deutsches Wort - und sogar ein ganz genau passendes, das die hier gemeinte Einstellung gegenüber politischen Veränderungen bezeichnet - nämlich "die Gemäßigten".

Mit einem lieben Gruß
Gustav

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Gregor Breckle
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Beiträge: 648

Re: [OT] Questen, Handys und die französische Revolution

Beitragvon Gregor Breckle » 16. Mai 2005, 09:56

Hallo,

> "Die drei Fraktionen sind die Radikalen (rot), die
> Moderierten (blau) und die Royalisten (weiß)."

... und müßte man strenggenommen nicht noch von den "Königlichen" oder wenigstens "Königstreuen" sprechen?
(T`Schuldigung ... ;-) )

Viele Grüße

Gregor

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Matthias Staber

Re: [OT] Schatten über Camelot - Die deutsche Sprache lebt

Beitragvon Matthias Staber » 16. Mai 2005, 09:59

"Queste" ist ein im deutschen üblicher Ausdruck im Zusammenhang mit mittelalterlicher (mittelhochdeutscher) Literatur: Das ist, jetzt mal grob gesagt, das Ding, auf das sich ein Ritter (der Protagonist) begibt, um die Story voranzubringen. Mich hat die Verwendung des Ausdrucks in der Camelot-Spielregel spontan begeistert: Hier kennt sich mal jemand wirklich gut mit deutscher Sprache aus, ich tippe auf einen Germanisten mit einschlägiger mediävistischer Vergangenheit. Gefällt mir auf jeden Fall besser, als wenn man, wie z.B. bei Vortex von FFG geschehen, "energy tiles" mit "Energiekacheln" übersetzt und sich das Ganze im Kontext dann als "Verzehren von Energiekacheln" liest...

Matthias

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Peter Gustav Bartschat

Re: [OT] Questen, Handys und die französische Revolution

Beitragvon Peter Gustav Bartschat » 16. Mai 2005, 10:34

Wenn man sich auf den Standpunkt stellt, dass deutsche Autoren in ihren Texten keine Fremd- oder Lehnsworte benutzen dürfen, dann müssten die "Royalisten" in der Tat "Königstreue" sein.

Und die "Fraktionen" und die "Radikalen" müssten natürlich auch noch weg.

Vielleicht so: "Die drei Gruppen sind die Rücksichtslosen, die Gemäßigten und die Königstreuen."?

Ich persönlich stehe auf dem Standpunkt, dass der einzige Anspruch, den ein veröffentlichter Text erfüllen sollte, seine inhaltliche Verständlichkeit ist. Alles andere ist eine Frage des persönlichen Stils seines Autors - und somit eine Geschmacksfrage, in der es kein "richtig" oder "falsch" geben kann.

Unter diesem Aspekt halte ich "die Moderierten" für eine weniger verständliche Übersetzung, weil das Wort die Bereitschaft zum politischen Ausgleich nicht beschreibt, "die Moderaten" und "die Gemäßigten" halte ich aber für gleichermaßen passend.

Mit einem lieben Gruß
Gustav

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Bernd Schlüter

Re: [OT] Schatten über Camelot - Die deutsche Sprache lebt

Beitragvon Bernd Schlüter » 16. Mai 2005, 10:56

Ich finde das Wort "Queste" sehr gut gewählt. Auftrag, Aufgabe o.ä. ist halt etwas anderes als eine Queste, was eigentlich jeder, der auch nur ein bisschen Interesse an der Materie hat, weiß.

Es zeigt auch, dass sich die Redaktion mit dem Setting des Spiels auseinander gesetzt hat und die Atmospähre nicht durch eine schnöde 08/15 Übersetzung zerstört.

Noch ein Satz zu den Zehennägeln: Ich bin mal in den zweifelhaften Genuß gekommen, die deutsche Anleitung zu "Warcraft - Das Brettspiel" lesen zu müssen... unglaubliche Wortschöpfungen und hölzerne Formulierungen. Gott sei Dank besitze ich die englische Fassung ;-)

Bernd

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Franz-Benno Delonge

Deutsche Sprache, fremde Sprache, blöde Sprache

Beitragvon Franz-Benno Delonge » 16. Mai 2005, 11:03

Liebe Linguisten,
hier kommt auch mein Senf zu diesem immer wieder gerne diskutierten Thema.

1. Ferdinand hat recht: Überflüssige Anglizismen können ganz furchtbar nerven, und "Quest" dürfte so einer sein.
2. Die Rollenspiel-Fraktion hat aber im Prinzip auch recht: "Quest" klingt viel interessanter als "Auftrag"; es schafft Atmosphäre.
3. Die Frage ist: Warum klingt es interessanter? Warum klingen ganz generell englische Wörter in unseren Ohren interssanter und cooler als deutsche?
Weil wir ganz generell unsere Sprache und letztlich uns selber weniger cool und interessant finden als Engländer oder gar US-Amerikaner.
4. Gustav der Bär hat auch recht: Soche kulturellen Gefälle gehören zur Menschheitsgeschichte, und wir erleben sie nicht zum ersten Mal. Zur Germanenzeit wurden hunderte von lateinischen Wörtern in die deutsche Sprache integriert, im 18. Jahrhundert viele französische Wörter. Warum? Weil es damals diese Sprachen waren, die Macht und kulturelle Dominanz ausstrahlten. So wie eben heute das Englische.
5. Gleichwohl empfinde ich eine sehr große Sympathie für alle Versuche, dieser Tendenz entgegenzuwirken und sich über die besonders schwachsinnigen Beispiele lustig zu machen. ("Säulen sind römisch!")
Meine Lieblingsgeschichte hierzu spielt in der schönen Welt des Kinos, wo man sich schon aus Prinzip keine Mühe mehr macht, englische Filmtitel ins Deutsche zu übersetzen, auch da nicht, wo es problemlos ginge - weil der Filmtitel dann sofort um zwei Klassen uncooler klänge. Dumm nur, daß manche englische Worte auf Deutsch genauso lauten, z.B. "Gladiator". Eine junge Dame in der Kinokassenschlange vor mir focht das nicht an; sie orderte lässig zwei Karten für "Glädiäiter"!
6. Ich gebe zu, daß das ganze nur sehr wenig mit Spielen zu tun hat, und nehme allfällige Beschimpfungen für Vergeudung von Forumsplatz demütig entgegen.
Schönen Gruß
Benno

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Marten Holst

RE: Deutsche Sprache, fremde Sprache, blöde Sprache

Beitragvon Marten Holst » 16. Mai 2005, 11:45

Moin,

irgendjemand schrieb, "Queste" sei etwas anderes als Auftrag, und genau das hatte ich mir gedacht. Es ist etwas anderes - für eine kleine Schar wirklich an einem Thema Interessierter. Für die Mehrheit der Leute, die so etwas erstmalig lesen, ist es sicherlich genau das, nämlich ein Auftrag, eine Suche, ein Vorhaben - und der völlig unbekannte Begriff Queste ist nur verwirrend. Also muss man sich überlegen, wer die eigene Zielgruppe bei der Übersetzung ist. Hier kann ich mir schon vorstellen, dass die Überschneidung von Fantasy- und speziell Artus-Interessierten mit Spielern hinreichend groß ist, um dieses zu festigen. Dennoch denke ich, man verprellt eben auch einige andere, kann es allerdings nicht sagen, da ich den Begriff auch schon seit Ewigkeiten kenne, seit einer Zeit, als ich mir über seine Herkunft noch keine Gedanken machen konnte, weil ich von Fremdsprachen keine Ahnung hatte.

Allgemein ist vieles Geschmachssache. Und wie so oft kann man Beispiele für alles angeben. Gerade der Komplex "deutsche Wiedergabe des Englischen" ist da spannend. Die Übersetzung von Literatur und/oder Filmen ist sicherlich ein klassisches Beispiel, bei dem viele Leute auf das Original schwören - wie hier ja auch schon erwähnt. Wenn jemand allerdings zum Beispiel die Romane von Terry Pratchett lieber im Original zu lesen angibt, weil ihm Deutsche Namen wie "Karotte" irritieren, dann doch wohl eher, weil er weniger Sprachgefühl für das Englische hat, wenn ihm der englische Name "Carrot" nicht aufstößt. Wenn mir jemand erzählt, man müsse "Mein Herz so weiß" natürlich auf Englisch lesen, weil bei der deutschen Übersetzung schon so viel verloren ging, finde ich das auch albern (das Original ist spanisch). Und was ein Wort wie "voten" in der Deutschen Sprache verloren hat (3 Mal dabei - bitte nicht wiedervoten), das ist mir völlig unklar.

Richtig ist, es gibt englische Ausdrücke, für die aus verschiedensten Gründen kein direktes Äquivalent gefunden werden kann. Hier wäre eine deutsche Übersetzung unter Umständen hölzern, unintuitiv, und die Verwendung eines erst Fremd- später vielleicht Lehnswort sicher erst einmal kein Nachteil. Es gibt aber auch Dinge, die man übersetzen kann - und das wird für meinen Geschmack zu wenig probiert, und es scheint eine gewisse Gruppe von Leuten zu geben, gerade im Entscheiderlevel, denen dieses zu provinziell vorkommen dürfte. Also wird schon gegen den Versuch, eine deutsche Entsprechung zu finden, gewettert. Was dazu führt, dass viele Leute nicht mehr wissen, wovon sie reden - und vielleicht mehr Ahnung hätten (vielleicht eben), wenn man versuchte, sie auch eckig ins Deutsche zu übertragen - es entstehen berühmte, allseits anwendbare "Buzzwords", die man immer gerne verwendet, und keiner weiß wovon man redet, klingt aber toll. Beispiele: Multimedia, Content Management, Buzzword, Human Ressources (wie viele würden das Wort noch verwenden, wenn es ihnen vom Sprachbewusstsein voll durchschlüge?). Und die Argumentation, dass der Begriff eben nicht präzise das selbe sei, wie im englischen Original, hier schlage ich mal die Brücke wieder zum Eingang, ist fast immer richtig - aber oft auch kontraproduktiv. Sonst bitte ich darum, in Zukunft alle Begriffe aus der Physik, Juristerei etc., die sich in Spielen, Romanen oder ähnlichem wiederfinden, genau ihrer Definition gemäß zu verwenden. Ich behaupte mal, für viele "Alltagsdinge" reicht eine schiefe Verwendung von Begriffen wie "Druck", "Mord" oder eben "Auftrag" aus, auch wenn man eigentlich einen Millimeter etwas anderes meinte - die genaue Beschreibung verwirrt viele mehr, als sie wenigen nützt.

Alles in allem pralen hier aber auch zwei Gruppen von "Möchtegerneliten" zusammen. Die modernen, weltoffenen, auch mal eine Unbequemlichkeit des Unverständlichen in Kauf nehmenden gegen die traditionsbewahrenden, auch mal eine Unbequemlichkeit der Übersetzungsarbeit in Kauf nehmenden Leute. Ich denke, wir (ich zähle mich hier einfach mal zur zweiten Gruppe hinzu) brauchen einander aber auch, um uns zu definieren - ohne Widerpart wäre man nur halb so toll beim Reiben an heißer Luft :-)

Tschüß
Marten

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Lorion

RE: Deutsche Sprache, fremde Sprache, blöde Sprache

Beitragvon Lorion » 16. Mai 2005, 12:37

ist dir eigendlich aufgefallen, dass du fast mehr lateinische Begriffe verwendet hast als deutsche oder englische? *g* (ich übertreibe gern)
Wörter wie produktiv, multimedia, individuell, elite, äquivalent, direkt oder interesse sind sicher nicht deutscher oder englischer Herkunft (sag ich jetzt mal)

Und ich möchte mal die Frage in die Luft stellen, wie viele Sprachen außer Deutsch soetwas wie einen Duden haben, indenen die Vielzahl der Wörter festgeschrieben wird...
Englisch ist sehr dynamisch night wird inzwischen häufiger nite geschrieben... einfach so aus dem Zeitgefühl heraus... vergiss Oxford *g*

Und glaubt ihr eigendlich dass es die deutsche Sprache mit einem Schlag gegeben hat? Eine Gruppe von 5 Menschen denkt sich für sämtliche Dinge, die ihnen begegnen Wörter aus und plötzlich sprechen fasst alle Menschen in Europa die selbe Sprache (Dutch ist ja auch nur ein deutscher Dialekt, den ich sogar besser verstehen kann als Bayrisch)

Heiße Luft ist wirklich was schönes! Da kann man sich den ganzen Tag dran wärmen :)

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Michael Reitz
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Re: [OT] Schatten über Camelot - Die deutsche Sprache lebt

Beitragvon Michael Reitz » 16. Mai 2005, 12:37

Ich verstehe nicht wie man sich über das Wort "Queste" hier aufregen kann, wo es im Adlung-Spiel "Im Auftrag des Königs" doch auch verwendet wird, und dort hat sich meines Wissens niemand aufgeregt (wobei ich zugebe, dass es zu Beginn der Spielregel durch "... Abenteuer, sogenannte Queste" kurz erklärt wird).

Michael
(der grundsätzlich auch die Verwendung von deutschen Begriffen bevorzugt, falls es geläufige deutsche Begriffe gibt, durch die die Bedeutung nicht verfälscht wird)

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Matthias Staber

Re: Deutsche Sprache, fremde Sprache, blöde Sprache

Beitragvon Matthias Staber » 16. Mai 2005, 12:42

Der hier diskutierte Ausdruck heißt aber nicht "Quest", sondern "Queste", und das ist kein Anglizismus, sondern ein völlig korrekt verwendetes deutsches Wort.

Matthias

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Wolfgang

der schlimmste Begriff?

Beitragvon Wolfgang » 16. Mai 2005, 12:43

Hallo Bernd,

da kann ich auch noch eines zutun. Im ersten FantasyAbenteuerspielBuch "Der Hexenmeister vom flammenden Berg" wurden Ork oder genauer Orc (weil es ja aus dem Englischen übersetzt war) mit "Warzengnom" übersetzt. Heute würde wohl keiner mehr auf diese Idee kommen.

Wolfgang

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Attila
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Re: Beifall!

Beitragvon Attila » 16. Mai 2005, 13:43

Hiho,

Was soll ich sagen?
100% ACK!

Atti

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Attila
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Re: Deutsche Sprache, fremde Sprache, blöde Sprache

Beitragvon Attila » 16. Mai 2005, 14:21

Matthias Staber schrieb:

> Der hier diskutierte Ausdruck heißt aber nicht "Quest",
> sondern "Queste", und das ist kein Anglizismus, sondern
> ein völlig korrekt verwendetes deutsches Wort.

Ich glaube nicht, denn "Queste" ist zwar ein altes Wort aus dem Mittelalter, aber das hat eine andere Bedeutung (die je nah Quelle unterschiedlich ist, aber alle in dem hier verwendeten Kontex nicht passen). "Queste" ist wohl eher aus dem frz. "eingedeutscht". Ein "deutsches Wort" ist es aber aktuell wohl kaum!

Ich lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen.

Atti

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ferdinand köther

Re: [OT] Schatten über Camelot - Die deutsche Sprache lebt

Beitragvon ferdinand köther » 16. Mai 2005, 14:57

Oooops (oder lieber Uuuuphs? ;-)), so kann man sich irren:

1. Daß dieser Beitrag niemanden interessiert, die Resonanz ist ja bonfortionös (steht nicht im Duden !) Wie war das noch mit Pfingsten, Fest der tausend Zungen oder so?

2. Daß das Wort „Queste“ keine neue Wortschöpfung ist. Man lernt ja nie aus, gefallen tut’s mir trotzdem nicht, das sei mir doch gegönnt, oder?

Den Duden als Referenz hatte ich konsultiert, um zu sehen, ob das Wort dort bekannt ist, dann hätte ich den Beitrag gar nicht geschrieben, wer kennt schon alle Wörter im Duden? Der Duden ist eine hohe Instanz, aber keineswegs der oberste Scharfrichter, so war das nicht gemeint. Wörter, die nicht im Duden stehen, haben durchaus auch ihre Existenzberechtigung.
Wie ich schon sagte – die deutsche Sprache lebt, war zwar teils ironisch gemeint, aber eben nur teils. OK, an einem Fuß sind die Zehen wieder runtergeklappt.
Das habe ich nun davon, daß ich weder Rollenspieler bin noch deutsche Fantasy-Literatur lese. In den englisch/amerikanischen Büchern heißt das nun mal „quest“, finde ich absolut korrekt ;-).

Franz-Benno und Marten bringen die Angelegenheit am besten auf den Punkt, finde ich, Marten sogar auf’n ganz dicken Punkt, das ist ja schon fast ’ne Promotionsarbeit, alle Achtung! (Und übrigens ich habe nix gegen Fremdwörter, wenn sie angebracht und allgemein verständlich sind)

Und sachliche Kritik ist immer willkommen, lieber Peter Gustav, lassen wir die Royalisten ruhig solche bleiben, die anderen sollten die Moderaten sein, keine Frage, nobody is perfect. Danke für den Hinweis!

Aber wieso „energy tiles“ keine „Energiekacheln“ sein dürfen, Matthias, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Wären dir „Energieplättchen“ lieber? Auch kein Problem, und wenn sie „consumed“ werden, werden sie aufgefressen, konsumiert oder eben verzehrt, was ist daran verkehrt?

Über Stil läßt sich immer trefflich streiten, und wer meint, in der Warcraft Regel Holz zu finden, dem sei auch das gegönnt, wer ’n Splitter im Auge hat, sieht halt Holz. Meine Devise ist: Hauptsache verständlich, klar und eindeutig (meist mehr als die Originalregel), was bei oft unklaren Vorlagen nicht immer völlig gelingt. Die originale Warcraft Regel war aber, glaube ich, ziemlich ok, keine Lust, jetzt akribisch nachzugucken. Die später aufgetauchten Errata gehen nicht auf meine Kappe. Und unglaubliche Wortschöpfungen? Danke für das Kompliment, war mir der Ehre noch gar nicht bewußt, der Erfinder der deutschen Sprache zu sein 8-)

Nun feiert mal feste
mit dieser Queste :-|

… wer weiß, vielleicht der letzte Pfingstmontag als Feiertag, darüber kann man sich nun wirklich aufregen, oder?

Ferdi

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Matthias Staber

Re: Deutsche Sprache, fremde Sprache, blöde Sprache

Beitragvon Matthias Staber » 16. Mai 2005, 15:24

>"Queste" ist wohl eher aus dem frz. "eingedeutscht". Ein "deutsches Wort" ist es aber aktuell wohl kaum!<

Es soll ja auch nich aktuell sein, sondern atmosphärisch archaisierend (wie wenn man etwa "wankelmütug" statt "unentschlossen" verwenden würde) wirken. Dass es extra für SüC aus dem Französischen eingedeutscht wurde, glaube ich nicht: Inm Spiel "Geschichten aus 1001 Nacht" findet es sich auch. Andere Vorkommnisse müsste ich jetzt mal nachschauen. Im Taschen-Lexer (Wörterbuch des Mittelhochdeutschen bedeutet "Queste" wirklich etwas völlig anderes - in etwa "Quaste"). Dort findet sich dann das Wort "questje", was aber einfach "Frage" bedeutet, von Lateinisch "quaestio".

Matthias

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Matthias Staber

Re: [OT] Schatten über Camelot - Die deutsche Sprache lebt

Beitragvon Matthias Staber » 16. Mai 2005, 15:29

>Aber wieso „energy tiles“ keine „Energiekacheln“ sein dürfen, Matthias, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Wären dir „Energieplättchen“ lieber? Auch kein Problem, und wenn sie „consumed“ werden, werden sie aufgefressen, konsumiert oder eben verzehrt, was ist daran verkehrt?<

Ja, "Plättchen" wären mir immer lieber, wenn von "tiles" die rede ist. Schließlich will ich mir mit meinen Spielen nicht das Bedezimmer kacheln. Ich wollte dir aber auf keinen Fall ans Bein pinkeln oder dir dein Pfingsten versauern, sondern dachte nur ein bisschen in die Richtung von Glashäusern und Steinen und so, ohne es aber böse zu meinen.

Matthias


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