Beitragvon Roman » 27. April 2007, 03:17
Hi Marcus,
erstmal, wie einige andere auch, sehe ich das so, dass man ein solches Thema wahrlich nicht unter der [OT]-Piratenflagge hissen muss. Dafür geht's zu sehr um das "Cui bono".
Marcus schrieb:
> Im Regelfall versucht jeder Beiteiligte eines Spiels das
> Spiel zu gewinnen. Schon alleine weil es so in großen
> Buchstaben als Ziel des Spiels in der Anleitung steht.
Gewinnen - gerne. Nur weil es in der Anleitung steht? Nein.
> Bei einigen Würfel- und Kartenspielen, was man in der
> Szene oft als leichte Koste betitelt, mag ja eine
> Niederlage noch relativ egal sein, sind ja nur
> Glücksspiele um "Wenigspieler"
> zu ködern,
Im Prinzip geht um es um ein und dasselbe - das "Gewinnen wollen" und das "Verlieren können". Familienspiele machen es Nichtspielespinnern etwas leichter, ihre Niederlage [i]nicht[/i] eingestehen zu müssen. Zu verlieren ist immmer schwieriger als zu gewinnen.
> Da bei einem Spiel für vier Spieler aber über die Hälfte,
> um genauer zu sein ca. 75%, das Spiel als Verlierer
> beenden, wird man doch sehr oft Zeuge wie ernst die
> ganze Spielerei ist.
Da sagst Du etwas sehr Wahres.
> Da gibt es Personen, die bei einem Spiel welches jeder
> zum ersten mal spielt, bereits in der ersten Runde
> anfangen zu nörgeln, dass sie einen falschen Zug gemacht
> haben, weil sie heute einen schlechten Tag haben und
> jetzt ihren Mitspielern den Sieg geschenkt haben.
Bei Exemplaren, die ich gut kenne, würde ich antworten: "Und wo ist der Bus mit den Leuten, die's interessiert? Fehler ist Fehler, und am Ende gewinnt manchmal der, der am wenigsten Fehler gemacht hat - vielleicht auch nur, weil er oder sie mal einen guten Tag hatte, der überfällig war."
> Die Nörgelei geht dann so lange bis sie am
> Ende das Spiel gewonnen haben.
Das berüchtigte "Jammern bis zum Sieg"? Ja, es gibt manche Leute, die verfolgen das sogar in Form einer psychologischen Kriegsführung ganz konsequent.
> Bei anderen Spielern die weniger Glück am Ende haben,
> kann die ganze Spielerei zu Scheidungen und dem Ende
> langer Freundschaften führen.
Deswegen gibt es ja die in Szenekreisen so oft verpönten Familienspiele. Nur gibt es eben auch welche in der Szene, die nicht verlieren können, aber sich zu erhaben für "einfache Kost" fühlen. Und genau diese Klientel ist auch für mich der Grund, warum auch ich - mit wenigen Ausnahmen - ungerne an Turnieren teilnehme.
> Da ist es doch am besten man überlässt es gar nicht
> erst dem Zufall und testen akribisch jede Siegstrategie
> am PC bis man mit dicken Ringen unter den Augen die
> perfekte Strategie gefunden hat
Es gibt sehr unterschiedliche Motive, nach Siegstrategien bewusst zu suchen, mir fallen spontan drei ein: a) Weil man unbedingt gewinnen will, b) Weil man einen Spielmechanismus "knacken" will, c) Weil man ein Spiel, das einem Spaß bereitet, verstehen möchte.
> Aber was ist ein Sieg eigentlich wert den die Mitspieler
> nicht Ritterlich anerkennen,
Kommt auf die Mitspieler drauf an. In meinen Runden würde ich jedoch nichts auf einen Sieg geben, den meine Mitspieler nicht anerkennen.
> auch wenn sie wirklich wie
> Idioten gespielt haben, sondern jeder nur nach einem
> Grund sucht durch den dieser Sieg überhaupt
> erst zu Stande kommen konnte?
Wenn die Grundsuche über übliche Neckerei unter Freunden hinausgeht, ist es wohl die Suche nach vermissten Ego-Streicheleien.
> Ist der Sieger derjenige
> der besser oder weniger schlecht gespielt hat?
Sieger ist für mich derjenige, der mit echtem Ehrgeiz spielt und akzeptieren kann, dass er auch mal verliert.
Ciao,
Roman