Beitragvon Tyrfing » 4. Februar 2009, 14:58
SichJerry schrieb:
> Und um es ganz deutlich zu sagen: Sich bei einem neuen Spiel
> selbst tief in die bekannten Strategien einzuarbeiten und die
> Mitspieler dann bei den ersten 3-4 Spielen abzuziehen ist
> ganz schlechter Stil und dazu noch ziemlich dumm, da ich zum
> einen den anderen damit den Spielspaß nehme und mir selbst
> potenziell Mitspieler raube.
Also, sofern es darum geht dass man seine Mitspieler nicht vorführen sollte, sehe ich das ja ein, aber...
Ich verstehe nicht, inwieweit man das "ungleiche Spiel" denn verhindern will?
Zu sagen: "Sich schlau machen ist böse!" hilft jedenfalls nicht.
1) Finde ich es schon sehr komisch, sich sozusagen "künstlich dumm" halten zu müssen um Spaß zu haben.
Das ergibt dann allerdings eine schönen Kontrastpunkt zu den "Spielen für Intellektuelle".
Dominion ist demnach ein "Spiel für die Dummen"? Oder zumindest für die "Gleichdummen" oder "Gleichschlauen"? ;)
2) Sich nicht über ein Spiel zu informieren hilft nichtmal.
Dann müsste ich konsequenterweise ja meine Spiele auf meine Spielgruppen aufteilen.
"Tut mir leid, ich darf/kann Descent nicht mit EUCH spielen, dann würde ich mehr Spielerfahrung in meine eigene Spielerunde bringen und meinen Mitspielern dort das Spielerlebnis versauen!"
Andererseits würde mich ja auch keiner Fragen mitzuspielen, schließlich müssten sie das ja genauso handhaben.
Was mache ich eigentlich, wenn sich meine Descentgruppe dann bei mir trifft, aber ein Mitspieler ist krank/fällt aus? Alleine spielen geht aus oben genannten Gründen nicht. Also muss ich für jede denkbare Konstellation von Ausfällen/Mitspielern ein Spiel haben, bei dem wir auf dem gleichen Kenntnisstand sind... oha, das wird garnicht so einfach.
3) Nehmen wir mal unser Traumszenario an:
Vier Spieler alle sehen das Spiel zum ersten Mal, sagen wir es geht um "Einfach Genial".
Sind die Kenntnisstände gleich? Nein.
Der eine kennt das Genre, abstrakte Spiele, schon gut und kennt einige ähnliche Spiele.
Der andere hat einfach ein Faible für diese Art von Spielen und gewinnt in den ersten 5 Zügen mehr Erkenntnis über das Spiel, wie ein anderer Mitspieler.
Wieder der nächste kann mit der Art Spiel überhaupt nichts anfangen und versteht selbst nach 20 Zügen das Grundprinzip nicht...
Ohweh, bricht man das Spiel dann besser nach 5 Zügen ab, weil sich dann der Kenntnisstand ungleich verschoben hat?
4) Nochmehr Traumszenario:
Vier Spieler, allesamt neu, allesamt gleich veranlagt und lernen gleichschnell über das Spiel und haben die gleiche Vorkenntnis
(Nein, das ist ein realistisches Szenario! *hust*)
Spieler A probiert es mit einer offensiven Strategie, Spieler B mit einer defensiven, einfach weil sie sich zufällig für verschiedene Strategien entschieden haben.
Dabei stellt sich heraus, dass die offensive Strategie der anderen überlegen ist... ohweh, schon wieder ein ungleiches Spiel!
Also, im Fazit möchte ich sagen, dass es letztendlich so sein sollte, dass das Spiel auch mit ungleichen Mitspielern dennoch Spaß machen sollte.
Klar, es geht nicht darum dass der unerfahrene Spieler direkt gleichauf mit dem erfahrenen Spieler spielen können muss (das fände ich auch wiederum schlecht), aber doch zumindest sollte es nicht so sein, dass man als "erfahrener Spieler" in ein Muster F fallen kann, nachdem man das Spiel "runterspulen" kann.
Ein Spiel, was seine Faszination dadurch erlangt, dass man es "knacken" muss ist für mich kein "Spiel" sondern ein Rätsel - auch die haben ihre Daseinsberechtigung (siehe ThinkFun), aber sind eben was anderes.
Es obliegt also m.E. dem Spiel auch mit ungleichen Spielern zu funktionieren.