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Renaissance der Koop-Spiele

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
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Guido
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Renaissance der Koop-Spiele

Beitragvon Guido » 20. November 2008, 13:05

Hi,

denke gerade, dass es gerade in diesem Jahr eine kleine Welle an Erscheiungen zu kooperativen Spielen gibt. Aufgefallen sind mir Pandemie, Hexer von Salem, Space Alert, Ghost Stories, Roter November, Battlestar Galactica. Zu Arkham Horror gibt es immer noch jede Menge neue Erweiterungen, die aber dennoch das Koop-Spielprinzip an sich nicht verändern, also in diesem Fall z.b. einen Spieler als "Verräter" einführen und damit einen "Gegenspieler" initieren, ähnlich wie es damals die Sauron-Erweiterung zu "Herr der Ringe" von Kosmos gemacht hat. Selbst wenn es klar ist, dass die Kooperation auch z.T. recht unterschiedlich umgesetzt ist (Mechanismus), frage ich mich dabei, wo das jetzt im letzten Jahr oder evtl. sogar noch davor seinen Anfang genommen hat. Was war der Auslöser, dass es auf einmal so einen richtigen Trend gibt? Ich meine, es gibt ja in der Spielszene keine "Thinktanks", wie z.B. in der Textilbranche, die bewusst Trends herbeiführen (also suggerieren, dass sei nun "in"). Ich meine, es ist ja nun nicht nur ein Verlag, der plötzlich dazu tendiert, das kooperative Spielprinzip zu bedienen. Und natürlich sind da plötzlich noch die Spieler, die es plötzlich ganz toll zu finden scheinen, nicht mehr gegeneinander zu kämpfen. War es "Arkham Horror" oder "Fury of Dracula" oder "Schatten über Camelot", das ja nun auch mit einer Erweiterung glänzt? Hat dessen Erfolg die anderen Spielverlage "wachgerüttelt"? Oder haben sich die vielen Aufbau-/ Eisbahn- und Kriegs-Obssessionen etwas ausgelutscht? Oder gibt angesichts der Wirtschaftskrise (im Prinzip abgezeichnet seit 2007) oder was auch immer ein verstärktes Bedürfnis nach Harmonie? So jetzt im Ernst als eine Art Massenpsychologie? Ok, letzteres ist sicherlich recht spekulativ, aber irgendwie wundert es mich doch, wo auf einmal dieser Trend in der Spielewelt auftaucht.
Was meint ihr?

Gruß
Guido (der darauf hofft, dass ihm noch jemand nebenbei kurz einen Eindruck zu Roter November schildert).

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Joker13
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Re: Renaissance der Koop-Spiele

Beitragvon Joker13 » 20. November 2008, 13:14

Gründe dafür hin oder her:

Ich finde es eine erfrischende Abwechslung. Ich kenne aus diesem Genre nur Schatten über Camelot und Pandemie, gebe letzerem aber ganz klar den Vorzug, weil es wirklich kooperativ ist ist und nicht im Sinne von "einer gegen die anderen".

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Easteregg
Spielkind
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Re: Renaissance der Koop-Spiele

Beitragvon Easteregg » 20. November 2008, 13:49

Ich frage mich auch wo der Trend herkommt,

ich kenne Scotland Yard und den Hexer von Salem.
Ich finde die Idee von kooperativen Spielen gut jedoch die Umsetzungen noch nicht ausreichend.
Denn beide Spiele haben eins gemeinsam. Es besteht die Möglichkeit, dass andere Spieler festlegen was für einen selbst der beste Zug ist. Und man kann das Gefühl bekommen nicht wichtig zu sein und lässt sich dadurch Spielen.
Das ist in einer unserer Spielrunden aufgetreten. Da von einem Spieler wenig Vorschläge angenommen wurden, hatte er bald keine Lust mehr.
Vielleicht sollten in einem Spiel die Rollen besser verteilt sein. Wer für welchen Bereich verantwortlich ist und Entscheidungsgewalt hat. Wenn ihr ein Spiel kennt, das so sein sollte, könnt ihr mir gern den Titel nennen. Dann hab ich die Möglichkeit eine bessere Meinung über kooperative Spiele zu entwickeln.

verspielte Grüße Easteregg

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Peter Gustav Bartschat

Re: Renaissance der Koop-Spiele

Beitragvon Peter Gustav Bartschat » 20. November 2008, 14:18

Guido schrieb:
> Ich meine, es gibt ja in der Spielszene keine
> "Thinktanks", wie z.B. in der Textilbranche,
> die bewusst Trends herbeiführen (also
> suggerieren, dass sei nun "in").

Das ist doch gar nicht die Aufgabe eines Thinktanks, lieber Guido, sondern eher die Aufgabe einer Marketing-Abteilung.

Ein Thinktank (man sagt auch "Denkfabrik") ist im Grundsatz nicht mehr als eine Gruppe von Leuten, die sich gemeinsam Gedanken macht. Wenn sich in Spieleverlagen Leute gemeinsam Gedanken machen, dann vermutlich darüber, welche Themen, Materialien, Mechanismen für die Zukunft als Erfolg versprechend einzuschätzen sind.

Und da können zum selben Zeitpunkt im selben Land duraus mehrere Gruppen von Menschen auf dieselbe Idee kommen.

Es würde mich zum Beispiel keineswegs überraschen, wenn die Thintanks mehrerer Automobilhersteller in den nächsten Monaten auf den Gedanken kommen, in Zukunft könnte es nützlich sein, billige Mittelklassewagen mit geringem Verbrauch und minimalem Schadstoffausstoß herzustellen.

Es gab in der 80er Jahren schon mal eine Welle mit kooperativen Brettspielen, die allerdings durchweg langweilig waren (sage ich jetzt mal aus meinem persönlichen Empfinden heraus). Im Rollenspielbereich - der von der reinen Brettspielszene vielleicht nicht ganz so bewusst wahrgenommen wird - liefen kooperative Spielprinzipien hingegen die ganze Zeit mit großem Erfolg weiter.

Nach kooperativen Brettspielen wie "Der Herr der Ringe" und "Schatten über Camelot" und dem "Midgard"-Brettspiel, das kooperative Elemente in den normalen spielerischen Wettbewerb einbindet - und die alle durchaus spannend zu spielen sind - könnten in verschiedenen Brainstormings am Schluss zwischen vielen anderen Merk-Kärtchen auch immer wieder welche mit dem Wort "kooperativ" aufgetaucht sein.
Das alles jedenfalls wäre noch nichts besonderes, weil das der normale Lauf der Dinge ist.

Ob das schon ein Trend ist, wenn man in einem Jahr mehrere neue kooperative Spiele auf derselben Messe sieht? Ich denke, da müssen wir erst mal ein paar Jahre und Spielemessen abwarten und sehen, wie sich das dann entwickelt. Vielleicht tauchen ja statt dessen ganz andere Spiele in Mengen auf: Bauernhofsimulationen mit Holzgemüse, Steinzeitdorfgemeinschaftsverwaltungen ... und mit höchster Wahrscheinlichkeit morgen etwas, an das heute noch niemand denkt.

Mit einem lieben Gruß
Gustav

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Michel
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Re: Renaissance der Koop-Spiele

Beitragvon Michel » 20. November 2008, 14:29

Ist wahrscheinlich nicht so ganz vollkommen passend auf Deine Frage, aber: schau Dir mal Space Alert, Battlestar Galactica und Roter November genauer an.

Bei Space Alert arbeiten zwar alle zusammen - und es gibt sogar einen "Captain", der das Sagen in Zweifelsfällen hat - allerdings passiert der kooperative Teil des Spiels unter Zeitdruck in einer meist sehr eigentümlichen Atmosphäre, die man mal erlebt haben sollte. Kaum möglich, dass hier einer die anderen "spielt".

Bei den anderen beiden Spielen besteht die Möglichkeit, sich gegen einen Teil der übrigen Truppe zu entscheiden, insbesondere bei Battlestar Galactica haben sich die eigentlich zur Kooperation gezwungenen Spieler ständig im Verdacht, zur anderen Seite zu gehören.

BSG ist allerdings derzeit nur in englischer Version zu haben.

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Guido
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Re: Renaissance der Koop-Spiele

Beitragvon Guido » 20. November 2008, 16:20

Peter Gustav Bartschat schrieb:

> Das ist doch gar nicht die Aufgabe eines Thinktanks, lieber
> Guido, sondern eher die Aufgabe einer Marketing-Abteilung.

Hi,

nun, Marketing-Abteilung kreieren nicht unbedingt neue Trends, sondern greifen Trends auf und überlegen sich dazu neue Produkte. Imho unterscheidet sich hier die Textilbranche doch von den anderen, da diese eine Art "Metabranche" hat, nämlich die Haute Couture, welche durch größtenteils eigenständige Kreationen maßgeblich für die Mode sind. Sicher, es dauert immer ein bissl, bis die z.T. extrem aventgardistischen Ideen bis in die "normale" Bevölkerung durchgesickert sind und so ganz unabhängig vom übergeordneten Zeitgeist kann auch hier nichts gemacht werden, aber im Prinzip werden hier "Trends" gemacht. Etwas anders verhält es sich zwar mit den Arbeiten um sog. Trendscouts, die praktisch den umgekehrten Weg gehen und nach guten Ideen (von Individualisten) in der breiten Bevölkerung Ausschau halten. Aber im Endeffekt kommt es auf's Gleiche hinaus: Es werden bewusst Trends daraus kultiviert, d.h. Ideen als "en vogue" suggeriert. Es wird also im Großen und Ganzen nicht auf Trends reagiert, sondern sie werden aktiv generiert. In diesem Sinne verstehe ich meine Verwendung von "Thinktank" und den Unterschied zu anderen Branchen.
Soweit ich weiss, gibt es solche "Thinktanks" nicht in der Spieleszene. Auch nicht in der Auto- oder sonstigen Branche. Dort werden keine Trends aktiv generiert. Es wird eher auf schon etablierte Ideen und Gebrauchsgewohnheiten reagiert, die sich zu Trends entwickelt haben, die sich aber eher zufällig ergeben. So z.B. die jetzt so in mode gekommen Netbooks. Die Kaufgewohnheit zu kleinen und möglichst günstigen Notebooks ist von Asus aufgegriffen und durch ein entsprechende Produkt bereichtert worden. Was ich hier zugeben muss, ist, dass an dieser Stelle auch dann durchaus wieder Einfluss auf den Trendverlauf genommen wird und diese dann weiter aktiv (aus-)gestaltet werden, aber eben nicht generiert. So hat der Rest der Notebook-Branche das Potential erst einmal nicht gesehen. Toshiba und Dell haben es völlig verpennt. Die amerikanischen Autobauer haben sich auf der Image-Gewohnheit der Amerikaner ausgeruht, große Autos haben zu wollen. Sprit war billig. Der Trend (oder in diesem Falle auch Druck) hin zu Kleinwagen, nicht zuletzt aufgrund der steigenden Ölpreise ist schlicht ignoriert worden. Ähnliches gilt für die großen deutschen Autobauer. Was jetzt in den von Dir beschriebenen "Thinktanks" der Autobauer passieren wird, ist lediglich ein sich anpassen an verschlafene Entwicklungen, kein Trendsetting. Dort wird in nächster Zeit nicht mal passives Changemanagement betrieben (hätten sie es betrieben, brächten sie sich jetzt nicht solche sorgen machen). Es läuft auf pure Schadensbegrenzung hinausläuft. Als Trendsetter würde ich in diesem Zusammenhang allenfalls Renault oder besser die Japaner bezeichen, die schon vor Jahren serienmäßige z.B. Hybridantriebe (bei/ trotz all ihrer Nachteile) in Modelle eingebaut haben. Aber damals war Spritsparen noch nicht so wirklich in aller Munde.
Auch in der Spielebranche gibt es imho keine aktiv generierten Trends. Wenn einzelne Spielideen gefallen, werden sie von anderen aufgegriffen, aber es gibt keine Meta-Branche, die suggeriert, dieses oder jenes sei jetzt "in" (nach dem Motto, Leute, im nächsten Winter werden kooperative Spiele der Kracher sein. Und im Sommer 09 sind Bauernhof-Motive als Spielthema unumgänglich. Und richtig chick werden gepunktete Kartenhalter im Fühjahr 09 sein. Und, Ihr Lieben Spieler, wenn ihr auf dem nächsten Spielwochenende ernstgenommen werden wollt, sollte schon ein Aufbauspiel aus dem Hause XXX in Eurem Gepäck sein.)


> Es gab in der 80er Jahren schon mal eine Welle mit
> kooperativen Brettspielen, die allerdings durchweg langweilig
> waren (sage ich jetzt mal aus meinem persönlichen Empfinden
> heraus). Im Rollenspielbereich - der von der reinen
> Brettspielszene vielleicht nicht ganz so bewusst wahrgenommen
> wird - liefen kooperative Spielprinzipien hingegen die ganze
> Zeit mit großem Erfolg weiter.
>
> Nach kooperativen Brettspielen wie "Der Herr der Ringe" und
> "Schatten über Camelot" und dem "Midgard"-Brettspiel, das
> kooperative Elemente in den normalen spielerischen Wettbewerb
> einbindet - und die alle durchaus spannend zu spielen sind -
> könnten in verschiedenen Brainstormings am Schluss zwischen
> vielen anderen Merk-Kärtchen auch immer wieder welche mit dem
> Wort "kooperativ" aufgetaucht sein.
> Das alles jedenfalls wäre noch nichts besonderes, weil das der normale Lauf der Dinge ist.


Ja, das ist im Prinzip klar (was ja auch wieder zeigt, dass auf Entwicklungen reagiert wird). Meine Frage ist ja nicht, ob dieser Prozess so eingesetzt hat, sondern wann und auch ein bissl warum. Seit Knizias "Herr der Ringe" ist es schon etwas hin, und trotz vieler positiver Rückmeldungen ist da in anderen Verlagen scheinbar nicht viel drüber nachgedacht worden. Arkam Horror, Schatten über Camelot und die Insel liegen auch schon mehr als drei Jahre zurück. Und plötzlich kommen aus einigen Verlagen Spiele sogar mit z.T. rein kooperativen Spielmechanismen, also keine Einbindung von kooperativen Elementen in das "normale" (Konkurrenz-)Spielgeschehen (dazu liessen sich sicher ein paar Spiele der letzen Zeit anführen). Ich habe, wie gesagt, bisher nirgendwo gesehen, gehört, gelesen, dass Kooperative Spiele der letzte Schrei für die Wintertage sein werden.

Zum anderen ist es ja so, dass die Spielidee ja in irgendeiner Form schon vorgelegen haben muss. Das heisst, der Verlag fragt den ein oder anderen Autor, ob er/sie da nicht was brauchbares im Nähkästchen hat. Oder waren es doch konkrete Auftragsarbeiten? Das wäre doch eben interessant zu wissen, oder? Mh, vielleicht ist es doch das Jahr 2005 und seine Auswürfe, was da zum Nachdenken in den Verlagen geführt hat. Nichts desto trotz finde ich es schon erstaunlich, dass gerade in diesem Jahr recht viele dieser Spiele neu erschienen sind.


>
> Ob das schon ein Trend ist, wenn man in einem Jahr mehrere
> neue kooperative Spiele auf derselben Messe sieht? Ich denke,
> da müssen wir erst mal ein paar Jahre und Spielemessen
> abwarten und sehen, wie sich das dann entwickelt. Vielleicht
> tauchen ja statt dessen ganz andere Spiele in Mengen auf:
> Bauernhofsimulationen mit Holzgemüse,
> Steinzeitdorfgemeinschaftsverwaltungen
Ok, der Bauernhof strahlt ja auch eine enorme Anziehungskraft aus, und wenn man auch nur wissen will, ob der Bauer sein Frau findet (mh, denke gerade an ein Neuauflage von Emira mit Bauernhofthema :P ). Aber im Ernst, diese Themen haben ja auch was mit Idylle zu tun. Vielleicht ist das ja der Trend!?

>
> Mit einem lieben Gruß
> Gustav

... und mit höchster
> Wahrscheinlichkeit morgen etwas, an das heute noch niemand
> denkt.

Gruß
Guido (der an viele Dinge nicht denkt und sich nicht so oft von etwas gerne überrascht sieht, woran er nicht gedacht hat...)

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Joker13
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Re: Renaissance der Koop-Spiele

Beitragvon Joker13 » 20. November 2008, 16:57

ist euch beiden langweilig oder warum nehmt ihr euch die Zeit für solche Texte in einem Sonderling-Forum? :lol:

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kindofblue
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Re: Renaissance der Koop-Spiele

Beitragvon kindofblue » 20. November 2008, 20:45

Ich würde sagen, das ist ähnlich wie mit dem diesjährigen "Trend" der vielen neu erschienenen Rennspiele.

Ich würde da weniger von Thinktanks oder gar Trendsettern sprechen, sondern es auf einen Austausch unter Spielautoren und innerhalb der Community zurückführen. Wenn ich ein Spiel bzw. Spiele entwickeln würde, würde ich mich auch mit anderen Autoren austauschen. Zudem haben die Autoren ja nicht immer nur eine Idee gleichzeitig in Arbeit. Da liegt dann vielleicht bei einigen noch was auf Halde, was dann nach einem netten Gespräch über kooperative Spiele oder Rennspiele bei einigen wieder hervorgeholt wird.

Trendige Grüße,
Chris

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Guido
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Re: Renaissance der Koop-Spiele

Beitragvon Guido » 20. November 2008, 22:42

Joker13 schrieb:
>
> ist euch beiden langweilig oder warum nehmt ihr euch die Zeit
> für solche Texte in einem Sonderling-Forum? :lol:


Eigentlich hast'e ja recht... aber Spiele sind immer auch ein Stück Zeit- und Kulturgeschichte, daher finde ich die Entwicklung schon interessant.

Gruß
Guido (dem mal wieder klar (gemacht) wurde, dass er viel zu viel Zeit mit seinem Hobby verbringt...)

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ode

Re: Renaissance der Koop-Spiele

Beitragvon ode » 20. November 2008, 23:47

Also, ich habe es in diesem Frühjahr/Sommer wahrgenommen, dass PANDEMIC so was wie einen Sommerloch-Hype erfahren hat. Es gibt da ja immer die relativ große Lücke zwischen der Nürnberger Messe und den Spieletagen in Essen. In diese Lücke stoßen meist ausländische Verlage und bringen Spiele raus. Die werden dann später in Essen dann noch als Neuheit präsentiert. 2007 war das in meiner Wahrnehmung PHOENICIA, das aber dann relativ viel schlechte Kritik einstecken musste. In diesem Jahr, wie gesagt, PANDEMIC.

Diese Meinung ziehe ich aus einem Gefühl, weil über diese Spiele in dieser Sommerlücke in den von mir frequentierten Foren heiß diskutiert wurden.

Und PANDEMIC hat offensichtlich den Nerv getroffen. Es ist ein eher einfaches Spiel mit überschaubaren Regeln. Ich selbst habe eine Probepartie der dt. Version in Essen gespielt und fand es eigentlich sehr nett. Es ist, bedingt durch den Mechanismus, kurz und knackig, deutlich unter einer Stunde zu spielen. Vielleicht war es aber nur der Lückenfüller, der nunmal zu einer Zeit wirklich ganz gut war, wo sowieso kaum über andere neue Spiele gesprochen wurde. Und ist deshalb in meinem Gedächtnis hängengeblieben.

Ich muss aber sagen, dass ich keine Ahnung habe, wie sich so was dann in der Szene weiterentwickelt. Es kann ja sein (und das halte ich für wahrscheinlich), dass PANDEMIC einfach früher rausgekommen ist, als die anderen Spiele, nämlich genau in dieser Sommerpause. Vermutlich lagen die anderen Spiele zu diesem Zeitpunkt schon fertig bei den anderen Verlagen rum. Nur veröffentlichen die dann erst pünktlich zur Messe in Essen. Bei den meisten Ami-Verlagen ist das ja nicht ganz so wichtig. Denke, die verkaufen auch, wenn nicht gerade Publikumsmesse ist (anders also, als Lookout, CGE und die kleineren Konsorten, die gerade auf Messen ihre Kohle machen - und die sei ihnen gegönnt!).

Will sagen: Vielleicht liegts einfach am Veröffentlichungsrythmus, der in Europa ja durch die Essener Spieletage (fast)vorgeschrieben ist.

Also, nur Gedanken, keine Lösungen von mir...

ode.

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l8xx
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Re: Renaissance der Koop-Spiele

Beitragvon l8xx » 21. November 2008, 04:07

Ja, es kamen einige heuer raus und die sind auch alle eigentlich ganz gut geworden.

Dass ein Spieler vielleich für die anderen spielt, kann ein Problem sein. Aber wenn ein Verräter im Spiel ist wie bei Schatten über Camelot oder Battlestar Galactica, dann ist das nicht so ein großes Problem, bzw. das hängt von der Spielweise in einer Runde ab.

Bei Space Alert ist das sehr gut gelöst, weil man nur begrenzt Zeit hat. Es gibt zwar einen Captain, der sogar bestimmen kann, was getan wird, aber er kennt die Karten nicht und da geht es nur um die grobe Strategie, z.B. du bist für den blauen Bereich zuständig usw.

Eine andere Lösung für dieses Problem gibt es bei Freibeuter der Karibik: Dort spielt jeder für sich und jeder baut SEIN Schiff aus und sammelt Siegpunkte. Trotzdem müssen alle auch zusammenspielen, um die Piraten im Schach zu halten. Das ist ein spannendes Dilemma. Bei meiner letzten Partie habe ich beispielsweise übertrieben und nur Zusatzlager und Segel gekauft. Natürlich haben dann die Piraten gewonnen, weil es einfach schwer für die anderen Spieler ist die Piraten alleine zu bekämpfen.

Scotland Yard aber war wirklich so, dass man das auch zu zweit hätte spielen können, Mr. X und die Detektive. Gleiches gilt auch für Axis and Allies. Da spielen auch zwei Teams gegeneinander. Ich würde die dann aber nicht unbedingt Kooperativspiele nennen, zumal ja nicht gegen das Spiel gespielt wird.

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Reyk

Re: Renaissance der Koop-Spiele

Beitragvon Reyk » 21. November 2008, 10:29

Easteregg schrieb:
> Denn beide Spiele haben eins gemeinsam. Es besteht die
> Möglichkeit, dass andere Spieler festlegen was für einen
> selbst der beste Zug ist. Und man kann das Gefühl bekommen
> nicht wichtig zu sein und lässt sich dadurch Spielen.

Hängt natürlich sehr von der Runde ab. Man sollte sich des möglichen Problems bewusst sein und von Anfang an darauf hinweisen, dass unabhängig von der Abstimmung untereinander letztlich jeder seine Entscheidung trifft. Neben den von Michel genannten Spielen gibt es aber auch in anderen Mechanismen, die dem Problem gezielt entgegenwirken:
- Information, die zwar alle teilen können, die aber nicht für alle gleich leicht zugänglich ist, z. B. verdeckte Handkarten ("Pandemie" und "Herr der Ringe", wenn ich mich richtig erinnere). Obwohl man die Karten frei diskutieren kann, ist es ein großer Unterschied, ob sie offen auf dem Tisch liegen oder nicht. Man muss alle in die Diskussion einbeziehen.
- Information, die nicht mit allen geteilt werden darf und Raum für eigene Entscheidungen lässt,
z. B. verdeckt gelegte schwarze Karten in "Schatten über Camelot" oder Wissen über Dimensionsportale in "Der Hexer von Salem"

Ciao Reyk

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Reyk

Re: Renaissance der Koop-Spiele

Beitragvon Reyk » 21. November 2008, 10:41

"Schatten über Camelot" und "Battlestar Galactica" (Weiß jemand was über eine geplante deutsche Ausgabe?) bilden ja fast schon ein kleines Genre für sich. Während ich beide Richtungen mag, trennen sich hier oft die Geschmäcker. Es gibt immer wieder Spieler, die "Schatten über Camelot" am liebsten ohne Verräter spielen wollen (um mal ein Klischee bedienen zu wollen: nicht selten Frauen). In dem Fall ist eines der 100%ig kooperativen Spiele immer die bessere Wahl.
Beide Richtungen erscheinen auch designtechnisch sehr interessant und schwierig. Wenn es aus meiner Sicht ein Problem bei kooperativen Spielen gibt, dann, dass möglicherweise nicht jedes Spiel den spannungsgeladenen knappen Ausgang bringt (bringen kann). Da haben dann die mit der kürzeren Spieldauer u. U. Vorteile. Wenn der äußerst knappe Ausgang aber funktioniert (ist bei allen Koop-Spielen, die ich kenne, häufig der Fall), dann ist es ein sehr schönes Spielerlebnis, egal, wer am Ende gewinnt.
Ciao Reyk

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Dirk Piesker
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Space Alert

Beitragvon Dirk Piesker » 21. November 2008, 10:45



> Bei Space Alert ist das sehr gut gelöst, weil man nur
> begrenzt Zeit hat. Es gibt zwar einen Captain, der sogar
> bestimmen kann, was getan wird, aber er kennt die Karten
> nicht und da geht es nur um die grobe Strategie, z.B. du bist
> für den blauen Bereich zuständig usw.

Was genau kann der Captain denn bestimmen?
Welche Karten ich lege, ist doch allein meine Sache!

Oder was meinst Du?

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l8xx
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Re: Space Alert

Beitragvon l8xx » 21. November 2008, 11:34

Dirk Piesker schrieb:
>
>
>
> > Bei Space Alert ist das sehr gut gelöst, weil man nur
> > begrenzt Zeit hat. Es gibt zwar einen Captain, der sogar
> > bestimmen kann, was getan wird, aber er kennt die Karten
> > nicht und da geht es nur um die grobe Strategie, z.B. du bist
> > für den blauen Bereich zuständig usw.
>
> Was genau kann der Captain denn bestimmen?
> Welche Karten ich lege, ist doch allein meine Sache!
>
> Oder was meinst Du?

Er hat kein "juristisches" Duchgriffsrecht, aber wenn 2 streiten und sich nicht einigen können wer was macht, ist es die Aufgabe des Captains zu bestimmen wo es lang geht. Natürlich kann sich ein Spieler trotzdem nicht daran halten. Aber dann dürfte es wahrscheinlich die letzte Partie dieses Spielers sein bei Space Alert :-)


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