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[PEEP] Schätzen Sie mal

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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Der Landvogt
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[PEEP] Schätzen Sie mal

Beitragvon Der Landvogt » 22. November 2008, 16:39

Schätzen Sie mal (Mord & Totschlag)


Mein erstes Schätzen-Sie-mal-Spiel vor zwei Wochen war schon sehr positiv. Nun habe ich es gestern mit meiner Familie gespielt, zunächst zu fünft, dann zu siebt, und wiederum war es ein voller Erfolg. Einzig die Tatsache, dass mein jüngerer Bruder in beiden Partien knapp vor mir lag, einmal Erster und einmal Zweiter, betrübt mich ein wenig :wink:

Gespielt werden bei "Schätzen Sie mal" 10 Runden. In jeder Runde werden drei Marker ausgelegt, die es zu gewinnen gilt: ein 1er, 2er und 3er. Jeder bekommt einen Notizzettel vom Block und einen Stift.

In jeder Runde wird eine Karte aufgedeckt und ein Ereignis der Menschheitsgeschichte vorgelesen, das mit Mord oder Totschlag (mitunter sehr weit ausgelegt) zu tun hat. ZB: Sammuel Colt erhält ein Patent für seinen Revolver.
Jeder Spieler schreibt nun geheim eine Schätzung auf seinen Block, wann er glaubt, dass das Ereignis stattgefunden hat, also KEIN genauer Tipp, sondern ein Zeitintervall von-dann-bis-dann. Hierbei gilt, dass das Zeitintervall BELEIBIG groß gewählt werden kann. Also etwa 1800 – 1900 (= 100 Jahre) oder 1500 – 1870 (= 370 Jahre) oder 1901 – 1901 (= 0 Jahre) oder gar 0 – 2008 (= 2008 Jahre). Anschließend wird die korrekte Jahreszahl bekannt gegeben.

Der Spieler, der richtig getippt hat UND dessen Intervall-Schätzung am Kleinsten ist, bekommt den 3er-Marker als Gewinn. Der mit der zweitkleinsten richtigen Schätzung den 2er-Marker und das drittkleinste richtige Intervall erhält den 1er-Marker.
Und hier liegt der Reiz des Spiels – wie viel Risiko gehe ich ein? Wähle ich mein Intervall zu klein, dann liege ich vielleicht daneben. Wähle ich es zu groß, greifen andere womöglich vor mir die Punkte ab.
Nach 10 Runden werden die Marker addiert und die höchste Summe gewinnt.

Das Positive: Die Regeln sind minimalistisch und es geht sofort los. Man muss nichts wissen, wobei ein gutes Halbwissen natürlich hilft. :smile: Spannung ist vorhanden. Alle spielen gleichzeitig. Niedriger Preis. Insbesondere auch für Nichtspieler sehr gut geeignet.

Das Negative: Vielleicht hätte der Block mit den Notizzetteln (etwa 80 Blatt) etwas dicker sein können. Manche Ereignisse sind vollkommen unbekannt/ausgefallen/skuril. Sie einzuordnen ist pures Glück.

Fazit: Prima Spiel. Wer keine exakten Wissensspiele mag, der liegt hier goldrichtig. Ich bin jetzt schon gespannt auf weitere Themenausgaben. Eine echte Alternative zu Anno Domini.

Vorläufige Schulnote: 2 plus.

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l8xx
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Re: [PEEP] Schätzen Sie mal

Beitragvon l8xx » 22. November 2008, 18:45

Klingt wirklich interessant! Aber mal ehrlich, das kann ich doch auch mit Anno Domini Karten spielen und jeder erhält ein Blatt Papier! Werde ich mal probieren.

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rolf
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Re: [PEEP] Schätzen Sie mal

Beitragvon rolf » 22. November 2008, 20:03

Hallo
und wenn Du es dann so gespielt hast, berichte mal darüber.

Gruß

Rolf

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Tom Hilgert
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Re: [PEEP] Schätzen Sie mal

Beitragvon Tom Hilgert » 23. November 2008, 08:02

Danke für deinen PEEP. Was mich ein bisschen ärgert ist, dass hier der Hauptmechanismus, sagen wir es mal positiv, von Richard Borgs DAS WAREN ZEITEN von MB "übernommen" wurde. Das gibt es auch Zeitrahmen zwischen 1 und 7 Jahren, die man Ereignissen zwischen 1950 und 1992 zuordnen muss. Ich hab das Spiel bloss deswegen nicht mehr, da die Schachtel zu groß ist (für ein Quizspiel). Ich denke Reinhard Staupe kennt das Spiel nicht (was ich hoffe) oder sollte, wenn doch, wie Martin Wallace in der Tinners Trail Regel über die Wurzeln von Basismechanismen Auskunft geben, was sehr ehrlich und sehr sympathisch ist.

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Detlef W.
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Re: [PEEP] Schätzen Sie mal

Beitragvon Detlef W. » 24. November 2008, 08:47

Frage zum Peep: Wer von den Spielern ist näher dran, wenn die richtige Antwort 1760 lautete?
A tippt 1550-1761
B tippt 1740-1780
C tippt 1760-2008
Die Antwort könnte mir bei der Kaufentscheidung helfen.

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rolf
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Re: [PEEP] Schätzen Sie mal

Beitragvon rolf » 24. November 2008, 08:58

Spieler B; denn die kürzeste Differenz zählt.

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Ernst-Jürgen Ridder

Re: [PEEP] Schätzen Sie mal

Beitragvon Ernst-Jürgen Ridder » 24. November 2008, 09:28

Hallo,

wenn es denn schon die Kaufentscheidung beeinflussen kann, dann solltest Du Dich nach der vollständigen Auswertung der Antworten fregen:

Da drei spielen, kann man für seine Antwort 3, 2, 1 oder auch 0 Punkte (letzteres, wenn die richtige Antwort außerhalb des getippten Zeitraums liegt) bekommen.

Die richtige Antwort liegt in dem von allen Spielern jeweils angegegebenen Zeitraum, also bekommen alle drei Punkte. Dabei kommt es auf die Differenz an, wieviele Jahre also der jeweils getippte Zeitraum erfasst. Das sind bei A 211 Jahre, bei B 40 Jahre und bei C 248 Jahre.

Also bekommen B 3 Punkte, A 2 Punkte und C 1 Punkt.

Es ist also ein Quiz-Spiel, bei dem man auch Punkte bekommen kann, wenn man nicht so genau weiß, was richtig ist, und sehr grob schätzt. Je gröber die Schätzung, um so geringer ist die Wahrscheinlichkeit, mehr als 1 Punkt zu bekommen. Je geringer aber der getippte Zeitraum ist, um so eher kann man 3 Punkte bekommen, oder aber auch 0, wenn man -vielleicht nur knapp- daneben liegt. Also: Ist die richtige Antwort 2006 und tippen A 2007, B 2005 und C -bar jeder Ahnung- 0-2008, dann haben A und B zwar ziemlich genau Bescheid gewusst, sind aber ein hohes Risiko eingegangen und bekommen keine Punkte. C, der alleine einen Zeitraum genannt hat, in dem die richtige Antwort liegt, bekommt 3 Punkte.
Das ist ein schönes Wertungssystem, das auch den gewinnen lassen kann, der sich ohne allzu profunde Kenntnisse auf das Spiel einlässt. Der siegessichere Vielwisser, der weiß, dass er weiß, und sich deshalb viel zutraut, kann am Ende ganz "alt" aussehen, wenn er sich zu viel zutraut und zwar vieles weiß, aber eben nur "ziemlich" genau.
Das findet man, wenn auch mit anderem Wertungssystem, ähnlich z.B. in "Deutschland finden Sie Minden".

Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen

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germanggek
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Die kürzeste längste

Beitragvon germanggek » 24. November 2008, 11:41

Hallo,

die kürzeste nicht (1740 und 1780 haben jeweils 20 Jahre Differenz, bei den anderen Schätzungen nur 1 Jahr), sondern eher die kleinste der jeweils größten Differenz (b gewinnt wegen "nur" 20 Jahren).

Grüße

Achim

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Niki
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Re: Die kürzeste längste

Beitragvon Niki » 24. November 2008, 14:07

Hallo Achim,

ich glaube du hast da was falsch verstanden. Es geht nicht um die Differenz vom getippten zum tatsächlichem Zeitpunkt.
Ernst-Jürgen Ridder hat das in seiner Antwort (24.11.08 09:28 Uhr) schön beschrieben ...

Niki

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Grischa Zimmermann
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Beiträge: 33

Re: Kurze Differenz Bemaßung

Beitragvon Grischa Zimmermann » 24. November 2008, 14:20

Es scheint ja etwas Verwirrung über die Kürze der Länge einer Differenz zu geben :)

A tippt 1550 - 1761 Differenz = 211
B tippt 1740 - 1780 Differenz = 40
C tippt 1760 - 2008 Differenz = 248

Antwort = 1760

B gewinnt den 3 Punktechip, da er wie alle anderen Spieler auch richtig lag UND bei seinem Tipp das größte Risiko, sprich den kürzesten Zeitraum von "nur" 40 Jahren gewählt hatte.
A bekommt den 2 Punktechip und C muss sich leider mit dem 1 Punktechip zufrieden geben.

Der Witz ist also, dass ich nicht nur das Ereignis, sondern auch meine Mitspieler einschätzen muss. Werden sie besonders riskant (=eng) tippen, oder gehen sie eher geringes Risiko. Wer kennt sich möglicherweise aus und kann daher sehr eng tippen...
Diese Form der Interaktion war auch das, was uns in unseren Tests immer wieder begeistert hat.

Im übrigen kann ich aus leidiger Erfahrung berichten, dass ganz sicher nicht immer der gewinnt, der am riskantesten tippt ;)

Schöne Grüße aus der schätzenden Redaktion

Grischa (der selbst nach etlichen Korrekturläufen noch immer die Jahreszahlen nicht auswendig kennt und zuletzt sogar wieder eine Partie verloren hat)

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Reinhard Staupe
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Alles im Lot

Beitragvon Reinhard Staupe » 25. November 2008, 16:37

Hallo Tom!

Danke für den Hinweis! Das Spiel von Richard Borg kannte ich nämlich in der Tat nicht, auch keiner meiner zahlreichen Testspieler.

Da ich im Umgang mit Mechanismen grundsätzlich äußerst sorgsam und vorsichtig bin (ich war in dieser Hinsicht nämlich leider selbst schon mehrfach Leidtragender), war ich, nachdem ich die Idee zu „Schätzen Sie mal“ hatte, sehr im Zweifel und in Bange, ob sie nicht womöglich schon jemand vor mir hatte. Ich kenne und besitze zwar zahllose Spiele, aber natürlich bei Weitem nicht alles. Bei unseren Testrunden kam lediglich ein Vergleich zu „Times“ von Uwe Rosenberg (Salagames 1992 bzw. Fun Connection 1994) zur Sprache. Wobei Uwes Spiel, das ich gut finde, mit einer ganzen Menge mehr an Mechanismen aufwartet als mein SSM und auch deutlich verzahnter ist. Unter anderem benutzt es fest vorgegebene Zeitspannen.

Nun habe ich mich online schlau gemacht und mir „Das waren Zeiten“ angeschaut. Auch dort gibt es, soweit ich es der Spielbeschreibung entnehmen konnte, ähnlich wie bei „Times“ fest vorgegebene Zeitrahmen (von 1 – 7 Jahren). Und genau an dieser Stelle wird der unterschiedliche Ansatz zu meinem Spiel deutlich, das den Spielern beim Schätzen nämliche jegliche Freiheit lässt - ohne irgendeine spieltechnische Reglementierung. Es ist bei SSM absolut erlaubt, eine Schätzung von 0 – 2008 abzugeben, was gerade für Leute, die manche Sachen überhaupt nicht wissen, eine Option sein kann, ja mitunter sogar eine prima Strategie zum Punkteabgreifen, wenn die Anderen zu riskant spielen.

Also, wenn man genau hinschaut, dann heißt es „Entwarnung!“, denn es wurde nichts übernommen, schon gar nicht willentlich. Nichts liegt mir ferner. Man muss ja auch berücksichtigen, dass es sich um sehr einfache Spiele handelt, und da machen kleine Innovationen oder Veränderungen häufig einen enormen Unterschied aus.

Eine persönliche Bemerkung zu meiner Herangehensweise. Wenn ich bei einer Spielidee das Gefühl habe, dass sie zu dicht an einer bereits bestehenden ist, dann verschwindet sie rigoros in meiner Schublade (was bereits mehrfach geschehen ist). Ich finde es wichtig, dass die Spieleautoren und Verlage hier so gewissenhaft wie möglich handeln, denn unsere Ideen sind die Grundlage von allem, unser Kapital. Glücklicherweise ist das, von ganz wenigen punktuellen Ausnahmen abgesehen, durchgängig der Fall: eine überschaubare Familie sozusagen, die sich schätzt und respektiert.

Bitter ist es dann, wie es bei mir vor etwa einem Jahr geschehen ist. Eines meiner Spiele sollte eigentlich bei einem bestimmten Verlag erscheinen. Schließlich wurde es kurzfristig noch aus dem Programm gekickt. Und dann erschien wenige Monate später ein nahezu identisches Spiel bei einem anderen Verlag. Meins gab es vorher. Spaß macht es auch. Aber es ist mir zu heikel, es erneut anzubieten. Also, zähneknirschend: Ablage B.

Viele Grüße,
Reinhard

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rolf
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Re: [PEEP] Schätzen Sie mal

Beitragvon rolf » 25. November 2008, 19:03

Es ist noch anzumerken, daß DWZ nur für 2 Spieler/Gruppen gedacht war.

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Tom Hilgert
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Re: [PEEP] Schätzen Sie mal

Beitragvon Tom Hilgert » 26. November 2008, 12:12

Das ist richtig, wir haben uns überraschenderweise :-) mit Stift und Papier beholfen und konnten es somit zu sechst spielen. Danke für das Statement von Reinhard


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