Beitragvon Matthias Prinz » 2. November 2007, 14:56
Hallo André, Liebe Regelleser,
ich denke, man muss in jedem Fall die Zielgruppe ständig vor Augen haben: Für Vielspieler mag eine Regel von alea nahezu perfekt sein. Wir haben vor 2 Wochen wieder mal Augsburg gespielt und da ich das Spiel zuvor nur vom "mitspielen" kannte, hat es für mich als erfahrener Regelleser und Erklärer absolut gereicht, nur die rechte Spalte durchzulesen und ich wusste wieder bescheid. Das war super.
Ein Negativ-Beispiel ist für mich z.B. die Regel von "Rückkehr der Helden" und "Das Zepter von Zavandor". Hier wurde der Versuch gemacht, das Spiel thematisch näher zu bringen, was aber leider zu Unverständlichkeit geführt hat. Eine ähnliche Anleitung, die dagegen gut gelungen ist, ist der Regelcomic zu "Piranha Pedro". Aber auch deshalb, weil sich das Spiel schon sequentiell erklären lässt.
Mir ist letzte Woche bei unserem Spieleautorentreffen mal wieder Folgendes eingefallen: Wenn wir alle zurückdenken, an die Spiele vor 15-20 Jahren. Dort hat man seinen gesunden Menschenverstand spielen lassen. Sprich: Die Regel bringt einem das Grundspiel näher, ist kurz und knapp. Und wenn es dann mal nicht passt, dann spielt man eben einfach mal. Monopoly, Risiko, Sagaland etc. spielt man einfach drauf los. Ich wette, das 80% aller Monopoly-Spieler dieses Spiel nicht nach den offziellen Regeln spielen, ABER: Sie haben Spaß daran. Das sollte das Ziel sein, und nicht das Spiel perfekt in all seinen Facetten zu kennen.
Ich denke, gerade für "Wenigspieler" sind folgende Punkte ein Problem:
1. Ungleichmäßige Regelgestaltung
Wenn es Verlagsübergreifend einheitliche Piktogramme für gewisse Spielsituationen gäbe (z.B. das Erhalten von Siegpunkten wird mit einer Zahl in einem Kreis symbolisiert), dann muss der Regelleser sicht nicht ständig neue Schemata aneignen
2. Vokabular
Begriffe wie "Startspieler", "Siegpunktleiste", "Talon" etc. sind einfach nicht jedem Spieler bekannt. Vor allem Begriffe, die speziell für das Spiel kreiert wurden, z.B. "der Händler", der einfach nur ein braunes Holzklötzchen ist. Das ist für erfahre Spieler klar, aber für den "wenigspieler" ist es erstmal ein braunes Holzklötzchen ;) Von daher fand ich damals die Idee des "Siedler-Almanach" genial und wundere mich, das diese Idee (vermutlich aus Kostengründen) nicht öfters umgesetzt wurde.
3. Regellesen ist Arbeit!
Die wichtigste Herausforderung ist wohl, das Regellesen so spannend wie möglich zu gestalten. Ich höre wirklich oft in meinen "Wenigspieler"-Runden: "Ich hätte überhaupt keine Lust, diese ganze Regel zu lesen" oder "Respekt, das du dich da immer durchkämpfst".
Von daher fand ich den Satz in der Regel zu "Säulen der Erde" beeindrucket, der in etwa so ging: "Das waren die Grundregeln, alles weitere folgt nun. Die können einfach mal losspielen und dann hier nachlesen, wie das abläuft"
4. Nachschlagen von Regelfragen
Im bestimmten Fall eine Regel in der Anleitung zu suchen, kann nervenaufreibend sein.
Ich gehe deshalb mittlerweile so vor, dass ich mir von meinen Spielen ein Ablaufdiagramm erstelle und ggf. der normalen Spielanleitung beilege. So sieht man immer, welche Optionen man als nächstes machen kann/muss/sollte.
So etwas auf der Regelrückseite fände ich generell eine nette Sache.
Ich finde das Thema spannend und hoffe, ihr könnt ein paar konkrete Lösungsvorschläge auf dem Seminar erarbeiten.
Und hoffentlich lassen sich diese dann auch irgendwo nachlesen?
Viele Grüße
- Matthias