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Deutsche Ubersetzung

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
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peer

Re: Laienarbeit

Beitragvon peer » 8. Mai 2010, 13:14

Hi,
Thygra schrieb:
>
> Da sind wir wieder bei der Definition des Begriffs "Wert".
> Mag sein, dass die Übersetzung für den Übersetzer 5.000 Euro
> wert ist. Der Verlag muss anders rechnen: Kann er durch die
> Übersetzung einen Mehrgewinn generieren, der diese 5.000
> übersteigt. Das ist bei fast allen Spielen sehr
> unwahrscheinlich. Also ist die Übersetzung für den Verlag
> keine 5.000 wert.

Genau. Die wenigsten Verlag (=keine) können 5000¤ für eine Regelübersetzung freimachen. Würde niemand weniger verlange, gäbe es keine Regeln in anderen Sprachen - man müsste auf eine "echte" Deutsche Ausgabe eines deutschen Verlages warten.
Verloren hätte dann auch der Übersetzer, der dann statt 5000¤ gar nichts bekommt (natürlich ist diese Argumentation gefährlich, denn so können eben auch Dumpinglöhne begründet werden. Aber zwischen einem KLEINVERLAG und einer international operierenden Drogeriekette (z.B.) ist dann doch noch ein kleiner Unterschied....)

ciao
peer (siehe auch : http://www.spielbar.com/wordpress/2010/03/07/1333 )

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Maarten
Spielkamerad
Beiträge: 29

Re: Laienarbeit

Beitragvon Maarten » 8. Mai 2010, 18:39

peer schrieb:
>
> Genau. Die wenigsten Verlag (=keine) können 5000¤ für eine
> Regelübersetzung freimachen. Würde niemand weniger verlange,
> gäbe es keine Regeln in anderen Sprachen - man müsste auf
> eine "echte" Deutsche Ausgabe eines deutschen Verlages warten.
> Verloren hätte dann auch der Übersetzer, der dann statt 5000¤
> gar nichts bekommt (natürlich ist diese Argumentation
> gefährlich, denn so können eben auch Dumpinglöhne begründet
> werden. Aber zwischen einem KLEINVERLAG und einer
> international operierenden Drogeriekette (z.B.) ist dann doch
> noch ein kleiner Unterschied....)

Genau. Am einfachsten ist es wenn man einfach sehr aufmerksam ist wenn men Fremdsprachenunterricht bekommt. Bedenke mal wieviel Stunden man braucht ehe man ein bisschen fließend eine andere Sprache verstehen/sprechen/schreiben kann. Ich bin offensichtlich kein 'native Speaker' des Deutsches (entschuldige meine Verstossungen gegen die Grammatik und Rechtschreibung...), habe dafür etwa 1000 Stunden Unterricht bekommen, inklusive des Lesens von Büchern usw. Und Niederländisch---meine Muttersprache---ist dem Deutsche sehr nah!

Aber dennoch: 31000 Wörter übersetzen ist eine Menge Arbeit. Weniger als 1500 bis 2000¤ dafür bekommen ist, umgerechnet, sicherlich niedriger als das Mindestlohn. Liebe für das Hobby ist schön, aber es gibt Grenzen. Für mich jedenfalls.


Maarten

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Roman

Re: Laienarbeit

Beitragvon Roman » 8. Mai 2010, 22:28

Hi Grzegorz,

Grzegorz Kobiela schrieb:

> Ich sehe nichts Unseriöses an der Anfrage. Das einzige
> Problem, das sie mit sich bringt, ist, dass sich jeder darauf
> melden kann, unabhängig seiner Sprachkenntnisse. Da muss der
> Verlag höllisch aufpassen, ob er nicht den "Falschen" anheuert.

Es gibt noch ein anderes Problem, auf das *wir* "tierisch aufpassen" müssen. Nämlich dass wir nicht instrumentalisiert werden. Es scheint mittlerweile eine Selbstverfreilichkeit in der Spieleszene zu sein, dass wir Bitches sind. Ich nenne das das "nette Menschen Syndrom". Gute Arbeit für umme.

Ciao,
Roman

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Günter Cornett

Re: Laienarbeit

Beitragvon Günter Cornett » 9. Mai 2010, 10:05

Maarten schrieb:
>
> Aber dennoch: 31000 Wörter übersetzen ist eine Menge Arbeit.

Wieviel Stunden Arbeitszeit steckt da drin?

> Weniger als 1500 bis 2000¤ dafür bekommen ist, umgerechnet,
> sicherlich niedriger als das Mindestlohn.

Hm, Mindestlohn. Es wird doch gerade diskutiert, ob - generell, nicht für Übersetzungsarbeiten - ein Mindestlohn von 7,50 bezahlbar ist ...

> Liebe für das Hobby
> ist schön, aber es gibt Grenzen. Für mich jedenfalls.

Ich denke, dazu gibt es sehr viele unterschiedliche Einstellungen. Ich denke, der von dir genannte Preis hat sicherlich nichts mit Liebe zum Hobby zu tun.

Gruß, Günter

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peer

Re: Laienarbeit

Beitragvon peer » 9. Mai 2010, 10:24

Hi,
GMT ist vielleicht auch ein Extrembeispiel. Nehmen wir mal die Übersetzungen, die ich für Japon Brand mache. Das sind 1-4 DIN-A-4-Seiten für Kartenspiele. Nehmen wir an, der "übliche" Übersetzungspreis ist 1000¤.
Die Auflage der Kartenspiele liegen im Bereich um die 500.
Das hieße nur die deutsche Übersetzung (die englische käme noch hinzu) würde den Preis des Kartenspieles um 2¤ plus Steuern und Händlermargin (also etwa insgesamt 3¤) steigen lassen. Das würde sich schlichtweg nicht lohnen und es gäbe keine deutsche Übersetzung.

Allerdings habe ich ja auch nicht englisch gelernt, um damit Geld zu verdienen.

Wieviel Geld bekomme ich für diese Antwort? Immerhin musste ich ja lernen, mit dem Computer umzugehen! ;-)

ciao
peer

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Günter Cornett

Re: Laienarbeit

Beitragvon Günter Cornett » 9. Mai 2010, 10:34

Maarten schrieb:
>
> > Sag Du, ob eine Regelübersetzung EUR 5000 wert ist.
>
> Warum denn nicht? 31465 Wörter übersetzen sich nicht wie von


Doch, soweit es nur um die Wörter geht, kann das jeder per Wörterbuch oder Google. ;)

Anders sieht es aus, wenn man den Inhalt des zu übersetzenden Textes in Betracht zieht.


> selbst. Leute die ihr Geld mit das Übersetzen von Romanen
> (die noch viel mehr Wörter enthalten, 250.000 ist keine
> Ausnahme), werden auch pro Wort bezahlt.

Bei Romanen geht es nicht einfach darum, die Information der Vorlage möglichst knapp und verständlich in eine andere Sprache zu übersetzen. Die Arbeit des 'Übersetzers' gleicht hier dem eines Autors, weshalb es auch Urheberrechte an Übersetzungen gibt.


> Das Problem, indem es irgend ein gibt, ist dass man selten
> erkannt dass übersetzen viel Zeit, bzw. Geld kostet.

Das ist richtig. Aber es gibt hier starke Unterschiede hinsichtlich der zu übersetzenden Texte.

Übersetz doch mal ein Gedicht und lass dich nach Worten bezahlen. Da bist du mit 50 Cent/Wort immernoch unterbezahlt.

> Dass es
> sich um einen unbekannten Wargame handelt, ist völlig egal.
> Wörter sind Wörter, nicht mehr, nichts weniger.

Bei Spielanleitungen geht es nicht darum, einen bestimmten Stil nachzuempfinden sondern darum, den Inhalt knapp und verständlich rüberzubringen. Daher begründen solche Übersetzungen zumeist auch keine eigenen Urheberrechte des Übersetzers.

Fields Of Fire von GMT scheint mir hier eine relativ einfache Vorlage zu sein, da der Inhalt sehr gut gegliedert ist und dem Übersetzer in kleinen Happen präsentiert wird. Der Übersetzer braucht nicht neu anzusetzen, um einen größeren Abschnitt zumindest teilweise mit eigenen Worten wiederzugegeben.

Dass gerade in der Spieleszene Übersetzer mit der Übersetzung oft gleichzeitig die Originalversion lektorieren (Asche auf mein Haupt), steht auf einem anderen Blatt.

Und natürlich ist es nicht egal, ob es sich um ein unbekanntes Wargame handelt. Denn dann dürfte die Auflage wohl ein paar hundert Stück betrage, die Zielgruppe der Übersetzung vielleicht 100 Personen. Wenn die sich die Kosten in Höhe von 1500, 2000 oder 5000 Euro teilen müssen (die sich über den Verkauf auch bei Direktvertrieb locker verdoppeln, da sie erstmal vorgestreckt werden müssen), dürfte die Zielgruppe der Übersetzung auf eine ein- oder nullstellige Zahl schrumpfen.


Ergo:
Ein professioneller Übersetzer beschwert sich nicht über ein solches Dumping sondern weiß, dass er nicht Zielgruppe einer solchen Anfrage ist. Ein gut bezahlter Bundesligafussballer sucht sich seine Klubs ja auch nicht in der Kreisliga.

Gruß, Günter

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Günter Cornett

Re: Laienarbeit

Beitragvon Günter Cornett » 9. Mai 2010, 10:49

peer schrieb:
>
> Hi,
> GMT ist vielleicht auch ein Extrembeispiel. Nehmen wir mal
> die Übersetzungen, die ich für Japon Brand mache. Das sind
> 1-4 DIN-A-4-Seiten für Kartenspiele. Nehmen wir an, der
> "übliche" Übersetzungspreis ist 1000¤.
> Die Auflage der Kartenspiele liegen im Bereich um die 500.
> Das hieße nur die deutsche Übersetzung (die englische käme
> noch hinzu) würde den Preis des Kartenspieles um 2¤ plus
> Steuern und Händlermargin (also etwa insgesamt 3¤) steigen
> lassen. Das würde sich schlichtweg nicht lohnen und es gäbe
> keine deutsche Übersetzung.


Für den Händler. Für den Endkunden würde der Preis nochmals steigen. Und das pro übersetzte Sprache.
Denn die 500 Spiele werden ja nicht alle in Deutschland verkauft.

> Allerdings habe ich ja auch nicht englisch gelernt, um damit
> Geld zu verdienen.
>
> Wieviel Geld bekomme ich für diese Antwort? Immerhin musste
> ich ja lernen, mit dem Computer umzugehen! ;-)

Wenn man gar nicht auf das Geld achtet, wird man ausgebeutet.
Wenn man immer nur auf das Geld achtet, wird ein Teil der Gesellschaft abgehängt, nämlich die, die kein Geld haben und es auch nicht bekommen. Die die fürunter 5,-/h arbeiten müssen und dadurch anderen letztlich hohe Stundensätze ermöglichen. Das merkt man nicht, so lange es einen nicht selbst trifft.


Es gibt unterschiedliche Ökonomien, an denen wir teilhaben:

Da wo es in erster Linie um Profit geht, achte ich darauf, dass der Preis stimmt.

Im Tauschring gebe ich X Stunden und bekomme X Stunden, egal welchen materiellen Wert die geleistete Arbeit hat (Putzen, Möbel schleppen, PC-Dienstleistungen, Haare schneiden ...).

Ich leiste einiges an Arbeit vor allem aus Idealismus, sei es für Freunde, für eine Sache oder aus der Erkenntnis heraus, dass ohne Idealismus es viele gute Dinge, darunter auch viele Spiele, nicht geben würde. Ich habe auch gerade für den Verlag viele kollegiale Ratschläge und Infos von meiner 'Konkurrenz' bekommen und gebe auch vieles weiter.

Da diese Ökonomien, die auf unterschiedlichen Prinzipien basieren, nicht immer klar getrennt werden können, ist Mißbrauch möglich. Aber beschränkt auf eine dieser Ökonomien könnte ich nicht wirklich leben.


Gruß, Günter (fragt sich gerade, was seine Beiträge über den unsäglichen Verein wert sind, bzw. was er dafür verdient hätte :grin: )

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Gead
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Re: Laienarbeit

Beitragvon Gead » 9. Mai 2010, 11:25

Hallo Günter,

mit (fast) allem, was du hier schreibst, stimme ich im Großen und Ganzen überein.

Laienhafte Grüße
Gead (fragt sich nur, was diese unsäglichen Seitenhiebe immerzu sollen. :-? Du bist doch hier auch differenziert in deiner Bewertung, indem du nicht alle über einen Kamm scherst.)

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Günter Cornett

[OT] Ironie (Re: Laienarbeit)

Beitragvon Günter Cornett » 9. Mai 2010, 11:31

Gead schrieb:
>
> Gead (fragt sich nur, was diese unsäglichen Seitenhiebe
> immerzu sollen. :-? Du bist doch hier auch differenziert in
> deiner Bewertung, indem du nicht alle über einen Kamm scherst.)

hi Gead, ich meine, ein bisschen Spaß muss sein, zumal der Seitenhieb in diesen Zusammenhang auch mit einem Schuss Selbstironie versehen wurde. :)

Gruß, Günter

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Gead
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Re: [OT] Ironie (Re: Laienarbeit)

Beitragvon Gead » 9. Mai 2010, 11:40

Ironie ist eine feine Sache. Ich verwende beim Diskutieren auch gerne eine Brise Ironie. Manche "Gerichte" schmecken aber auch ohne Salz ganz gut. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass die ganzen Diskussionen der Vergangenheit im Zusammenhang mit "dem Verein" als ziemlicher Kloß in mehreren Hälsen stecken. Da hilft nur: 1. runterschlucken, oder 2. kräftig abhusten, oder 3. mal ordentlich auf den Rücken klopfen! Auf Dauer ist so ein Kloß nämlich nicht gut für's Gemüt. Achtung: ;-))

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Maarten
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Re: Laienarbeit

Beitragvon Maarten » 10. Mai 2010, 20:25

Günter Cornett schrieb:
>
> Maarten schrieb:
> >
> > Aber dennoch: 31000 Wörter übersetzen ist eine Menge Arbeit.
>
> Wieviel Stunden Arbeitszeit steckt da drin?

Wenn ich mich damit 'liebevoll' beschäftigen würde? Ehm... 300 bis 350 Stunden. (Ich begründe diese Aussage auf meiner Erfahrung mit Regelübersetzungen. Dafür lese ich FAQs und Regeldiskussionen, frage ich den Autor, und überprüfe ich den definitiven Text wie er im Heft erscheinen wird) Ein professioneller Übersetzer braucht etwa die Hälfte.

> > Weniger als 1500 bis 2000¤ dafür bekommen ist, umgerechnet,
> > sicherlich niedriger als das Mindestlohn.
>
> Hm, Mindestlohn. Es wird doch gerade diskutiert, ob -
> generell, nicht für Übersetzungsarbeiten - ein Mindestlohn
> von 7,50 bezahlbar ist ...

Darüber brauche ich gar nicht nachzudenken: das ist es nicht, es sei denn wir reden über Spiele wovon es Zehn- bzw. Hunderttausende verkauft werden, oder die Regel genügend kurz sind um in wenigen Stunden zu übersetzten.

> > Liebe für das Hobby
> > ist schön, aber es gibt Grenzen. Für mich jedenfalls.
>
> Ich denke, dazu gibt es sehr viele unterschiedliche
> Einstellungen. Ich denke, der von dir genannte Preis hat
> sicherlich nichts mit Liebe zum Hobby zu tun.

Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Der Drucker und der Distributor verringern ihre Preise auch nicht um eine Ausgabe eines fremdsprachigen Spieles zu ermöglichen. Warum sollte denn nur der Übersetzer (sehr) großzügig sein? Aber wie du schon sagte: es gibt sehr viele unterschiedliche Einstellungen. Meine ist geschäftsmäßig.


Maarten

Thygra
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Re: Laienarbeit

Beitragvon Thygra » 11. Mai 2010, 09:14

>Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Der Drucker und der
>Distributor verringern ihre Preise auch nicht um eine Ausgabe
>eines fremdsprachigen Spieles zu ermöglichen. Warum sollte
>denn nur der Übersetzer (sehr) großzügig sein?

Der Drucker bekommt den Auftrag halt trotzdem, weil seine Konkurrenten auch nicht günstiger produzieren. Der Übersetzer bekommt den Auftrag aber nicht, wenn er zu teuer ist, weil es vermutlich jemanden gibt, der es günstiger macht.

Das ist so wie im aktuellen Beispiel, das diesen Thread gestartet hat. Schon bevor es den Thread gab, hatte ich Kontakt zu Jonny und ihm eine Übersetzung angeboten. Er hat mir als Bezahlung Spiele angeboten. Ich antwortete, dass ich eine Bezahlung in Form von Geld bevorzuge - ohne einen Betrag zu nennen. Darauf bekam ich nicht mal mehr eine Antwort, sondern fand einen Tag später diesen Thread hier ...
André Zottmann (geb. Bronswijk)
Thygra Spiele
(u. a. für Pegasus Spiele tätig)


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