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Tabuthemen in Spielen

Allgemeine Spiele-Themen
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Dirk Piesker
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Re: Tabuthemen

Beitragvon Dirk Piesker » 27. Juni 2008, 20:49


> [...] Der Markt reguliert sich in diesen Sachen eh von
> selbst,

bei Videospielen funktioniert's schonmal nicht.

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stmountain
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Re: Tabuthemen

Beitragvon stmountain » 27. Juni 2008, 21:13

LOL das ist ja auch kein Vergleich.

Ich kenne noch kein P2P-Netzwerk wo ich mir die bösen Deutsches Reich Soldaten als Plastikfiguren runterladen kann.
Die meisten dieser prekären Spiele kommen aus dem Ausland, und ein Erwerb Solcher ist in der Regel mit einem nicht zu verachtenden finanziellen Aufwand verbunden.

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stmountain
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Re: Tabuthemen

Beitragvon stmountain » 27. Juni 2008, 21:20

Achso, noch etwas:

Die Brettspiel-Community tickt anders. Besonders heikle Spielthemen werden sofort diskustiert, wie es auch gerade hier geschieht. Außerdem geht es dem Vielspieler, wie schon jemand anders geschrieben hat, vor allem um die Mechanismen. Ein unterdurchschnittliches Spiel mit außergewöhnlichem, heiklen Thema geht da schnell unter.

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Der Nik
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Re: Tabuthemen - Mein Ritterspiel

Beitragvon Der Nik » 27. Juni 2008, 22:07

Ich hatte mal ein Spiel entworfen, bei dem jeder Spieler als König seine Prinzessinnen an gegnerische Spieler (deren Prinzen) zwangsverheirateten musste, um Unterhaltskosten zu sparen, dafür erhielt man einen Geldbonus. Erheiratete Töchter gegnerischer Spieler arbeiteten als Kurtisanen und brachten Betriebskapital in die Burg. Durch Einsatz eines Schwarzen Ritters konnte man unverheiratete Töchter gegn. Spieler schänden und damit deren Verkaufsbonus reduzieren. Darüberhinaus liess jeder Spieler Felder und Gehöfte von Leibeigenen bewirtschaften und generierte so Einkommen. Gegnerische Gehöfte konnten von eigenen Rittern gebrandschatzt und die Leibeigenen in die Sklaverei entführt werden, was wiederum die Betriebskosten der Landwirtschaft reduzierte. Eigene Töchter, die man nicht zwangsverheiraten konnte, wurden, wenn sie zu alt wurden, ins Kloster geschickt, was dann aber ziemlich teuer war. Es gab die Möglichkeit, das Kloster abbrennen oder die töchterliche Nonne vergiften zu lassen, um den Unterhaltskosten zu entgehen. Und noch mehr raffinierte Sachen, die ich mal unausgeschrieben lasse. Alles sehr komplex, für 4 Spieler, Spielzeit um die drei Stunden. Einen Drachen gabs auch noch.
Das Spiel war sehr thematisch, d.h. Thema nur schwer in ein anderes Setting zu überführen.
Naja, ich konnte mir nicht vorstellen, das Spiel irgendwann in Essen einer unvorbereiteten Spielerunde zu erklären, insbesondere, da ich es selbst auch nicht spielen wollte, obwohl ich die Mechaniken gewitzt fand, deshalb hab ichs in der Schublade gelassen.

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Duchamp

Re: Tabuthemen

Beitragvon Duchamp » 27. Juni 2008, 22:46

Hier mal eine BGG-Liste zum Thema:
http://www.boardgamegeek.com/geeklist/12609

Ich unterscheide zwischen Themen, die für mich persönlich nicht oder nur sehr eingeschränkt in Frage kommen (WWII z.B., aber auch allzu patriotisches ...) und Themen, die ich darüber hinaus wirklich eine allgemeine Grenze verletzend empfinde.

Von diesen letzteren gibt es m.E. nur verschwindend geringe und nur in kleinen Auflagen - so what. Es gibt auch S/M-Splatter-Pornos. Muss man sich ja nicht ansehen, wenn man nicht mag.

Ich finde es eher umgekehrt problematisch, dass zum 1000. Mal das Mittelalter oder Ägypten herhalten muss, statt sich mal "außergewöhnlichen" Themen zu nähern. Wieviele Spiele haben unsere eher alltägliche Welt überhaupt zum Thema??? Wieder eine (unvollständige!) Liste:
http://www.boardgamegeek.com/geeklist/21274

Ohne FF gäbe es, glaube ich, kein einziges ein Spiel über Energie-Netzwerke, Kannibalismus, einen zeitgenössischen Subkultur-Lebenslauf oder Frittenbuden. Dank sei ihn gesagt hierfür!

Aber das ist ein anderer Thread, wobei:
Ein persönliches Tabuthema bei neuen Spielen ist für mich gerade "Händler, bzw. Baumeister im Mittelater". Da kannst du mich mit jagen ... :-))

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Ferdinand Köther
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Re: Tabuthemen

Beitragvon Ferdinand Köther » 27. Juni 2008, 23:33

Wie du schon sagst, lieber peer, rassistische Themen und, würde ich ergänzen, eindeutig pornografische lehne ich ab - bei ersterem ist die Abgrenzung klar, meine ich, bei letzerem eher fließend. Es gibt genug "normale" Themen, die zudem spielerisch besser nutzbar und interessanter sind.

Aber ich muss mich outen, lang ist's her und ich spiele selten bis nie Computerspiele, aber es hat mir früher immer enormen Spaß gemacht, in Wolfenstein (verschiedene Versionen) Nazis abzuknallen - ist das rassistisch? Ich meine nein, eher vernünftig.
Warum bei NPD Aufmärschen überhaupt Wasserwerfer (falls nicht sowieso geduldet oder sogar gefördert?)? Benzin rein, Steichholz hinterher ... effektiv, aber sehr geruchsbelästigend.

Oooops, wir sind im Spieleforum, Ende Gelände.

Ferdi

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Tyrfing

[OT] Brennt sie alle nieder, das Pack!

Beitragvon Tyrfing » 28. Juni 2008, 00:27

Ferdinand Köther schrieb:
> Nazis abzuknallen - ist das rassistisch?
> Ich meine nein, eher vernünftig.
> Warum bei NPD Aufmärschen überhaupt Wasserwerfer
> (falls nicht sowieso geduldet oder sogar gefördert?)?
> Benzin rein, Steichholz hinterher ...
> effektiv, aber sehr geruchsbelästigend.

Vernünftig? Warum? Weil Nazis böse Menschen sind?
NPD Anhänger auch? Jetzt fehlen eigentlich nur noch die Terroristen. Wer entscheidet das? Wer entscheidet ob jemand dazu gehört? Wer entscheidet, welche Gruppen verbrannt werden sollen - sei es mit Gas oder Flammenwerfer: Tot ist tot.

Wer sagt dir, dass morgen nicht "schlecht übersetzende Spielregel-Dolmetscher" abgebrannt werden sollen?
Wer sagt dir, dass dann nicht irgendjemand dich in diese Schiene packt - sozusagen auf die Achse des Bösen, direkt neben Nazis, NPD-Anhängern usw.?

Und was unterscheidet dich eigentlich noch von den bösen Nazis, wenn du auch Menschen abbrennen willst?!


Du siehst, ich bin so überhaupt, ganz und garnicht deiner Meinung und kann darüber eigentlich nur den Kopf schütteln.

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Roman

Re: Tabuthemen

Beitragvon Roman » 28. Juni 2008, 00:35

Hi Michael,

Michael Weber schrieb:

> Ich denke, böse Themen gehen immer dann, wenn sie noch
> deutlich einen spielerischen, evtl. "lustigen" Charakter
> haben. Wenn "böse Themen" zu sehr echt wirken, also eher
> Simulationen sind, sehe ich eine Grenzüberschreitung.

Mir geht's sehr ähnlich. Ich habe eine zünftig schwarze Seele, und als solche kann's mir kaum zu deftig werden, solange die Ironie respektive die Satire erkennbar ist. Allerdings liegt das natürlich immer im Auge des Betrachters.

Ciao,
Roman

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Tyrfing

Schwierig zu pauschalisieren

Beitragvon Tyrfing » 28. Juni 2008, 01:07

So, nachdem ich nun etwas OffTopic geschrieben habe, fühl ich mich genötigt zumindest etwas zum eigentlichen Thema zu schreiben - welches ich im übrigen ziemlich schwierig finde.

peer schrieb:
> Oder sind letztlich alle Themen OK, solange das Spiel Spaß
> macht - "Is ja nur ein Spiel"?

Ich denke eine so einfache Pauschalisierung macht die Sache zu einfach.
Das ist ja praktisch so, wie ich es oftmals auf der Strasse höre: "War ja nur'n Späßle!"
Direkt im Anschluss, wenn das Gegenüber merkt, dass er da fies in ein Fettnäpfchen getreten ist. Als Art "Generalabsolution" quasi, "war ja nur Spaß".

> Ausgenommen jetzt mal klar rassistische Spiele oder
> Propagandakram wie "Juden raus".

Wenn du solche Spiele aussen vor läßt, dann bleiben da dennoch noch einige übrig, die ich nicht als Spiel akzeptieren würde.
Menschenverachtendes Werk, wobei das wieder ein Begriff ist, der sehr interpretationswürdig ist.
Nehmen wir mal an, jemand würde den Begriff des Metzgers zu weit interpretieren und es wäre Spielziel möglichst viele Menschen in der Einkaufspassage realistisch zu schlachten (sofern man in dem Zusammenhang von "schlachten" reden kann) wäre für mich in der Regel klar über der Linie des guten Geschmacks.

> Beispiele für potentiell kontroverse Spiele wären z.B.
> Guillotine, WW2-Games, War on Terror, AIDS - The Boardgame,
> Suicide Bomber, Ghettopoly oder "Capital punishment" (so ne
> Art modernes Guillotine - Spieler versuchen möglichst viele
> Häftlinge hinzurichten.)
> (Ich schreibe nicht, dass ich diese Spiele ablehnen würde,
> behalte meine Meinung für mich.).

Und dennoch gibt es einige Spiele, die diese Linie normalerweise überschreiten würden, aber unter einem speziellen Hintergrund dennoch okay sind.
FF Flischfleisch habe ich nicht gespielt, aber ich gehe nicht davon aus, dass es mich schockieren würde. Dafür trifft der Punkt des "realistischen" nicht hinreichend zu.
Ein anderer Grund, warum die Grenzen des guten Geschmacks ausgeweitet werden könnten, wäre der vielzitierte schwarze Humor oder eben eine Art schleichende Kritik.
Aber auch eine gewisse zeitliche Distanz tut der Sache sicherlich gut.

Konflikt oder Kriegsspiele sind das beste Beispiel für Spiele, die mit der Zeit in gewisser Weise "ethisch legalisiert" werden. Hannibal kämpft gegen Rom? Geschichte! Das Gemetzel steht da heutzutage anscheinend im Hintergrund.

Ein Spiel über Terrorismus wäre hingegen brandaktuell. Müsste ich Giftgasangriffe planen und möglichst PR wirksam möglichst brutal Menschen ermorden, ohweh.
Dasselbe Thema (Terrorismus) aber Realitätsferner, weniger brutal und mit einem deutlichen Schuß schwarzen Humors/Gesellschaftskritik wäre da unter Umständen etwas anderes. Das könnte z.B. so aussehen, dass diverse Gesetzgebungen im Zuge der Terrorismusbekämpfung spielerisch porträtiert werden könnten, schon hätte das Spiel einen ganz anderen Eindruck auf mich.

Das Thema ist insgesamt relativ schwierig, weil es auch zu einem guten Grad sehr subjektiv ist und es auch einige Leute gibt, die dann versuchen die Grenzen auszutesten und einige Dinge hinter "schwarzen Humor" und "Gesellschaftskritik" zu verstecken.

Insgesamt ist das immer ein heikles Thema und man sollte sich vorab versichern, dass man zumindest eine Position dabei vertritt, die man vor sich selbst vertreten kann.
(Was einem dann freilich nicht davon bewahrt später aufgezeigt zu bekommen, dass man doch zuweit gegangen ist).


Von oben genannten Spielen kenne ich im übrigen nur Guillotine persönlich und empfinde es nicht als tabu.
1) Es hat einen gewissen historischen Hintergrund
2) Es geht mit dem heiklen Thema in einer zynischen, kritisierenden Art um.
3) Es ist unrealistisch, realitätsfern. Das Spiel geht darum eine Reihenfolge von Karten für sich möglichst effektiv zu beeinflussen.

Alles zusammen finde ich das Spiel in Ordnung.

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Roman

Re: Schwierig zu pauschalisieren

Beitragvon Roman » 28. Juni 2008, 01:26

Hi Tyrfing,

weiter oben schreibst Du:

>Das Thema ist insgesamt relativ schwierig, weil es auch zu >einem guten Grad sehr subjektiv ist und es auch einige >Leute gibt, die dann versuchen die Grenzen auszutesten und >einige Dinge hinter "schwarzen Humor" und >"Gesellschaftskritik" zu verstecken.

Und unten:

> Von oben genannten Spielen kenne ich im übrigen nur
> Guillotine persönlich und empfinde es nicht als tabu.
> 1) Es hat einen gewissen historischen Hintergrund
> 2) Es geht mit dem heiklen Thema in einer zynischen,
> kritisierenden Art um.

Einerseits ist es also okay, mit heiklen Themen manchmal "zynisch, kritisierend" umzugehen (was hat Zynismus eigentlich mit Kritik zu tun? Der Zyniker gibt auf, der Kritiker hofft), aber andere verstecken sich "hinter schwarzem Humor"?

Mit Verlaub, aber mir ist Dein Menschenbild etwas zu diffus.

Ciao,
Roman

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Tyrfing

[OT] von Zynikern im Nebel

Beitragvon Tyrfing » 28. Juni 2008, 02:09

Roman schrieb:
> Einerseits ist es also okay, mit heiklen Themen manchmal
> "zynisch, kritisierend" umzugehen (was hat Zynismus
> eigentlich mit Kritik zu tun? Der Zyniker gibt auf, der
> Kritiker hofft), aber andere verstecken sich "hinter
> schwarzem Humor"?
>
> Mit Verlaub, aber mir ist Dein Menschenbild etwas zu diffus.

Oh, das ist nicht so wild. Das ergeht mir ganz genauso!
Wie willst du auch unterscheiden zwischen jenen, die wirkliche Kritik üben und denen, die sich unter diesem Mantel verstecken?

Vielleicht hat der andere einen Humor, den ich nicht nachvollziehen kann? Vielleicht bin ich auch zu blöd?
Vielleicht ist aber auch wirklich nichts dran und es ist lediglich eine Farce um eben gewisse Grenzen eben doch noch etwas zu dehnen.

Ganz oben schrieb ich, dass ich das Thema schwierig finde.
Das ist eben so eine Facette, die schwierig ist.
"Diffus" nennst du es. Wikipedia sagt dazu auch "nebelhaft" und ich denke, in just diesem Neben stecken für mich als externen Betrachter auch die Absichten des Autors, Verlegers und dergleichen.

Wieso sollte es da überraschend sein, dass meine Sicht hierauf ebenso nebelhaft, verschleiert ist?
Wenn es schwarz/weiß, gut/böse oder einfach/schwer wäre, dann müssten wir schließlich nicht lange diskutieren, oder?

Nächtlichen Gruß
Tyrfing

P.S. zum Begriff "zynisch", so habe ich diesen jetzt relativ frei benutzt.
Du sagst "Der Zyniker gibt auf, der Kritiker hofft", Wikipedia dazu "in Zyniker ist jemand, der Ideale hat, aber ganz genau weiß, dass sie nicht realisierbar sind".
Nun sehe ich darin nicht exakt dasselbe, denn auch wenn ich weiß, dass ich weiß, dass ein Ziel nicht realisbar ist, muss es nicht heißen, dass ich es nicht dennoch verfolge, weil der Weg sich mir lohnenswert erscheint.

In diesem Sinne möchte ich nicht ausschliessen Zyniker zu sein.
Wobei wir uns darüber streiten könnten, ob hinter diesem Verfolgen eines Ideals mit dem Bewusstsein es nicht zu erreichen nicht doch irgendwo die Hoffnung steht ihm doch so nahe zu kommen, dass man von "erreichen" sprechen könnte.

Ich lasse mich aber gerne korrigieren, wenn ich mich hier mit meiner spontanen Interpretation zu weit aus dem Fenster lehne und mich zu weit ab vom allgemeinen Verständniss des Wortes begebe. Man lernt nie aus. so heisst es doch, oder?

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Roman

[Nix OT] von Zynikern im Nebel

Beitragvon Roman » 28. Juni 2008, 03:03

Hi Tyrfing,

Tyrfing schrieb:

> Oh, das ist nicht so wild. Das ergeht mir ganz genauso!
> Wie willst du auch unterscheiden zwischen jenen, die
> wirkliche Kritik üben und denen, die sich unter diesem Mantel
> verstecken?

Sag mir: wie würdest Du denn unterscheiden? Mich interessiert hier eher Deine Meinung. Ich bin nicht objektiv, auch auf die Gefahr hin, dass ich eine dezidierte Meinung haben sollte.

> Ganz oben schrieb ich, dass ich das Thema schwierig finde.
> Das ist eben so eine Facette, die schwierig ist.

"Schwierig" ist aber keine Ausrede dafür, ein Problem nicht zu erörtern oder Standpunkte, Gedanken oder Ideen dazu notfalls kontrovers auszutauschen. Dafür sind wir alle hier.

> "Diffus" nennst du es. Wikipedia sagt dazu auch "nebelhaft"
> und ich denke, in just diesem Neben stecken für mich als
> externen Betrachter auch die Absichten des Autors, Verlegers
> und dergleichen.

"Diffus" bezog sich auf Deine Argumentation hinsichtlich der Interpretation von "Zynismus" - und nix anderes. Nachschlagen respektive Pagehits generieren sollte man eher unter "Zynismus" als unter "diffus"

> Wieso sollte es da überraschend sein, dass meine Sicht
> hierauf ebenso nebelhaft, verschleiert ist?

Darum ging es nie.

> Wenn es schwarz/weiß, gut/böse oder einfach/schwer wäre, dann
> müssten wir schließlich nicht lange diskutieren, oder?

Deshalb tun wir es ja. Um sich auszutauschen, sich notfalls zu echauffieren, zwischenzeitlich eine besonders missmutige "Thorsten-Frings-Gedenk-Laune" an den Tag zu legen und am Ende einzusehen, dass wir einfach nur dasselbe lieben. "Notfalls" halt auf unterschiedliche Weise.

Ciao,
Roman

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Peter Gustav Bartschat

Re: Tabuthemen

Beitragvon Peter Gustav Bartschat » 28. Juni 2008, 07:51

Spiele sind in meinem Verständnis ein Medium, in dem - ähnlich anderen Medien wie Büchern, Filmen, Malerei, Musik - Forum und Inhalt, Aussage und Unterhaltungswert, Schönheit und Provokation enthalten sein können, und das alles mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten.

Ich fühle mich nicht berufen, Autoren vorschreiben zu wollen, wodurch sie sich inspiriert fühlen dürfen und wodurch nicht.

Auf der Welt gibt es viel Not und Elend, und von vielen dieser Dinge wissen wir nur deshalb, weil sich Autoren damit auseinandergesetzt und Informationen darüber verbreitet haben - das mag in Form trockener Nachrichtentexte oder aufwühleder Filme geschehen sein. Der Alltag von farbigen Frauen in ländlichen amerikanischen Gemeinden Anfang des 20. Jahrhunderts liest sich in einem Schulbuch vermutlich stinklangweilig, in Steven Spielbergs "Die Farbe lila" aber macht er mich wütend und traurig.

Soll das Thema aber für Filme ein Tabu-Thema sein? Das könnten sich doch nur Menschen wünschen, in deren Interesse es liegt, dass die Welt nichts darüber erfährt.

Soll das Thema für Spiele ein Tabu-Thema sein? Ich kann keinen Grund dafür finden, es sei denn den, dass man die Existenz solcher Ereignisse lieber verschweigen möchte.

Hunger, Seuchen, Terrorismus und die kleinbürgerliche Diktaturbereitschaft die sich in Zwangsheiraten ausdrückt: Wer sich mit diesen Themen auseinadersetzen möchte, der sollte das tun, und zwar am besten in dem Medium, in dem er sich am besten ausdrücken kann. Autoren schreiben Bücher, Komponisten schreiben Musik, Regisseure inszenieren Filme ... und Spieleautoren entwickeln Spiele.

Mit einem lieben Gruß
Gustav

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Marcus
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[OT] Nazis abknallen

Beitragvon Marcus » 28. Juni 2008, 08:02

Hallo,

da früher tausenden, und nicht nur die bekannten Wahnsinnigen wie Hitler, Göbbles und Co, im Einheitsschritt losmarschiert sind, sollte man nicht vergessen, dass mit Sicherheit auch einige unserer Großeltern dabei waren. Auch wenn wir aus der heutigen Sicht vielleicht nur schwer verstehen können warum die Menschen damals so gehandelt haben, ihnen alle als böses Ungeheuer den Tod zu wünschen finde ich etwas unangebracht.
Weiterhin bin ich froh in einem Land zu leben in dem es keine Todesstrafe mehr gibt. Und ich wäre auch nicht bereit die Todesstrafe wegen NPD-Anhänger wieder einzuführen. Vielleicht sollte man eher Versuchen Menschen zu überzeugen als mit gleichen Mitteln zurückzuschlagen.
Oder mit den Worten von Gandhi ausgedrückt: "Gewalt ist die Waffe des Schwachen".

Gruß

Marcus

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Nero
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Re: [OT] Brennt sie alle nieder, das Pack!

Beitragvon Nero » 28. Juni 2008, 09:04

...also ich würde Rom jederzeit wieder in Brand stecken! ist einfach genau mein Ding...

Gruß
Nero

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Droegi
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Re: [OT] Todesstrafe

Beitragvon Droegi » 28. Juni 2008, 09:47

Nun denn.

Dann sollte sich Hessen mal von der Bundesrepublik lossagen und wir hätten hier die Todesstrafe wieder ;-) (also in Hessen)

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ode

Re: [OT] Todesstrafe

Beitragvon ode » 28. Juni 2008, 12:29

Ich wollt grad sagen...

In Hessens Landesordnung ist die Todesstrafe immer noch vorgesehen. Ein Pech für Herr Koch ist ja, dass Bundesrecht das Landesrecht bricht...

Könnte ja mal abgeschafft werden... Wenn man wollte...

ode.

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stmountain
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Re: [OT] Todesstrafe

Beitragvon stmountain » 28. Juni 2008, 13:14

ode schrieb:
>
> Ich wollt grad sagen...
>
> In Hessens Landesordnung ist die Todesstrafe immer noch
> vorgesehen. Ein Pech für Herr Koch ist ja, dass Bundesrecht
> das Landesrecht bricht...
>
> Könnte ja mal abgeschafft werden... Wenn man wollte...
>
> ode.

Soweit muss die Hessische Regierung garnicht gehen, sie muss nur abwarten bis die EU-Reform "endlich" durchgesetzt ist. Denn dann ist Todesstraf in der gesamten EU erlaubt, wenn sich der Staat im Kriegszustand befindet. Und dies lässt sich wunderbar nach belieben auslegen. Meiner Meinung nach befindet sich Deutschland im Kriegszustand, da wir ja derzeit am Hindukusch verteidigt werden.

Gruß, Christian

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ode

Re: [OT] Todesstrafe

Beitragvon ode » 28. Juni 2008, 15:09

Oder wie Volker Pispers sagte:

"Jetzt sind wir schon weiter gekommen, als unser Großeltern es jemals waren..."

"Jetzt verteidigen wir schon nicht mehr, was wir haben, sondern das, was wir gerne hätten..."

ode.

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stmountain
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Re: [OT] Todesstrafe

Beitragvon stmountain » 28. Juni 2008, 15:18

Pispers ist leider noch viel zu wenig verbreitet, obwohl er mittlerweile zu den beliebtesten Kabarettisten Deutschlands gehört.

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ode

Re: [OT] Todesstrafe

Beitragvon ode » 28. Juni 2008, 16:22

Ich find den genial!!!

ode.

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fraweb
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Beiträge: 273

Re: Tabuthemen

Beitragvon fraweb » 28. Juni 2008, 17:33

Michael Weber schrieb:
> aber eine
> Kriegsspielsimulation, bei der Wohnhäuser zerstört oder
> Soldaten abgeknallt werden, überschreitet eine klare
> Grenze.

Hi Michael!

Was ist dann mit Risiko oder Stratego :-?

Nachhakende Grüße

Frank (auch Weber)
Rock and Roll can never die!

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Marten Holst
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RE: Tabuthemen

Beitragvon Marten Holst » 28. Juni 2008, 19:14

Moin,

für mich ist es weniger das Thema an sich. Gut, subjektiv gibt es Spiele, die ich des Themas wegen nicht spielen würde, aber "das Thema" ist mehr als eben nur "das Thema". Es geht darum, wie etwas vermittelt wird, teilweise sicherlich auch um Abstraktionsebenen. Und es geht meines Erachtens sehr viel um Kontext.

Was mir wichtig ist, ist, dass Spiele keine "unliebsamen" Werte vermitteln und fördern. Was unliebsam ist und wer das entscheidet, ist eine berechtigte Frage, zunächst mal aus meiner Sicht ich, aber Kant wäre damit nicht einverstanden. Aus Gesellschaftssicht vielleicht solche, die geeignet sind, anderer Leute Grundrechte einschränken zu wollen. Also Spiele die propagieren, dass Frauen oder Ausländer weniger wert seien, Menschenleben nichts wert, etc.

Da muss aber in meinen Augen nicht nur das Thema "böse" sein. Zum Beispiel kann Kontext stark relativieren: ein Thema wie bei Suleika, selbst wenn es wirklich "Zwangsheirat" sein sollte, ist in meinen Augen nicht kritisch. Dieses Spiel steht in einem gewissen historischen-kulturellen Hintergrund, wenn man es so will, der hier so schlicht nicht als Basis taugt. Wenn ich Töchter "verscherbel", dann ist jedem klar, dass wir "woanders" sind.

Schwieriger wird es meines Erachtens, wenn in Spielen subtile propagandistische Elemente auftauchen. Platt gesagt, ein Spiel ist nicht direkt gegen Ausländer gerichtet, aber es funktioniert unter der Prämisse, dass Deutsche mehr wert sind, besser funktionieren, was immer, als Ausländer, in einem Setting, das der heutigen Gegenwart entspricht. Dann wird es gefährlich.

Hier möchte ich auch Peter-Gustav etwas widersprechen. Ein Filmthema darf nie komplett tabu sein, das ist richtig, denn dokumentarisches muss möglich bleiben, auch mit Mitteln der Kunst. Aber es gibt Themen, bei denen man meines Erachtens die Umsetzung sehr im Auge behalten muss, und hier scheitert die Analogie mit Spielen häufig, diese können kaum dokumentarisch sein. Ich will es in der Theorie nicht ausschließen, aber in der Praxis sehe ich wenige.

Zu dem hier angesprochenen GTA kann ich nichts sagen, ich beschäftige mich aus Prinzip nicht damit. Das Prinzip ist dabei "Ich persönlich spiele nicht gerne Actionspiele, sondern lieber strategische" (okay, der Gegensatz haut nicht hin, mir ist sehr wohl bewusst, dass zum Beispiel Counterstrike eine massive strategische Komponente hat, ich hoffe Ihr versteht mich hier einfach :-) ) und hat keine moralische Komponente. Dennoch sehe ich bei solchen Spielen eine Gefahr. Nein, ich glaube nicht, dass jeder GTA-Spieler Amokläufer ist oder wird (um Grzegorz' Gedanken aufzugreifen). Ich frage mich allerdings wirklich, ob hier nicht Werte vermittelt werden können, wenn die Spielenden noch nicht "ausgereift" sind. Das frage ich mich allerdings auch bei manchen Videos. Gleichzeitig sind solche "Rebellenspiele" auch mal eine Möglichkeit aus dem starren Korsett auszubrechen, das die Gesellschaft einem an Verhalten abverlangt, und das kann gut sein. Und schließlich sind solche Spiele nicht zuletzt Spiele, und nach allem, was ich so mitbekomme, sind einige einfach gut und machen Spaß und die Spieler interessieren sich nicht so für das Thema. Was allerdings Gefahren auch verstärken könnte, weil sie, siehe oben, subtiler werden. In der Summe weiß ich nicht, ob Verbote und Indizierungen nutzen, schaden oder im Effekt egal sind, aber ungefährlich finde ich das nicht, und ich würde mir zumindest wünschen, dass diese Trends genau beobachtet werden und nicht komplett "dem Markt" überlassen, denn letzteres funktioniert meines Erachtens so einfach nicht.

Persönlich: Wenig Skrupel bei Ballerspielen oder abstrakten Tötungen (ich bin Schachspieler), im Fantasy- und SF-Bereich (auch wenn ich da meist auch "nette" Taktiken spaßiger finde als "aggressive") wie auch im historischen. AIDS-Wettverteilen ginge an mir sicher vorbei. Guillotine spiele ich wohl eher nicht mehr, ich finde es spielerisch schwach, und das Thema affektiert pseudorebellisch, ein wenig wie manch "Hardrockgruppe". Frauen vergewaltigen käme nicht in Frage, Kinder töten sicher auch nicht mehr. Bei Drittreichspielen ist mir auch vieles noch zu real in heutigen Köpfen verankert, aber es sind Baucheinzelfallentscheidungen.

Tschüß
Marten

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Niccolo
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Re: Tabuthemen

Beitragvon Niccolo » 28. Juni 2008, 20:05

Peter Gustav Bartschat schrieb:

> Autoren schreiben Bücher,
> Komponisten schreiben Musik,
> Regisseure inszenieren Filme ...
> und Spieleautoren entwickeln Spiele.

Können wir das so gelten lassen?

Die Anzahl der Spiele, die "etwas bewegen" oder zumindest ein Thema näher bringen wollen, ist mehr als überschaubar.

Ansich ist ein Spiel eigentlich nur da, um zu unterhalten.

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Daniel R.
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Beiträge: 1106

Re: Tabuthemen

Beitragvon Daniel R. » 28. Juni 2008, 21:38

Niccolo schrieb:
>
> Peter Gustav Bartschat schrieb:
>
> > Autoren schreiben Bücher,
> > Komponisten schreiben Musik,
> > Regisseure inszenieren Filme ...
> > und Spieleautoren entwickeln Spiele.
>
> Können wir das so gelten lassen?
>

Nee, da hast Du recht, Regisseure beispielsweise inszenieren auch Theaterstücke etc.

:Grin: Daniel


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