Beitragvon JRunner » 23. August 2010, 10:05
Liebe Fangemeinde.
Nachdem ich jetzt mal alle Posts durchgelesen habe, denke ich passt diese Anrede ganz gut, immerhin ist es ja meine Rezension, um die es hier eigentlich geht... und ich weiß nicht ob ich eher fassungslose entsetzt oder belustigt sein sollte, ob des Aufsehens, den eine gewisse Textpassage meiner Machtspiele-Rezension hier erregt hat.
1. Ist denn eigentlich niemand auf die Idee gekommen, dass der Ausdruck "Als Rezensent gibt es selten ein Rezensionsspiel, das man öfter spielt - man hat einfach schon zuviele gute" nichts, aber auch gar nichts über die vorangehenden Testpartien aussagt? Es geht bei dem Satz doch ganz eindeutig um die Zeit nach einer Rezension, wenn normalerweise Rezensionsspiele im Keller oder was weiß ich wo verschwinden und man sie nicht mehr hervorkramt... ganz im Gegenteil eben zu Machtspiele, das für mich persönlich öfter herausgekramt werden wird. Kein einziger von euch ist überhaupt auf die Idee gekommen, dass der Satz etwas anderes bedeuten könnte, nein ihr geht alle davon aus es handelt sich um eine Aussage über nur geringfügige Testpartien. Ganz ehrlich, da muss ich mich schon sehr wundern und gerade spieltesterische Kollegen die meinen Satz als "reichlich dumm" darstellen fragen, obs nicht dümmer ist eine Auffassung unhinterfragt als gegeben anzunehmen ;-)
2. Das nächste was dann noch hinzukommt ist diese geradezu groteske Aussage mit den cliquenabendlichen 30-50 Testpartien, bei der ich nur kopfschüttelnd schmunzeln konnte. Für diese Übertreibung solltet ihr mit 50x "Das Traumschiff" von Noris testen bestraft werden :-D, denn es ist doch heutzutage klar, dass die Meinungen der Testspieler alle miteinfließen... deswegen sind das aber nicht 30-50 Testspiele, davon kann man ja wohl bitte nur sprechen, wenn der entsprechende Tester mit dabei war, ansonsten handelt es sich einfach um eigenständige Bewertungen, die sehr wohl ihr anrecht haben und in eine Bewertung miteinfließen können - aber eben auch einem gewissen objektiven Maß an Beurteilung des Rezensenten unterliegen. Ein Rezensent hat nunmal weit mehr Erfahrung mit Spielen, er hat ja idR auch schon zu genüge an Spielmechanismen gesehen und kennt ja auch den Spielmechanismus des zu rezensierenden Spieles genau. Er muss daher auch die jeweilige Aussage nochmal überprüfen, was am Effektivsten natürlich nur dann war, wenn er bei dem Spiel des betreffenden Spielers anwesend war und miterlebt hat, was überhaupt passierte und wie der zu dieser Meinung kam, ansonsten droht die Gefahr, dass ein vielleicht unglücklicher Zufall oder eine unglücklicher Verlierer diese Meinung objektiv in eine Bewertung bekommt. Genau dafür gibt es heute bei JEDER guten Rezensionsseite User-Bewertungen, bei denen Spieler selbst eine Bewertung vornehmen können und dazu auch einen Kommentar verfassen dürfen. Ein Leser hat dann problemlos die Möglichkeit die Meinung des Rezensenten als auch jene von anderen Spielern anzusehen und kann sich daraus sein eigenes Bild machen, das immer besser sein wird als jenes, was ein Rezensent zusammenfassend mit hineinnehmen kann!
3. Abschließend möchte ich hier nochmal etwas erwähnen, das eigentlich jedem halbwegs mit Hausverstand gesegnetem Menschen klar sein müsste: Ein Mensch, eine Meinung, viele Menschen, viele Meinungen. Daran ändern auch die unterschiedlichsten Kriterien und Testsysteme gar nichts, denn diese legen ebenfalls ihren Focus auf bestimmte Gebiete und sind nur innerhalb dieser konsistent. Wenn ich mir zB mal ansehe wie es damals um Dominion stand: Die eine Hälfte war begeistert von diesem neuartigen Spielprinzip, die andere Hälfte verfluchte es wegen mangelnder Interaktion. Ein Rezensent ist auch nur ein Spieler und natürlich kann er andere Ansichten mitberücksichtigen... aber er wird immer seine persönliche Vorliebe haben, die mitspielen wird und die dafür sorgt, ob ihn persönlich ein Spiel gefällt oder nicht. Natürlich, ein Spiel kann in verschiedenen Spielerkonstellationen unterschiedlich ausfallen, man kann erkennen, ob es neuartige Strategien gibt etc, wenn man ein Spiel öfter spielt... na und? Seit wann bitte bewerten wir ein Spiel anhand der Anzahl der Strategien die es bietet? Oder der Möglichkeiten die mir für einen Zug gelassen werden? Ich bewerte immer noch am Spaßfaktor, den mir ein Spiel bringt... weswegen meine Spielgruppe sich auch aus Gelegenheitsspielern und Strategiehasen zusammensetzt und eine geradezu tödliche Mischung für jedes Spiel ist, da es partout dem einen oder andren nicht zusagen wird - ganz anders eben Machtspiele, das sowohl Spielern, die kurze Spiele mögen als auch Taktikern gefallen, ja geradezu begeistert hat... und das nicht nur ein oder zweimal, wohlgemerkt! Und das ist nunmal das entscheidende Kriterium für mich, wenn ihr da andere habt, bitteschön, ganz eure Sache... nur sollte man bitte diesen Schwachsinn lassen und eine gute Rezension mit der Anzahl an Testpartien gleichsetzen...
Liebste Grüße
Ing. Bernhard Tischler
Rezensent und Lektor bei spieletest.at