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KOSMOS will´s wissen

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
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Tim-spielbox

Re: Der André-Rieu-Effekt

Beitragvon Tim-spielbox » 1. Februar 2006, 14:24

> Ich kann mir nicht vorstellen, wie eine solche Dreistigkeit
> als 'Einstiegsdroge' wirken soll.

Wir reden hier von Leuten, die sonst wahrscheinlich kaum spielen. Die muß man gaaaaanz gemächlich an komplexere Spiele heranführen. Als Verlag muß ich froh sein, wenn sie mir mal eine Schachtel abkaufen, ganz egal, was in der Schachtel drinsteckt. Aber gibt es auch nur einen einzigen Verlag, der mal systematisch über Kundenbindungskonzepte nachgedacht hat?

> Es führt allenfalls dazu, dass die Leute sagen: "Mit sowas
> kann man Geld verdienen?

Glaube ich wirklich nicht. Beispiel Fernsehmarkt: Viele Sender bringen von morgens früh bis abends spät ausschließlich Schrott, der mit niedrigstem Aufwand produziert wird. Stört es die Zuschauer? Offenbar nicht. In Massenmärkten kommt es eben nur selten auf Qualität an.

> Diese Chance, neue Zielgruppen für Spiele zu erschließen,
> wurde zugunsten kurzfristiger Profite vertan.

Ich glaube, Du überschätzt die Ansprüche mancher Spielekäufer.


Tim

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Günter Cornett

Re: Der André-Rieu-Effekt

Beitragvon Günter Cornett » 1. Februar 2006, 14:56

Tim schrieb:
>
> > Ich kann mir nicht vorstellen, wie eine solche Dreistigkeit
> > als 'Einstiegsdroge' wirken soll.
>
> Wir reden hier von Leuten, die sonst wahrscheinlich kaum
> spielen. Die muß man gaaaaanz gemächlich an komplexere Spiele
> heranführen.

"Guten Tag, lieber Kunde, das hier ist ein Pöppel. Pöppel gibt es in verschiedenen Farben, ..."


Hast du dir mal angeschaut wie langsam das geht.
Das 'Spiel' reduziert sich oftmals auf ein Wett-Sudoku auf Zeit. Hektik und Sudoku-Lösen passen für mich eher nicht zusammen. Als einziges Spielprinzip ist das nichts. Da kann man auch eine Schachtel mit Sanduhr, ganz viel Luft und eine Regel verkaufen: Sieger ist, wer am längsten die Luft anhalten kann.
Zudem sind grobe handwerkliche Fehler drin, z.B. Sonderpunkte für das Eintragen der 9. Ziffer in eine Reihe oder Spalte (Jumbo), obwohl es ja wohl das leichteste ist, wenn die anderen 8 Zahlen schon da stehen. Über soetwas wird jeder stolpern, der sich sonst gerne mit Sudokus befasst.


> Als Verlag muß ich froh sein, wenn sie mir mal
> eine Schachtel abkaufen, ganz egal, was in der Schachtel
> drinsteckt. Aber gibt es auch nur einen einzigen Verlag, der

Diese Haltung ist vielen Sudokus deutlich anzusehen...

> mal systematisch über Kundenbindungskonzepte nachgedacht hat?
>
> > Es führt allenfalls dazu, dass die Leute sagen: "Mit sowas
> > kann man Geld verdienen?
>
> Glaube ich wirklich nicht. Beispiel Fernsehmarkt: Viele
> Sender bringen von morgens früh bis abends spät
> ausschließlich Schrott, der mit niedrigstem Aufwand
> produziert wird. Stört es die Zuschauer? Offenbar nicht. In
> Massenmärkten kommt es eben nur selten auf Qualität an.

Der Fernsehschrott erfordert keine eigene Aktivität. Ich schätze mal, das solche Sendungen eher im Hintergrund laufen, man sich dabei unterhält oder irgendeiner anderen Tätigkeit nachgeht. Das dürfte beim Sudoku eher nicht der Fall sein.

> > Diese Chance, neue Zielgruppen für Spiele zu erschließen,
> > wurde zugunsten kurzfristiger Profite vertan.
>
> Ich glaube, Du überschätzt die Ansprüche mancher Spielekäufer.

Hier sind konkret die Sudoku-Tüftler angesprochen.

Es spricht ja nichts dagegen Rätselhilfen in Schachtelformat zu verkaufen. Aber dann soll man nicht 'Spiel' drauf schreiben.

Gruß, Günter

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Martin

Re: allg. Marketingversagen

Beitragvon Martin » 1. Februar 2006, 15:07


> Aber vielleicht schilderst Du uns mal, wie Du einen ähnlichen
> Sudoku-Hype bei Funkenschlag hinkriegen würdest ;-)...
>
Am besten auf die Funkenschlag-Schachteln ganz dick und fett SUDOKU draufschreiben :lol:

Martin

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peer

Re: allg. Marketingversagen

Beitragvon peer » 1. Februar 2006, 15:10

Hi,
Gabi Goldschmidt schrieb:
> Aber vielleicht schilderst Du uns mal, wie Du einen ähnlichen
> Sudoku-Hype bei Funkenschlag hinkriegen würdest ;-)...

Man nennt es "Sudoku-Schlag"? ;-)

Wenn ich Daniel richtig verstehe, meint er,dass Ravensburger (wozu auch Alea gehört) etc. zwar gutes Marketing haben (z.B. Sudoku-Spiel) es aber nicht auf Vielspieler (=alea-Spiele) anwenden. Fragt sich warum das so sein soll - Fällt mir schwer zu glauben.
Was wäre denn ein Weg? Folgt man der Argumentaion wäres es Lizenzprodukte, also Caylus z.B. mit Herr-der-Ringe oder Harry-Potter-Thema und voilá viele neue Vielspieler...

ciao
peer

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Roland G. Hülsmann

Re: Der André-Rieu-Effekt

Beitragvon Roland G. Hülsmann » 1. Februar 2006, 15:41

Günter Cornett schrieb:

> Es spricht ja nichts dagegen Rätselhilfen in Schachtelformat
> zu verkaufen. Aber dann soll man nicht 'Spiel' drauf schreiben.

Nun, zumindest die KOSMOS-Version ist tatsächlich ein wirkliches Mehrpersonenspiel, das auf dem Sudoku-Prinzip beruht. (Natürlich kann man es auch als Rätselhilfe für "echtes" Sudoku verwenden, um Bleistift und Radiergummi zu sparen.) Wir haben es in Bilstein gespielt und es hat uns tatsächlich Spaß gemacht, obwohl (oder gerade weil?) der Glücksanteil nicht unerheblich war.Man mußte tunlichst vermeiden, den anderen die Vorlage zu bieten, ein 9er-Feld zu beenden.
Was die anderen Sudoku-Versionen betrifft, kann ich nicht viel dazu sagen, da ich sie nicht gespielt habe. Die eine oder andere Variante, die ich im Laden gesehen habe, scheint aber tatsächlich eher eine luxuriöse Rätselhilfe für den passionierten Sudoku-Tüftler zu sein. (Ich zähle mich nicht zu dieser Gattung.)

Aber der Begriff "Spiel" beinhaltet noch nicht, daß es für mehrere Personen ist. Auch Solitär[b]spiele[/b] haben ihren Reitz und ihre Berechtigung. Andererseits hätte ich in der Tat Probleme, ein Paket von vier Sudoku-Blöcken und 4 Bleistiften als Mehrpersonenspiel zu bezeichen, wenn es nur darum geht, daß jeder für sich möglichst schnell sein Rätsel löst.

Gruß
Roland

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Roland G. Hülsmann

[OT] kurzfristige Profite

Beitragvon Roland G. Hülsmann » 1. Februar 2006, 15:49

Günter Cornett schrieb:

> Diese Chance, neue Zielgruppen für Spiele zu erschließen,
> wurde zugunsten kurzfristiger Profite vertan.

Wenn das das einzige wäre, was wir zugunstern kurzfristiger Profite vertan haben, wäre mir viel, viel wohler! Aber was erwartest Du in einer Gesellschaft, in der zugunsten kurzfristiger Profite das Leben, die Zukunft und der ganze Rest aufs Spiel gesetzt wird?

(Sorry: saublöde Wortwahl. Mit unserem Hobby hat das nun wirklich nichts zu tun.)

Gruß
Roland

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Günter Cornett

Re: Der André-Rieu-Effekt

Beitragvon Günter Cornett » 1. Februar 2006, 16:11

Roland G. Hülsmann schrieb:
>
> Günter Cornett schrieb:
>
> > Es spricht ja nichts dagegen Rätselhilfen in Schachtelformat
> > zu verkaufen. Aber dann soll man nicht 'Spiel' drauf
> schreiben.
>
> Nun, zumindest die KOSMOS-Version ist tatsächlich ein
> wirkliches Mehrpersonenspiel, das auf dem Sudoku-Prinzip
> beruht. (Natürlich kann man es auch als Rätselhilfe für
> "echtes" Sudoku verwenden, um Bleistift und Radiergummi zu
> sparen.) Wir haben es in Bilstein gespielt und es hat uns
> tatsächlich Spaß gemacht, obwohl (oder gerade weil?) der
> Glücksanteil nicht unerheblich war.Man mußte tunlichst
> vermeiden, den anderen die Vorlage zu bieten, ein 9er-Feld zu
> beenden.

Hä? Was habt ihr denn da gespielt?
Ich lege das 8. Kärtchen, dann kriege ich 7 und ein anderer Spieler - so er das passende Kärtchen hat (was ich nicht wissen kann) - 8 Punkte. Lege ich das 6.Kärtchen bekomme ich 5, der andere Spieler 6 Punkte. Allerdings ist hier die Wahrscheinlichkeit höher, dass er tatsächlich ein passendes Kärtchen hat.

Natürlich ist es immer besser so zu legen, dass in der Folge möglichst kein Kärtchen mehr an den punkteträchtigen Stellen abgelegt werden kann. Aber ob man einem anderen Spieler damit Schaden zufügt oder sich selbst, weiß man erst, wenn man wieder dran ist.


Das mit den Extra-Punkten für die neunte Zahl ist aus der Jumbo-Version. Da darf man aber beliebig viele Karten ablegen, so dass es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass der Gong der Sanduhr zwischen dem 8. und 9. Kärtchen ertönt. :)


> Was die anderen Sudoku-Versionen betrifft, kann ich nicht
> viel dazu sagen, da ich sie nicht gespielt habe. Die eine
> oder andere Variante, die ich im Laden gesehen habe, scheint
> aber tatsächlich eher eine luxuriöse Rätselhilfe für den
> passionierten Sudoku-Tüftler zu sein. (Ich zähle mich nicht
> zu dieser Gattung.)
>
> Aber der Begriff "Spiel" beinhaltet noch nicht, daß es für
> mehrere Personen ist. Auch Solitär[b]spiele[/b] haben ihren
> Reitz und ihre Berechtigung. Andererseits hätte ich in der

Jo, da grüßt der Erlkönig.

Ein Solitär-Sudoku ist aber nicht viel mehr als eine Mathe-Aufgabe.
Es ist ein Rätsel, kein Spiel.

> Tat Probleme, ein Paket von vier Sudoku-Blöcken und 4
> Bleistiften als Mehrpersonenspiel zu bezeichen, wenn es nur
> darum geht, daß jeder für sich möglichst schnell sein Rätsel
> löst.

Jo, das ist meine Kritik.

Gruß, Günter

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Günter Cornett

Re: [OT] kurzfristige Profite

Beitragvon Günter Cornett » 1. Februar 2006, 16:12

Roland G. Hülsmann schrieb:
>
> Günter Cornett schrieb:
>
> > Diese Chance, neue Zielgruppen für Spiele zu erschließen,
> > wurde zugunsten kurzfristiger Profite vertan.
>
> Wenn das das einzige wäre, was wir zugunstern kurzfristiger
> Profite vertan haben, wäre mir viel, viel wohler! Aber was
> erwartest Du in einer Gesellschaft, in der zugunsten
> kurzfristiger Profite das Leben, die Zukunft und der ganze
> Rest aufs Spiel gesetzt wird?

Da hast du natürlich verdammt recht.

Gruß, Günter

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Marten Holst
Kennerspieler
Beiträge: 1787

[OT] Joooooooooooooooooooooooost

Beitragvon Marten Holst » 1. Februar 2006, 16:32

Moin Jost,

mein Offlinereader hat Rachitis. Kann man da nicht was machen? ;-)

Tschüß
Marten

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Marten Holst
Kennerspieler
Beiträge: 1787

RE: allg. Marketingversagen

Beitragvon Marten Holst » 1. Februar 2006, 16:32

Moin,

> Sudoku verkauft sich also nicht ÖFTERS, weil es ein
> BESSERES Spiel
> als Funkenschlag, Puerto Rico oder Caylus ist, sondern weil
> es ANDERS
> VERMARKTET wird.

Wobei man erwähnen sollte, dass ein Großteil der anderen Vermarktung natürlich nicht von und durch die Spieleverlage erledigt wird. Sudokus gibt es - unabhängg von Spieleverlagen und deren Investitionsbudgets - in Zeitungen. Carcassonne nicht.

> Sudoku ist nicht nur im kleinen Spezialgeschäft oder via
> Internet-
> Versand erhältlich. Nein, man findet es in jedem Kaufhaus!
>
> Umgekehrterweise, wenn ich in einem Kaufhaus die
> Spieleregale betrachte,
> dann sehe ich fast ausschliesslich das gesamte Angebot von
> Ravensburger
> und Hasbro, aber keine anderen Verlage und somit auch keine
> SdJ-Gewinner
> der letzten Jahre.

wir scheinen in verschiedene Kaufhäuser zu gehen. Diejenigen, die ich kenne und die überhaupt noch Spiele führen (das wiederum wäre ein anderes Thema) haben grundsätzlich Hasbro, Schmidt samt Puzzles, Ravensburger samt einer kompletten Alea-Linie, aber eben auch Kosmos, Zoch, sowie bei den Kartenspielen so ziemlich die komplette Klassikerliste, anscheinend weitestgehend verlagsunabhängig. Klar ist das nicht die komplette Liste an Verlagen, aber zumindest einige Spiele sind da schon dabei - speziell das angesprochene Puerto Rico. Und Spiele des Jahres auch alle, zumindest im entsprechenden Jahr und noch 1-2 danach.

Was sie oftmals nicht haben ist Personal, das weiß, was es verkauft. Aber auch das ist ein anderes Thema (und nicht wirklich anders als in anderen Abteilungen) :-)

> Warum ist Sudoku so bekannt?
> Weil es in den verschiedensten Printmedien auf der
> Rätselseite zu
> finden ist.
> Warum soll man sich diesen Publicity-Effekt nicht zu Nutze
> machen
> und eine Spielesituation eines Carcassonne in der Zeitung
> abdrucken,
> mit 3 Plättchen zur Auswahl; welches Plättchen müssen Sie
> auswählen
> und wie anlegen damit Spieler A am meisten Punkte kriegt?

Der Ansatz ist interessant und könnte vielleicht etwas bringen. Zunächst: welche Zeitung riskiert ein Rätsel, das ihre Kunden erst mal nicht kennen. Klar wird es welche geben (auch Sudoku hat mal angefangen), aber man muss da sehr klein anfangen und sehr lange durchhalten bevor es sich lohnt. Eventuell fallen Tantiemen an, auf jeden Fall benötigt man einen "Redakteur", der solche Rätsel sinnvoll entwerfen kann. Man darf bei den Vergleichen nicht vergessen, dass zum einen Sudoku ein Rätselprodukt per se ist, das heißt aus wenig Regeln eine Knobelei zu basteln versucht. CC müsste man wohl erst einmal abspecken. Zum anderen hatte Sudoku einige Zeit "Vorlauf" in Japan bevor es rüberschwappte. Ein solcher Trend kann zwar sicherlich theoretisch auch bei Spielen virtuell aus dem Nichts auftauchen, aber steuern kann man das nicht. Man müsste halt viel Geld erst einmal investieren, das oftmals auch gar nicht da ist.

Und das alles unter der unbestätigten Annahme, dass der Markt überhaupt existiert.

Tschüß
Marten

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Daniel_R

Re: allg. Marketingversagen

Beitragvon Daniel_R » 1. Februar 2006, 16:35

peer schrieb:
> Wenn ich Daniel richtig verstehe, meint er,dass Ravensburger
> (wozu auch Alea gehört) etc. zwar gutes Marketing haben (z.B.
> Sudoku-Spiel) es aber nicht auf Vielspieler (=alea-Spiele)
> anwenden. Fragt sich warum das so sein soll - Fällt mir
> schwer zu glauben.

Nö, so meinte ich das nicht, aber na ja, zumindest der Vertrieb stimmt.

Die Frage die sich stellt ist, wieso ordert ein Einkäufer (der Warenhauskette)
sämtliche Ravensburger Produkte (Puzzles/Spiele für Kinder/evtl. sogar alea),
ignoriert (ausser Hasbro) gleichzeitig sämtliche anderen Verlage.

Möglichkeiten (in zufälliger Reihenfolge):
1. Der Einkäufer kriegt einen Bonusrabatt, wenn er so etwas wie ein Exklusivvertrag abschliesst (ein böser Gedanke, ich weiss),
2. Der Einkäufer verlangt Stückzahlen die Verlage wie HiG oder DoW nicht liefern können/wollen.
3. Die Einkäufer haben keine Ahnung, dass es neben Hasbro und Ravensburger noch etwas anderes gibt (Au Backe!).
4. Interne Vorschriften welche eine zu hohe Diversifikation untersagen.


> Was wäre denn ein Weg? Folgt man der Argumentaion wäres es
> Lizenzprodukte, also Caylus z.B. mit Herr-der-Ringe oder
> Harry-Potter-Thema und voilá viele neue Vielspieler...

Richtig schlussgefolgert!
Dabei ist es irrelevant ob der Kunde mit dem Harry Potter-Caylus zufrieden ist oder nicht, hauptsache er hat es gekauft aufgrund seiner Affinität zum Thema.
Ist das Spiel sogar noch gut, könnte Interesse an anderen guten Brettspielen geweckt werden (unabhängig des Themas). Quasi ein Kollateral-Nutzen :lol:

Aus diesem Grund ist mir kürzlich in einem ansonsten schlecht sortierten Spielegeschäft aufgefallen, dass bei den Herr der Ringe Produkten auch "der Ringkrieg" zu finden war (ansonsten aber kein anderes Spiel von Phalanx).
Hier erfolgte der Einkauf ganz klar fokussiert auf das Thema.


Gruss Daniel




>
> ciao
> peer

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Tim-spielbox

Re: [OT] kurzfristige Profite

Beitragvon Tim-spielbox » 1. Februar 2006, 17:28

> Aber was erwartest Du in einer Gesellschaft, in der zugunsten
> kurzfristiger Profite das Leben, die Zukunft und der ganze
> Rest aufs Spiel gesetzt wird?

Diese Analyse hat mir der Realität nicht viel zu tun, denke ich.


Tim

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Tim-spielbox

Re: [OT] kurzfristige Profite

Beitragvon Tim-spielbox » 1. Februar 2006, 17:28

> Aber was erwartest Du in einer Gesellschaft, in der zugunsten
> kurzfristiger Profite das Leben, die Zukunft und der ganze
> Rest aufs Spiel gesetzt wird?

Diese Analyse hat mit der Realität nicht viel zu tun, denke ich.


Tim

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Thomas J

Re: [OT] kurzfristige Profite

Beitragvon Thomas J » 1. Februar 2006, 17:44


Tim schrieb:

> Diese Analyse hat mit der Realität nicht viel zu tun, denke
> ich.
>
>
> Tim

Hallo Tim
da liegst du wohl falsch, Beispiele dafür gibt es mehr als genug in Politik und Wirtschaft. Wer das nicht sieht muß blind sein.

Gruß

Thomas

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Mike Merten

Re: allg. Marketingversagen

Beitragvon Mike Merten » 1. Februar 2006, 17:48

Daniel_R schrieb:
> Möglichkeiten (in zufälliger Reihenfolge):
> 1. Der Einkäufer kriegt einen Bonusrabatt, wenn er so etwas
> wie ein Exklusivvertrag abschliesst (ein böser Gedanke, ich
> weiss),
> 2. Der Einkäufer verlangt Stückzahlen die Verlage wie HiG
> oder DoW nicht liefern können/wollen.
> 3. Die Einkäufer haben keine Ahnung, dass es neben Hasbro und
> Ravensburger noch etwas anderes gibt (Au Backe!).
> 4. Interne Vorschriften welche eine zu hohe Diversifikation
> untersagen.
>

Und das Problem der Rendite nicht vergessen. Was nutzt es dem Händler, wenn er pro Monat ein Caylus verkauft, an dem er (als Hausnummer) 10 € verdient? Selbst, wenn es bei Monopoly nur 5 € wären: Wenn er davon pro Woche eines verkauft, dann wäre das schon 20 € im Monat.

Ladenhüter nehmen im Regal Platz weg und schaffen keinen Umsatz. Warum sich so einen Klotz ans Bein binden?

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Tim-spielbox

Re: [OT] kurzfristige Profite

Beitragvon Tim-spielbox » 1. Februar 2006, 19:06

> da liegst du wohl falsch, Beispiele dafür gibt es mehr als
> genug in Politik und Wirtschaft. Wer das nicht sieht muß
> blind sein.

Profite haben in Deutschland völlig zu unrecht einen schlechten Ruf. Sie sind jedenfalls eine der wichtigsten Antriebskräfte unseres Wohlstands. Warum das so ist und warum wir alle von ertragsstarken Unternehmen profitieren, erfordert wohl eine etwas umfangreichere Darstellung, als hier möglich ist. Und ob der Profit eines Unternehmens "kurzfristig" ist, kann man von außen in den meisten Fällen gar nicht feststellen. Insofern ist der Begriff "kurzfristige Profite" eigentlich vor allem polemisch, finde ich.


Tim

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Günter Cornett

Re: [OT] kurzfristige Profite

Beitragvon Günter Cornett » 1. Februar 2006, 19:43

Tim schrieb:
>
> > da liegst du wohl falsch, Beispiele dafür gibt es mehr als
> > genug in Politik und Wirtschaft. Wer das nicht sieht muß
> > blind sein.
>
> Profite haben in Deutschland völlig zu unrecht einen
> schlechten Ruf. Sie sind jedenfalls eine der wichtigsten

Das würd ich jetzt nicht so generalisieren. Hier geht es konkret um Profite durch schlechte Spiele mit dem Label Sudoku.

> Antriebskräfte unseres Wohlstands. Warum das so ist und warum
> wir alle von ertragsstarken Unternehmen profitieren,
> erfordert wohl eine etwas umfangreichere Darstellung, als
> hier möglich ist. Und ob der Profit eines Unternehmens


Na, so pauschal ist das ganz sicher falsch. Wer sind denn 'wir alle'?
Es gibt zu viele Menschen, die davon nicht gewinnen sondern verlieren.
Profit sollte man sicher nicht pauschal verteufeln. Aber es ist auch kein Grund Hungersnöte, Klimaschäden, 100.000 Jahre Atommüll, Krieg ums Öl, ... nur durch die rosa Wohlstandsbrille zu betrachten.


> "kurzfristig" ist, kann man von außen in den meisten Fällen
> gar nicht feststellen. Insofern ist der Begriff "kurzfristige
> Profite" eigentlich vor allem polemisch, finde ich.

Bei der Veröffentlchung von Spielen kann man das schon beurteilen.
Die 'Spiele', von denen wir hier reden, wurden in relativ kurzer Zeit zusammengemanscht.

Ich darf nochmal zitieren:
"Jörg Mutz von der Agentur Jeschenko, die für Hasbro arbeitet, erklärt, warum so viele Sudoku-Brettspiele erscheinen: "Das Spiel ist lizenzfrei, man benötigt keinen Autor oder eine aufwändige Redaktionsarbeit." Also, ein schnell und günstig entwickeltes Spielprinzip. "
Gerlinde Rode und Michael Weber in
http://www.reich-der-spiele.de/specials/Essen2005-Sudoku.php

Es geht um die schnelle Mark, nicht um qualitativ gute Spiele.
Vom ökonomischen Standpunkt ist das verständlich. Wer sich mehr Zeit für ein gutes Spiel lässt, hat höheren Aufwand und verpasst einiges an Gewinn. Das ist eben die Kehrseite der profitorientierten Wirtschaft.

Dass es trotzdem auch ökonomisch sinnvoll ist, gute Spiele zu machen, steht auf einem anderen Blatt.

Gruß, Günter

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Daniel_R

Re: allg. Marketingversagen

Beitragvon Daniel_R » 1. Februar 2006, 19:59

Mike Merten schrieb:

> Und das Problem der Rendite nicht vergessen. Was nutzt es dem
> Händler, wenn er pro Monat ein Caylus verkauft, an dem er
> (als Hausnummer) 10 € verdient? Selbst, wenn es bei Monopoly
> nur 5 € wären: Wenn er davon pro Woche eines verkauft, dann
> wäre das schon 20 € im Monat.
>
> Ladenhüter nehmen im Regal Platz weg und schaffen keinen
> Umsatz. Warum sich so einen Klotz ans Bein binden?


Hallo Mike,
Ich nehme an, Deine Aussage mit den Ladenhütern war allgemeiner Natur und nicht im speziellen auf Caylus gemünzt (welches ja das Gegenteil eines Landhüters ist, da ausverkauft).
Beim Einkauf sollte man es natürlich tunlichst vermeiden einen Ladenhüter einzukaufen. Deswegen sollte man, wenn man selber kein Spielewissen hat, auf Preisträger wie SdJ oder DSP zurückgreifen.
Dass ein Spiel von einer "spielerischen Stiftung Warentest" empfohlen wird, ist verkaufsfördernd und sollte auf der Spielverpackung ersichtlich sein, oder sonst muss man als Händler/Kaufhaus das am Regal anschreiben, damit Kunden auch ohne Verkaufspersonal erkennen können, dass es sich hier um ein aktuelles und gutes Produkt handelt. Weitere POS-Massnahmen (point of sale) wie am Regal befestigte Sticker "Kaufhof-Tip / garantierter Spielspass" wecken zusätzliches Interesse / Vertrauen in ein unbekanntes Spiel (im Gegensatz zu Monopoly, welches solches nicht mehr notwendig hat). Einfach ins Regal stellen reicht nicht, ein Mindestmass an Verkaufsförderung muss betrieben werden.

Grüsse Daniel

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Tim-spielbox

Re: [OT] kurzfristige Profite

Beitragvon Tim-spielbox » 1. Februar 2006, 21:01

> Das würd ich jetzt nicht so generalisieren. Hier geht es
> konkret um Profite durch schlechte Spiele mit dem Label Sudoku.

Sorry, hatte ich wohl tatsächlich zu allgemein verstanden.

> Profit sollte man sicher nicht pauschal verteufeln.

Genau das scheinen viele Leute in diesem Land aber zu tun. Effekt: Es entsteht ein Meinungsklima, in dem die Politik irrationale Entscheidungen trifft. D.h. bestimmte politische Programme bewirken oft glatt das Gegenteil dessen, was beabsichtigt war.

> Aber es ist auch kein Grund Hungersnöte, Klimaschäden,
> 100.000 Jahre Atommüll, Krieg ums Öl, ... nur durch die
> rosa Wohlstandsbrille zu betrachten.

Ich sehe schon, wir vertreten bei diesem Thema unterschiedliche Ansichten. Sollten wir vielleicht mal außerhalb dieses Forums diskutieren, sonst lynchen uns die anderen noch. :)

> Es geht um die schnelle Mark, nicht um qualitativ gute Spiele.

Was qualitativ gut ist, entscheidet im Einzelfall der Käufer, nicht ich.


Tim

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Marten Holst
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RE: [OT] kurzfristige Profite

Beitragvon Marten Holst » 1. Februar 2006, 21:54

Moin,

> Insofern ist der Begriff
> "kurzfristige Profite" eigentlich vor allem polemisch,
> finde ich.

Er beschreibt allerdings ein "real existierendes" Phänomen, gerade auch im Zusammenhang mit der so genannten "Shareholder Value"-Problematik: Viele Aktionäre verwenden gedanklich einen zu hohen internen Zinsfuß und lassen sich von einer, sagen wir mal, "kreativen" Buchführung beeindrucken. Das klassische Beispiel: Personalkosten sind per se erst einmal schlecht, Investitionen gut. Wenn ich nun mein Personal feuere und statt dessen externes Know How einsetze (Unternehmensberatung) um diesen Job zu machen, so kann ich das an günstigerer Stelle verbuchen. Ich zahle zwar mehr für das gleiche Ergebnis, aber die Buchhaltung sieht einfach netter aus. Dieses Problem scheint aber abzunehmen. Das andere klassische Beispiel ist die immer noch überall rumturnende Sell-and-lease-back-Manie. Auch hier ömmeln "kurzfristige Profite" herum, die langfristig aus Unternehmenssicht sehr wenig wünschenswert sind.

Tschüß
Marten

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Marten Holst
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RE: [OT] kurzfristige Profite

Beitragvon Marten Holst » 1. Februar 2006, 21:54

Moin,

>> Aber es ist auch kein Grund Hungersnöte, Klimaschäden,
>> 100.000 Jahre Atommüll, Krieg ums Öl, ... nur durch die
>> rosa Wohlstandsbrille zu betrachten.
>
> Ich sehe schon, wir vertreten bei diesem Thema
> unterschiedliche Ansichten.

Ich hoffe und denke, Du meinst nicht wirklich den Satz, auf den Du Dich beziehst, sondern nur eine Assoziation dazu, oder?

Tschüß
Marten

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Helmut Lehr

[OT]Re: Der André-Rieu-Effekt

Beitragvon Helmut Lehr » 1. Februar 2006, 23:07

Tim schrieb:
Die unerträglichen Walzer-Einspielungen von
> André Rieu

Was ist daran "unerträglich" bitte?

SG
Helmut (der Wiener Walzer mit Rechts- und Linksdrehung gerne auf André Rieus Musik tanzt)

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Thomas J

Re: [OT] kurzfristige Profite

Beitragvon Thomas J » 2. Februar 2006, 00:10

Tim schrieb:
>
> .
>
> Profite haben in Deutschland völlig zu unrecht einen
> schlechten Ruf. Sie sind jedenfalls eine der wichtigsten
> Antriebskräfte unseres Wohlstands. Warum das so ist und warum
> wir alle von ertragsstarken Unternehmen profitieren,
> erfordert wohl eine etwas umfangreichere Darstellung, als
> hier möglich ist. Und ob der Profit eines Unternehmens
> "kurzfristig" ist, kann man von außen in den meisten Fällen
> gar nicht feststellen. Insofern ist der Begriff "kurzfristige
> Profite" eigentlich vor allem polemisch, finde ich.
>
>
> Tim
Hallo Tim,
Profite an sich sind auch gar nichts schlechtes und ich meine auch sicher
nicht die Spiele Hersteller sondern Großfirmen die International agieren.
Wenn es interessiert dem kann das ich Buch " Asoziale Martwirtschaft "
von Hans Weiss, Ernst Schmiederer ans Herz legen.

Gruß
Thomas

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Günter Cornett

Re: [OT] kurzfristige Profite

Beitragvon Günter Cornett » 2. Februar 2006, 02:13

Tim schrieb:

> > Es geht um die schnelle Mark, nicht um qualitativ gute
> Spiele.
>
> Was qualitativ gut ist, entscheidet im Einzelfall der Käufer,
> nicht ich.

Der Käufer entscheidet, was er kauft.
Da geht es oft mehr um Äußerlichkeiten (Thema, Spieleschachtel) als um die 'inneren Werte'. Ein Kauf ist daher nicht automatisch eine Aussage über die Qualität der Ware, mitunter eine über die Verkaufsstrategie oder gar das Urteilsvermögen und die Entscheidungsfreiheit des Käufers. Oder sind z.B. Drogen qualitativ gute Produkte, nur weil sie gekauft werden, immer wieder und zu einem hohen Preis?


Bei Spielen hängt sehr vieles aber nicht alles vom Geschmack der Zielgruppen ab.

Bei vielen Spielen kann man nur ein bedingtes Qualitätsurteil fällen, indem man sagt: gut für diese oder jene Zielgruppe, diesen oder jenen Zweck. Es gibt aber auch schlechte Spiele und Machwerke, die als Spiele verkauft werden, aber gar keine sind.

Natürlich steht es einem Käufer auch frei, sich einen Brathering zum Spielen zu kaufen. Aber das macht aus einem Brathering noch lange kein gutes Spiel - auch wenn der Käufer das anders sehen mag.

Gruß, Günter

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Peter Gustav Bartschat

Re: [OT] kurzfristige Profite

Beitragvon Peter Gustav Bartschat » 2. Februar 2006, 06:26

Tim schrieb:
> Und ob der Profit eines Unternehmens
> "kurzfristig" ist, kann man von außen in den meisten Fällen
> gar nicht feststellen.

Natürlich kann jeder den Begriff "kurzfristige Profite" verstehen wie er will - wie alles im Leben.

Ich gebe mal ein Beispiel dafür, wie ich ihn sehe:

Hier in Augsburg gab es bis vor ungefähr 15 Jahren eine große Textilfabrik, die Arbeitgeber für ein paar hundert Menschen und vermutlich eine etwa gleich hohe Zahl von Menschen in Zulieferungsbetrieben war.

Das Unternehmen geriet in den 80er Jahren, in eine Krise. Die Anteilseigner erwarteten natürlich trotzdem Gewinnausschüttungen und machten dem Management deutlich, dass das die oberste Priorität war.

Daher entschloss sich das Management, folgende Maßnahme zu ergreifen:

Sie verkauften ihren ganzen Maschinenpark an ein Leasing-Unternehmen und leasten ihn dann von diesem zurück. Das ergab einen tollen Gewinn im Jahre des Verkaufs, und in jedem folgenden Jahr beachtliche Kosten für die Leasingraten - insgesamt natürlich wesentlich höher, als der Verkaufserlös gewesen war

Im Jahr des Verkaufs konnten sie einen Gewinn ausweisen, und die Manager hatte ihre Posten für ein weiteres Jahr gesichert. Für jedes Folgejahr hatten sie dem Unternehmen Schaden durch zusätzliche Kosten zugefügt: Der Gewinn wurde nämlich nicht an anderer Stelle investiert - dann hätte dieser Vorgang durchaus sinnvoll sein können - sondern an die Anteilseigner ausgeschüttet.

Das ist das, was ich unter einem "kurzfristigen Profit" verstehe.

(Anschließend haben sie dann übrigens angefangen, Grundstücke zu verkaufen, die bis dahin vermietet waren. Anfang der 90er Jahre hatten sie alles verkauft, was das Unternehmen zur Weiterbestehen gebraucht hätte, und dann wurde es geschlossen.)

--

Übrigens: Wenn ein Verlag ein Sodoku (richtig geschrieben?)-Spiel herausbringt, dann fällt das meiner Meinung nach NICHT in den Bereich "kurzfristige Profite". Aufgabe eines Spiele-Verlages ist es, Spiele herauszubringen, und wenn er Spiele herausbringt, dann tut er genau das Richtige.

Wer darauf verzichtet, Spiele - zu dem noch gut verkäufliche Spiele - herauszubringen, weil jemand der Meinung sein könnte, es habe etwas verwerfliches, erfolgreiche Spiele herauszubringen, der handelt meiner Meinung nach im selben Maße unverantwortlich wie jemand, der wichtige Anlagegüter verkauft, um EINMAL einen Gewinn in der Bilanz zeigen zu können, ohne die längerfristigen Nachteile des Fehlens dieser Anlagegüter zu berücksichtigen.

Es ist also in der Tat beiweitem nicht jeder wirtschaftliche Erfolg zugleich ein "kurzfristiger Profit".

Mit einem lieben Gruß
Gustav


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