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The same procedure as every year

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
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Lorion42
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Re: NOT the same discussion as every year

Beitragvon Lorion42 » 26. Juni 2007, 22:22

exactly!
ich bin eigentlich eher Filmfreak als Vielspieler und beim Oscar wird eigentlich auch jedes Mal die selbe Art von Film ausgezeichnet. Es ist weder der Massentauglichste Film (ist ja beim SdJ auch das selbe: hier gewinnt auch nicht MonopolyverschnittX), noch der Anspruchsvollste und schon gar nicht der Beste.
Um beim Oskar zu gewinnen brauchst du mächtiges Material, möglichst etwas aufrüttelndes, Emotionen, Drama und das ganze möglichst lang.
Zwischendurch ist dann auch mal etwas anderes (Chicago) (beim SdJ: VillaPaletti) dabei. Es wird auch meist ein kleiner Indipendentfilm mit nominiert (z.B. Sideways) der dann aber sowieso keine Chance hat...

Ich seh da eigentlich keinen Unterschied...
Academy oder Jury... alles das Selbe

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Matthias Wagner
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Re: The same procedure as every year

Beitragvon Matthias Wagner » 26. Juni 2007, 22:54

Glaubst du wirklich dass die meisten das überhaupt interessieren würde...selbst wenn sie es wüßten?

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xaverius
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Beiträge: 252

{OT} Danke!

Beitragvon xaverius » 26. Juni 2007, 22:54

...für dein Statement!

gruss xaverius

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chrisli
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Beiträge: 80

Re: The same procedure as every year

Beitragvon chrisli » 26. Juni 2007, 23:19

Hallo,
wie gewinnt man neue Spieler und kann das Kulturgut Spiel fördern.
Uli Blennemann hat ja da sich sehr kritisch geäußert.
Ich denke auch das die Jury ihren Worten auch Taten folgen lassen sollte.
Mit der Auszeichnung von familienfreundlichen Spielen, die von Oma gekauft unter Weihnachtsbaum landen um das in vielen Fällen im Regal zu verstauben ist es doch nicht getan.
Sind wir wirklich solche Exoten oder wurde bis jetzt einfach noch zuwenig gemacht um das Kulturgut Spiel zu fördern. Welche Möglichkeiten gibt es noch die Menschen näher an Spiele heranzuführen?
Was denkt ihr darüber?
Obwohl ich sagen muss die Auswahlliste ist doch garnicht mal so verkehrt und das Spiel des Jahres kann sich auch sehen lassen mit Zooloretto.
Aber wenn nicht mehr geschieht, wird sich die Jury in 10 Jahren noch wiederholen ohne wirklich was zu ändern oder neue Wege zu erschließen.

Gruß,
chrisli

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Werner Bär
Kennerspieler
Beiträge: 450

Re: The same procedure as every year

Beitragvon Werner Bär » 27. Juni 2007, 00:53

> > Dieser Aussage kann ich mich nur anschließen !!!
> > Für "Spieler" die immer nur Anspruchvolles spielen wollen,
> > gibst ja noch den Deutschen Spielepreis.
>
>
> Den gibt es zwar, aber in der Öffentlichkeit bzw. bei der
> Zielgruppe für das Spiel des Jahres hat er aber nicht den
> Stellenwert wie der rote Pöppel. Leider.

Zwangsläufig.

Das SDJ hat seinen Stellenwert, weil viele Familien das SDJ kaufen und damit normalerweise sehr zufrieden sind. Deshalb kaufen sie es im folgenden Jahr wieder. Deshalb führt es zu hohen Auflagen, und deshalb wird darüber berichtet.

Wenn die Durchschnittsfamilie aufgrund des DSP-Logos Caylus kauft, hat sie einen Grund, Spiele mit diesem Logo zukünftig zu ignorieren.

Werner.

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thwasu
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Re: The same procedure as every year

Beitragvon thwasu » 27. Juni 2007, 09:55

Danke an alle, die sich mit meiner Frage beschäftigt haben.

Meine Absicht war es nicht, irgendwelche Spiele schlecht zu machen (auch wenn die Spiele des Jahres selten meinen Geschmack treffen), sondern einfach nur die Frage zu stellen, ob man den Leuten nicht etwas falsches vorgaukelt.

Das ist halt mein Eindruck.

Wenn sich jemand angegriffen gefühlt hat, sorry !

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sporb
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Beiträge: 340

RE: The same procedure as every year

Beitragvon sporb » 27. Juni 2007, 10:49

"Stefan Keller" hat am 26.06.2007 geschrieben:

> Stefan (der auch lieber die Säulen d. Erde vorn gesehen
> hätte, den es aber für Abacus sehr freut)

Das ist doch viel zu schlecht ausbalanciert (Geldschreiner), hat zuviele Glücksfaktoren, keine langfristige Strategienetwicklung (Handwerker werden in jeder Runde deutlich stärker und die ersten beiden Runden sind punkte- u. handwerkermässig völlig überflüssig.

So!

cu, sporb (Achtung, dieses Posting enthält eine Meinung, wenn nichts anderes dabeisteht!)

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Daniel R.
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Re: The same procedure as every year

Beitragvon Daniel R. » 27. Juni 2007, 12:50

thwasu schrieb:
>
> Wenn sich jemand angegriffen gefühlt hat, sorry !


In diesem Forum gilt schon lange, was Nena schon vor Jahren mit 99 Luftballons besang:

[i]"Die Nachbarn haben nichts gerafft
und fühlten sich gleich angemacht, ..."[/i]

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Daniel R.
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Re: The same procedure as every year

Beitragvon Daniel R. » 27. Juni 2007, 13:10

Maike Mette schrieb:
>
> Zielsetzung
> Die im Rahmen des Kritikerpreises "Spiel des Jahres"
> verliehenen Auszeichnungen sollen das Kulturgut Spiel
> fördern, den Gedanken des Spielens im Familien- und
> Freundeskreis beleben und eine Orientierungshilfe im großen
> Spielangebot geben.
>
> Da steht NICHT drin:
> Zielsetzung
> Die im Rahmen des Kritikerpreises "Spiel des Jahres"
> verliehenen Auszeichnungen sollen die besten Spiele eines
> Jahrgangs herausheben und eine Orientierungshilfe im großen
> Spieleangebot geben.
>
> Vorschlag zur Güte: lest doch einfach was die Zielsetzung des
> SdJ ist und wenn schon jedes Jahr darüber diskutiert werden
> soll dann doch einfach mal in Hinblick auf die Zielsetzung.
>

Genau dort liegt ja das Problem: "Förderung des Kulturgutes Spiel".

Ein Kulturgut das gepflegt und gefördert werden soll, darf nicht den kleinsten Nenner bedienen, ansonsten findet keine Förderung, sondern nur Verkauf statt.

Würde eine Winzervereinigung auf die selbe Art einen Preis vergeben wie das SdJ, dann würde nicht ein hervorragender Wein zum "Wein des Jahres", welcher Gourmets und die breite Masse gleichermassen (!) begeistert, sondern der Wein, welcher dem anspruchslosen Alkoholiker vermeintlich am besten schmeckt.

Was aber noch schlimmer ist: es gewinnt nicht mal der Wein, welcher vom Alkoholiker am meisten gekauft würde, sondern der Wein mit derjenigen Etikette, die am einfachsten erkennen lässt, dass sich in der Flasche Wein befindet.

Kein Wunder schütteln die Gourmets und Hobbyköche die Köpfe, da mit so einem Entscheid keine Kultur gefördert wird, sondern der kleinste gemeinsame Nenner!

Dies bedeutet nicht, dass Niagara oder Zooloretto schlechte Spiele sind, aber dass mit deren Wahl keine oder kaum Kulturförderung (ein erklärtes Ziel der Jury) stattfindet.


Viele Grüße
Daniel
(nein, ich bin kein Alkoholiker ;) )

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Daniel R.
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Re: Regel vs. Spielkomplexität

Beitragvon Daniel R. » 27. Juni 2007, 13:19

Werner Bär schrieb:
>
> Wenn die Durchschnittsfamilie aufgrund des DSP-Logos Caylus
> kauft, hat sie einen Grund, Spiele mit diesem Logo zukünftig
> zu ignorieren.


Richtig und doch muss ich widersprechen, bzw. noch differenzieren:

Natürlich ist Caylus ein langes (2-3h) und eher komplexes Spiel. Jedoch sind nicht diese beide Fakten das grösste Problem, sondern die Spielregel, bzw. der Prozess das Gelesene in einen praktischen Ablauf umzusetzen.

Viele sogenannt komplexe Spiele könnten viel mehr und öfters (von Durschnittsfamilien) gespielt werden, würde nicht nur eine gedruckte Regel (als Einstiegshürde) sondern eine Video-Einführung per DVD beileigen (mittlerweile verfügen über 75% aller deutschen Haushalte über DVD).

Wenn die Jury was fördern will, dann doch bitte einen einfacheren Zugang zum Spiel selber und nicht aus bequemlichkeit seichte Spielchen, da dort erfahrungsgemäss auch einfachste Regeln beiliegen.


Gruss Daniel

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Günter Cornett

Re: The same procedure as every year

Beitragvon Günter Cornett » 27. Juni 2007, 13:46

Daniel R. schrieb:
>
> Ein Kulturgut das gepflegt und gefördert werden soll, darf
> nicht den kleinsten Nenner bedienen, ansonsten findet keine
> Förderung, sondern nur Verkauf statt.
>
> Würde eine Winzervereinigung auf die selbe Art einen Preis
> vergeben wie das SdJ, dann würde nicht ein hervorragender
> Wein zum "Wein des Jahres", welcher Gourmets und die breite
> Masse gleichermassen (!) begeistert, sondern der Wein,
> welcher dem anspruchslosen Alkoholiker

Meinst du damit den anspruchslosen Vielspieler, der jeden Mist spielt? So nachdem Motto: Hauptsache es pöppelt.

Ich glaube, dein Vergleich torkelt ein wenig. :)

> vermeintlich am besten
> schmeckt.

Der 'Wein des Jahres' wäre im Vergleich mit dem 'Spiel des Jahres' eher ein Wein, der Abstinenzler zum Weintrinken veranlassen könnte, sich also am Geschmack der Milchbubis und O-Saftler orientiert.

Das wäre durchaus eine Förderung des Kulturguts 'Wein', ebenso wie ein leichtprozentiger 'Kinderwein des Jahres'.



> Was aber noch schlimmer ist: es gewinnt nicht mal der Wein,
> welcher vom Alkoholiker am meisten gekauft würde, sondern der
> Wein mit derjenigen Etikette, die am einfachsten erkennen
> lässt, dass sich in der Flasche Wein befindet.

Nein, dass sich in der Flasche der 'Wein des Jahres' befindet. Wein(en) allein reicht nicht.



> Kein Wunder schütteln die Gourmets und Hobbyköche die Köpfe,
> da mit so einem Entscheid keine Kultur gefördert wird,
> sondern der kleinste gemeinsame Nenner!

Ich glaube, es ist eher der größte gemeinsame Nenner, zahlenmäßig jedenfalls. Hat Vor- und Nachteile für das 'Kulturgut Spiel'

Sicherlich wäre es falsch, sich beim Kulturgut 'Wein' aussschließlich an Gelegenheitstrinkern zu orientieren. Aber eine Weinflasche, die mit einem handelsüblichen Korkenzieher nicht zu öffnen ist, wäre ein seltsamer 'Wein des Jahres'.

Ich meine zwar auch, es darf ruhig ein bisschen gehaltvoller sein, aber Aufwand und Ertrag sollten insbesondere für den Gelegenheitsspieler in einem angemessenen Verhältnis stehen. Wenn etwas völlig triviales Spiel des Jahres würde, 2x2 Sudoku z.B., dann wäre es sicher schädlich für das 'Kulturgut Spiel'. Aber Spiele, die Spaß machen, auszuzeichnen ist sicherlich nicht von Nachteil.

Sich von vornherein auf ganz leichte Kost zu beschränken, fände ich auch falsch, aber ich sehe auch nicht, dass das so ist. Wer Spiele mit großer Einstiegshürde auf den Markt bringt, muss sich mehr Gedanken machen, wie man die senken kann. Die Siedler-Regel ist ein sehr positives Beispiel dafür.

Gruß, Günter

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Klaus Ottmaier

Re: The same procedure as every year

Beitragvon Klaus Ottmaier » 27. Juni 2007, 13:55

Also, dass Zooloretto das Kulturgut Spiel fördern wird, kann man ihm nicht absprechen. Warum nicht? Was spricht deiner Meinung dagegen?
Dass dieses Kulturgut auch noch anspruchsvolleres zu bieten hat, mag sein, aber ich lese auch nicht gleich Shakespear im Original, um Englisch zu lernen.
Und der Vergleich mit dem Wein torkelt (wie Günter es so nett ausdrückte) wirklich, denn im Vergleich mit Wein müsste es das beste Würfelspiel des Jahres oder das beste Kartenspiel des Jahres sein. Im Vergleich zum Spiel des Jahres wohl eher der beste Alkohol des Jahres. Aber es ist schon klar, was du meintest.

Gruß

Klaus

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peer

Re: The same procedure as every year

Beitragvon peer » 27. Juni 2007, 13:58

Hi,
Daniel R. schrieb:
> Dies bedeutet nicht, dass Niagara oder Zooloretto schlechte
> Spiele sind, aber dass mit deren Wahl keine oder kaum
> Kulturförderung (ein erklärtes Ziel der Jury) stattfindet.

Beleg?

Eine solche Aussage lässt sich kaum wiederegen oder beweisen, sondern ist wenig mehr als eine Behauptung.
Ich könnte dagegen halten, dass ich über das SdJ zum Spielen kam, obwohl meine Eltern die anspruchsvolleren SdJs der 80er (ihrer Meinung nach - es waren Sherlock Holmes und Auf Achse)nicht gekauft haben.
Allerdings halte ich Einzelerfahrungen nicht gerade für relevant... (gel JoelH...)

ciao
peer

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peer

Re: The same procedure as every year

Beitragvon peer » 27. Juni 2007, 14:00

Hi,
chrisli schrieb:
>> Aber wenn nicht mehr geschieht, wird sich die Jury in 10
> Jahren noch wiederholen ohne wirklich was zu ändern oder neue
> Wege zu erschließen.

So schlecht siehts nicht aus. Wenn man den regelmässig veröffentlichten Zahlen hier im aktuellen Bereich glauben kann, ist die Branche in einem Boom, der seit einigen Jahren anhält. Trotz Niagara ;-) (SCNR)

ciao
peer

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Klaus Ottmaier

Re: Regel vs. Spielkomplexität

Beitragvon Klaus Ottmaier » 27. Juni 2007, 14:02

Zitat von Daniel R.:

"Wenn die Jury was fördern will, dann doch bitte einen einfacheren Zugang zum Spiel selber und nicht aus bequemlichkeit seichte Spielchen,..."

Das ist in meinen Augen ein ganz entscheidender Satz in der ganzen Diskussion:
Das Hauptproblem, dass Spiele wie Puerto Rico oder Caylus nie SdJ werden, liegt an der Erarbeitung ihrer Regeln, nicht am Spielablauf.
Und unter diesem Handicap erstellt die SdJ-Jury ihre Listen. Und das mit großem Erfolg (wenn man diesen über die Verkaufszahlen definieren will; ein Torres - zu anspruchsvoll für Familien - floppt deshalb).

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Twixtim
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Beiträge: 234

Re: The same procedure as every year

Beitragvon Twixtim » 27. Juni 2007, 16:05

> Würde eine Winzervereinigung auf die selbe Art einen
> Preis vergeben wie das SdJ, dann würde nicht ein
> hervorragender Wein zum "Wein des Jahres", welcher
> Gourmets und die breite Masse gleichermassen (!)
> begeistert, sondern der Wein, welcher dem anspruchslosen
> Alkoholiker vermeintlich am besten schmeckt.

Und genau +so+ ist es. Die "Weine des Jahres" kann man am ehesten bei Aldi finden: Standardgewächse, die einer ganz breiten Zielgruppe schmecken, wenn auch nicht unbedingt den Weinkennern. Wenn Du einem Wein-Neuling gleich einen richtigen knackigen Bordeaux vor die Nase setzt, wird er nie wieder Wein trinken wollen. Das Spiel des Jahres ähnelt eher einem (maximal) halbtrockenen Supermarktwein.


Tim

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Daniel R.
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Re: The same procedure as every year

Beitragvon Daniel R. » 27. Juni 2007, 17:39

Günter Cornett schrieb:

>
> Meinst du damit den anspruchslosen Vielspieler, der jeden
> Mist spielt? So nachdem Motto: Hauptsache es pöppelt.
>

In etwa ja, aber nicht weil [i]ich[/i] menschenverachtend wäre, sondern weil die Jury bei Ihrer Wahl davon ausgeht, (überspitzt formuliert) daß der durchschnittliche Deutsche geistig behindert ist, dagegen verwehre ich mich.

> Der 'Wein des Jahres' wäre im Vergleich mit dem 'Spiel des
> Jahres' eher ein Wein, der Abstinenzler zum Weintrinken
> veranlassen könnte, sich also am Geschmack der Milchbubis und
> O-Saftler orientiert.
>
> Das wäre durchaus eine Förderung des Kulturguts 'Wein',
> ebenso wie ein leichtprozentiger 'Kinderwein des Jahres'.

Die SdJ Jury wird sich immer auf die Empfehlungsliste berufen können, da dort auch anspruchsvollere Spiele zu finden sind (Orientierungshilfe, falls man nach dem SdJ Lust auf mehr bekommen hat).


>
> Sicherlich wäre es falsch, sich beim Kulturgut 'Wein'
> aussschließlich an Gelegenheitstrinkern zu orientieren. Aber
> eine Weinflasche, die mit einem handelsüblichen Korkenzieher
> nicht zu öffnen ist, wäre ein seltsamer 'Wein des Jahres'.

Mit "Korkenzieher" wären wir im Verlgeich bei den Regeln bzw. bei deren Erarbeitung anbelangt.
Zu diesem Thema habe ich weiter oben was gepostet und Klaus Ottmaier geantwortet:
http://www.spielbox.de/phorum4/read.php4?f=1&i=172203&t=172094&

Dort scheint mir ein Knackpunkt dieser Diskussion bzw. dem Auseinanderdriften der Befürworter und Gegner zu liegen.

Ist wirklich das Spiel (dessen Ablauf) zu komplex oder sind es nur die Regeln, welche diesen Ablauf schwierig zu erfassen machen. Wäre der Ablauf einfacher zu [i]vermittlen[/i], dann müsste die Jury nicht zwangshalber auf einfache Kost (=garantiert einfache Regeln) zurückgreifen.


> Ich meine zwar auch, es darf ruhig ein bisschen gehaltvoller
> sein, aber Aufwand und Ertrag sollten insbesondere für den
> Gelegenheitsspieler in einem angemessenen Verhältnis stehen.

Warum lesen die Leute heute weniger oder gar kein Shakespeare (Beispiel) mehr? Nicht etwa weil die Geschichte ihnen nicht gefallen würde, sondern weil die Texte schwierig zu lesen/verstehen sind.
Darum fordere ich einen einfacheren Zugang (weg von ausschliesslich geschriebener Regel). Damit wird der Weg geebnet für gehaltvollere Sachen ohne gleich aber die Leute zu überfordern (Caylus wäre trotz optimaler Regel immer noch etwas starker Tobak für Gelegenheitsspieler). Aber ein Wikinger (HiG) würde dann schon drin liegen.


> Wenn etwas völlig triviales Spiel des Jahres würde, 2x2
> Sudoku z.B., dann wäre es sicher schädlich für das >'Kulturgut Spiel'.

Voller schaudern erinnere ich hier an das Spiel der Spiele namens "Tal der Abenteuer". Ok, das waren die Nachbarn ;)

> Aber Spiele, die Spaß machen, auszuzeichnen ist
> sicherlich nicht von Nachteil.

Zustimmung. :)

Viele Grüße,
Daniel

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Daniel R.
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Re: Kulturförderung

Beitragvon Daniel R. » 27. Juni 2007, 18:11

Klaus Ottmaier schrieb:
>
> Also, dass Zooloretto das Kulturgut Spiel fördern wird, kann
> man ihm nicht absprechen. Warum nicht? Was spricht deiner
> Meinung dagegen?

Kulturförderung kann man natürlich nicht in Metern oder Euros messen, aber es gibt zwei Punkte die ich bei Zooloretto als problematisch erachte:

1. [b]Das Thema[/b]: zu brav.
Spricht vor allem Kinder an. Für Teenager ist es zu uncool.
Für Erwachsene besteht zu wenig Bezug zu einem echten Zoodirektor bzw. Zoo-Simulation. Für die Oma ist es wieder ok, denn schliesslich durfte sie als Kind während dem Krieg nicht in den Zoo. Nicht die ganze Familie wird also gleichermassen angesprochen. Carcassonne oder die Siedler lagen thematisch besser.


2. Basierend auf dem kindlichen Thema ergibt sich ein Folgeproblem:
Brettspiele haben den Ruf von Kinderspielzeug. Deshalb will die Jury auch das Spielen vom Kinderzimmer ins Wohnzimmer transferieren und hiermit das Kulturgut Spiel in die ganze Familie be[i]fördern[/i].
Nur mit solch braven Spielen als SdJ werden wir Spieler ewig dagegen ankämpfen müssen, dass Brett- und Kartenspiele nicht nur Kinderkram sind.

3. unabhängig einer konkreten Wahl: Oftmals sind die geschriebenen Regeln hinderlich ein gehaltvolleres Spiel (aber dennoch mit einfachem Ablauf) zum SdJ zu ernennen.
Wie an anderer Stelle im Thread darauf hingewiesen, besteht dort erhöhter Handlungsbedarf. Dem Wissenstransfer der Spielregeln kommt in Zukunft zentrale Bedeutung zu, will man tatsächlich Kultur fördern oder nur die Tätigkeit "Spielen".


Grüße Daniel

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Brazley
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Beiträge: 58

Re: The same procedure as every year

Beitragvon Brazley » 27. Juni 2007, 18:19

Gratulation, Dein Beispiel mit den Kameras war für mich etwas vom Besten und Überzeugendsten, was ich bis anhin in dieser "never ending discussion" gelesen hatte! Die Jury müsste halt einfach die Kriterien besser bekannt machen so wie dies ja auch bei den Warenkategorien gemacht wird (einfache Geräte - Superspitzengeräte etc.).

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JoelH
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Du bist gemein, aber hast dich "verrieben"

Beitragvon JoelH » 27. Juni 2007, 20:11

Antiriad schrieb:
>
>
> > Machen wir mal den Test. Ich stelle mir im Geiste jetzt DAS
> > BESTE SPIEl vor und du liest meine Gedanken und sagst mir
> > welches DAS BESTE Spiel ist.
> >
> > Normalerweise müsstest du es ja wissen......
>
> Ok, dann reibe ich mal meine Kristalkugel,und ich
> sehe.....ich sehe....CAYLUS ;)

Unfair, aber da Caylus nicht Jahrgang 2007 muss ich dich enttäuschen, Caylus ist es nicht, wäre wohl mein "Alltime Best", aber der ist ja auch nicht gesucht beim SdJ. Ich weiss es ehrlich gesagt selbst noch nicht, ich hab noch nicht die Gelegenheit gehabt all die "guten" Spiele zu spielen. Von daher wag ich keine Prognose. Zooloretto wird es IMHO nicht sein, Portobello Market, mein SdJ-Favorit, ist es auch nicht. K.A. ich hab viel über viele Spiele gelesen - LOB AN DIE SPIELBOX-CREW - aber etwas richtig überragendes ist mir nicht untergekommen. Viel gutes, aber das Beste? k.a.

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Marten Holst
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[OT] Bio

Beitragvon Marten Holst » 28. Juni 2007, 01:47

Moin,

> Das sie das annehmen ist mir durchaus klar. Deswegen der
> Vergleich mit den Bioprodukten. Da gehen auch alle davon
> aus das es ökologisch toll wäre, was ja genauso wenig
> stimmt.

obwohl ich wenig Produkte kaufe, auf denen "Bio" draufsteht - ist es nicht seit einigen Jahren so, dass "Bio" ein geschützter Begriff ist, der gewissen Kriterien genügen muss? (Ob die nun gerade ökologisch sind und streng genug sei mal nicht die Frage, erst mal das Prinzip). Nur bereits unter einem Namen mit "Bio" etablierte Produkte durften das weiterführen. Dafür gibt es dann aber lustige Disclaimer "Ich heiß zwar Bio, bin aber eher Schrott", wie auf dem "Bioghurt" der Marke Onken.

Or am I on the wrong steamer?

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Marten Holst
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Beiträge: 1787

RE: The same procedure as every year

Beitragvon Marten Holst » 28. Juni 2007, 01:47

Moin,

>> Meinst du damit den anspruchslosen Vielspieler, der jeden
>> Mist spielt? So nachdem Motto: Hauptsache es pöppelt.
>
> In etwa ja, aber nicht weil [i]ich[/i] menschenverachtend
> wäre, sondern weil die Jury bei Ihrer Wahl davon ausgeht,
> (überspitzt formuliert) daß der durchschnittliche Deutsche
> geistig behindert ist, dagegen verwehre ich mich.

ich sehe, was Du meinst. Nachdem ich aber "die andere Seite" kenne, nämlich die Tatsache, dass ich im Bereich Computertechnologie (Hardware sowie Software) und beim Schrauben am Auto auch im teilweise x-ten Versuch nicht in der Lage war, Dinge zu tun, die jeder "kann und können muss", und mir gerade völlig unklar ist, wie einer intelligenten Freundin von mir selbst einfachste mathematische Zusammenhänge nicht ansatzweise einleuchten, denke ich auch, dass hier etwas Betriebsblindheit vorliegt.

Die Situation ist natürlich teilweise eine andere: wer ein Spiel auf den Tisch stellt, will sich damit beschäftigen, wenn ich am PC schraube, dann nicht, weil ich mir Spaß erhoffe, sondern weil die Kiste verdammtnochmal wieder laufen soll. Von daher ist der vertretbare Anspruch vielleicht etwas höher anzusiedeln. Aber einschätzen, ob man etwas "können kann" oder nicht ist von außen schwer.

Tschüß
Marten

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peer

RE: The same procedure as every year

Beitragvon peer » 28. Juni 2007, 08:46

Hi,
Marten Holst schrieb:
>> höher anzusiedeln. Aber einschätzen, ob man etwas "können
> kann" oder nicht ist von außen schwer.

Eric Martin hat ne schöne Studie beschrieben:
Leute sollten bekannte Stücke wie "Happy Birthday" oder "Star sprangled banner" (die Studie wurde in den USA durchgeführt) mit dem Daumen tappen. Andere Leute sollten dann das Lied erraten.
Hinterher wurden die "Tapper" gefragt, was für eine Erfolgsquote sie erwarten und die Erwartungsquote lag im Schnitt bei 50%.
Die echte Quote lag bei knapp 5%.
Die Tapper fragten sich, warum die Rater so blöde sein konnten und die Lieder nicht erakannten - das war doch so einfach! Abe sie wussten das Lied natürlich und beim tappen lief sozusagen die Melodie mit...
(Probiert es mal aus, ist wirklich interessant...)

Als Lehrer bin ich mit dem Problem vertraut - und das dürfte auch der Grund sein, warum es seit 300 Jahren heisst, die Schüler werden laufend dümmer ;-)

ciao
peer

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peer

Re: Kulturförderung

Beitragvon peer » 28. Juni 2007, 08:54

Hi,

Wir sind zwar in diesem Thread sehr kontroverser Meinung aber bei

Daniel R. schrieb:
> 3. unabhängig einer konkreten Wahl: Oftmals sind die
> geschriebenen Regeln hinderlich ein gehaltvolleres Spiel
> (aber dennoch mit einfachem Ablauf) zum SdJ zu ernennen.
> Wie an anderer Stelle im Thread darauf hingewiesen, besteht
> dort erhöhter Handlungsbedarf. Dem Wissenstransfer der
> Spielregeln kommt in Zukunft zentrale Bedeutung zu, will man
> tatsächlich Kultur fördern oder nur die Tätigkeit "Spielen".

da gebe ich dir Recht. Bei einer vergangenen Diskussion schrieb ich bereits, dass ich denke, dass Siedler auch deswegen so erfolgreich war, weil das Regelkonzept so neuartig war (und fast ebenso genial wie das Spiel selbst) und einen einfachen Zugang zu dem Spiel ermöglichte. Leider werden derartige Regeln wieder etwas weniger (Prof Easy gibts nur noch virtuell, was natürlich auch daran liegt, dass er nicht für jedes Spiel brauchbar ist).

Man darf nicht vergessen, dass ist seit längeren nicht mehr heißt "Spielregeln durchlesen oder nicht spielen" sondern "Spielregeln durchlesen oder ein Computerspiel spielen, bei dem mir die Regeln beigebracht werden". Wer gerne ein Spiel spielen würde, aber nicht unbedingt muss (wohl die Definition eines Wenigspielers?) wird eher zum Vielspieler wenn die Regellatte niedriger liegt.

Und ehrlich gesagt spiele ich auch lieber Spiele, die keine stundenlange Vorbereitung benötigen... (Gibt es jemand im Raum Berlin der lust hat mir Angola von den Ragnar Brothers zu erklären?)

ciao
peer

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Klaus Ottmaier

Re: Kulturförderung

Beitragvon Klaus Ottmaier » 28. Juni 2007, 11:20

Hi Daniel,

im Grunde ist das nur ein Punkt: nämlich ein zu kindliches Thema. Und das ist nun ein sehr subjektiver Eindruck von dir (und vielleicht ein paar anderen).
Der Zoo ist ein Generationen übergreifender Anziehungspunkt (zieht vielleicht dich nicht an), der uns allen die tlw. in freier Wildbahn gar nicht mehr existierende Vielfalt der Natur aufzeigt und uns dadurch unsere Augen für ihren Schutz öffnet. Und dass Zoos noch immer oder wieder einen riesigen Teil der Bevölkerung in ihren Bann ziehen, zeigen deren Besucherzahlen und die unzähligen täglichen Dokus über Zoos - nicht im Kinderprogramm. So ist klar, dass ein Verlag dieses Thema für ein Spiel auswählt (und das Thema passt sehr schön zum Spiel), aber auch klar, dass die Jury dieses Spiel, dass auch wunderbar funktioniert und genügend Einflussmöglichkeiten bietet zum SdJ wählt, um hiermit das Kulturgut Spiel in der ganze Familie zu fördern. Sowohl Zoos als auch Spiele sind Kulturgüter und beide (im speziellen Zooloretto) nicht nur für Kinder.
Einzig das Cover wirkt vielleicht kindgerechter, aber nur deshalb dem Spiel die völlig berechtigten Lorbeeren des SdJ-Titels zu verweigern, fände ich nicht sinnvoll.

Im Übrigen: Spiele mit dem Thema Krieg/Kampf sollten es auch nicht werden. So kann man die Auswahl auch immer mehr einschränken.

Gruß

Klaus


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