Beitragvon achim » 1. Februar 2011, 22:57
Hallo Marion,
Spiele werden für bestimmte Zielgruppen konzipiert, das geschieht durch die Kombination aus Thema, Spieltiefe, Spieldauer und auch Glücksabhängigkeit. Es gibt bestimmt noch ein paar mehr Merkmale, Anzahl der Spieler fällt mir noch ein, aber das ist jetzt nicht weiter wichtig. Dadurch kann man sie in verschiedene Klassen unterteilen. Würfelspiele, Partyspiele, Familienspiele, Strategiespiele und so weiter. Wenn nun ein Spiel anhand seiner Merkmale einer Gruppe zugehörig sein möchte, dies jedoch nicht erfüllen kann, so ist es in meinen Augen für die angestrebte Zielgruppe ein schlechtes Spiel. Kinderspiele, die kein 10 Jähriger versteht oder keinem Kind Spaß macht, sind eben schlechte Kinderspiele. Vinhos wurde von Anfang an so vermarktet, dass nur ein bestimmter Spielertypus angesprochen wurde. Anspruchsvolle Strategiespieler mit einem Faible für längerdauerte realitätsnahe Wirtschaftssimulationen. Das Thema ist gut gewählt und umgesetzt, die Spieldauer ist mit 90-180 Minuten angegeben, was durchaus bei ausreichender Erfahrung machbar ist, die Spielmaterialien sind auf der Rückseite der Spielschachtel alle gut sichtbar angezeigt, die Spieltiefe gut beschrieben. Dieses Spiel ist kein Blender, es ist genau das, was einem angeboten wurde. Wenn jetzt Spieler damit nicht klar kommen sollten, so darf man das auf keinen Fall diesem Spiel anlasten. Vielleicht gehört man nicht zu dieser Zielgruppe. Bitte nicht falsch verstehen, ich will keine Lanze brechen für schlechte Spiele und so argumentieren, jedes Spiel wäre grundsätzlich gut, es braucht nur seine eigene Zielgruppe. Ich behaupte hier noch einmal, Vinhos ist von den Mechanismen her nicht schwierig zu spielen. Immer den optimalen Zug und die darauf folgenden, sekundenschnell zu berechnen ist allerdings kaum möglich.
Aber muss man immer optimal spielen? Wir sind ja nicht bei einer GO-oder Schachmeisterschaft, sondern wollen nur Vinhos zum Zeitvertreib spielen. Alle ohne Ausnahme (auch die Verlierer), mit denen ich dieses Spiel bisher gespielt habe, waren duchweg begeistert und nicht alle zählen zu der Gruppe der "Freaks". Die meisten waren ganz normale Wochenend-Brettspieler unterschiedlichsten Alters (18-50).
Kein einziger musste vor den Regeln kapitulieren oder hat einzelne Spielpassagen nicht verstanden. Ob alle bisher optimal gespielt haben und das Spiel bis in die letze Feinheit ausloten konnten, wage ich zu bezweifeln aber alle hatten Spaß an diesem Spiel.
Ich habe bisher schon öfters die Warnung vernommen, das Spiel wäre zu schwer zu begreifen, das Regelwerk überfrachtet, der Wein, nein ich wollte sagen das Spiel zu trocken. Dieses Gerücht kam auch in Usseln auf. Beinahe hätte ich mich darauf verlassen, dass das stimmen könnte. Zum Glück habe ich es einige Zeit später dann doch selbst gespielt. Die Regeln habe ich lieber selbst gelesen, da ich bei solch einem Spiel keinem Erklärbären vertraue. Und siehe da, ich wurde nicht enttäuscht. Vinhos ist ein saustarkes Spiel, zumindest solange, bis ein Schlaumeier einen Weg findet, mit einer Extremstrategie das Spiel zu kippen. Aber bis dahin lassen wir uns den Spaß nicht verderben.
Gruß
Achim