Anzeige

"Klassiker" bzw. "Alte" Spiele gegen "Aktuelle" Spiele

Allgemeine Spiele-Themen
Benutzeravatar
Oonalaily
Kennerspieler
Beiträge: 149
Wohnort: Siegen

"Klassiker" bzw. "Alte" Spiele gegen "Aktuelle" Spiele

Beitragvon Oonalaily » 4. Mai 2014, 10:12

Hallo zusammen,

Ich habe letzte Woche herausgefunden, dass mein Arbeitskollege (ca. 40 Jahre + , Erzieher) ebenfalls sehr gerne spielt.
Da dachte ich mir "Klasse, starten wir doch mal eine Unterhaltung".
Diese verlief dann allerdings teilweise recht ernüchternd für mich.

Besagter Kollege ist nämlich der Auffassung, dass seit den 90-er Jahren eh nichts wirklich Neues an Spielen auf den Markt gekommen ist.
Neues im Sinne interessante neue Mechanismen und Themen..
Fantasy interessierte ihn schon mal gar nicht, somit war das Thema schnell erledigt.
Er kauft sich somit seit den 90-er Jahren (und vielleicht noch Anfang 2000) keine neuen Spiele mehr, weil alles schon mal da gewesen ist, seiner Meinung nach.
Außerdem findet er aktuelle Spiele häufig schlechter als besagte "alte" Spiele, u.a. da sie teilweise auch viel zu aufgebläht wären von der Komplexität her.

Ich (27 Jahre alt) spiele erst seit ca. einem Jahr wirklich richtig aktiv auch komplexere Titel (vorher eher Partyspiele oder leichte Kartenspiele), somit wiederholen sich Mechanismen für mich nicht wirklich und ich konnte zu dieser Diskussion letztendlich wenig beitragen.
Positiv war, dass er mir einige Titel vorschlagen konnte, die ich noch nicht in meinen Sortiment habe.

Letztendlich hat mich die Diskussion etwas genervt zurück gelassen.
Auch wenn ich erst seit einem Jahr spiele, kann ich mir nicht recht vorstellen, dass seit den 90-er nichts Neues und insofern Interessantes auf den Spielemarkt gekommen ist. Das würde ja bedeuten, dass es reichen würde, die "Klassiker" zu besitzen, da die aktuellen Spiele eh "schlecht bei diesen kopieren".
Sobald ich meinte, mir würden u.a. Dungeon Crawler, Abenteuerspiele, Deckbuilding und Living Card Games gefallen, hat er eh abgewunken. Zum einen, da er die Begriffe nicht kannte und auch nicht erklärt haben wollte und zum anderen weil zum Beispiel Dominion für ihn nur eine Art Rommé mit aufgesetzen Thema wäre... Man würde ja nur Karten sammeln...

Was meint ihr zu dem Thema?
Welche Spiele sind "besser"- Alte Spiele der 80-er und 90-er oder aktuelle Titel (sagen wir seit ca. 2005, wobei er ja Anfang 2000 durchaus noch ein paar Spiele mochte)?
Haben sich Spiele eurer Meinung nach weiterentwickelt oder werden einfach alte Mechanismen und Themen immer wieder neu aufgewärmt?
Habt ihr Beispiele für Weiterentwicklungen?
Was sagt ihr grundsätzlich zu dieser Einstellung?

Benutzeravatar
Dalli
Kennerspieler
Beiträge: 574

RE: "Klassiker" bzw. "Alte" Spiele gegen "Aktuelle" Spiele

Beitragvon Dalli » 4. Mai 2014, 11:33

Folgende Titel dürften so gänzlich anders sein, als weleche vor 2000. In Klammer eine herraustechende Mechanik.
-Space Alert (Echtzeit Kooperativ)
-Funkenschlag (Auktion, Ressourcenmanagment & Handycapsystem)
-Pandemie (Kooperativ)
-Risiko Evolution (Entwicklung und Veränderung fast sämtlicher Bestandteile des Spiels)
- Der Ringkrieg (einfach alles - leider Fantasy)
- sämtliche Arbeitereinsetzspiele mit den verschiedensten Themen, z.B. Robinson Crusoe
- sämtliche Deckbauspiele mit den verschiedensten Themen, z.B. Trains.
- Rampage ("Interaktives" Brett)
- Storytelling Spiele w.z.B Maus und Mystik (leider Fantasy)
Die Liste liese sich noch ziemlich weit vorführen...
"A day without laughter is a day wasted."
- Charlie Chaplin

Benutzeravatar
Kim
Brettspieler
Beiträge: 89

RE: "Klassiker" bzw. "Alte" Spiele gegen "Aktuelle" Spiele

Beitragvon Kim » 4. Mai 2014, 11:38

Wer allen ernstes behauptet, Spiele hätten sich seit den 90ern nicht weiterentwickelt, der hat meiner Meinung nach schlichtweg keine Ahnung. Das hat etwa die gleiche Qualität wie die Behauptung, es sei schon jeder Plot in Romanen erzählt worden und man könne sich das Lesen neuer Bücher getrost sparen.
Sicher wird man auch immer Bekanntes wiederfinden, aber allein durch die unterschiedliche Kombination von Elementen kann schon ein neues Spielgefühl entstehen.

Mich würde allerdings interessieren, welche Klassiker dir dein Kollege so empfohlen hat.

Benutzeravatar
Oonalaily
Kennerspieler
Beiträge: 149
Wohnort: Siegen

RE: "Klassiker" bzw. "Alte" Spiele gegen "Aktuelle" Spiele

Beitragvon Oonalaily » 4. Mai 2014, 11:54

Empfohlen hat er mir folgende Spiele:

Tikal (das hatte ich auch schon auf meiner Liste)
Diplomacy
Shogun (Nicht das mit dem Würfelturm, sondern das Spiel von MB)
Zug um Zug (eines der wenigen 2000-er)
Alhambra (2. 2000-er)
Die neuen Entdecker (3. 2000-er)
El Grande
Als leichtes Spiel zum Abschalten Spiel des Lebens- da habe ich allerdings abgeblockt.
Risiko

Und noch Carcassonne und 6nimmt, die ich allerdings schon kenne oder zu Hause habe.
Die anderen Spiele (s.o.) kenne ich von der Beschreibung her, besitze ich aber nicht... Spiel des Lebens kenne ich aus meiner Kindheit, mag es aber nicht.
Shogun kannte ich nur mit Würfelturm.

Benutzeravatar
ikitikat
Brettspieler
Beiträge: 67
Wohnort: Wuppertal

RE: "Klassiker" bzw. "Alte" Spiele gegen "Aktuelle" Spiele

Beitragvon ikitikat » 4. Mai 2014, 12:34

Tikal hab ich nie gespielt, aber deutscher Spielepreis und Spiel des Jahres sprechen für sich.

Diplomacy: Hier sollte man nen ganzen Tag einplanen...

Shogun: Kenne auch nur das von Queen Games mit dem Würfelturm.

Zug um Zug auch Spiel des Jahres und definitiv heute noch sehr gut spielbar.

Alhambra auch Spiel des Jahres. Nicht so mein Fall, was wohl auch daran liegt, dass ich es zweimal in einer sehr großen Runde gespielt habe, und dann ist der Zufall sehr groß und man hat das Gefühl gespielt zu werden und keinen Einfluss zu haben.

Die neuen Entdecker: Hab hier nur die Entdecker, das Vorgängerspiel liegen, aber da gibt es mittlerweile definitiv bessere Spiele mit dem Thema, zum Beispiel Amerigo, oder auch kooperativ Robinson Crusoe

El Grande auch Spiel des Jahres, ich erkenne ein Muster. ;-) Gutes Spiel ums Ringen der Mehrheiten in verschiedenen Regionen Spaniens. Führte damals glaub ich den Spielmechanismus mit Bieten durch Karten für die Spielerreihenfolge ein.

Spiel des Lebens -> Da hätt ich auch abgeblockt. Zum Abschalten gibt es weißgott schönere Alternativen

Risiko -> Würd ich heut nicht mehr anpacken. Aber wenn deinem Kollegen das gefällt, sollte er sich vielleicht mal Risiko Evolution anschauen, wie Dalli schon geschireben hat, ist das wirklich etwas Neues!

Wie Dalli schon schön gezeigt hat, gibt es einiges an Neuerungen in den letzten 15 Jahren... Nicht zu vergessen sind zum Beispiel auch die "Rondell-Spiele" von Mac Gerds, als da wären Imperial*, Antike, Hamburgum und Navegador*. Die mit Sternchen sind meine Favoriten.

Alleine im letzten Jahr sind so tolle Spiele rausgekommen, Concordia, Madeira oder das von Dalli erwähnte Rampage.

Aber mal ehrlich, wenn dein Kollege nicht mal bereit ist sich neue Konzepte erklären zu lassen, dann ist er wohl mittlerweile etwas eingerostet. ;-)

Einen schönen Sonntag euch allen.

Benutzeravatar
Morti
Kennerspieler
Beiträge: 627
Wohnort: Niedersachsen
Kontakt:

RE: "Klassiker" bzw. "Alte" Spiele gegen "Aktuelle" Spiele

Beitragvon Morti » 4. Mai 2014, 12:52

Ich spiele seit fast 30 Jahren intensiv Brettspiele nahezu jeder Couleur und bin immer wieder überrascht, wieviele neue Ideen, Varianten, Facetten und Elemente dieser Bereich jedes Jahr hervorbringt; ich halte ihn daher für einen der phantasievollsten Bereiche der menschlichen Schaffenskraft.
Wer daher behauptet, es hätte sich seit 20 Jahren nichts verändert oder verbessert, der offenbart damit nur Ignoranz und fehlendes Urteilsvermögen.

Benutzeravatar
Oonalaily
Kennerspieler
Beiträge: 149
Wohnort: Siegen

RE: "Klassiker" bzw. "Alte" Spiele gegen "Aktuelle" Spiele

Beitragvon Oonalaily » 4. Mai 2014, 13:07

Naja, es waren ja nicht 20 Jahre, sondern eher 10-15 Jahre... vielleicht auch nur 9 Jahre, wenn man sich die 2000- er Spiele ansieht.
Allerdings fand ich es auch etwas seltsam, dass er sich neue Spielemechanismen gar nicht erklären lassen wollte, wenn er doch die fehlenden Innovationen bei Mechanismen und Themen im Hinblick auf aktuelle Spiele bemängelt.
Und bei der Aussage, dass Dominion nur ein Rommé mit aufgesetzten Thema wäre, hat es mir die Sprache verschlagen...
An dem Trend mit SdJ könnte tatsächlich etwas dran sein.
Er meinte nämlich, dass man die SdJ- Titel der letzten Jahre vergessen könnte.
Vielleicht hat er überwiegend jene Empfehlungen gekauft und überträgt die Enttäuschung, die er bei der Auswahl der letzten Jahre empfunden hat, auf die gesamte Spielentwicklung?

Benutzeravatar
Kim
Brettspieler
Beiträge: 89

RE: "Klassiker" bzw. "Alte" Spiele gegen "Aktuelle" Spiele

Beitragvon Kim » 4. Mai 2014, 13:23

Er meinte nämlich, dass man die SdJ- Titel der letzten Jahre vergessen könnte.
Vielleicht hat er überwiegend jene Empfehlungen gekauft und überträgt die Enttäuschung, die er bei der Auswahl der letzten Jahre empfunden hat, auf die gesamte Spielentwicklung?

Ja, den Eindruck hatte ich irgendwie auch.

Alte Spiele müssen nicht per se schlechter sein als neue, und wenn man mit dem zufrieden ist, was man hat, dann zwingt einen auch niemand, neue Spiele anzuschaffen. Es hängt wohl auch stets davon ab, welchen Anspruch man an Spiele generell stellt. Dennoch zeugt die Behauptung deines Kollegen insbesondere in Kombination mit seinen Empfehlungen einfach von Unkenntnis.

Noch einige Gedanken zur Liste:

Zug um Zug würde ich dir ebenfalls empfehlen. Aus meiner Sicht die beste Empfehlung auf der Liste.

Shogun (MB) besitze ich und habe es früher auch gerne gespielt - aber die letzte Partie liegt gewiss 10 Jahre zurück. Von der Mechanik her ist es nicht wirklich herausragend.

Risiko und Spiel des Lebens würde ich keinesfalls empfehlen. Ich habe zwar auch Risiko Evolution hier, aber eben nur aufgrund der Evolutions-Mechanik, die mich sehr interessiert hat. Wenn meine Mitspieler es wünschen, würde ich beide mitspielen, aber von mir aus nicht dazu greifen.

Benutzeravatar
Bossi
Kennerspieler
Beiträge: 865
Wohnort: Darmstadt

RE: "Klassiker" bzw. "Alte" Spiele gegen "Aktuelle" Spiele

Beitragvon Bossi » 4. Mai 2014, 19:50

Schmeiß ihm mal Terra Mystica vor die Nase! :D

Oder Battlestar Galactica, das neue Civ, Twillight Struggle oder Caylus (ok, auch schon etwas älter, aber nicht SO alt)!

Ein paar seiner Empfehlungen sind allerdings wirklich gut: Diplomacy ist die Königin der Brettspiele (neben Schach und Go als König bzw. Kaiser... :D ). El Grande ist einfach nur perfekt, Tikal ist eine "Variante" von El Grande vom Mechanismus her - aber trotzdem sehr gut.
Allerdings: Glücksspiele wie Spiel des Leben, einfache Kartenspiele wie Alhambra oder Risiko-Klone wie MB-Shogun (inc. Würfelei) sind im Prinzip lahm, da kaum anspruchsvoll - und damit ähnlich spannend wie Romme.

Btw Dominion und Romme: Wenn schon abgekupfert, dann auch das RICHTIGE Original angeben, nämlich Magic TG - Boosterdraft bzw. Rochsterdraft! ;)

Benutzeravatar
El Grande
Kennerspieler
Beiträge: 2357
Wohnort: Bayreuth

RE: "Klassiker" bzw. "Alte" Spiele gegen "Aktuelle" Spiele

Beitragvon El Grande » 5. Mai 2014, 21:46

Kim hat geschrieben:Wer allen ernstes behauptet, Spiele hätten sich seit den 90ern nicht weiterentwickelt, der hat meiner Meinung nach schlichtweg keine Ahnung.


Genau das wollte ich auch schreiben. Er kann nicht viele der neueren Spiele gespielt haben.
Klar werden sich alte Mechanismen wiederfinden. Das heißt aber nicht, dass diese nicht weiter entwickelt wurden oder dass man sie in anderen Spielen verwenden kann, die sich aber vollkommen anders spielen.
Außerdem gab es seit 2000 schon viele neue Spielprinzipien oder Ideen die echt innovativ waren.

Hört sich ein bisschen ignorant an oder als ob er Angst vor Veränderungen hätte.
Wobei ich es auch ein bisschen verstehen kann, dass man alte Spiele verteidigt, die echt gut sind. Denn alt ist nicht unbedingt schlecht (siehe El Grande)

Ich nehm jetzt mal das Musikbeispiel her. Es gibt im Musikalischen Bereich wohl auch selten etwas neues unter der Sonne, dennoch ergibt der Mix aus unterschiedlichen Musikalischen Einflüssen immer wieder etwas Neues und Spannendes. Selbst bei Bands die ihrem Stil treu bleiben, bin ich trotzdem immer ganz hin und weg von einem neuen Album.
Jemand der ignorant ist würde wohl sagen, hört sich für mich alles gleich an. Aber nur weil er sich nicht die Mühe macht oder Interesse hat sich darauf einzulassen.

Benutzeravatar
Morti
Kennerspieler
Beiträge: 627
Wohnort: Niedersachsen
Kontakt:

RE: "Klassiker" bzw. "Alte" Spiele gegen "Aktuelle" Spiele

Beitragvon Morti » 5. Mai 2014, 23:01

Eben.
Würfelspiele gab es schon in der Antike, und die Instrumentierung moderner Musikgruppen ist seit 70 Jahren nahezu identisch. Das Leben jedes Menschen besteht aus Aufstehen, Herumlaufen, Essen und Schlafengehen.
Fazit: Ist doch alles irgendwie gleich geblieben.

Solche Behauptungen kann nur aufstellen, wer alles und jeden auf einen derart engen Kern herunterbricht, daß alles mit jedem vergleichbar wird.


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste