Beitragvon kleinerpoet » 14. Juni 2010, 02:53
Als Einstieg (Leonidas und die WM bringen mich darauf) zunächst ein paar Worte zu Fussball und Spielen
Leg noch zwei drauf, Leonidas, und der Schuh passt…
… aber Deine Einschätzung („PS: Deutschland - Australien 2:0“) ging schon mal in die richtige Richtung. Ich fand das Spiel übrigens ab einem bestimmten Zeitpunkt etwas langweilig. Störten mich die anderen Spiele deswegen ein wenig, weil aufgrund zu wenig Aktion für mich kaum ein Spannungsbogen entstand; so fand ich ab einem bestimmten Punkt (wahrscheinlich war es das zweite Tor für Deutschland) das Spiel etwas langweilig, da nun feststand: eine besonders realistische Chance, für die Australier, Deutschland zum ein- geschweige denn überholen bestand nun nicht mehr.
Das wär im Brettspielbereich für mich fast so, als ob derjenige, der uns das Spiel erklärt hat und am besten vertraut damit ist, einen Vorsprung von 20 Punkten auf der Kramerleiste hat...
Halt, Leute! Keine Steine werfen! Versteht mich recht: klar drücke ich unseren Spielern die Daumen, aber es geht mir hier anders als vielen anderen Fussballfans um mich her: ist ein Verein z.B. in der Bundesliga ZU GUT, dann ist der Spielbeobachtungsreiz für mich halt wesentlich niedriger, als wenn ich noch Überraschungen erwarten kann.
Aber das ist jetzt nur das Tagesaktuelle, obwohl so etwas (das Fussballspiel) viel mehr mit uns und unseren Themen verwandt ist, als man denkt: wir stehen zwar nicht selbst auf dem Feld und spielen das Spiel… doch einen Spannungsbogen gibt es beim Fussball theoretisch ebenso wie bei einem Brettspiel. Kommt natürlich auch drauf an, wer spielt, das ist schon klar. Deutschland – Österreich kann bisweilen öde sein… aber das war seinerzeit natürlich ‚ne große Ausnahme. –
Allegemein gilt beim Fussball wie auch beim Brettspiel: die Regeln stehen fest, es liegt nur daran, wie man sie interpretiert bzw. ausspielt.
Nun zu Thomas und der lebhaften Diskussion. Du hast da ein gutes Thema aufgebracht; vielen Dank für den interessanten Beitrag. Auch die Antworten fand ich im großen Ganzen auf einem hohen Niveau und recht lesenswert.
Eigentlich wollte ich nicht schon wieder was schreiben, denn schließlich muß man ab und an – wenn denn schon der ganze Tag Weltmeisterschaft ist – nachts endlich mal schlafen oder aber die eigenen Spiele noch a bisserl weiterbringen.
Doch dann quälte mich doch mein Schreibnerv, und hier ist das Ergebnis:
Schon vor Jahren empfand ich heftige Phantomschmerzen, als mir von der Spielbox-Redaktion das alte Notenschema genommen wurde. Ich bring es heut nicht mehr auswendig zusammen, aber außer dem Spielreiz wurden diverse Parameter von den Rezensenten abgefragt und in Form einer Note der Öffentlichkeit mitgeteilt.
Das gefiel mir, der ich die meisten Spiele damals erstmals über die Spielbox kennenlernte, wesentlich besser als das ‚neue’ System, das nun ja auch schon einige Jahre auf dem Buckel hat. – Für mich als potentiellen Spieler ist eine Meinung der nichtschreibenden Rezensenten, die sich auf mehrere Noten stützt, halt aussagefähiger.
Darüber hinaus gefielen mir die damaligen Angaben. Ich müsste nachsehen, ob es ums Material, die Spieldauer oder noch ganz was anderes ging, aber diese Art von Bewertung entspricht mir sehr viel mehr als die aktuelle. (Da kann es noch so viele Anmerkung und Sternchen bzw. Extrakästchen geben; wobei ich eine Mischung für optimal halte: abweichende Einzelmeinungen ruhig reinschreiben, doch bei den diversen Noten bleiben).
Wie seht Ihr das, Freunde?
Vielleicht liest auch der eine oder andere Rezensent, der damals schon für die Spielbox schrieb, diesen Beitrag. – Es würde mich interessieren, was der einzelne Rezensent von der damaligen Änderung hielt, als quasi direkt Betroffener, denn soweit ich’s noch in Erinnerung habe, wurde die Änderung der Noten damals von der Redaktion veranlasst.
Falls mein Gedächtnis nicht ganz trügt, wurde dies sogar auf einen Wunsch des Publikums zurückgeführt. Aber muß man das tun? Ist es nötig, alles was gut und bewährt ist, zu verwerfen, nur weil es Kritik daran gibt? – Hin und wieder finde ich es auch gut, im besten Sinne konservativ zu sein und das zu bewahren, was sich bewährt hat, und nur das zu ändern, was schlecht ist.
Schönen Gruss, Ralf
P.S. Einer, der im genannten Sinne z.B. meines Erachtens ein Bewahrer ist, ist Theo Sommer. Dieser Journalist und Herausgeber der "Zeit" wurde neulich 80 Jahre alt und von Deutschlandradio Berlin gewürdigt.
In diesem sehr hörenswerten Beitrag kam genau das auf den Punkt, weshalb ich gern guten Journalismus lese: Menschen wie eben Theo Sommer, Bascha Mika oder Heribert Prantl, um nur einige zu nennen, die sozusagen vom anderen Ende des Journalismus herkommen und mit Spielen nicht viel zu tun haben, schreiben und redigieren eben sehr gut.
Sie verfügen über eine besondere Handschrift, die man ihren jeweiligen Zeitungen anmerkt. (Bedauerlicherweise verließ Bascha Mika vor einiger Zeit ihre Zeitung, die taz, die sie fast ein Jahrzehnt lang geleitet hatte).
Und es macht immer wieder Freude, in der Spielbox selbst, aber auch hier im Forum, was für mich sozusagen eine interaktive Leserbrief-Schreibstelle ist, Beiträge zu lesen, die sich sprachlich oder inhaltlich auszeichnen.
So, tschüßle denn. - - -