Beitragvon achim » 13. Juli 2009, 13:27
Thomas O. schrieb:
> OK, ich bin hier unausgesprochen von qualifizierten
> Berufsbildern der freien Wirtschaft (vs. öffentlicher Dienst)
> ausgegangen.
Welches Berufsbild meinst Du den im konkreten Fall? Gerade von hochqualifizierten MA verlange ich als Arbeitgeber im Normalfall Präsenz und direkten Zugriff. Bei Führungspersonen möchte ich fast schon von Präsenzpflicht sprechen. Eher auf Sachbearbeiterebene habe ich als AG die Möglichkeit Homeoffices einzurichten.
Der Trend der Globalisierung verlangt von allen
> eine höhere Flexibilität und Mobilität, auch von den
> Arbeitgebern. Unternehmen werden reihenweise übernommen,
> fusioniert, umstrukturiert etc., Standorte werden
> geschlossen, verlagert, umgesiedelt. Wenn du als Arbeitgeber
> da nicht bereit bist, einige Zugeständnisse in Richtung
> Arbeitnehmer zu machen und dem Wunsch nach individueller
> Arbeitsplatzwahl nachkommst, hast du bei der
> Mitarbeiterbindung oft schlechte Karten...
Lieber Thomas,
verstehe mich bitte nicht falsch, aber solche Themen sollte man immer aus Sicht des Arbeitgebers diskutieren. Wenn ich von Mitarbeiterbindung rede, dann bekomme ich als Unternehmer Bauchgrimmen. Da denke ich an Kündigungsschutz, zu hohe Entlohnung und phlegmatisches Arbeiten und hohe Krankenstände. Die Mitarbeiter für die ich eine hohe Mitarbeiterbindung anstrebe, das sind meine absoluten Top-Schlüsselpositionen im Betrieb, das sind meine Top-Cashgenerierer, das ist mein "One of hundred". Nicht die Arbeitgeber bewegen sich derzeit, sondern die Arbeitnehmer. Betrachte doch nur die riesigen Pendlerströme. Wenn sich Arbeitgeber bewegen um Dependancen zu verlagern, dann stellenweise doch nur um alte Mitarbeiter zurückzulassen.
> Ich stelle mir nur mal vor, eine Lehrer-Familie hat seine
> Lebensplanung darauf ausgerichtet, dass mindestens ein
> Elternteil ab 14 Uhr zu Hause ist, und nun herrscht für alle
> Präsenzpflicht bis 17 Uhr, dann kann das schon zu
> organisatorischen Problemen führen, und vom "Sozialstaat"
> wäre mal wieder eine Ecke abgebröckelt.
Nun stelle Dir doch einmal vor, ein(e) Mitarbeiter(in) in der freien Wirtschaft hat sich ähnlich eingerichtet wie Dein beschriebener Lehrer, und sein (ihr) Chef streicht seinen (ihren) Arbeitsplatz oder verlangt eine Änderungskündigung mit 42 Stunden Präsenzleistung/Woche?
Das ist für den Einen so "bescheiden" wie für den Anderen aber durchaus für beide denkbar. Und wenn man von "Sozialstaat" spricht, dann heist das doch auch seine "Schwachen" gleichermaßen zu schützen und im Notfall zu unterstützen. Sind Lehrer schwächer als andere und bedürfen stärkeren Schutz als andere?
Das Thema ist sicherlich kein "Spielbox-Thema", aber ich konnte das nicht so stehen lassen.
Gruß
achim